Denkmalpflege ist nicht unbedingt ein Thema, mit dem man sich in seiner Freizeit beschäftigt. Aber dieses Heft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege eignet sich sogar als Lektüre auf dem Nachtkästchen oder um sich an einem verregneten Sonntagnachmittag in der Zeit zu verlieren: „Denkmalpflege-Themen: Das Waldlerhaus“. Auf mehr als hundert Seiten geht der Leser hier auf eine Reise durch den Bayerischen Wald zu den Häusern und Höfen der Vergangenheit. Wer hier erfährt, was das Typische am Waldlerhaus ist und war, der wird nie mehr achtlos an alten Bauernhöfen oder fast verfallenen Sacherln vorbeifahren. Denn hinter der Bauweise der Waldlerhäuser steckt eine ganze Kulturgeschichte.
Angepasst an die regionalen Gegebenheiten
Zwischen Passau und Furth waren die Waldlerhäuser vom 17. bis zum 19. Jahrhundert Wohn- und Arbeitsstätte von Waldlern, also von Menschen, die im und vom Wald lebten. Es gibt nicht genau einen Haustyp, der so bezeichnet werden kann – vielmehr sind es viele einzelne Merkmale, die ein Waldlerhaus ausmachen. Im ersten Teil des Heftes beschreibt Anke Borgmeyer ausführlich die Charakteristika und zeigt eindrücklich, wie sie mit der Lebensweise der Bewohner und den Gegebenheiten der Region zusammenhängen.
Blockbauweise und ein hölzerner Schrot
Waldlerhäuser sind ihrer Beschreibung nach kleine, ein- bis zweigeschossige Bauernhäuser; das Erdgeschoss aus Stein, darüber Holzbauten. Zum Teil sind im Erdgeschoss auch Teile in Blockbau erhalten – was alleine schon deshalb spannend ist, weil bei der Blockbauweise jeder erst einmal an Kanada oder Skandinavien denkt. Dabei ist der Blockbau auch bei alten Bauernhäusern üblich gewesen. Typisch für das Waldlerhaus ist der hölzerne Schrot am Giebel – ein Balkon sozusagen, der über die Fassade des Erdgeschosses hinaussteht. Er kann auch verkleidet sein und so als Trockenplatz oder Laube genutzt werden.
340 Waldlerhäuser führe die Bayerische Denkmalliste zurzeit auf, berichtet Anke Borgmeyer im zweiten Kapitel des Hefts. Mehr als hundert Waldlerhäuser mussten allerdings auch aus der Liste gestrichen werden, weil sie einstürzt waren oder als Ruinen abgerissen wurden. Sicher ist: Das Waldlerhaus verschwindet immer mehr, wird vernachlässigt, bis es zusammenfällt, oder wird ohne Rücksicht auf den Denkmalschutz umgebaut. Die Zahlen sind ein Grund, sich die Häuser umso genauer anzuschauen. Wie beispielsweise im dritten Kapitel des Hefts: Markus Hundemer und Marion-Isabell Hoffmann nehmen mit auf eine Fotoreise durch die Landkreise Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf, Regen, Straubing-Bogen und Cham.
Gut erhaltene Häuser in den Freilichtmuseen
Ein weiteres Kapitel widmet sich den Waldlerhäusern in den Freilichtmuseen. Doch am spannendsten sind die Beispiele aus der Praxis: Diese zeigen, wie alte Waldlerhäuser saniert wurden. Durch beeindruckende Vorher- und Nachher-Fotos erfährt man einerseits, wie schwierig die Wiederherstellung oftmals war. Andererseits begeistern die Fotos der sanierten Gebäude. Denn sie zeigen, welche Qualitäten die Waldlerhäuser auch heute noch haben.
Insgesamt gibt das Heft einen guten Einblick ins Thema. Viele alter Häuser des Bayerischen Waldes, an denen man sonst einfach vorbeigefahren wäre, sieht man nach der Lektüre mit ganz neuem Blick.
Das Heft „Denkmalpflege-Themen: Das Waldlerhaus“ (Nummer 1/2017) des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege steht im Internet als PDF zum Download bereit oder kann kostenlos bestellt werden unter beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege per E-Mail an publikationen@blfd.bayern.de.
Während der Fahrt von Passau nach St. Michael im Lungau war da dieser Gedanke: Was, wenn alles schiefgeht? Wenn dieser XXL-Familienurlaub eine Schnapsidee war, mit sieben Erwachsenen, vier Kindern und einem Hund? In einem einzigen Häuschen, in dem alle eine knappe Woche lang aufeinandersitzen? Und was, wenn es uns zum Schluss gar nicht gefällt?
Drei Autos waren an diesem Tag im Juni 2019 in Richtung Österreich unterwegs: mein Freund und ich, meine zwei Schwestern jeweils mit Ehemann und zwei Kindern und unser Vater. Und, ach ja, Familienhund Elmo. Ob die anderen auch solche Befürchtungen hatten – keine Ahnung. Aber mir war auf den knapp drei Stunden Fahrt in den Lungau schon etwas bang.
Dorfplatz mit Schwimmteich
Doch dann: St. Martin, ein Ortsteil von St. Michael, ist erreicht. Eine große Cortenstahl-Tafel zeigt die Einfahrt zu den St. Martin Chalets. Ein paar Meter weiter, und man steht mitten im Hüttendorf: Zehn hübsche Chalets gruppieren sich um einen kleinen „Dorfplatz“ mit Schwimmteich. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, rundherum Berge. Hier muss es uns einfach gefallen!
Auf einer Tafel an der geschlossenen Rezeption werden wir namentlich begrüßt, und es heißt, wir sollen es uns schon mal gemütlich machen. Mein Freund und ich sind die Ersten, der Rest der Familie ist noch auf der Autobahn. Also suchen wir unser Häuschen. Ein paar breite Granitstufen hoch zur Haustür, die unversperrt ist. Mit großen Erwartungen rein die gute Stube – und große Erleichterung: Das ist traumhaft! Hier kann niemand was zu meckern haben. Ein wunderschönes Chalet, lauter Wohlfühl-Zimmer, alles liebevoll dekoriert. Die Zweifel wie weggeblasen, sofort setzt die Urlaubserholung ein.
Gemütlicher Wohnbereich
Auch die anderen sind begeistert: Lauter Aaahhs und Ooohhs bei der Erkundungstour durchs Haus. Im Erdgeschoß wird für knapp eine Woche die große offene Küche unser Lebensmittelpunkt, mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt. Eine große Eckbank bietet Platz für uns alle, aber viel lieber werden wir rausgehen auf die Terrasse mit dem rustikalen Holztisch und Holzbänken und Grill. Der kuschelige Wohnzimmerbereich neben dem Kachelofen, mit rundumlaufender Sitzbank und unzähligen Kissen und Fernseher, wird eher selten genutzt werden. Ansonsten gibt es im Erdgeschoß noch Toiletten und einen Haushaltsraum mit Waschmaschine, im Flur führt eine urige Holztreppe zu den Schlafzimmern mit Balkonen. Drei Schlafzimmer gibt es im ersten Stock, eines mit eigenem Bad, die anderen teilen sich ein Badezimmer und eine Toilette.
Auch unterm Dach kann man es sich gemütlich machen: Hier ist
viel Platz zum Spielen – oder ein sehr ruhiger Rückzugsort zum Lesen und
Nachdenken. Nur Schlafen darf man hier nicht.
Vom Wohnraum im Erdgeschoss aus führt ein kleines Treppenhaus zu weiteren Wohn- und Schlafräumen. Eine zweite Küche, noch ein Ess- und Wohnraum, zwei Schlafzimmer, Bad und Miniterrasse können theoretisch auch ganz vom Rest des Hauses abgetrennt werden und separat vermietet werden, denn es gibt einen eigenen Eingang.
