Nachhaltig und authentisch: die St. Martin Chalets im Lungau

Blick auf die Dorfmitte der St. Martin Chalets
Inmitten der zehn St. Martin Chalets liegt der Schwimmteich. Foto: Hendrik Schwartz

Während der Fahrt von Passau nach St. Michael im Lungau war da dieser Gedanke: Was, wenn alles schiefgeht? Wenn dieser XXL-Familienurlaub eine Schnapsidee war, mit sieben Erwachsenen, vier Kindern und einem Hund? In einem einzigen Häuschen, in dem alle eine knappe Woche lang aufeinandersitzen? Und was, wenn es uns zum Schluss gar nicht gefällt?

Drei Autos waren an diesem Tag im Juni 2019 in Richtung Österreich unterwegs: mein Freund und ich, meine zwei Schwestern jeweils mit Ehemann und zwei Kindern und unser Vater. Und, ach ja, Familienhund Elmo. Ob die anderen auch solche Befürchtungen hatten – keine Ahnung. Aber mir war auf den knapp drei Stunden Fahrt in den Lungau schon etwas bang.

Dorfplatz mit Schwimmteich

Doch dann: St. Martin, ein Ortsteil von St. Michael, ist erreicht. Eine große Cortenstahl-Tafel zeigt die Einfahrt zu den St. Martin Chalets. Ein paar Meter weiter, und man steht mitten im Hüttendorf: Zehn hübsche Chalets gruppieren sich um einen kleinen „Dorfplatz“ mit Schwimmteich. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, rundherum Berge. Hier muss es uns einfach gefallen!

Auf einer Tafel an der geschlossenen Rezeption werden wir namentlich begrüßt, und es heißt, wir sollen es uns schon mal gemütlich machen. Mein Freund und ich sind die Ersten, der Rest der Familie ist noch auf der Autobahn. Also suchen wir unser Häuschen. Ein paar breite Granitstufen hoch zur Haustür, die unversperrt ist. Mit großen Erwartungen rein die gute Stube – und große Erleichterung: Das ist traumhaft! Hier kann niemand was zu meckern haben. Ein wunderschönes Chalet, lauter Wohlfühl-Zimmer, alles liebevoll dekoriert. Die Zweifel wie weggeblasen, sofort setzt die Urlaubserholung ein.

Wohnzimmer in einem der St. Martin Chalets
Wie gemütlich! Viel Holz, zahllose Kissen, liebevolle Deko. Foto: Hendrik Schwartz

Gemütlicher Wohnbereich

Auch die anderen sind begeistert: Lauter Aaahhs und Ooohhs bei der Erkundungstour durchs Haus. Im Erdgeschoß wird für knapp eine Woche die große offene Küche unser Lebensmittelpunkt, mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt. Eine große Eckbank bietet Platz für uns alle, aber viel lieber werden wir rausgehen auf die Terrasse mit dem rustikalen Holztisch und Holzbänken und Grill. Der kuschelige Wohnzimmerbereich neben dem Kachelofen, mit rundumlaufender Sitzbank und unzähligen Kissen und Fernseher, wird eher selten genutzt werden. Ansonsten gibt es im Erdgeschoß noch Toiletten und einen Haushaltsraum mit Waschmaschine, im Flur führt eine urige Holztreppe zu den Schlafzimmern mit Balkonen. Drei Schlafzimmer gibt es im ersten Stock, eines mit eigenem Bad, die anderen teilen sich ein Badezimmer und eine Toilette.

Schlafzimmer des St. Martin Chalets
Fünf Schlafzimmer hat unser Chalet – manche mit Balkon, manche mit eigenem Bad. Foto: Hendrik Schwartz

Auch unterm Dach kann man es sich gemütlich machen: Hier ist viel Platz zum Spielen – oder ein sehr ruhiger Rückzugsort zum Lesen und Nachdenken. Nur Schlafen darf man hier nicht.

Vom Wohnraum im Erdgeschoss aus führt ein kleines Treppenhaus zu weiteren Wohn- und Schlafräumen. Eine zweite Küche, noch ein Ess- und Wohnraum, zwei Schlafzimmer, Bad und Miniterrasse können theoretisch auch ganz vom Rest des Hauses abgetrennt werden und separat vermietet werden, denn es gibt einen eigenen Eingang.

Terrasse des St. Martin Chalets
Lieblingsplatz: die Terrasse mit rustikalem Holztisch und Holzbank – Blick auf das Hüttendorf und die Berge inklusive. Foto: Markus Weichenrieder

Abgesehen davon, dass wir unglaublich viel Platz haben, begeistert uns die Einrichtung und Dekoration. Hier ein kleiner Teppich, dort ein frischer Blumenstrauß, viel Holz, viele Naturmaterialien, ein Mix aus rustikalen und modernen Details. Wir fühlen uns gut aufgehoben, das liebevolle Ambiente lässt zwischenmenschliche Anspannungen schnell verfliegen.

Die St. Martin Chalets gehören verschiedenen Investoren

Dass viel Arbeit und viel Leidenschaft in den Chalets stecken, ist uns von Anfang an klar. Bestätigen kann es uns Gastgeberin Jodi Venner. Zusammen mit ihrem Ex-Partner Herby hat sie 2006 die Ideen für die Chalets entwickelt, Bau und Umsetzung begleitet und betreut seit 2011 die Gäste. Die Chalets gehören nicht ihr, sondern verschiedenen Investoren. Schon vor dem Bau waren alle Häuschen verkauft.  

Eines der St. Martin Chalets mit einem abtrennbaren Appartement im Untergeschoss.
Unser Chalet ist das größte im Dorf. Die unterste Etage ist ein Appartement für vier Personen und hat einen eigenen Eingang. Foto: Hendrik Schwartz

Ein Leben im Einklang mit der Natur, nachhaltig, ökologisch und authentisch stand bei den St. Martin Chalets von Anfang an im Vordergrund. Die zehn Häuser sind aus unbehandeltem heimischem Lärchen- und Fichten-Mondphasenholz gebaut. In Einzelteilen wurden sie von einem regionalen Unternehmen vorgefertigt und rund zehn Kilometer zur Baustelle in St. Martin transportiert. Die Fenster sind dreifach isoliert und aus Lärchenholz. 

Hüttendorf im Lungau aus der Luft
Das Holz für Chalets stammt von heimischen Lärchen und Fichten. Foto: Hendrik Schwartz

Ökologische Baustoffe verwendet

Naturmaterial kam auch an anderen Stellen zum Einsatz: Im Haus sind überall Lehmputze auf Schilfmatten aufgebracht. Die Dämmung besteht aus Schafwolle. Authentisches Wohngefühl verströmen recycelte Bauteile mit Geschichte: So stammen die Zierhölzer der Fassade und die Balkone von alten Bauerhöfen – und es war gar nicht so einfach, diese fachgerecht wieder anbringen zu lassen, erzählt Jodi Venner. Mancher Handwerker hätte lieber die Spuren vergangener Zeiten getilgt und die alten Holzteile mit der „guten“, also der nicht nachgedunkelten Rückseite an die Fassade gebaut. Eine besondere Geschichte haben die Steinböden, die zum Beispiel in den Chalet-Küchen zu finden sind. Die handgebrannten Ziegel stammen aus den Dachboden von Wiener Stadthäusern. Die schwarzen Verfärbungen deuten darauf hin – schließlich mussten sie dort Rauch und Russ aushalten.

„Idealismus, Liebe, Enthusiasmus“, zählt Jodi Venner auf, das waren und sind die Zutaten, um die St. Martin Chalets unverwechselbar zu machen. Authentisch und nachhaltig, das sind die zwei Eigenschaften, die die Häuschen am besten beschreiben. Wer hier urlauben darf, das ist uns nach einer Woche klar, hat Glück: Hier fühlt man sich nicht wie ein Gast, sondern tatsächlich zu Hause.

