Da spaziere ich heute so durch meinen Garten und plötzlich fällt mir ein: Mist! Bei meiner Serie „Das kannst du doch nicht machen!“ habe ich tatsächlich ein wichtiges Thema vergessen: den Zaun. Wahrscheinlich, weil ich die Serienteile hauptsächlich im Winter geschrieben habe und man da einfach selten draußen ist. Aber jetzt ist wieder Garten-Zeit, und da ist die Frage „Zaun oder nicht Zaun“ durchaus von Bedeutung. Und die Frage passt wirklich perfekt in die Serie. Denn Zäune sind seltsamerweise Bauteile, von denen die meisten denken, sie sind unbedingt notwendig und man könnte nicht ohne sie leben. Tatsächlich ist ein Zaun aber verzichtbar. Jedenfalls in vielen Fällen.
Warum kein Zaun?
Es gibt keinen Grund, warum ich mein Grundstück einzäunen müsste. Hätte ich einen Hund oder ein Kind, würde ich es mir vielleicht überlegen. Aber ansonsten sehe ich keine Notwendigkeit. Weder hält ein Zaun Einbrecher ab, noch benötige ich ihn als Designelement. Und Sichtschutz bietet er auch nicht. Dafür müsste man schon eine höhere Steinmauer bauen. Wir wohnen in unserer Sackgasse mit den relativ großen Grundstücken so, dass wir uns weder von Nachbarn noch von der Straße abschotten müssten. Der einzige Zaun, den wir ums Grundstück haben, ist derjenige unserer Nachbarn, die vor uns gebaut haben. Da fehlen mittlerweile allerdings auch schon einige Zaunlatten. Und werden nicht erneuert. Anscheinend halten unsere Nachbarn die Abgrenzung zu uns auch nicht für besonders wichtig. Jedenfalls bringt der Zaun für sie auch keine Verbesserung, was die Situation mit unserem Dauer-Garten-Gast, dem Reh, anbelangt. Sowohl bei uns (ohne Zaun) als auch bei unseren Nachbarn (mit Zaun) frisst sich das Reh gerne durch den Garten.
Ist es billiger, auf den Zaun zu verzichten?
Auf jeden Fall. Ein schöner Zaun ist teuer. Je nach Material und Höhe kann so ein Zaun auch mal 200 Euro pro laufendem Meter kosten, zum Beispiel in edlem Metall. Holzlatten- oder Maschendrahtzäune sind da deutlich günstiger, aber unter 30 Euro pro Meter kommt man meist nicht davon. Der Zaun-Ersatz ist bei uns das, was man sowieso hinter dem Zaun pflanzen würde: Sträucher und Hecken, Stauden und Bäumchen. Ohne Zaun haben wir also wirklich bares Geld gespart.
Und aus architektonischer Sicht?
Ein Zaun ist natürlich auch ein architektonisches Element und kann eng mit der Bebauung auf dem Grundstück verknüpft sein. Uns war aber schon am Anfang der Planungen klar, dass wir keinen Zaun haben wollen. Insofern war das bei uns kein Thema. Wer aber definitiv einen auffälligen oder hohen Zaun um sein Grundstück haben möchte, sollte das von Anfang an miteinplanen. Denn nichts sieht unharmonischer aus als ein modernes Architektenhaus, das dann mit einem grünen Maschendraht eingezäunt wird, weil für eine andere Lösung kein Geld mehr übrig ist.
Alternativen zum Gartenzaun
Ein Blick in den Bebauungsplan ist übrigens enorm wichtig, wenn man sich mit dem Thema Zaun beschäftigt. Denn ganz frei kann man hier nicht entscheiden. In vielen Baugebieten ist genau vorgegeben, wie die Einfriedung des Grundstücks aussehen soll. Manchmal ist ein Zaun sogar vorgeschrieben. Bei uns dagegen wäre ein Zaun „zulässig“, aber nur ein Drahtzaun in Grün oder Anthrazit oder ein Holzlattenzaun in Holzfarbe. Wer nicht so stark eingeschränkt ist, kann aus einer Vielzahl von Materialien wählen.
Als Alternativen zum klassischen Zaun eignen sich beispielweise Gabionen. Betonpflanzringe dagegen sind meistens nicht so hübsch. Niedrige Steinmauern, ein bis zwei Meter tief, die mit Blumen bepflanzt werden, ergeben eine Abgrenzung, die mehr Garten als Zaun ist. Lebendige Weidenzäune sieht man weniger als Einfriedung zur Straße hin, eher in rückwärtigen Gartenteilen. Thujenhecken sind eher out
, gemischte Sträucher- oder Spalierobstreihen sehen da schon netter aus. Mir persönlich gefällt es gut, wenn die Sträucher weit in den Garten rein versetzt sind und an der Straße oder am Gehweg erst einmal eine Reihe Blumen oder Stauden oder eine Art Steingarten kommt. Leider bin ich da erst zu spät draufgekommen. Unsere Sträucher stehen alle etwas zu nah an der Straße und deshalb sind wir ständig am Ästeabschneiden und Aufpassen, dass sie nicht zu weit in die Straße hängen. Wir haben übrigens zwischen den Sträuchern und Blumen noch einige größer Granitbrocken liegen. Aus gutem Grund: Am Anfang ist es immer wieder vorgekommen, dass Autos in unseren Garten gefahren sind, weil die Straße recht zugeparkt war oder die Fahrer auf Höhe unseres Gartens einem entgegenkommenden Auto ausgewichen sind. Seit da Granitbrocken liegen, traut sich aber keiner mehr, unseren Garten als Verbreiterung der Fahrspur zu nutzen.
Entscheidungshilfen
Mit einer Entscheidung für oder gegen einen Zaun legt man sich meist nicht für den Rest seines Lebens fest. Trotzdem sollte man sich mit dem Thema befassen. Erstens: In den Bebauungsplan schauen, was festgelegt ist. Zweitens: Überlegen, ob man einen Zaun a) braucht, b) schön findet und c) sich leisten möchte. Die besten Anregungen für schöne Lösungen rund um die Grundstücksgrenze findet man zum einen bei Spaziergängen durch Wohngebiete, zum anderen in Gartenbüchern und Gartenzeitschriften. Und nur nicht von anderen einreden lassen, dass man dieses oder jenes unbedingt so machen muss – aber das gilt ja für alle Teile der Serie!
Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:
Ich koennte ohne Zaun nicht leben, wir haben Obstbäume und ich bin sicher das Obst wuerde verschwinden. Dann die Gassi gehenden Hunde….nein Danke.
Grüezi,ist in Müchensteiin BL ein Gartenzaun zum Nachbar Pflicht?
Ich möchte keinen Zaun mehr,mein Nachbar möchte wieder einen ca.6 mt.
Lieber Beat, ich weiß leider nicht, wie das in der Schweiz geregelt ist. In Deutschland sind diese Dinge teils von Siedlung zu Siedlung unterschiedlich. Am besten, du fragst in deiner Gemeindeverwaltung nach. Liebe Grüße, Karin