Abgesehen davon, dass wir unglaublich viel Platz haben,
begeistert uns die Einrichtung und Dekoration. Hier ein kleiner Teppich, dort
ein frischer Blumenstrauß, viel Holz, viele Naturmaterialien, ein Mix aus
rustikalen und modernen Details. Wir fühlen uns gut aufgehoben, das liebevolle
Ambiente lässt zwischenmenschliche Anspannungen schnell verfliegen.
Die St. Martin Chalets gehören verschiedenen Investoren
Dass viel Arbeit und viel Leidenschaft in den Chalets stecken, ist uns von Anfang an klar. Bestätigen kann es uns Gastgeberin Jodi Venner. Zusammen mit ihrem Ex-Partner Herby hat sie 2006 die Ideen für die Chalets entwickelt, Bau und Umsetzung begleitet und betreut seit 2011 die Gäste. Die Chalets gehören nicht ihr, sondern verschiedenen Investoren. Schon vor dem Bau waren alle Häuschen verkauft.
Ein Leben im Einklang mit der Natur, nachhaltig, ökologisch und authentisch stand bei den St. Martin Chalets von Anfang an im Vordergrund. Die zehn Häuser sind aus unbehandeltem heimischem Lärchen- und Fichten-Mondphasenholz gebaut. In Einzelteilen wurden sie von einem regionalen Unternehmen vorgefertigt und rund zehn Kilometer zur Baustelle in St. Martin transportiert. Die Fenster sind dreifach isoliert und aus Lärchenholz.
Ökologische Baustoffe verwendet
Naturmaterial kam auch an anderen Stellen zum Einsatz: Im Haus sind überall Lehmputze auf Schilfmatten aufgebracht. Die Dämmung besteht aus Schafwolle. Authentisches Wohngefühl verströmen recycelte Bauteile mit Geschichte: So stammen die Zierhölzer der Fassade und die Balkone von alten Bauerhöfen – und es war gar nicht so einfach, diese fachgerecht wieder anbringen zu lassen, erzählt Jodi Venner. Mancher Handwerker hätte lieber die Spuren vergangener Zeiten getilgt und die alten Holzteile mit der „guten“, also der nicht nachgedunkelten Rückseite an die Fassade gebaut. Eine besondere Geschichte haben die Steinböden, die zum Beispiel in den Chalet-Küchen zu finden sind. Die handgebrannten Ziegel stammen aus den Dachboden von Wiener Stadthäusern. Die schwarzen Verfärbungen deuten darauf hin – schließlich mussten sie dort Rauch und Russ aushalten.
„Idealismus, Liebe, Enthusiasmus“, zählt Jodi Venner auf, das waren und sind die Zutaten, um die St. Martin Chalets unverwechselbar zu machen. Authentisch und nachhaltig, das sind die zwei Eigenschaften, die die Häuschen am besten beschreiben. Wer hier urlauben darf, das ist uns nach einer Woche klar, hat Glück: Hier fühlt man sich nicht wie ein Gast, sondern tatsächlich zu Hause.
Sieben Gründe für einen Urlaub in den St. Martin Chalets:
Die Lage: Mitten in den Bergen im Salzburger Land, nicht einmal drei Stunden von Passau (und vielen anderen bayerischen Orten) entfernt, leicht zu erreichen. Selbst mit kleinen Kindern oder mit Hund ist die Anreise angenehm. Und die Lage im Ortsteil St. Martin verbindet alle Vorteile der naturnahen Lage (ruhig, ländlich) mit den Vorteilen des fünf Minuten entfernten Ortes St. Michael (Supermärkte, Freibad, Ärzte).
Die Kulinarik: Ganz wichtig beim XXL-Familienurlaub! Niemand darf hungrig sein, sonst sinkt die Stimmung sofort. Gutes Essen ist in Österreich eigentlich überall garantiert. Zu empfehlen ist der Regionalladen „Kemmts eina“ in Tamsweg, wo verschiedene (Bio-)Bauern ihre Produkte verkaufen.
Das Freizeitangebot: Der Lungau ist eine eher ursprüngliche Region, touristisch nicht überlaufen. Trotzdem ist das Angebot groß – vor allem an Outdooraktivitäten aller Art.
Das Hüttendorf: Klein mit nur zehn Hütten – deshalb ist es meist schön ruhig (wir haben den meisten Lärm gemacht). Die nicht abgegrenzten Gartenbereiche fördern die Kommunikation mit den Hüttennachbarn.
Die Häuschen: Schön, hochwertig, ökologisch – die Wohnqualität ist immens. Die Ausstattung ist großzügig und lässt keine Wünsche offen.
Der Service: Frühstückssemmeln vor die Tür, den Kühlschrank schon vor der Ankunft nach Wunsch gefüllt, Schmankerlkiste vom Bauern, Abendessen vom Sternekoch – wer keine Lust hat, muss sich in den Chalets um nicht viel selbst kümmern.
Der Preis: Rund 1500 Euro für sechs Übernachtungen für elf Personen und einen Hund ist ein mehr als fairer Preis. Endreinigung, Strom, Bettwäsche, Handtücher und Ortstaxe sind in dieser Summe schon enthalten. Mehr Infos dazu gibt es hier: https://stmartinchalets.at/.
Ein Blockhaus – das verbinden viele mit einem einfachen
Leben in der Natur Kanadas oder Skandinaviens. So falsch liegen sie damit gar nicht.
Bis auf die Tatsache, dass es sich auch in anderen Regionen gut im Blockhaus
leben lässt. Zum Beispiel in Kärnten: Jürgen und Jitka haben 2011 in dem
österreichischen Bundesland, rund 10 Minuten von Klagenfurt entfernt, ihr
Traumhaus gebaut – in Blockbauweise, Holz auf Holz, einfach, natürlich und mit
viel Eigenleistung.
Naturnah wohnen
Dass Holz zu ihrer Lebensweise passt, das wird schnell klar, wenn man sich mit Jürgen unterhält: Er schätzt die Natur, baut in seinem Garten Salat, Kräuter, Tomaten, Stachelbeeren, Ribisl an. Er freut sich über die Hornissen, Rehe und Fledermäuse, die sich auf dem 960 Quadratmeter großen Grundstück heimisch fühlen. Als er und seine Frau Jitka überlegten, in ein eigenes Haus zu ziehen, schauten sich die beiden alte Bauernhöfe an, die zum Verkauf standen. Die meterdicken Wände, einfach und massiv gebaut, hätten ihnen auch gefallen. Es wurde dann doch ein Holzblockhaus, und das bereuen sie bis heute nicht.
Schon bei der Planung haben sich Jürgen und Jitka auf ihre eigenen Ideen, ihre individuellen Vorstellungen vom eigenen Zuhause verlassen: Sie haben selbst Pläne gezeichnet, verschiedene Firmen angeschrieben und Angebote eingeholt. Mit der Firma Scandinavian Blockhaus aus St. Florian in Österreich setzten sie ihre eigenen Entwürfe schließlich um: 126 Quadratmeter, komplett aus oberösterreichischem Fichtenholz, mit gemauertem Keller, einem massiven Ziegeldach und Holz-Alufenstern von Josko. Eine Pelletheizung sorgt für Wärme und Warmwasser, unterstützt von 16,8 Quadratmetern Solarkollektoren auf dem Dach.
Viel Eigenleistung und „Learning by doing“
Bemerkenswert ist, wie viel Eigenleistung Jürgen und Jitka in das Haus gesteckt haben – einem sechsstelligen Betrag entspricht der Anteil der eigenen Arbeiten, hat Jürgen ausgerechnet. Den gesamten Innenausbau haben die beiden selbst gemacht, obwohl sie damit vorher kaum Erfahrungen gesammelt hatten. „Learning by doing“, so ihr Motto – und es hat geklappt. Loslegen konnten sie direkt nachdem Scandinavian Blockhaus in nur siebeneinhalb Arbeitstagen das Haus aufgestellt hatte, inklusive Fenster. Nach sechs Monaten sind Jürgen und Jitka eingezogen, da waren die Küche und das halbe Schlafzimmer fertig, alles andere wurde nach und nach erledigt.