Eingang zu weiteren Hütten der St. Martin Chalets
Der Ortsteil St. Martin ist eher ländlich geprägt – pure Idylle für die Chalet-Gäste. Foto: Hendrik Schwartz

Sieben Gründe für einen Urlaub in den St. Martin Chalets:

  • Die Lage: Mitten in den Bergen im Salzburger Land, nicht einmal drei Stunden von Passau (und vielen anderen bayerischen Orten) entfernt, leicht zu erreichen. Selbst mit kleinen Kindern oder mit Hund ist die Anreise angenehm. Und die Lage im Ortsteil St. Martin verbindet alle Vorteile der naturnahen Lage (ruhig, ländlich) mit den Vorteilen des fünf Minuten entfernten Ortes St. Michael (Supermärkte, Freibad, Ärzte).
  • Die Kulinarik: Ganz wichtig beim XXL-Familienurlaub! Niemand darf hungrig sein, sonst sinkt die Stimmung sofort. Gutes Essen ist in Österreich eigentlich überall garantiert. Zu empfehlen ist der Regionalladen „Kemmts eina“ in Tamsweg, wo verschiedene (Bio-)Bauern ihre Produkte verkaufen.
  • Das Freizeitangebot: Der Lungau ist eine eher ursprüngliche Region, touristisch nicht überlaufen. Trotzdem ist das Angebot groß – vor allem an Outdooraktivitäten aller Art.
  • Das Hüttendorf: Klein mit nur zehn Hütten – deshalb ist es meist schön ruhig (wir haben den meisten Lärm gemacht). Die nicht abgegrenzten Gartenbereiche fördern die Kommunikation mit den Hüttennachbarn.
  • Die Häuschen: Schön, hochwertig, ökologisch – die Wohnqualität ist immens. Die Ausstattung ist großzügig und lässt keine Wünsche offen.
  • Der Service: Frühstückssemmeln vor die Tür, den Kühlschrank schon vor der Ankunft nach Wunsch gefüllt, Schmankerlkiste vom Bauern, Abendessen vom Sternekoch  – wer keine Lust hat, muss sich in den Chalets um nicht viel selbst kümmern.
  • Der Preis: Rund 1500 Euro für sechs Übernachtungen für elf Personen und einen Hund ist ein mehr als fairer Preis. Endreinigung, Strom, Bettwäsche, Handtücher und Ortstaxe sind in dieser Summe schon enthalten. Mehr Infos dazu gibt es hier: https://stmartinchalets.at/.

Architektur mit Herz: Ferienwohnen in der Alten Liebe

Fassade und Fenster von Haidl-Madl Ferienwohnen
In den modernen Fenstern der „Alten Liebe“ spiegelt sich die Natur des Böhmerwaldes. Foto: Karin Polz

Ingrid Haidl-Madl liebt das alte Bauernhaus, in dem sie aufgewachsen ist. Sie liebt modernes skandinavisches Design. Und sie liebt ihre Heimat, den Bayerischen Wald. Das spürt man sofort, wenn man Haidl-Madl Ferienwohnen betritt. Die drei Appartements in Marchhäuser bei Haidmühle (Landkreis Freyung-Grafenau) strahlen Herzlichkeit aus. Und sie zeigen schon auf den ersten Blick: Hier hat jemand Hand angelegt, der ein Gespür für Design und Architektur hat.

Traditioneller Bayerischer Wald trifft skandinavisches Design

Ein 300 Jahre altes Bauernhaus, ja, das kann man vielleicht erwarten, wenn man in die versteckten Winkel des Bayerischen Waldes fährt. Dass es so gut erhalten ist, so schön dekoriert und so liebevoll in die Gegenwart gerettet wurde, das begeistert. Die Überraschung folgt auf den zweiten Blick: Im Eingangsbereich befindet sich Ingrid Haidl-Madls Laden mit Handgefertigtem aus dem Bayerischen Wald, Design mit skandinavischem Touch und zeitlos Schönes aus aller Welt. Und ein Blick in die Appartements zeigt: Auch hier ist diese Mischung zu finden. Speziell in der neuesten Ferienwohnung ist sie eine harmonische Verbindung mit moderner Architektur eingegangen.

Treppenaufgang zur Terrasse von Haidl-Madl Ferienwohnen
300 Jahre alt ist das Bauernhaus, in dem Ingrid Haidl-Madl ihr Zuhause, drei Ferienwohnungen und ihren Laden hat. Foto: Karin Polz

Das neueste Appartement, das ist die „Alte Liebe“. Früher die Wohnung von Ingrid Haidl-Madls Mutter, heute ein Zuhause auf Zeit für Feriengäste, die Design und Architektur schätzen – und die unglaubliche Ruhe, die charakteristisch für Haidl-Madl Ferienwohnen ist. Nicht einmal 200 Meter entfernt verläuft die tschechische Grenze. Die lange Zeit unberührte Natur und der weite Himmel vermitteln heute ein Gefühl grenzenloser Freiheit. Auf sechs Hektar Grund verteilen sich nicht nur Ruheplätze im Liegestuhl und der Hängematte, sondern es leben hier auch vier Hühner und die Katzen Lotte und Peterl. Im Gemüsegarten wachsen wahre Bio-Lebensmittel – und die Wiese darf wuchern, damit Blumen und Wildkräuter sich auch fürs nächste Jahr aussäen.

Dicke Mauern und moderne Fenster als Hingucker

Doch zurück zur „Alten Liebe“: In ihr verbinden sich das Beste aus Vergangenheit und Gegenwart. Meterdicke Wände schirmen die Ferienwohnung nach draußen ab – und diese Dimension zeigt sich ganz deutlich in den modernen Fenstern, die Ingrid Haidl-Madl einbauen hat lassen. „Ich wusste, ich will eine ganz neue Lösung für die Fenster, aber anfangs konnte mir da niemand weiterhelfen; niemand hat verstanden, was ich mir gewünscht habe“, schildert Ingrid Haidl-Madl den weiten Weg zur heutigen Optik.

Die Fensteröffnungen wollte Ingrid Haidl-Madl nicht verlegen, das wäre bei den alten Steinbruchmauern ein zu großes Wagnis gewesen. Die ursprünglichen Fenster waren in den 1970er Jahren ausgetauscht worden. Moderne Fenster passten nicht in die tiefen Mauern. Die Lösung brachte dann Architekt Bernd Vordermeier, den Blogleser bereits vom Projekt Moosham 23 kennen. Um die Tiefe zu betonen, sitzen die Fensterscheiben als Festverglasung ganz außen, quasi bündig mit der Fassade. Innen kleidet ein Holzrahmen die ganze Mauerdicke rundum aus. Daneben befindet sich ein kleineres Fenster, das ganz innen sitzt und geöffnet werden kann. Die Mauerstärke wird hier von außen genutzt – zum Beispiel, um hübschen Blumenschmuck in die Fensternische zu stellen.

Wohnzimmer der Ferienwohnung Alte Liebe
Jedes Möbel, jedes Detail der Ferienwohnung ist mit Liebe ausgewählt. Foto: Karin Polz
Blick auf den Kachelofen im Wohzimmer der Ferienwohnung Alte Liebe
Der alte handgemauerte Kachelofen, die geseiften Tannenholzdielen und das skandinavische Design ergeben in der „Alten Liebe“ ein ebenso reizvolles wie gemütliches Ambiente. Foto: Karin Polz

Möbeldesign von Ingrid Haidl-Madl

Die Fenster sind das bestimmende architektonische Element, doch eigentlich sind noch viele weitere Details einen genaueren Blick wert: der pure Holzboden aus geseifter Tanne, der ehemalige Räucherschrank im Wohnraum, der immer noch ein bisschen nach Geräuchertem riecht, der Kachelofen, die handgemachten Siebringe für Bäcker als Wanddeko in der Küche. Der Mix aus Altem und Neuem zieht sich durch die ganze Wohnung – und durchs ganze Haus. „Die Einrichtung ist von uns“, sagt Ingrid Haidl-Madl, „Bett und Kleiderschrank habe ich sogar selber entworfen.“

Die Gestaltung, aber auch viele Umbauarbeiten sind Eigenleistung. Kein Wunder also, dass auch viel Individualität in der Ferienwohnung steckt. Im Schlafzimmer, wo das einzige originale, 100 Jahre alte Fenster des Appartements erhalten blieb, erinnert auch ein Wandstück an die Geschichte des Raumes: Hier wurde nicht neu drübergeputzt und gekalkt, sondern hier zeigt sich, wie der Raum früher gestrichen war. So viel Liebe zum Detail wurde 2014 belohnt: Haidl-Madl Ferienwohnen wurde für die Architektouren der Bayerischen Architektenkammer ausgewählt. Auch im Buch „Urlaubsarchitektur – Selection 2016“ des Portals Urlaubsarchitektur wurden die Appartements vorgestellt.