Alles selber zu machen ohne fachliche Vorkenntnisse – eine Vorstellung, die viele Bauherren Magenschmerzen bereiten würde (und auch von Jürgen und Jitkas Bekanntenkreis teils skeptisch beäugt wurde). Aber Jürgen sieht es positiv: „Ich habe so viel lernen dürfen, man kann wirklich viel selber schaffen.“ Fliesen legen, verkabeln, Fußbodenheizung legen – alles kein Problem. Und offensichtlich ein so großes Vergnügen, dass Jürgen und Jitka nach dem Haus auch die Garage selbst gebaut haben, das Fundament für das Gartenhaus und diverse Hochbeete.
Raffinierte Lösung für den Estrich
Arbeiten, bei denen sich Jürgen als „völlig talentfrei“ einstuft – zum Beispiel Verputzen – sind ihm beim Holzhaus erspart geblieben. Auch einen Estrich haben die findigen Bauherren nicht benötigt: Mit Trocken-Estrich-Platten haben sie aufwendige Arbeiten, Feuchtigkeit und Trocknungszeiten vermieden. Und sind damit sogar im Prospekt des Herstellers ihrer Fußbodenheizung gelandet als Beispiel dafür, wie einfach Eigenleistung ist.
„Ich würde jederzeit wieder so bauen, und nur so“, beteuert Jürgen und meint damit einerseits die Eigenleistung, die er in sein Haus gesteckt hat und damit was ganz Eigenes und auch Individuelles geschaffen hat. Und andererseits meint er die Blockbauweise. Die ist einerseits recht simpel, andererseits sind auch einige Vorschriften zu beachten, gerade wenn man wie Jürgen einschalig bauen möchte. Das bedeutet, die Außenwände bestehen lediglich aus einer einzigen Wand aus massivem Holz.
Dicke Holzwand sorgt für gute Dämmung
Um eine gute Dämmung zu erhalten, muss die Holzwand eine gewisse Dicke haben, beim Haus von Jürgen und Jitka sind es 20 Zentimeter. Das reicht und hält die Heizkosten unter 500 Euro jährlich, denn Massivholz dämmt hervorragend. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich haben sich die Vorschriften in den vergangenen fünf Jahren aber nochmal geändert und sind zum Teil strenger geworden. Scandinavian Blockhaus, das Unternehmen, das Jürgen und Jitkas Haus gebaut hat, wirbt damit, dass ihr 28-Zentimeter-Massivblock ausreicht, um den aktuellen österreichischen Wärmeschutzbestimmungen zu entsprechen und – auch das ist für viele wichtig – eine Wandaufbau mit purem Holz, ohne Folien und Klebebänder zu ermöglichen.
Wer weniger Massivholz einsetzen will, kann die Wand eines Blockhauses auch schmaler bauen und dämmen. Dann wird außen oder innen Dämmmaterial auf die Wand aufgebracht. Das heißt aber auch, dass man auf einer Seite die schöne Optik der Blockwand nicht mehr zu sehen bekommt. Alternativ gibt es die Doppelblock-Bauweise: Dann besteht die Wand aus zwei parallelen Blockwänden mit einer Zwischendämmung. Blockhaus ist also nicht gleich Blockhaus – denn neben der Frage, ob und wie gedämmt werden soll, stellt sich auch die Frage, ob mit Rundbohlen oder Vierkantblöcken gebaut wird.
Bestehen in klischeehaften Vorstellungen Blockhäuser fast immer aus Rundbalken, so sieht die – unter anderen den Bauvorschriften geschuldete – Wirklichkeit meist anders aus: Ein einzelner Holzbalken des Blockhauses ist vierkantig und besteht aus mehreren verleimten Massivholzelementen. Das garantiert höhere Formstabilität.
Blockhaus: Alte Bauweise neu interpretiert
Aufeinandergeschichtet und befestigt werden die Blockhausbalken ganz einfach: Verbunden durch Nut und Feder werden die Balken übereinandergestapelt, überkreuzen sich an den Ecken. Und genau dort wird ein Loch durch alle Schichten gefräst und eine Gewindestange eingebracht. Übrigens: Im niederbayerischen Raum war die Blockbauweise früher recht verbreitet. Viele alte Bauernhäuser besitzen Teile in Blockbauweise.
Einfach, aber durchdacht. Naturnah, aber modern. Für Jürgen und Jitka ist ihr Blockhaus ihr Traumhaus. Sie haben sich getraut, genau so zu bauen, wie es ihrer Überzeugung und ihrer Lebensweise entspricht. Belohnt werden sie mit dem guten Gefühl, ein perfektes Zuhause gefunden zu haben.
Ingrid Haidl-Madl liebt das alte Bauernhaus, in dem sie aufgewachsen ist. Sie liebt modernes skandinavisches Design. Und sie liebt ihre Heimat, den Bayerischen Wald. Das spürt man sofort, wenn man Haidl-Madl Ferienwohnen betritt. Die drei Appartements in Marchhäuser bei Haidmühle (Landkreis Freyung-Grafenau) strahlen Herzlichkeit aus. Und sie zeigen schon auf den ersten Blick: Hier hat jemand Hand angelegt, der ein Gespür für Design und Architektur hat.
Ein 300 Jahre altes Bauernhaus, ja, das kann man vielleicht erwarten, wenn man in die versteckten Winkel des Bayerischen Waldes fährt. Dass es so gut erhalten ist, so schön dekoriert und so liebevoll in die Gegenwart gerettet wurde, das begeistert. Die Überraschung folgt auf den zweiten Blick: Im Eingangsbereich befindet sich Ingrid Haidl-Madls Laden mit Handgefertigtem aus dem Bayerischen Wald, Design mit skandinavischem Touch und zeitlos Schönes aus aller Welt. Und ein Blick in die Appartements zeigt: Auch hier ist diese Mischung zu finden. Speziell in der neuesten Ferienwohnung ist sie eine harmonische Verbindung mit moderner Architektur eingegangen.
Das neueste Appartement, das ist die „Alte Liebe“. Früher die Wohnung von Ingrid Haidl-Madls Mutter, heute ein Zuhause auf Zeit für Feriengäste, die Design und Architektur schätzen – und die unglaubliche Ruhe, die charakteristisch für Haidl-Madl Ferienwohnen ist. Nicht einmal 200 Meter entfernt verläuft die tschechische Grenze. Die lange Zeit unberührte Natur und der weite Himmel vermitteln heute ein Gefühl grenzenloser Freiheit. Auf sechs Hektar Grund verteilen sich nicht nur Ruheplätze im Liegestuhl und der Hängematte, sondern es leben hier auch vier Hühner und die Katzen Lotte und Peterl. Im Gemüsegarten wachsen wahre Bio-Lebensmittel – und die Wiese darf wuchern, damit Blumen und Wildkräuter sich auch fürs nächste Jahr aussäen.
Dicke Mauern und moderne Fenster als Hingucker
Doch zurück zur „Alten Liebe“: In ihr verbinden sich das Beste aus Vergangenheit und Gegenwart. Meterdicke Wände schirmen die Ferienwohnung nach draußen ab – und diese Dimension zeigt sich ganz deutlich in den modernen Fenstern, die Ingrid Haidl-Madl einbauen hat lassen. „Ich wusste, ich will eine ganz neue Lösung für die Fenster, aber anfangs konnte mir da niemand weiterhelfen; niemand hat verstanden, was ich mir gewünscht habe“, schildert Ingrid Haidl-Madl den weiten Weg zur heutigen Optik.