Erinnerungen an den Schriftsteller Hermann Lenz

Außer in der „Alten Liebe“ können Feriengäste bei Ingrid Haidl-Madl auch im „Nest“ oder im Appartement „Hermann Lenz“ wohnen. Letzteres verweist auf den bekannten Schriftsteller, der ein regelmäßiger Feriengast in der Gegend war. Von 1963 bis 1986 verbrachte er seine Urlaube beim Großvater von Ingrid Haidl-Madls Ehemann. Die Ferienwohnung ist nicht nur nach dem Schriftsteller benannt, sondern birgt auch viele Erinnerungen. Das Schlafzimmer ist das Original-Schlafzimmer von Hermann Lenz und stammt aus einer Stuttgarter Manufaktur. Dazu gesellen sich in der Wohnung ein alter Eichentisch aus dem Bauerhaus und dänisches Design aus den 1950er Jahren.

Blick in den Wohnraum der Ferienwohnung Hermann Lenz
Ein Blick in den Wohnraum der Ferienwohnung „Hermann Lenz“. Foto: Karin Polz

Ebenso im „Nest“: Designliebhaber finden in der Wohnung e15-Sofa von Designer Ferdinand Kramer und eine mundgeblasene Pendelleuchte aus einer Bayerwald-Manufaktur; aber vor allem finden sie einen einzigartigen Schlafraum, der 2006 gebaut wurde. Über vier schmale Stufen gelangt man vom Wohnbereich in einen Raum über dem ehemaligen Stall, mit zwei hohen Fenstern und einen weiten Blick in den Böhmerwald. Komplett aus Holz und ganz ohne Metall ist das Bett, der Schrank durch eine Wandnische ersetzt. Auch hier zeigt sich Ingrid Haidl-Madls Stil: „Wir waren noch nie Ikea-Leute, ich mag alte Möbel, und ich mag Wertigkeit statt einem Trend hinterherzulaufen.“

Typisches Bio-Frühstück im „blauen Zimmer“

Außergewöhnlich ist auch der Frühstücksraum, der allen Gästen zur Verfügung steht: Das „blaue Zimmer“ ist ein offener Bereich hinter dem Laden und – leicht zu erraten – ganz in Blau gestrichen. Hier sitzt man um den berühmten Tisch „Bigfoot“ von e15 auf verschiedenen Stühlen von Hansen aus Dänemark und genießt Ingrid Haidl-Madls berühmtes Bio-Frühstück.

Ihre Gäste schätzen das persönliche Ambiente und die Wohlfühlatmosphäre. Aus Hamburg, Berlin, aus der Schweiz, von überallher kommen sie. Auch aus der Region, aus Passau zum Beispiel, wird die Auszeit an der tschechischen Grenze angefragt. Untypisch für die heutigen Urlaubsgewohnheiten bleiben manche Gäste sogar zwei Wochen. Langweilig wird ihnen sicher nicht, denn Ingrid Haidl-Madl hat im Haus mehr als 3000 Bücher untergebracht. Im Hauskino gibt es Dokumentationen über den Bayerwald und zu regionalen Themen. Und wenn Sauna oder Whirlpool fehlen, dann verweist Ingrid Haidl-Madl auf „Wildnis statt Wellness“: die ursprüngliche Erholungskraft von Ruhe und Natur. Wo sonst kann man sie leichter finden als an diesem Fleckchen.

Leseecke von Haidl-Madl Ferienwohnen
Gemütliche Leseecke: Mehr als 3000 Bücher hat Ingrid Haidl-Madl in ihrem Haus. Foto: Karin Polz

Übrigens: In einigen der Ferienwohnungen sind kurzfristig noch Termine für den Sommer 2019 frei – wer absolute Ruhe, herzliche Gastlichkeit, ein persönliches Ambiente und eine der schönsten Naturlandschaften Europas genießen möchte, schreibt am besten direkt an Ingrid Haidl-Madl unter info@haidl-madl-ferienwohnen.de.

Im Flur steht eine Holzkiste mit dem Schriftzug von Haidl-Madl Ferienwohnen
Mit Liebe zum Detail: Selbst die schlichte Holzkiste wird zum Deko-Objekt. Foto: Karin Polz
Zettel mit der Aufschrift Alte Liebe
Individuell und persönlich – das charakterisiert Haidl-Madl Ferienwohnen. Foto: Karin Polz

Die HYT: 15 Quadratmeter Glück

Die HYT an ihrem Winterstellplatz von außen.
Kleine Hütte von großartigem Design: die HYT am Wild-Berghof Buchet. Foto: Hendrik Schwartz

Mein Haus hat 154 Quadratmeter Wohnfläche, und dafür schäme ich mich manchmal ein bisschen. Denn natürlich brauchen zwei erwachsene Menschen nicht so viel Platz. Aber wie viel Quadratmeter reichen zum Wohnen? Und wie viele zum Glücklichsein? Sind zweieinhalb auf sechs Meter genug?

Tiny House zum Ausprobieren

Ein Kurzurlaub in der HYT soll es zeigen. Das mobile Scheunenhäuschen misst 15 Quadratmeter und steht am Wild-Berghof Buchet in Bernried im Landkreis Deggendorf. Was man von der ungeWOHNlichen Urlaubsunterkunft erwartet, bleibt jedem Gast selbst überlassen: Die HYT kann ein Tiny House zum Ausprobieren sein. Ein Rückzugsort, an dem nichts vom Nichtstun ablenkt. Ein Raum für perfekte Zweisamkeit ohne Ausflüchte. Oder einfach eine winzige Hütte, die mitten in der Landschaft steht und darauf wartet, mit Leben gefüllt zu werden.

Eine grundlegende Eigenschaft der HYT zeigt sich gleich nach der Ankunft auf dem großen Hof außerhalb von Bernried: Die HYT ist unkompliziert – und der Check-in ebenfalls. „Das ist der Schlüssel, die Fensterläden müsst ihr einhaken, wenn ihr sie zumacht, im Bettkasten liegt noch ein Rost, im Kühlschrank…“, setzt Gastgeber Thomas Gstettenbauer zu Erklärungen an und unterbricht sich dann selbst: „Schaut einfach mal, probiert aus und tüftelt ein bisschen rum, dann kommt ihr schon zurecht!“

Entdeckungstour in der HYT

Recht hat er: Die HYT muss man nicht erklärt bekommen. Viel spannender ist es, sie selbst zu entdecken. Die HYT ist nicht einfach eine Art hölzerner Bauwagen, in die man ein Bett und eine Kochgelegenheit eingepasst hat. Die HYT ist vielmehr ein Sammelsurium raffinierter Architektur- und Designideen. Der begrenzte Raum wird optimal genutzt, zum Beispiel durch multifunktionelle Elemente und fantasievolle Verstaumöglichkeiten. Eine Holztür kann tagsüber beispielsweise die Schrankfächer verbergen, damit alles schön aufgeräumt aussieht. Nachts aber, wenn man im Bett liegt und von dort aus sowieso nicht in die Schrankfächer schauen kann, schwenkt man die Holztür um 90 Grad und teilt somit den Schlafraum ab und schützt ihn vor neugierigen Blick, die durch die verglaste Eingangstür fallen könnten.

Einschlafen mit Blick auf den Sternenhimmel

Der Schrank ist übrigens noch von der anderen Seite zugänglich – dort lässt sich genau das Fach öffnen, in das der Kühlschrank eingebaut ist. Denn obwohl die HYT winzig ist: Wer es sich einmal drinnen gemütlich gemacht hat, muss nicht mehr raus, wenn er nicht will. Es gibt einen Kühlschrank, einen Herd, ein Waschbecken, einen Holzofen und eine Toilette – alles untergebracht im vorderen Teil der HYT. Hinten gibt es rechts und links je ein Bett, das sich kojenartig an die Wand schmiegt. Zwischen das rechte und linke Bett lässt sich ein Rost einhängen, so dass eine durchgängige Liegefläche entsteht. Dann reicht es, eine der Matratzen in die Mitte zu schieben – schon hat man sich selbst ein Doppelbett gebastelt. Unwillkürlich wird in der HYT jeder zum Seitenschläfer, denn wer auf der Seite liegt, schaut direkt raus in die Natur. Wer nicht einschlafen kann (so wie ich), blickt stattdessen in den Sternenhimmel. Und wer schläft wie ein Murmeltier (meine Begleitung), der macht morgens die Augen auf und hat sofort was zu entdecken. Je nach Standort der HYT kann der morgendliche Blick in die Natur ganz unterschiedlich ausfallen.