Die Fensteröffnungen wollte Ingrid Haidl-Madl nicht verlegen, das wäre bei den alten Steinbruchmauern ein zu großes Wagnis gewesen. Die ursprünglichen Fenster waren in den 1970er Jahren ausgetauscht worden. Moderne Fenster passten nicht in die tiefen Mauern. Die Lösung brachte dann Architekt Bernd Vordermeier, den Blogleser bereits vom Projekt Moosham 23 kennen. Um die Tiefe zu betonen, sitzen die Fensterscheiben als Festverglasung ganz außen, quasi bündig mit der Fassade. Innen kleidet ein Holzrahmen die ganze Mauerdicke rundum aus. Daneben befindet sich ein kleineres Fenster, das ganz innen sitzt und geöffnet werden kann. Die Mauerstärke wird hier von außen genutzt – zum Beispiel, um hübschen Blumenschmuck in die Fensternische zu stellen.
Möbeldesign von Ingrid Haidl-Madl
Die Fenster sind das bestimmende architektonische Element, doch eigentlich sind noch viele weitere Details einen genaueren Blick wert: der pure Holzboden aus geseifter Tanne, der ehemalige Räucherschrank im Wohnraum, der immer noch ein bisschen nach Geräuchertem riecht, der Kachelofen, die handgemachten Siebringe für Bäcker als Wanddeko in der Küche. Der Mix aus Altem und Neuem zieht sich durch die ganze Wohnung – und durchs ganze Haus. „Die Einrichtung ist von uns“, sagt Ingrid Haidl-Madl, „Bett und Kleiderschrank habe ich sogar selber entworfen.“
Die Gestaltung, aber auch viele Umbauarbeiten sind Eigenleistung. Kein Wunder also, dass auch viel Individualität in der Ferienwohnung steckt. Im Schlafzimmer, wo das einzige originale, 100 Jahre alte Fenster des Appartements erhalten blieb, erinnert auch ein Wandstück an die Geschichte des Raumes: Hier wurde nicht neu drübergeputzt und gekalkt, sondern hier zeigt sich, wie der Raum früher gestrichen war. So viel Liebe zum Detail wurde 2014 belohnt: Haidl-Madl Ferienwohnen wurde für die Architektouren der Bayerischen Architektenkammer ausgewählt. Auch im Buch „Urlaubsarchitektur – Selection 2016“ des Portals Urlaubsarchitektur wurden die Appartements vorgestellt.
Erinnerungen an den Schriftsteller Hermann Lenz
Außer in der „Alten Liebe“ können Feriengäste bei Ingrid Haidl-Madl auch im „Nest“ oder im Appartement „Hermann Lenz“ wohnen. Letzteres verweist auf den bekannten Schriftsteller, der ein regelmäßiger Feriengast in der Gegend war. Von 1963 bis 1986 verbrachte er seine Urlaube beim Großvater von Ingrid Haidl-Madls Ehemann. Die Ferienwohnung ist nicht nur nach dem Schriftsteller benannt, sondern birgt auch viele Erinnerungen. Das Schlafzimmer ist das Original-Schlafzimmer von Hermann Lenz und stammt aus einer Stuttgarter Manufaktur. Dazu gesellen sich in der Wohnung ein alter Eichentisch aus dem Bauerhaus und dänisches Design aus den 1950er Jahren.
Ebenso im „Nest“: Designliebhaber finden in der Wohnung e15-Sofa von Designer Ferdinand Kramer und eine mundgeblasene Pendelleuchte aus einer Bayerwald-Manufaktur; aber vor allem finden sie einen einzigartigen Schlafraum, der 2006 gebaut wurde. Über vier schmale Stufen gelangt man vom Wohnbereich in einen Raum über dem ehemaligen Stall, mit zwei hohen Fenstern und einen weiten Blick in den Böhmerwald. Komplett aus Holz und ganz ohne Metall ist das Bett, der Schrank durch eine Wandnische ersetzt. Auch hier zeigt sich Ingrid Haidl-Madls Stil: „Wir waren noch nie Ikea-Leute, ich mag alte Möbel, und ich mag Wertigkeit statt einem Trend hinterherzulaufen.“
Typisches Bio-Frühstück im „blauen Zimmer“
Außergewöhnlich ist auch der Frühstücksraum, der allen Gästen zur Verfügung steht: Das „blaue Zimmer“ ist ein offener Bereich hinter dem Laden und – leicht zu erraten – ganz in Blau gestrichen. Hier sitzt man um den berühmten Tisch „Bigfoot“ von e15 auf verschiedenen Stühlen von Hansen aus Dänemark und genießt Ingrid Haidl-Madls berühmtes Bio-Frühstück.
Ihre Gäste schätzen das persönliche Ambiente und die Wohlfühlatmosphäre. Aus Hamburg, Berlin, aus der Schweiz, von überallher kommen sie. Auch aus der Region, aus Passau zum Beispiel, wird die Auszeit an der tschechischen Grenze angefragt. Untypisch für die heutigen Urlaubsgewohnheiten bleiben manche Gäste sogar zwei Wochen. Langweilig wird ihnen sicher nicht, denn Ingrid Haidl-Madl hat im Haus mehr als 3000 Bücher untergebracht. Im Hauskino gibt es Dokumentationen über den Bayerwald und zu regionalen Themen. Und wenn Sauna oder Whirlpool fehlen, dann verweist Ingrid Haidl-Madl auf „Wildnis statt Wellness“: die ursprüngliche Erholungskraft von Ruhe und Natur. Wo sonst kann man sie leichter finden als an diesem Fleckchen.
Übrigens: In einigen der Ferienwohnungen sind kurzfristig noch Termine für den Sommer 2019 frei – wer absolute Ruhe, herzliche Gastlichkeit, ein persönliches Ambiente und eine der schönsten Naturlandschaften Europas genießen möchte, schreibt am besten direkt an Ingrid Haidl-Madl unter info@haidl-madl-ferienwohnen.de.
Wer im Grünen wohnen will, muss nicht aufs Land ziehen. Wer unterm Blätterdach schlafen will, muss kein Baumhaus bauen. Und wer ein Ein-Zimmer-Appartement mietet, muss nicht auf gute Architektur verzichten. Diese drei Erkenntnisse konnte gewinnen, wer 2019 die Architektouren in Passau besucht hat. Denn unter den Projekten, die die Bayerische Architektenkammer für die Veranstaltungsreihe ausgewählt hat, waren diesmal die Studentenappartements im Innstadtkellerweg in der Passauer Innstadt: schön, ruhig und naturnah um einen Kastanienbaum gruppiert.
Direkt neben dem bekannten und auffälligen Glaspalast
Seit Herbst 2018 sind die acht Appartements bewohnt – nicht nur von Studenten. Wer dem Trubel der Innenstadt entfliehen möchte, findet in dem eh schon ruhigen Innstadtkellerweg direkt hinter dem Glaspalast der ehemaligen Innstadt-Brauerei einen Rückzugsort. Architekt Norbert Paukner hat mit seinem eingeschossigen Bau auf unaufgeregte Architektur gesetzt. Jedes Appartement misst um die 45 Quadratmeter, hat direkten Zugang zu großzügigen Gemeinschafts-Holzterrasse – und manche Bewohner dürfen sich sogar noch über einen kleinen Balkon mit wunderbarem Ausblick auf die Veste Oberhaus freuen.
Regen wird vom Dach der Appartements an die Baumwurzeln geleitet
Mittelpunkt der Wohnanlage ist eine etwa 140 Jahre alte Kastanie. Sie musste den Appartements nicht weichen, sondern steigert vielmehr deren Wohnqualität. Das ausladende Blätterdach überspannt einige der Wohnungen, die sich rechtwinklig um die Kastanie gruppieren. Entscheidend für das Bauprojekt war aber das Wurzelwerk des alten Baumes – nach Schätzung der Experten dehnt sich dieses genauso weit aus wie die Baumkrone. Es durfte nicht beschädigt werden und sollte in seiner Funktion nicht eingeschränkt werden. Beide Punkte (und noch viele weitere Details) beachtete Architekt Norbert Paukner bei der Planung und Umsetzung. So wurde im Bereich der Wurzeln nicht tief gegraben, vielmehr liegt hier die Terrasse, schwimmend verlegt auf Glasschaum-Schotter. Weil die Kastanie auf ähnliche Weise mit Wasser versorgt werden soll wie vor der Bebauung, läuft das Regenwasser vom Flachdach der Appartements über Regenrohre in den Boden und versickert rund um den Wurzelbereich.