Blick auf das kojenartige Bett in der HYT mit kleinem Fenster neben dem Kopfteil.
Wer im Bett liegt, muss nur den Kopf drehen, um die Natur im Blick zu haben. Foto: Hendrik Schwartz

Während wir bei unserem Aufenthalt in der HYT direkt auf das Muffelwild-Gehege schauen, lassen sich andere Gäste vielleicht lieber vom Waldrand verzaubern. Vorteil der HYT ist, dass sie mobil ist. Diesen Aspekt will Gastgeber Thomas Gstettenbauer in Zukunft noch mehr betonen. Sein Plan: Zur HYT gesellen sich noch zwei weitere, und wer eine davon bucht, sucht sich gleich den Wunsch-Stellplatz aus. Neun Optionen soll es dann geben, schon perfekt ausgerüstet mit Feuerstelle und allerlei Annehmlichkeiten.

Gewinner des German Design Award

Doch bis zur Umsetzung dieses Plans ist die HYT noch ein Prototyp, ein Unikat. Ein ausgezeichnetes übrigens: 2018 hat die HYT den German Design Award gewonnen. Mit dem Preis werden innovative Projekte ausgezeichnet, die als „wegweisend“ eingestuft werden. Eine weitere Bestätigung für Thomas Gsettenbauer und den Architekten Christian Zellner. „Unser prominentestes Projekt bisher“ schreibt Letzterer auf den Internetseiten der Hausfreunde Architekten GbR. Eine ganze Liste an Nominierungen für Architekturpreise und Veröffentlichungen kann die HYT mittlerweile schon aufweisen. „Kaum hatten wir die HYT, kam der Tiny-House-Trend aus den USA“, versucht Thomas Gstettenbauer eine Erklärung. Ein Zufall, der zur Beliebtheit der hübschen Hütte beiträgt. Aber nicht der einzige Grund, die HYT liebzugewinnen.

Einmal Tiny-House-Feeling. Oder Zweisamkeit. Oder Ruhe. Was immer sich die Urlauber von der HYT erhoffen, sie bekommen auf jeden Fall mehr: nämlich einen Eindruck davon, was gute Architektur und durchdachtes Design können. Weiß lasiertes heimisches Holz, eine klare Gliederung und viele Fenster machen die HYT zur hellen, ruhigen Wohlfühlumgebung, die mit Details überrascht. Wer sich zum Beispiel einen größeren Essplatz bauen will, kann unter dem Waschbecken ineinandergeschobene Tisch- und Hockerelemente finden. Zieht man sie raus, entdeckt man nicht nur, dass hier wirklich maßgenau geschreinert wurde. Sondern staunt auch, wie fein und durchdacht die Griffmulden im massiven, weiß lasierten Holz gearbeitet sind. Hier waren Handwerkskunst, Kreativität und Leidenschaft am Werk. Das macht für mich die HYT zur großartigen Urlaubsunterkunft – mag die Quadratmeterzahl auch noch so klein sein.

Der Schlüssel zur HYT mit einer kleinen stilisierten Hütte aus Holz als Anhänger.
Der Schlüssel zum kleinen Glück – und die Garantie für einen erholsamen Kurzurlaub. Foto: Hendrik Schwartz

Die HYT ganz unkompliziert buchen

Buchen kann man die HYT übrigens direkt beim Wild-Berghof Buchet unter Telefon 09905 248 oder direkt über die Internetseite https://wildberghof-buchet.de/hyt-huett. Für zwei Personen kostet eine Übernachtung 98 Euro, dazu gibt es eine kleine Brotzeit mit leckerem Bauernbrot und Salami vom Hof. Wer sich nicht damit begnügen mag, die faszinierenden Details der HYT zu entdecken, kann rund um die Wildgehege zu einem langen Spaziergang aufbrechen. Oder im Hofladen stöbern. der ganzjährig täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist.

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Das großartige kleine Konzerthaus von Blaibach

Rückseite des Konzerthauses Blaibach

Von hinten ist gut erkennbar, dass der Bau weder im Erdboden versinkt noch über die Kante des Dorfplatzes gekippt ist. Von vorne sieht es aber durchaus so aus. Als „gekippter Steinklotz“ wird das Konzerthaus daher häufig beschrieben. Foto: Kulturwald gGmbH

Die Opernhaus in Sydney, die Elbphilharmonie in Hamburg – es gibt einige Beispiele dafür, dass Konzerthäuser und beeindruckende Architektur gut zusammenpassen. In der Oberpfalz zeugt ein weitaus kleineres, aber genauso interessantes Bauwerk von dieser Erfolgs-Kombination: das Konzerthaus in Blaibach. Knapp 200 Plätze hat es und zählt doch in Hinblick auf Programmgestaltung und Architektur zu den ganz großen Namen im Kulturbereich. Klar, dass ich da unbedingt mal hin will. Wenn schon in der Nähe ( nun ja, in etwas mehr als hundert Kilometern Entfernung) ein Bau steht, über den sogar Zeitungen wie die Die Welt berichtet haben. Als „avantgardistischer Kubus“ wurde das Konzerthaus dort beschrieben.

Wer ein Ticket kaufen will, muss früh dran sein

Mit Spannung geht es also nach Blaibach. Aber erst nach langer Wartezeit. Denn die Konzerte sind immer schnell ausverkauft. Ein gutes halbes Jahr im Voraus sollte planen, wer sich ein Ticket sichern möchte. Wir kommen in Blaibach an, als es schon dunkel wird. Außerdem regnet es. Trotzdem muss ich das Gebäude noch von allen Seiten in Augenschein nehmen, bevor es ins Trockene geht. Ein Betonklotz mit Granitfassade mitten in der dörflich wirkenden Ortsmitte. Aber nicht einfach hingeklotzt: Der rechteckige Bau sieht aus, als wäre er nach hinten umgekippt. Als wäre ein großer Teil des Konzerthauses nach hinten unten verschwunden, versunken im Dorfplatz von Blaibach.

Ein bisschen wie in einer Höhle

Rauer Beton, steil ansteigende Sitzreihen und puristische Drahtstühle: Viele Details der Innengestaltung sind der Akustik geschuldet. Das Konzerthaus ist eine moderne Höhle für höchste Konzentration auf die Musik. Foto: Hendrik Schwartz

Der Eingang ist daher auch nicht ebenerdig, auch geht man keine Stufen hinauf, wie es sonst häufig bei wichtigen, imposanten Bauten der Fall ist. Sondern es geht zahlreiche Stufen hinunter. „Wie in einen Schutzbunker“, schimpfen Kritiker der modernen Architektur. Für mich fühlt es sich eher an, als würde man ins Erdinnere verschwinden. Höhlenartig geht es auch drinnen weiter: Durch schmale Gänge, die ein paar Mal abknicken, geht es fensterlos weiter zu Garderobe und Toiletten. Auch hier steht Design im Vordergrund – alleine das Detail, wie die Toilettentüren geschlossen werden, ist einen genauen Blick wert.

Zielstrebig geht es zum Konzertsaal, der sich weit und steil öffnet. Auch hier sind die Unterschiede zu anderen Kultureinrichtungen spürbar: Statt von oben kommt man hier von unten in den Konzertsaal. Man spaziert über die Fläche, wo später die Musiker stehen, also quasi über die Bühne, und steigt steil hoch bis zu seinem Platz. Die Trennung zwischen Bühne und Publikum wird so zu Teil aufgehoben – das wirkt sofort, als wäre man ungeWOHNlich nah dran am Künstler. Überhaupt finde ich es äußerst angenehm, so abgeschnitten von der Außenwelt, gefühlt im Erdinnern und ohne Ablenkung von außen mich ganz auf das Programm konzentrieren zu können. Abtauchen in eine andere Welt, nicht nur dank der Musik, sondern auch dank der Architektur.

Viele Architekturpreise gehen nach Blaibach

Für mich ist der Entwurf von Architekt Peter Haimerl so außergewöhnlich wie stimmig. Und das sehen auch viele andere so, sonst hätte das Konzerthaus Blaibach nicht schon zahlreiche Architekturpreise und Auszeichnung gewonnen, wie beispielsweise den Artouro (Bayerischer Tourismus Architekturpreis). Der Plan, das Ortszentrum von Blaibach dadurch zu revitalisieren, ist aufgegangen. Natürlich gibt es immer noch Diskussionen um Baukosten und Unterhalt. Oder darüber, ob die Akustik in dem Saal wirklich so gut ist, wie es die detaillierte Planung der Ausrichtung und Oberflächen der Wände verspricht. Für mich zählt vor allem, dass ich mich in der besonderen Atmosphäre des Konzerthauses vollkommen wohlfühle. Die faszinierende Architektur macht das Kulturerlebnis nur noch erinnerungswürdiger. Ich jedenfalls werde mir bestimmt bald mal wieder ein Ticket für ein Konzert in Blaibach gönnen (falls ich früh genug dran bin). Und das war ja wohl auch das Ziel des Projekts: Leute anlocken und begeistern. Bei mir hat es geklappt.