3D-Effekt der Holzfassade
Die alte Kastanie ist DER Hingucker des Projekts, aber auch die Fassade ist einen genaueren Blick wert. Denn sie besteht aus Holzleisten, die unterschiedlich breit und unterschiedlich tief sind. Dadurch entsteht ein 3D-Effekt, der die Oberfläche natürlich und lebendig erscheinen lässt. Im Laufe der Zeit wird sich die Holzfassade noch ändern, denn das Holz ist unbehandelt. Im Kontrast zu Holzbauweise und Holzfassade steht die Rückseite der Appartements, für die die dicken Mauern der ehemaligen Bebauung erhalten wurden. Vorne Natur, hinten Geschichte und dazwischen ausgezeichnete Architektur – wer in diesen Appartements wohnt, genießt das Beste aus der Vergangenheit und der Gegenwart.
Übrigens: Das Architekturbüro Paukner war schon mehrmals bei den Architektouren dabei, zum Beispiel mit der Veste Niederhaus und der Heiliggeist-Kirche.
Mein Lieblingswochenende naht: Am 29. und 30. Juni 2019 finden wieder die Architektouren statt. Wer meinen Blog schon länger liest, kennt die Architektouren (und meine Begeisterung für die Veranstaltung) bereits. Für alle anderen eine kurze Erklärung: Die Bayerische Architektenkammer gibt Interessierten jedes Jahr die Möglichkeit, besonders sehenswerte architektonische Projekte zu besuchen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mit Bauherren und Architekten ins Gespräch zu kommen – sozusagen ein „Tag der offenen Tür“ in gleich mehreren Häusern und Gebäuden für Architekturfans. 244 neue Vorzeigeprojekte an 148 Orten in Bayern öffnen ihre Türen am 29. und 30. Juni 2019 – und davon auch einige in Niederbayern.
Vier Projekte in Passau am Samstag
In Passau sind die meisten Architektouren-Termine am Samstag. Weil alle in der Innenstadt liegen, lassen sich die Termine perfekt verbinden. Mit guter Organisation wird das ein netter und sicher auch spannender Tag in Passau. Meine Zeitplanung für den 29. Juni 2019 ist voraussichtlich folgendermaßen:
11 Uhr: Studentenappartements in der Innstadt
Im Innstadtkellerweg 11 zeigt das Architekturbüro Norbert Paukner einen Neubau: Eingebettet in den historischen Gebäude- und Baumbestand sind hier Studentenappartements entstanden. Das Architekturbüro Paukner war schon öfter bei den Architektouren dabei. 2013 zum Beispiel mit der Veste Niederhaus. Einen zweiten Termin für die Studentenappartements gibt es übrigens um 14 Uhr.
13 Uhr: Mehrfamilienhaus Schiller8
Auf dieses Projekt bin ich sehr gespannt – denn in der Schillerstraße habe ich viel Zeit verbracht, als ich noch Studentin war. Meine beste Freundin hat dort lange gewohnt, und drei gute Freunde hatten eine Wohngemeinschaft in der Schillerstraße 6 – wenn ich mich nicht irre. Womöglich war es sogar die Hausnummer 8. Aber das werde ich ja am Samstag feststellen. Koller Singhof Architekten zeigen jedenfalls, wie sie den Bestand aus dem 19. Jahrhundert umgebaut haben. Angekündigt mit den Worten: „Schönes erhalten, Neues hinzugefügt, Charakter bewahrt.“ Ein zweiter Termin für Schiller8 ist bereits um 11 Uhr angesetzt, aber da bin ich noch bei den Studentenappartements.
14 Uhr: Büro im Schanzlturm
Zum Glück ist es nicht weit von der Schillerstraße zum Schanzlturm. Denn eine Stunde später steht schon das nächste Projekt auf dem Terminplan. Das Büro Thomas Goller hat ein Büro im markanten Hochhaus „Schanzlturm“ ausgebaut. Der Blick auf das Oberhaus ist bestimmt sehr schön, den Rest werde ich am Samstag zu sehen bekommen. Hier ist um 14 Uhr Treffpunkt vor dem Gebäude,
15.30 Uhr: Denkmalgeschütztes Stadthaus im Steinweg
Letzte Adresse am Samstag in Passau ist dann Steinweg 2. Hier haben Wörlen + Partner und Eizenhammer Architektur ein denkmalgeschütztes Stadthaus mit fünf Wohneinheiten und einem Laden saniert. Schön öfter waren Sanierungsprojekte in der Altstadt bei den Architektouren dabei, und immer waren die Wohnräume mit ihren hohen Decken, Stuck und Holzböden sowie die beeindruckenden Treppenhäuser einen Besuch wert.
Nicht genug Zeit für alles Sehenswerte
Im Landkreis Passau gibt es noch weitere Projekte, die mich sehr interessieren würden – allen voran der Umbau und die Sanierung einer Schmiede aus dem 17. Jahrhundert in Bad Bad Griesbach vom Architekturbüro Andreas Schmöller. Ebenfalls ein Architekt, der bei den Architektouren schon öfter dabei war und dessen Projekte ich sehr zu schätzen weiß. Auch in Salzweg, Rotthalmünster und Bad Füssing gibt es noch Projekte, die ich leider verpassen werde. Ein bisschen schade finde ich es, dass ich diesmal kein einziges Einfamilienhaus sehen werden – die sind immer sehr spannend, weil die Architektouren hier natürlich die einzige Möglichkeit sind, einen Blick reinzuwerfen.
Was Architektouren-Besucher wissen sollten
In den vergangenen Jahren habe ich hier im Blog schon mal drüber geschrieben, auf was man bei den Architektouren achten sollte und grundlegende Infos für Projekt-Besucher gegeben. Wer 2019 das erste Mal zu den Architektouren gehen möchte, findet in diesem Blogpost weitere Informationen.
So findest du alle Projekte in deiner Nähe
Lust bekommen, am 29. und 30. Juni auf „Architektour“ zu gehen? Alle Adresse und Termine für Projekte in deiner Nähe findest du unter www.byak.de/Architektouren/. Einfach als Jahr 2019 eingeben und den Regierungsbezirk bzw. Ort und Umkreis auswählen.
Mein Haus hat 154 Quadratmeter Wohnfläche, und dafür schäme ich mich manchmal ein bisschen. Denn natürlich brauchen zwei erwachsene Menschen nicht so viel Platz. Aber wie viel Quadratmeter reichen zum Wohnen? Und wie viele zum Glücklichsein? Sind zweieinhalb auf sechs Meter genug?
Tiny House zum Ausprobieren
Ein Kurzurlaub in der HYT soll es zeigen. Das mobile Scheunenhäuschen misst 15 Quadratmeter und steht am Wild-Berghof Buchet in Bernried im Landkreis Deggendorf. Was man von der ungeWOHNlichen Urlaubsunterkunft erwartet, bleibt jedem Gast selbst überlassen: Die HYT kann ein Tiny House zum Ausprobieren sein. Ein Rückzugsort, an dem nichts vom Nichtstun ablenkt. Ein Raum für perfekte Zweisamkeit ohne Ausflüchte. Oder einfach eine winzige Hütte, die mitten in der Landschaft steht und darauf wartet, mit Leben gefüllt zu werden.