Das ganze Orchester im Blick: Durch die steile Anordnung der Sitzreihen hat man von jedem Platz aus einen perfekten Blick auf die Musiker. Foto: Hendrik Schwartz
So schön kann Beton sein: Licht und Schatten, Fugen und Strukturen machen die Innenwand fast schon zum Kunstwerk. Foto: Hendrik Schwartz

Stadt, Land, Meer: Für jeden Urlaubswunsch das richtige Ziel

Ob Citytrip oder Strandurlaub: Jede Reise wird gleich viel schöner, wenn die Unterkunft nicht nur gut ausgestattet und sauber, sondern auch schön und einzigartig ist. Architektonisch anspruchsvolle Urlaubsdomizile stellt das Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ vor, über das ich bereits im vergangenen Blogbeitrag berichtet habe. Nun habe ich – begünstigt durch schmuddelige Regentage und anhaltende Urlaubssehnsucht – weitere drei Urlaubsarchitektur-Reiseziele herausgesucht, die ich euch ans Herz legen möchte. Für jeden Reisetyp ist ein Ziel dabei, denn außergewöhnliche Architektur gibt es in der Großstadt, auf dem Land und natürlich auch am Meer.

Stadt: Design und Kunst in Lissabon

Ein Zimmer der Ferienwohnungen von myhomeinlisbon

Zwischen Sichtbetondecken und Natursteinböden ist jedes Zimmer von myhomeinlisbon individuell, farbenfroh und mit Gespür für Schönes eingerichtet. Foto: Juan Baraja

Mitten in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon liegt das Bed & Breakfast myhomeinlisbon. Die traditionelle Fassade beweist, dass es sich um ein altes Stadthaus handelt, das von der Eigentümerin mit Hilfe des Architekturbüros Ábaton Arquitectura modern umgebaut wurde. Die neun Gästezimmer beeindrucken nun durch großzügige Zuschnitte, einzigartige Ausblicke und eine individuelle Einrichtung. Schlichte Natursteinfußböden und Sichtbeton steht dabei in Kontrast zu Vintagemöbeln, farbenfrohen Textilien, Designerstücken und Kunstwerken. Ein perfekter Ausgangspunkt, um die charmante Stadt Lissabon zu erkunden!

Land: Vom alten Stall zum Ferienhaus

Außenansicht der Finca Extremadura im Westen Spaniens

Raue Natursteine und große Fensterfronten prägen die Finca Extremadura, die als Neubau an der Stelle eines alten Stalles steht. Foto: Belen Imaz

Die Finca Extremadura steht im Westen Spaniens, im am dünnsten besiedelten Teil des Landes. Was Urlauber dort erwarten können: Ruhe, weite Hügellandschaften, wenig Ablenkung von der Natur. An der Stelle eines alten baufälligen Stalls wurde das Ferienhaus gebaut, die Form richtet sich nach dem Vorgängerbau, teils wurden sogar alte Steine verwendet. Neu dagegen sind die großen Fensterfronten mit Holzschiebetüren als Verdunkelung und Wärmeschutz. Im Erdgeschoss ermöglichten Stahlträger einen großen offenen Raum. Ein langer Esstisch steht im Mittelpunkt der Wohnräume. Die Schlafräume befinden sich im Obergeschoss, dort, wo früher der Heuboden war. Vier Doppelzimmer und ein Schlafsaal machen das Ferienhaus für bis zu 16 Personen nutzbar. Die Architekten der Finca Extremadura sind übrigens Camino und Carlos Alonso, Architekten des Architekturbüros Ábaton Arquitectura, das – richtig! – auch die Stadtwohnung in Lissabon umgebaut hat.

Meer: Alt und neu als stilvolle Einheit

Blick auf die neu eingebaute Stahltreppe in der Casa Antica

Den Unterschied zwischen alter Bausubstanz und neuer Ausstattung wird stark betont in Casa Antica. Foto: Nikos Danilidis

Schlafzimmer in der Casa Antica

Lädt zum Träumen ein: das Schlafzimmer mit der historischen Rundbogendecke. Foto: Nikos Danili

Und noch ein altes Gemäuer, das jetzt architektonisch ansprechend in neuem Glanz erstrahlt: Casa Antica im Süden Griechenlands. Wohnen können Urlauber in einem Steinhaus aus dem 19. Jahrhundert, das typisch für die Gegend auf der griechischen Halbinsel Peloponnes ist. Alte Bausubstanz und neue Ein- und Umbauten sind deutlich zu entscheiden, was den Charakter der Casa Antica ausmacht. So ist die neue Treppe beispielsweise aus Stahl und in leichter, offener Bauweise ein starker Kontrast zu den massiven Steinwänden. Einen Panoramablick aufs Meer hat man von den Wohnräumen in der obersten Etage. Für mich ist der schönste Raum aber ein Schlafzimmer im Erdgeschoss: Es hat eine historische Rundbogendecke und ist ansonsten sehr schlicht gehalten. Allerdings: Viel Zeit wird man im Schlafzimmer nicht verbringen, wenn draußen das Meer, der Pool, Terrassen und malerische Innenhöfe warten.

Noch mehr Urlaubsdomizile finden sich übrigens nicht nur im Buch „Urlaubsarchitekturen Selection 2018“, sondern auch im Internet unter www.urlaubsarchitektur.de.

Ein modernes Zuhause für die Geschichte der Kelten und Römer

Die Außenansicht des Kelten Römer Museum Manching

Die Beschriftung zeigt unübersehbar, um was es im Museum geht. Foto: Hendrik Schwartz

Außen modern, innen mehr als 2000 Jahre Geschichte: Im Kelten Römer Museum Manching bei Ingolstadt stoßen Gegenwart und Vergangenheit aufeinander. Und das nicht nur in historischer, sondern auch in architektonischer Hinsicht.

Während man in der umfangreichen und informativen Ausstellung unter anderem erfährt, wie die Kelten ihre Häuser bauten (mit viel Holz), entdeckt man im und am Museumsgebäude selbst, was moderne Architektur kann. Fischer Architekten aus München haben einen schlicht geformten Bau entworfen, der mit Beton und Glas einen klaren Kontrast zum Ausstellungsthema setzt. Dabei thront das Obergeschoss mit der Hauptausstellungsfläche wie eine überdimensionale Glas-Vitrine auf einem zum Teil offenen Betonsockel. Zu erreichen ist der Eingang im Obergeschoss nur über einen rund 80 Meter langen Steg – wer das Museum besucht, überwindet auf dem Weg zum Eingang symbolisch nicht nur viel Raum, sondern auch viel Zeit. Doch der Steg hat auch eine praktische Funktion: Denn das Museum liegt zwischen Paar und Augraben, der Steg führt über die Flutmulde.

In der Dauerausstellung des Kelten Römer Museum Manching

Schlichte Formen, zurückhaltende Materialien: Im Museum spielen die Exponate die Hauptrolle. Foto: Hendrik Schwartz

Im Museum lenkt nichts von den Exponaten ab – auch wenn architekturinteressierten Besuchen natürlich auffällt, wie durchdacht und modern die die Räume gestaltet sind. Raumhohe Verglasung auf der einen Seite, dazu Zementestrich: Schlichte und zeitlose Gestaltung schafft eine perfekte Kulisse für die Exponate aus der Vergangenheit. Geschirr und Waffen, Münzen und Schmuck, Knochen und Werkzeuge werden in Hängevitrinen präsentiert; auch in den Boden sind Vitrinen eingelassen, und in einem schneckenförmigen Raum-im-Raum präsentiert sich geheimnisvoll der Goldschatz.

Besondern eindrucksvoll ist die Römerausstellung im Sockelgeschoss: In einem weiten und hellen Raum befinden sich Schiffswracks, die ganz in der Nähe gefunden wurden. 1986 entdeckte man die hervorragend erhaltenen römischen Militärschiffe aus der Zeit um 100/110 nach Christus in einem trockenen Flussbett. Sie stammen aus der Zeit, als sich in Manching ein römisches Kastell für mehrere hundert Soldaten befand.