Eine grundlegende Eigenschaft der HYT zeigt sich gleich nach der Ankunft auf dem großen Hof außerhalb von Bernried: Die HYT ist unkompliziert – und der Check-in ebenfalls. „Das ist der Schlüssel, die Fensterläden müsst ihr einhaken, wenn ihr sie zumacht, im Bettkasten liegt noch ein Rost, im Kühlschrank…“, setzt Gastgeber Thomas Gstettenbauer zu Erklärungen an und unterbricht sich dann selbst: „Schaut einfach mal, probiert aus und tüftelt ein bisschen rum, dann kommt ihr schon zurecht!“
Entdeckungstour in der HYT
Recht hat er: Die HYT muss man nicht erklärt bekommen. Viel spannender ist es, sie selbst zu entdecken. Die HYT ist nicht einfach eine Art hölzerner Bauwagen, in die man ein Bett und eine Kochgelegenheit eingepasst hat. Die HYT ist vielmehr ein Sammelsurium raffinierter Architektur- und Designideen. Der begrenzte Raum wird optimal genutzt, zum Beispiel durch multifunktionelle Elemente und fantasievolle Verstaumöglichkeiten. Eine Holztür kann tagsüber beispielsweise die Schrankfächer verbergen, damit alles schön aufgeräumt aussieht. Nachts aber, wenn man im Bett liegt und von dort aus sowieso nicht in die Schrankfächer schauen kann, schwenkt man die Holztür um 90 Grad und teilt somit den Schlafraum ab und schützt ihn vor neugierigen Blick, die durch die verglaste Eingangstür fallen könnten.
Einschlafen mit Blick auf den Sternenhimmel
Der Schrank ist übrigens noch von der anderen Seite zugänglich – dort lässt sich genau das Fach öffnen, in das der Kühlschrank eingebaut ist. Denn obwohl die HYT winzig ist: Wer es sich einmal drinnen gemütlich gemacht hat, muss nicht mehr raus, wenn er nicht will. Es gibt einen Kühlschrank, einen Herd, ein Waschbecken, einen Holzofen und eine Toilette – alles untergebracht im vorderen Teil der HYT. Hinten gibt es rechts und links je ein Bett, das sich kojenartig an die Wand schmiegt. Zwischen das rechte und linke Bett lässt sich ein Rost einhängen, so dass eine durchgängige Liegefläche entsteht. Dann reicht es, eine der Matratzen in die Mitte zu schieben – schon hat man sich selbst ein Doppelbett gebastelt. Unwillkürlich wird in der HYT jeder zum Seitenschläfer, denn wer auf der Seite liegt, schaut direkt raus in die Natur. Wer nicht einschlafen kann (so wie ich), blickt stattdessen in den Sternenhimmel. Und wer schläft wie ein Murmeltier (meine Begleitung), der macht morgens die Augen auf und hat sofort was zu entdecken. Je nach Standort der HYT kann der morgendliche Blick in die Natur ganz unterschiedlich ausfallen.
Während wir bei unserem Aufenthalt in der HYT direkt auf das Muffelwild-Gehege schauen, lassen sich andere Gäste vielleicht lieber vom Waldrand verzaubern. Vorteil der HYT ist, dass sie mobil ist. Diesen Aspekt will Gastgeber Thomas Gstettenbauer in Zukunft noch mehr betonen. Sein Plan: Zur HYT gesellen sich noch zwei weitere, und wer eine davon bucht, sucht sich gleich den Wunsch-Stellplatz aus. Neun Optionen soll es dann geben, schon perfekt ausgerüstet mit Feuerstelle und allerlei Annehmlichkeiten.
Gewinner des German Design Award
Doch bis zur Umsetzung dieses Plans ist die HYT noch ein Prototyp, ein Unikat. Ein ausgezeichnetes übrigens: 2018 hat die HYT den German Design Award gewonnen. Mit dem Preis werden innovative Projekte ausgezeichnet, die als „wegweisend“ eingestuft werden. Eine weitere Bestätigung für Thomas Gsettenbauer und den Architekten Christian Zellner. „Unser prominentestes Projekt bisher“ schreibt Letzterer auf den Internetseiten der Hausfreunde Architekten GbR. Eine ganze Liste an Nominierungen für Architekturpreise und Veröffentlichungen kann die HYT mittlerweile schon aufweisen. „Kaum hatten wir die HYT, kam der Tiny-House-Trend aus den USA“, versucht Thomas Gstettenbauer eine Erklärung. Ein Zufall, der zur Beliebtheit der hübschen Hütte beiträgt. Aber nicht der einzige Grund, die HYT liebzugewinnen.
Einmal Tiny-House-Feeling. Oder Zweisamkeit. Oder Ruhe. Was immer sich die Urlauber von der HYT erhoffen, sie bekommen auf jeden Fall mehr: nämlich einen Eindruck davon, was gute Architektur und durchdachtes Design können. Weiß lasiertes heimisches Holz, eine klare Gliederung und viele Fenster machen die HYT zur hellen, ruhigen Wohlfühlumgebung, die mit Details überrascht. Wer sich zum Beispiel einen größeren Essplatz bauen will, kann unter dem Waschbecken ineinandergeschobene Tisch- und Hockerelemente finden. Zieht man sie raus, entdeckt man nicht nur, dass hier wirklich maßgenau geschreinert wurde. Sondern staunt auch, wie fein und durchdacht die Griffmulden im massiven, weiß lasierten Holz gearbeitet sind. Hier waren Handwerkskunst, Kreativität und Leidenschaft am Werk. Das macht für mich die HYT zur großartigen Urlaubsunterkunft – mag die Quadratmeterzahl auch noch so klein sein.
Die HYT ganz unkompliziert buchen
Buchen kann man die HYT übrigens direkt beim Wild-Berghof Buchet unter Telefon 09905 248 oder direkt über die Internetseite https://wildberghof-buchet.de/hyt-huett. Für zwei Personen kostet eine Übernachtung 98 Euro, dazu gibt es eine kleine Brotzeit mit leckerem Bauernbrot und Salami vom Hof. Wer sich nicht damit begnügen mag, die faszinierenden Details der HYT zu entdecken, kann rund um die Wildgehege zu einem langen Spaziergang aufbrechen. Oder im Hofladen stöbern. der ganzjährig täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist.
Buchtipp: Was zu beachten ist, wenn man heute ein Haus baut
Wer ein Haus baut, beschäftigt sich vor allem mit der Gegenwart: Welche Bedürfnisse habe ich, welche Materialien liegen im Trend, wie integriere ich mein Bauvorhaben ins Umfeld? An die Zukunft denken Bauherren höchstens, wenn es um die Raumaufteilung und die Anzahl der Kinderzimmer geht. Kaum jemand überlegt, was in 20 Jahren sein wird – obwohl die Nutzungsdauer eines Hauses doch noch wesentlich länger veranschlagt wird. Warum es sich lohnt, beim Hausbau oder Hauskauf auch weiter in die Zukunft zu blicken als nur bis zum angepeilten Einzugstermin, erklärt das Buch „Bauen für die Zukunft“ aus dem Callwey-Verlag. Es gibt einen guten Einblick, welche Themen Architektur, Bauen und Wohnen in den nächsten Jahrzehnten bestimmen werden.
Die Themen der Zukunft
Als fünf starke Impulsgeber, die die Architektur und das Wohnen stark prägen werden, sind folgende Punkte genannt:
Steigende Energiekosten & neue Mobilität
Klimawandel & Ressourcenschonung
Materialinnovation & Computersteuerung
Digitale Revolution & Smart Home
Soziale Städteplanung & Wohnformen
Viele dieser Themen sind bekannt, manche ziehen künftige Bauherren bestimmt auch jetzt schon in ihre Überlegungen mit ein. Und einige Punkte sind es wert, genauer betrachtet zu werden, wenn man vorhat, ein Zuhause zu bauen, das viele Jahrzehnte die eigenen Bedürfnisse erfüllt.
Kühlung ebenso wichtig wie Wärmedämmung
Geht es um Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Energieverbrauch, stehen oft die Art der Heizung und die Wärmedämmung im Vordergrund. Dabei übersehen die meisten, dass durch den Klimawandel auch die Kühlung des Wohnraums mittlerweile von großer Bedeutung ist. „Kühlung war früher für Bauten in Mitteleuropa nicht erforderlich“, erklärt dies Ingenieur Matthias Schuler in dem Callwey-Buch. Dabei kann Hitze- und Sonnenschutz auch sehr einfach sein, nicht immer ist eine technische Lösung notwendig. Ein ausreichender Dachüberstand kann schon viel bringen. Matthias Schuler rät dazu, vor der Planung immer den Standort und das Mikroklima genau zu analysieren. Dazu zählen auch Sonnentage, Windstärke, Windrichtungen. So lassen sich Heizung und Kühlung maßschneidern.
Wegstrecken genauso berechnen wie die Zinsen
Der Standort des geplanten Hauses ist auch in anderer Hinsicht wichtig. Mobilität und wie man welche Wege zu welchen Kosten künftig zurücklegen kann, ist ebenfalls eine Frage, die weit in die Zukunft reicht. Architekt und Stadtplaner Wilhelm Klauser schlägt dabei im Buch eine detaillierte Berechnung vor: Jeder von vornherein absehbare notwendige Weg – zur Arbeit, zur Schule – wird genau aufgelistet und bewertet: Wie viel Lebenszeit kosten die notwendigen Wege? Das wird für alle Familienmitglieder berechnet und dann multipliziert mit den Jahren, die man am geplanten Bauort wohnen möchte. Wie die Berechnung von Zins und Tilgung sollte die Zeit mit in eine Kalkulation einfließen.
Eine abwechslungsreiche und informative Mischung aus Interviews mit Experten, Projektvorstellungen, Hausporträts und Listen und Grafiken macht das Buch zum Nachschlagewerk für alle, die zukunftsorientiert bauen wollen. Aber auch, wer aktuell nicht bauen will, findet in dem Buch viele Themen, über die es sich nachzudenken lohnt: Welche Vorteile könnte ein zweites Stromnetz mit Gleichstrom für ein Haus mit Photovoltaikanlage bringen? Wie wirkt sich Licht auf den Organismus und die Gesundheit aus? Was können bepflanzte Dächer und Fassaden gegen Kohlendioxid und Feinstaub ausrichten? Welche Rolle wird mobiles Wohnen auf kleinster Fläche spielen? Zum letztgenannten Punkt stellt Fertighaus-Unternehmer Johannes Schwörer sein Konzept „Flying Space“ vor: eine Wohneinheit, die flügge gewordene Kinder beispielsweise künftig mitnehmen könnten, wenn sie das – aus Flying-Space-Modulen gebaute – Elternhaus verlassen.
Meine Eltern leben in einem Zweifamilienhaus aus den 1970er Jahren. Ich bin also aufgewachsen mit den typischen Elementen dieses Baustils: einem langen, dunklen Flur, von dem alle Zimmer abgehen. Und einem abgetrennten Treppenhaus, das die zwei abgeschlossenen Wohnungen verband und vom Keller bis in den ersten Stock reichte. Dazu kam, dass meine Familie aus Platzgründen die drei insgesamt Kinderzimmer auf Erdgeschoss und Obergeschoss verteilt hatte. Wenn morgens in meinem Kinderzimmer im Erdgeschoss der Wecker klingelte, musste ich daher die Erdgeschoss-Wohnung verlassen, mich im kalten, unwohnlichen Treppenhaus die Marmorstufen hochschleppen, damit ich in der Küche im Obergeschoss frühstücken konnte. Noch heute finde ich es deshalb ungemütlich, wenn die Schlafräume durch ein abgeschlossenes und womöglich unbeheiztes Treppenhaus von den Wohnräumen getrennt sind. Ich wollte es anders haben – auch wenn viele gewarnt haben: „Das kannst du doch nicht machen!“
Warum ist bei uns alles offen?
Für mein eigenes Haus habe ich mir immer gewünscht, alle Flächen wohnlich und warm zu gestalten. Jeder Quadrat muss Aufenthaltsqualität bieten – reine Nutzflächen brauche ich nicht. Von Anfang an wollte ich auf Keller, abgeschlossene Treppenhäuser und Flure verzichten. Mit Erfolg: Die Treppe zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss beginnt im offenen Wohnraum – dieser Eindruck wird durch ein Podest noch verstärkt. Die Treppe endet dann dort, wo ein Flur zu erwarten wäre – im Haus Polz handelt es sich aber dabei um eine großzügige Fläche, die auch als Spielfläche oder Sitzfläche nutzbar ist. Übrigens wird sogar die Treppe oft als Wohnfläche genutzt: Wenn wir Besuch mit kleinen Kindern haben, setzen sich diese gerne auf das Podest oder die erste Treppenstufe statt auf einen Sessel. Ich vermute, es hat auch damit zu tun, das man von dort einen großartigen Blick über den ganzen Wohnraum und hinaus in den Hanggarten hat.
Welche Auswirkungen haben offene Wohnräume und Treppenhäuser
auf die Baukosten?
Pauschal kann man das vermutlich nicht sagen – da ich nie
eine andere Lösung in Betracht gezogen habe, gibt es auch keine
Kostenvoranschläge für alternative Planungen. Zwei Punkte halte ich aber für
überlegenswert: das Thema Heizung und Dämmung sowie den Flächenverbrauch.
Eine offene Treppe vom Erdgeschoss in den unbeheizten Keller ist zum Beispiel ohne Dämmung problematisch. Wie sich eine Dämmung auf ein ungeheiztes Treppenhaus auswirkt, erklärt gut verständlich der Architekt Reinhard Maria Schneeweiß auf seinem Blog. Ich war in der komfortablen Situation, mich mit dieser Frage nicht beschäftigen zu müssen – schließlich umfasst mein Haus nur geheizte Bereiche. Aber wer anders plant, sollte sich gut beraten lassen.
Je nachdem, ob die Treppe gerade, gewendet, mit Podest oder
ganz besonders gestaltet ist, benötigt die Treppe viel oder wenig Platz. Der
Platzbedarf von Spindeltreppen mitten im Wohnraum ist fast schon
vernachlässigbar, während geradläufige Treppen mehr Raum einnehmen. Wer auf
Baukosten und Quadratmeterpreise achten muss, sollte hier verschiedene
Varianten vergleichen.
Was man sich durch einen offenen Wohnraum und ein offenes Treppenhaus natürlich spart, sind die Kosten für Innenwände und Türen. Dieser finanzielle Vorteil schwindet jedoch, wenn bei offener Bauweise manche Bauteile aufwendiger gefertigt werden müssen – zum Beispiel, weil bei Treppen die Unterseiten zu sehen sind und ansprechend gestaltet werden müssen.
Es gibt natürlich auch viele verschiedene Arten, offene Bauweisen umzusetzen, und jede hat ihre Kostenpunkte und Einsparungen. Ob man – wie ich – die offene Treppe nur dadurch definiert, dass sie mitten im Wohnraum beginnt und die Etagen nicht durch Türen trennt, oder ob man darunter eine sich im Raum aufschwingende, quasi skulpturale Treppe versteht, wirkt sich unterschiedlich stark auf die Kosten aus.
Und wie sieht es aus architektonischer Sicht aus?
Wer offene Wohnräume zulässt, ermöglicht dem Architekten
natürlich eine andere Herangehensweise – man denke nur mal an die vielfältigen
Blickachsen, die möglich sind, wenn es in einem Haus nur wenige Wände gibt.
Manche Gestaltungsideen sind nur umsetzbar, wenn möglichst offen geplant wird –
beispielsweise Galerien und Wohnräume, die über zwei Geschosse reichen. Viel
Licht, ein weitläufiges Wohngefühl und eine großzügige Atmosphäre zählen zu den
Vorteilen einer offenen Bauweise.