Römerausstellung mit Schiffswracks des Kelten Römer Museum Manching

Die beiden Schiffswracks wurden 1986 in einem trockenen Flussbett entdeckt. Foto: Hendrik Schwartz

Die Blütezeiten der Keltenstadt waren da schon längst vorbei. Mehr als 2000 Jahre ist es her, dass Manching ein Oppidum mit 5000 bis 10.000 Bewohnern darstellte, mit fortschrittlichem Handwerk, florierendem Handel und sogar einem Hafen. Was wohl noch alles in dem Boden rund um das Museum liegen mag? Nur etwa sieben Prozent der Keltenstadt sind bisher ausgegraben. Entdeckt wurden das spannende Erbe der Kelten und Römer vor allem deshalb, weil in Manching ein Militärflughafen in den 1930er gebaut und seitdem immer wieder erweitert wurde. Während in den 1930er Jahren große Teile der ursprünglichen Keltenstadt zerstört wurden, bestand man später darauf, dass vor Baumaßnahmen erst die Archäologen die historischen Spuren sichern dürfen.

Das 2006 eröffnete Museum erzählt die Geschichten aus keltischer und römischer Zeit spannend und in einem ansprechenden Rahmen. Auch wer sich nicht für Architektur interessiert, ist in dem architektonisch beeindruckendem Museum gut aufgehoben. Das Museum liegt übrigens verkehrsgünstig nahe der Autobahn A9 zwischen München und Nürnberg. Auch für einen Zwischenstopp auf einer längeren Autofahrt ist es somit perfekt geeignet – von der Ausfahrt Manching ist es in nur fünf Minuten zu erreichen, Parkplätze sind ausreichend vorhanden.

Weitere Informationen zum Kelten Römer Museum Manching gibt es unter www.museum-manching.de.

Altstadt Vienna: Kein Hotel für eine Nacht

Blick in ein von Matteo Thun gestaltetes Hotelzimmer

Gleich acht Zimmer im Altstadt Vienna wurden von Matteo Thun gestaltet. Er hat sich beim Design auf eine Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert begeben.

Architekturfans MÜSSEN dieses Hotel mehrmals besuchen. Denn schließlich kann man immer nur in einem Zimmer schlafen. Zum Beispiel in dem von Matteo Thun. Beim nächsten Hotelaufenthalt könnte man sich dann in das Atelierzimmer von Gabriel Kacerovsky einbuchen. Und beim dritten Mal in die Josef-Frank-Suite von Svenskt Tenn. Aber selbst nach drei Besuchen ist ein aufmerksamer Gast im Hotel Altstadt Vienna noch lange nicht damit fertig, all die Architektur- und Designdetails zu entdecken, die das Hotel so einzigartig machen. Gerade sind wieder vier neue Zimmer dazugekommen.

In rund 60 Zimmern auf fünf Etagen haben Gäste des Vier-Sterne-Boutiquehotels Altstadt Vienna mittlerweile die Gelegenheit, Kunst, Design und Architektur zu entdecken. In ganz Wien gibt es vermutlich nichts Vergleichbares: Das 1902 erbaute und nach und nach umgestaltete Wohnhaus im siebten Wiener Bezirk am Spittelberg ist genau so spannend wie ein Architektur- und Designmuseum (oder noch spannender – in einem Museum darf man schließlich nicht wohnen). Inhaber Otto E. Wiesenthal sammelt nicht nur Kunst, er „sammelt“ auch Design und Architektur. Immer wieder lädt er Architekten, Designer und Künstler dazu ein, ein oder mehrere Hotelzimmer zu gestalten.

Frei stehende Badewanne im Hotel Altstadt Vienna

Eine frei stehende Wanne gehört zur Suite, die Matteo Thun gestaltet hat.

Vorgaben gibt es kaum – einzig das Wiener Lebensgefühl muss in dem Zimmer spürbar werden. 2006 hat der Südtiroler Stararchitekt und Designer Matteo Thun dies kreativ umgesetzt. Acht Zimmer und eine Suite hat er im Stil des frühen 20. Jahrhundert gestaltet. Parkett aus gebeizter Eiche, pompöse Kronleuchter, Tapeten mit Damastmuster und rotes Samtmobiliar spiegeln den damaligen Zeitgeist wider. Einige Möbel wie zum Beispiel der Schreibtisch wurden von der österreichischen Möbelwerkstätte Wittmann nach Zeichnungen von Matteo Thun entworfen. Mit großformatigen Aktfotografien wird an Josefine Mutzenbacher, Wiens berühmteste Dirne, erinnert. In das schwarze Wandmosaik eingearbeitete Swarovski-Steine verleihen den Badezimmern das gewisse Etwas.

Hotelzimmer gestaltet von Polka

Im Hotelzimmer des Wiener Designduos POLKA dominieren elegante Hell-Dunkel-Kontraste.

Ganz andere Ansätze verfolgen dagegen die beiden Zimmer des Wiener Designduos POLKA: eines elegant im Hell-Dunkel-Kontrast, das andere mit vielen Anspielungen zum Thema „Naschen“. Von Retrochic hat sich wiederum Modedesignerin Lena Hoschek bei der Gestaltung einer Suite inspirieren lassen, von orientalischen Elementen der Modedesigner Atil Kutoglu. Auch ein Architektenteam rund um Gabriel Kacerovsky sowie Starstylist Andi Lackner haben sich im Altstadt Vienna ausgetobt, ebenso die Innenarchitekten von Svenskt Tenn. Diese haben eine Suite dem Andenken an den Designpionier Josef Frank gewidmet. Mutige Muster und mutige Möbel mischen sich zu einer fröhlichen Atmosphäre.

Die vier aktuellen Neuzugänge sind Zimmer von Lilli Hollein, Gregor Eichinger, Adolf Krischanitz und Roland Nemetz. Natürlich hat auch von ihnen jeder ganz eigene Akzente gesetzt. Selbst entworfene Teppiche und Einzelstücke wie Stühle und Bänke sorgen für eine persönliche Note. Bei der Einrichtung griffen die Architektur- und Designexperten auch auf Möbel und Accessoires aus Wiener Manufakturen, Fundstücke von Antiquitätenmärkten der Stadt und Bilder von Wiener Künstlern und Fotografen zurück.

Hotelzimmer gestaltet von Agil Kutoglu

Modedesigner Agil Kutoglu hat sich von orientalischen Einflüssen inspirieren lassen.

Zeitlose Eleganz versprüht das Zimmer 64, das Adolf Krischanitz gestaltet hat. Praktische Schränke, ein hohes Maß an Funktionalität und bequeme Sitzmöbel sind für den in Schwarzach im Pongau geborenen Möbeldesigner und Architekten essenziell. Ein künstlerisches Highlight ist die Wandgestaltung. „Ein junger Künstler hat eine Blumenwiese gezeichnet und dieses Kunstwerk in eine Tapete übersetzt. Dafür wurde es um ein Vielfaches vergrößert. Gegenüber liegt die Holzwand aus Ast-Eiche, die im Gegensatz zu der künstlerischen Auffassung der Blumenwiese ein echtes Naturprodukt ist. So entsteht eine zweifache Definition von Natur“, erklärt Adolf Krischanitz. Einen interessanten Einblick in das Zimmer und in die Gestaltungsideen liefert der „Hotel Talk“ zu diesem Zimmer auf Youtube.

Die Atmosphäre eines Theatersaals erlebt der Gast im Zimmer 65, gestaltet von Roland Nemetz. Auch dieses ist in einem Hotel-Talk-Video in allen Einzelheiten zu sehen. Dunkle Holzelemente, Grautöne und Akzente in Rot dominieren die Farbgebung. „Einer der ersten Schritte war, über das Zimmer an sich und dessen Charakter nachzudenken. Als wir entdeckten, dass das Zimmer über den Nebenräumen des Off-Theaters liegt, war uns klar, was entstehen würde: eine Theater-Suite“, erzählt der österreichische Architekt. Dabei ist fast jedes Stück aus Wien – eine Melange aus traditionellen Möbeln der Nachkriegs-Moderne, die Nemetz bewusst aber auch zufällig gefunden hat. So stammen der Kleeblatttisch von einem Antiquitätenhändler, das Parkett aus der Wiener Stadthalle und die Lehnstühle und die Bank, die zuvor im Café Ritter waren, von dem Architekten Roland Rainer. Rote schwere Vorhänge und Leuchten eines Schminktischs betonen die Theater-Komponente, und Bilder von bekannten Schauspielern aus Wien geben den letzten Schliff.