Welche Alternativen gibt es?
Wenn Räume fließend ineinander übergehen sollen, man sich aber nicht für alle Zeiten auf eine offene Raumgestaltung festlegen möchte, sind Schiebetüren, die in der Wand verschwinden, eine großartige Lösung. Ich habe zwischen Wohnraum und Arbeitszimmer eine Schiebetür, die fast nie zu sehen ist. Ich persönlich liebe nämlich den Blick vom Wohnraum in das Arbeitszimmer sehr. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen eine Trennung vorteilhaft ist: Ist Besuch mit Kleinkindern angesagt, verschwinden zerbrechliche Sachen und die Bürotechnik mit ihren verführerischen Knöpfen und Schaltern sicher hinter der Schiebetür im Arbeitszimmer.
Entscheidungshilfen
Apropos Kinder: Ein entscheidende Frage bei der offenen Gestaltung von Wohnräumen und Treppen lautet: Wer wird das Haus bewohnen? Gibt es kleine Kinder, die vielleicht nur dann gut schlafen, wenn die Geräusche vom Fernseher im Wohnzimmer nicht ungehindert bis zur Kinderzimmertür dringen? Wäre es nicht gut, den zweifelhaften Musikgeschmack der Teenagersöhne und -töchter ausblenden zu können, indem man einfach eine Tür zwischen Wohnetage und Schlafetage schließt? Ist der Arbeitsplatz auf der offenen Galerie immer noch so einladend, wenn in den Ferien die Kinder daheim sind und von der Arbeit ablenken? Wie viel Ruhe jeder braucht, ist sehr individuell und kann auch in verschiedenen Lebensabschnitten sehr unterschiedlich sein.
Hier sollte jeder schon in der Planungsphase ehrlich zu sich selbst sein und seine Wünsche definieren. Ich wollte zum Beispiel einen Bereich keinesfalls mit in den offenen Wohnraum integrieren: die Küche. Obwohl man das oft sieht und viele eine offene Küche gemütlich finden, fand ich diese Gedanken unerträglich: Essensgerüche, die sich frei entfalten, und der unvermeidbare Anblick dreckigen Geschirrs und vollgestellter Arbeitsflächen. Dafür konnte ich mir immer gut vorstellen, den Fernseher aus dem Wohnzimmer zu verbannen und somit den offenen Wohnraum frei von TV-Geräuschen zu halten. Aber darüber habe ich ja bereits in Teil 4 geschrieben.
Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:
Oder: Was das Besondere an unserem Pelletofen FireWin von Windhager ist
Zentralheizung – mit diesem Begriff verbinden die meisten einen tristen Kellerraum, in dem ein Heizkessel für Öl oder Holz steht, dazu viele Rohre und Schalter, deren genaue Funktion nur der Heizungsfachmann kennt. Daher blicken wir meist in verdutzte Gesichter, wenn wir erklären, dass der vermeintliche Kaminofen, der in unserem Wohnzimmer steht, quasi die Zentralheizung ist. Das Interesse an dieser Art der Heizung ist dann jedoch meistens groß – und das sind die am häufigsten gestellten Fragen zu unserem Pelletofen, den wir nicht mehr hergeben möchten.
Okay, und was ist das jetzt genau für eine Heizung?
Unsere Heizung ist ein Pelletofen namens FireWIN FW 090 von der Firma Windhager. Die sitzt in Österreich und hat fast 100 Jahre Erfahrung mit Heiztechnik, vorzugsweise im Bereich erneuerbare Energie. Windhager nennt den FireWIN „die Wärmezentrale im Wohnraum“ oder „Zentralheizung und Kaminofen in einem“. Denn der FireWIN ist eine vollwertige Zentralheizung, die optisch an einen Kaminofen erinnert und so konzipiert ist, dass sie im Wohnraum betrieben werden kann. Solche Heizungen werden oft auch als Primäröfen bezeichnet.
Und wo sind die Pellets?
Viele kennen die kleinen Pellet-Kaminöfen, bei denen man einen Sack Pellets reinkippt, damit es ein paar Stunden kuschelig warm wird. Bei einer Zentralheizung wäre es etwas mühsam, mit einzelnen Säcken für Brennstoff-Nachschub zu sorgen. Deshalb bedient sich der FireWIN automatisch aus unserem großen Pelletlager. Das ist über der Garage in die Schräge eingebaut und fasst mehr als fünf Tonnen Pellets.
Ungefähr alle zwei Jahre kommt ein großer Tanklaster, nicht viel anders als ein Heizöl-Laster, und bläst mit Druck Pellets in das Lager. Von dort führen Rohre in der Wand und Decke zum Ofen im Wohnzimmer. Während der Heizperiode saugt der Pelletofen etwa einmal täglich bis zu 37 Kilo Pellets in seinen Vorratsbehälter an der Rückseite. Von dort fallen die Pellets dann nach und nach und je nach Bedarf in den Brennraum. Mit den Pellets hat man also gar nichts zu tun, solange man nicht das zweijährliche Tanken vergisst. Das heißt: Wie bei jeder anderen Zentralheizung auch läuft der Ofen vollautomatisch.
Und der macht jetzt wirklich genauso warm wie eine Zentralheizung? In allen Räumen?
Ja, genau. Denn der Pelletofen gibt nicht nur Strahlungswärme ab – das ist nur ein winziger Anteil. Hauptsächlich schickt er als wasserführender Ofen die Wärme in den Pufferspeicher für das Brauchwasser und in den Heizkreis der Fußbodenheizung. Da ist es vollkommen egal, ob die Wärme aus Holz oder Öl oder Gas kommt und ob die Wärme im Keller oder im Wohnraum erzeugt wird. Für alle, die es lieber in Zahlen lesen: Die Nennwärmeleistung beträgt 9 kW, die Wasserwärmeleistung 4,0 bis 7,8 kW, die Raumwärmeleistung 0,7 bis 1,3 kW.
Im Winter ist das ja ganz schön so mit dem Feuer, aber im Sommer . . .
Im Sommer läuft der Ofen gar nicht, denn dann erwärmt eine Solaranlage das Brauchwasser. In der Übergangszeit wirkt diese auch heizungsunterstützend, so dass wir den Pelletofen meist von Mai bis Oktober gar nicht einschalten. Wäre es aber notwendig und würde das Flammenspiel dabei stören, dann könnten wir die Glasscheibe auch mit einem Hitzeschild verdecken und würden vom Feuer nichts mehr sehen und auch keine Strahlungswärme spüren.
Müsst ihr da nicht ständig Asche ausleeren?
Nur etwa zwei- bis dreimal im Jahr müssen wir den Aschebehälter ausleeren. Dank nahezu rückstandsloser Verbrennung und der Ascheverdichtung bleiben von 2,5 Tonnen Pellets nicht mehr übrig als ungefähr zwei Schuhkartons voll Asche.
Wieso habt ihr euch denn überhaupt für diesen Ofen entschieden?
Unser Haus hat keinen Keller und nur einen kleinen Technikraum hinter der Garage, der mit Pufferspeicher und Stromzähler schon fast vollgestellt ist. Daher blieb nur die Möglichkeit, entweder eine sehr kleine Heizung zu wählen oder die Heizung in einem der Wohnräume unterzubringen. Ein Bekannter (danke, Norbert!) hat uns auf die Idee mit dem Primärofen gebracht, denn wir wollten auf jeden Fall eine Heizung, die erneuerbare Energien nutzt.
Gibt es solche Öfen öfter oder ist das was ganz Besonderes?
Ich selbst habe noch kein anderes Haus mit Pellet-Zentralheizung im Wohnraum gesehen. Es gibt jedoch mehrere Hersteller, die solche Lösungen anbieten, daher ist unser Haus auch sicher kein Einzelfall. Besonders stylisch sind übrigens die Öfen von Wodtke, die dafür auch schon einen Designpreis erhalten haben.
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