Hotelzimmer gestaltet von Lena Hoschek

Retrochic ist das Motto im Hotelzimmer von Lena Hoschek.

Der perfekte Wohnraum für Cineasten ist das Zimmer des Architekten Gregor Eichinger, Zimmernummer 66. Vom Bett aus blicken Gäste wie in Hitchcocks Film „Fenster zum Hof“ durch das große Fenster in die Stadt hinaus und sind so stets mit Wien verbunden. Auf einer Leinwand können Eichingers Lieblingsfilme angesehen werden. Seine Gedanken zur Zimmergestaltung erklärt Gregor Eichinger ebenfalls in einem „Hotel Talk“, aufgenommen im entsprechenden Hotelzimmer.

Und wieder ganz anders ist Zimmer 67: Bei ihrem ersten Interior-Design-Projekt legte Lilli Hollein Wert darauf, die österreichische Design-Szene in den Mittelpunkt zu stellen und gleichzeitig ihre persönliche Note in den Raum zu bringen. Mit ihrem Mann Markus Eiblmayr entschied sich die Direktorin der Vienna Design Week für eine graue Wolkentapete von Cole and Son. „Vielleicht hat es etwas zutiefst Wienerisches einen grauen Wolkenhimmel als Thema zu wählen. Böse Zungen behaupten in Wien ist es zehn Monate lang Winter und zwei Monate lang kalt. Hier ist der Gast stets der sonnige Protagonist und bringt immer etwas Positives mit“, erklärt Lilli Hollein. Den Kontrast dazu bildet ein bunter, eigens für das Altstadt Vienna entworfener Teppich. Durch Elemente wie beispielsweise Stehleuchten von der Werkstätte Carl Auböck, Fliesen von Karak und Stühlen von Marco Dessi wird das Zimmer eine Bühne für österreichische Design- und Handwerkskunst. Auch hierzu gibt es ein Youtube-Video.

Blick in Hotelzimmer in Gelb und Blau gehalten

Eine Suite, die an Designpionier Josef Frank erinnert, haben die Innenarchitekten von Sventskt Tenn entworfen.

Dass die Zimmergestaltung durch bekannte Architekten und Designer kein Marketingtrick ist, sondern jeder Raum wirklich die Handschrift seines „Schöpfers“ trägt, bestätig Roland Nemetz: „Otto Wiesenthal ist ein sehr angenehmer Auftraggeber, wie es nur wenige gibt. Wenn man ihn fragt, ob man das so machen darf, sagt er: Du bist der Architekt, du musst das entscheiden.“ Es ist also tatsächlich so: Will man einem bestimmten Architekten sehr nahe kommen, dann reserviert man am besten gleich das von ihm gestaltete Zimmer im Altstadt Vienna. Die Übernachtungspreise starten bei 94 Euro für ein Einzelzimmer, wer mag, kann aber auch mehrere hundert Euro für eine Suite ausgeben. Welches Zimmer für den Erstbesuch das richtige ist, dazu berät das Team vom Altstadt Vienna gerne.

Urbanes Flair für einen Vierseithof im Bayerischen Wald

Blick in das Ferienapartment Moosham 13

Weiß, Schwarz und rohes Holz bilden den Rahmen für die modernen Ferienwohnungen. Foto: Bernd Vordermeier

Man nehme ein Gebäude mit Geschichte und Charme. Hauche ihm neues Leben ein, ohne dabei seinen Charakter zu zerstören. Und stelle moderne Architektur gleichberechtigt daneben, um nicht nur der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart (und sogar der Zukunft) Raum zu gewähren.

Das ist für mich das Rezept für spannende Architektur. Wenn es irgendwo ein altes Haus zu sehen gibt, das mit architektonischem Feingefühl und Kreativität saniert und neugestaltet wurde, dann bin ich auf jeden Fall zur Stelle. Kein Weg ist da zu weit – auch der nicht nach Moosham bei Grafenau. Bei den Architektouren konnte dort nämlich ein renovierter und umgebauter Vierseithof besichtigt werden. Name des Projekts: „Moosham 13“.

In siebter Generation auf dem Hof

Nordfassade des Projekts Moosham 13

Moderne Fassade neben traditioneller Fassade: Die klaren Formen teilen beide. Foto: Bernd Vordermeier

„Neue Strukturen für die nächste Generation“, so haben Architekt Bernd Vordermeier und die Bauherren Verena Windorfer-Bogner und Reinhold Windorfer ihr Projekt im Booklet der Architektouren 2017 beschrieben. Und tatsächlich führen die beiden den Vierseithof mit Wohnhaus, Stall- und Nebengebäuden sowie einem denkmalgeschützten Brotbackofen bereits in siebter Generation. Da gibt es viel, was zu erhalten ist. Und ebenso vieles, was einer zeitgemäßen Nutzung angepasst werden muss. Im Fall des um 1840 erbauten Wohnhauses haben sich die Bauherren entschieden, durch eine Sanierung verschiedenste Zwecke zu vereinen: Fünf separate Einheiten jetzt bieten Platz für die Wohnung der Bauherren, den Wohnbereich der Eltern, zwei Gästeapartments sowie ein Büro.

Zwei ganz besonders Ferienapartments

Innenraum des Ferienapartments Moosham 13 bei Grafenau

In dem hellen, wohnlichen Apartment befindet sich unter anderem das Bad in einer in die Raummitte gesetzen Box. Foto: Bernd Vordermeier

Bäuerlicher, traditioneller Charakter und moderner reduzierter Architekturstil verbinden sich dabei zu einem wunderschönen, durchdachten und wohnlichen Zuhause – dauerhaft für die Familie Windorfer, auf Zeit für die Urlauber in den Ferienapartments. So schön wohnt man im Bayerischen Wald sicherlich nur in sehr wenigen Ferienunterkünften. Seit 1. Juli 2017 sind die Apartements von „Moosham 13“ zu mieten. Und wenn es nicht ziemlich unsinnig wäre, sich als Passauer eine Ferienwohnung in Grafenau zu nehmen, hätte ich am liebsten sofort nach einem freien Termin gefragt.

Spannende Architektur versprechen die Apartments schon von außen. Da streckt sich neben der traditionellen Hausfassade eine schmale, weiße Front nach oben. Zwei große hochformatige Fensteröffnungen wirken mit ihrem schmalen Rahmen wie aufgesetzt, die Holzhaustür clean und robust, ebenso wie die Treppe aus schwarzem Stahl. Drinnen setzt sich der einerseits natürlich-bodenständige, andererseits geradlinige und minimalistische Look fort. Die Apartments bestechen durch reduzierte Optik: die Wände und Decken weiß; Böden, Türen und Verkleidungen aus rohem Holz; dazu schwarze Einbauten. Die Bäder sind als Boxen im Raum gestaltet, unterteilen so die Wohnbereiche und stehlen dabei aber nicht den alten Gemäuern, sichtbar beispielsweise an manchen tiefen Fensteröffnungen, die Schau. Da steckt architektonischer Einfallsreichtum drin, Feingefühl für Wohnatmosphäre – und viel, viel Leidenschaft und Begeisterung für die Räume. Man spürt, dass Architekt Bernd Vordermeier und die Bauherren diese Begeisterung teilen.

Holzdielen aus dem eigenen Wald

Treppenhaus des Projekts Moosham 13 bei Grafenau

Das Treppenhaus alleine ist schon ein Kunstwerk und verbindet nicht nur symbolisch Alt und Neu. Foto: Bernd Vordermeier

So sind beispielsweise die Holzböden echte Handarbeit. Aus dem eigenen Wald stammt das Holz, das die Bauherren selbst mit semi-professioneller Ausrüstung zu Dielenbrettern und schließlich Böden ihrer Ferienapartments verarbeitet haben. Und unbehandelt gelassen haben. Die Haptik ist einmalig – und der Geruch nach frischem Holz ebenfalls.

Eine moderne und dennoch schlichte Holztreppe führt von den beiden Etagen mit den Ferienwohnungen bis hinauf ins Dachgeschoss. Dort, direkt unterm Giebel, luftig und hell, liegt die Wohnung der Bauherren. Sicherlich nicht das, was man sich unter einem traditionellen Zuhause auf dem Bauernhof vorstellt – eher mit urbanem Flair, aber gleichzeitig mit der bodenständigen Atmosphäre des gesamten Projekts. Und mit angenehmem Wohnklima: Dafür sorgen beispielsweise die mit Scheitholz befeuerte Temperierheizung, Naturkalkputze und ökologische Baustoffe.

So flexibel wie schön – das Konzept der Apartments

Küche der Ferienwohnung Moosham 13

Die Ferienwohnung besitzt eine Küche, die Suite nicht. Gemütlich ist es aber in beiden.

Höchsten Ansprüchen an Architektur und Wohnlichkeit werden die Apartments auf jeden Fall gerecht – und darüber hinaus auch vielfältigen Ansprüchen an die Nutzung. Eine Person, zwei Personen, drei, vier oder ein ganzer Freundeskreis, vielleicht zwei befreundete Familien? Weil sich die beiden Einheiten clever kombinieren lassen, sind alle gut untergebracht in Moosham 13. Während die Ferienwohnung eine Küche besitzt, haben die Bauherren in der zweiten Einheit darauf verzichtet. „Suite“ nennen sie das Apartment ohne Küche, das für alle diejenigen praktisch ist, die nur kurz (oder vielleicht geschäftlich) im Bayerischen Wald unterwegs sind und denen Kühlschrank und Kaffeemaschine reichen. Die Betten lassen sich in beiden Apartments leicht vom Doppelbett zu zwei Einzelbetten verwandeln. Und die Couch ist jeweils auch als Schlafcouch nutzbar. „Für Familien, die gerne mehr Platz zur Verfügung hätten, oder Gruppen von Freunden bietet sich eine gemeinsame Buchung von Ferienwohnung und Suite an, hier hat man dann – nur durch das Treppenhaus getrennt – 80 Quadratemter zur Verfügung. Dann kann beispielsweise die Ferienwohnung als Aufenthaltsbereich genutzt werden und die Suite als Schlafbereich“, erklärt Verena Windorfer-Bogner das flexible Nutzungskonzept. Eine Gruppe von bis zu neun Personen kann so in Moosham 13 unterkommen.

Das wäre also ideal für einen Bayerwald-Urlaub mit meinen Schwestern und ihren Familien. Also ich glaube, ich finde schon noch einen Grund, mich in Moosham 13 einzumieten…

 

 

Eine Frage der Perspektive

rotes Haus

Wer den richtigen Blickwinkel wählt, erkennt die Fassade eines Hauses. Foto: Hendrik Schwartz

Was haben denn die komischen roten und verspiegelten Würfel auf Pfosten mit Baukultur zu tun? Das fragen sich vermutlich so einige Besucher der Gartenschau Natur in Pfaffenhofen a. d. Ilm. Herausfinden wird das nur, wer den Anweisungen folgt und einen bestimmten Blickwinkel einnimmt. Dann nämlich entsteht aus den seltsamen dreidimensionalen Formen ein Haus. Und erinnert daran: Es ist alles eine Frage der Perspektive!

Geometrische Körper auf Pfosten

Auf den ersten Blick: ein Durcheinander aus geometrischen Formen. Foto: Hendrik Schwartz

Das Land-Art-Projekt auf dem Gelände der Gartenschau neben der Ilm hat das Forum Baukultur im Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm konzipiert. Es handelt sich um eine „Anamorphose“, also um ein Bild, das nur unter einem bestimmten Blickwinkel erkennbar ist. Wer durch das vorgegebene Gucklock schaut, für den setzen sich die einzelnen Formen zu einem roten Haus zusammen.

In den meisten Fällen führt dieser Blick aus der richtigen Richtung zu einem Ausruf des Erstaunens. Und im besten Fall nimmt sich der Betrachter Zeit, noch ein bisschen darüber nachzudenken: Welche Teile gehören zu seinem Traumhaus? Welchen Blick hat er aufs Bauen? Und aus wie vielen Perspektiven muss man Architektur betrachten, um zu sehen, wie sie sich in die Umgebung einfügt?

Die Gartenschau in Pfaffenhofen a. d. Ilm ist noch bis 20. August 2017 geöffnet.

Weniger ist mehr: Was den Bauhausstil den Dörfern der Provence verbindet

Hotel Coquillade Village in der Provence Außenansicht

Natursteinmauern und Fensterläden, das sind typische Elemente des provenzialischen Baustils. Foto: Coquillade Village

Die typischen Bauten der Provence und die Philosophie des Bauhausstils – das hat auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun. Für die Gäste des Coquillade Village können solche Zusammenhänge aber ganz deutlich werden. Vor allem, wenn sie sich von Hoteldirektor Werner Wunderli erzählen lassen, wie das französische Fünf-Stern-Resort zu seinem heutigen Aussehen kam.

Eineinhalb Autostunden von Marseille entfernt, auf einem Hügel und inmitten eines Weingutes, liegt das Coquillade Village. Das weitläufige Resort im Stil eines typisch provenzalischen Weilers mit einer Fläche von 42 Hektar hat eine dorfähnliche Struktur und umfasst sechs traditionelle Landhäuser, deren älteste Mauern auf das 11. Jahrhundert  zurückgehen, und ein modernes Gebäude aus dem Jahr 2015.

Innenansicht einer Suite des Coquillade Village

Klar, einfach und von bester Qualität: Dieser Grundsatz liegt dem Interior-Design des Fünf-Sterne-Resort zugrunde. Foto: Nikkol

In 63 Zimmern, davon 42 Suiten, können Gäste eine Mischung aus dem traditionellen Stil der Provence und modernem Innendesign erleben. Verantwortlich für diese Mischung zeichnen Carmen und Werner Wunderli, das Schweizer Hoteldirektorenpaar. Beim Um- und Neubau setzten sie auf Architekten und Handwerker aus der Region. Und gestalterisch auf klare Formen, Funktionalität und beste Materialien. Viele Gegenstände wie Möbel, Leuchter oder schmiedeeiserne Elemente stammen unmittelbar von regionalen Handwerkskünstlern. Allerdings eben nicht im typischen Design der Provence, sondern im Bauhausstil, der in Material und Farbe an die Provence angepasst wurde.

Die Architektur der Gegend aus dem 13. bis 17. Jahrhundert in ein modernes Konzept zu integrieren, das machte die Gestaltung des Hotels für Werner Wunderli erst so richtig spannend: „Es war erstaunlich, wie die Einfachheit der Lebensweise der Ur-Einwohner dieser Gegend mit der einfachen Formensprache des Bauhaus-Stils übereinstimmte“, sagt Werner Wunderli. Das „Weniger ist mehr“, das ja in der Bauhaus-Philosophie verankert ist, wurde in dieser Gegend aufgrund der beschränkten finanziellen Möglichkeiten schon gelebt. Mit Erdfarben, Stein und Holz wurden auch die Materialien der Gegend schon immer verwendet – und nun auch bei der Gestaltung des Hotels.

Das Coquillade Village von oben

Das weitläufige Resort mit einer dorfähnlichen Struktur umfasst sechs traditionelle Landhäuser, ein modernes Gebäude, ein Spa & Wellness Center mit einem Innen- und zwei Außenpools. Foto: Jerôme Mondière

Ob die Gäste allerdings den Zusammenhang zwischen traditioneller Architektur und Bauhaus erkennen, das ist für Werner Wunderli zweitrangig. „Derjenige, der kein Spezialist ist, soll sich einfach wohlfühlen, ohne zu analysieren, warum“, wünscht sich der Hoteldirektor. Zu den klaren und einfachen Design-Philosophien der 1920er Jahre hat Werner Wunderli schon als junger Mann gefunden. Er freut sich, dass diese Lebens- und Einrichtungsform nun endlich auch bei den Gästen ankommt. Das war nicht immer der Fall: „Ich habe festgestellt, dass die Kunden bis in die 1990er Jahre nicht bereit waren, sich in diesem Stil wohlzufühlen.“ Dabei hält er diese Form des Sich-Einrichtens für die einzige, die Generationen überdauern kann. „Für mich muss Interior-Design auch in 20 und 50 Jahren noch gültig sein. Man kann Stoffe, Möbel und Farben verändern – aber die Basis wie Wände, Böden, Einbauten müssen Beständigkeit beinhalten. Ein Corbusier-Sessel oder eine Eames-Liege, ein Breuer-Stuhl sind heute noch modernste Möbel – auch wenn sie Klassiker geworden sind“, schwärmt Werner Wunderli. Genauso wie ein Gemäuer aus dem 11. Jahrhundert heute wieder modernen Lifestyle ausstrahlen kann. Wer es selbst erleben will: Die Übernachtungspreise im Coquillade Village beginnen bei 220 Euro für zwei Peronen im Doppelzimmer mit Frühstück.