Das kannst du doch nicht machen – Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Blick vom Wohnflur im oberen Geschoss des Hauses Polz auf die offene Treppe.
Kein schmaler Flur, sondern eine großzügige Fläche, die flexibel nutzbar ist, erschließt die Räume im Obergeschoss. Die Treppe verbindet die beiden Etagen: Es gibt keine Türen, die man zumachen könnte, um die Geräuschkulisse aus dem Wohnraum auszusperren. Foto: Karin Polz

Meine Eltern leben in einem Zweifamilienhaus aus den 1970er Jahren. Ich bin also aufgewachsen mit den typischen Elementen dieses Baustils: einem langen, dunklen Flur, von dem alle Zimmer abgehen. Und einem abgetrennten Treppenhaus, das die zwei abgeschlossenen Wohnungen verband und vom Keller bis in den ersten Stock reichte. Dazu kam, dass meine Familie aus Platzgründen die drei insgesamt Kinderzimmer auf Erdgeschoss und Obergeschoss verteilt hatte. Wenn morgens in meinem Kinderzimmer im Erdgeschoss der Wecker klingelte, musste ich daher die Erdgeschoss-Wohnung verlassen, mich im kalten, unwohnlichen Treppenhaus die Marmorstufen hochschleppen, damit ich in der Küche im Obergeschoss frühstücken konnte. Noch heute finde ich es deshalb ungemütlich, wenn die Schlafräume durch ein abgeschlossenes und womöglich unbeheiztes Treppenhaus von den Wohnräumen getrennt sind. Ich wollte es anders haben – auch wenn viele gewarnt haben: „Das kannst du doch nicht machen!“

Warum ist bei uns alles offen?

Für mein eigenes Haus habe ich mir immer gewünscht, alle Flächen wohnlich und warm zu gestalten. Jeder Quadrat muss Aufenthaltsqualität bieten – reine Nutzflächen brauche ich nicht. Von Anfang an wollte ich auf Keller, abgeschlossene Treppenhäuser und Flure verzichten. Mit Erfolg: Die Treppe zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss beginnt im offenen Wohnraum – dieser Eindruck wird durch ein Podest noch verstärkt. Die Treppe endet dann dort, wo ein Flur zu erwarten wäre – im Haus Polz handelt es sich aber dabei um eine großzügige Fläche, die auch als Spielfläche oder Sitzfläche nutzbar ist. Übrigens wird sogar die Treppe oft als Wohnfläche genutzt: Wenn wir Besuch mit kleinen Kindern haben, setzen sich diese gerne auf das Podest oder die erste Treppenstufe statt auf einen Sessel. Ich vermute, es hat auch damit zu tun, das man von dort einen großartigen Blick über den ganzen Wohnraum und hinaus in den Hanggarten hat.

Welche Auswirkungen haben offene Wohnräume und Treppenhäuser auf die Baukosten?

Pauschal kann man das vermutlich nicht sagen – da ich nie eine andere Lösung in Betracht gezogen habe, gibt es auch keine Kostenvoranschläge für alternative Planungen. Zwei Punkte halte ich aber für überlegenswert: das Thema Heizung und Dämmung sowie den Flächenverbrauch.

Eine offene Treppe vom Erdgeschoss in den unbeheizten Keller ist zum Beispiel ohne Dämmung problematisch. Wie sich eine Dämmung auf ein ungeheiztes Treppenhaus auswirkt, erklärt gut verständlich der Architekt Reinhard Maria Schneeweiß auf seinem Blog. Ich war in der komfortablen Situation, mich mit dieser Frage nicht beschäftigen zu müssen – schließlich umfasst mein Haus nur geheizte Bereiche. Aber wer anders plant, sollte sich gut beraten lassen.

Je nachdem, ob die Treppe gerade, gewendet, mit Podest oder ganz besonders gestaltet ist, benötigt die Treppe viel oder wenig Platz. Der Platzbedarf von Spindeltreppen mitten im Wohnraum ist fast schon vernachlässigbar, während geradläufige Treppen mehr Raum einnehmen. Wer auf Baukosten und Quadratmeterpreise achten muss, sollte hier verschiedene Varianten vergleichen.

Was man sich durch einen offenen Wohnraum und ein offenes Treppenhaus natürlich spart, sind die Kosten für Innenwände und Türen. Dieser finanzielle Vorteil schwindet jedoch, wenn bei offener Bauweise manche Bauteile aufwendiger gefertigt werden müssen – zum Beispiel, weil bei Treppen die Unterseiten zu sehen sind und ansprechend gestaltet werden müssen.

Blick vom Podest in der Mitte der Treppe nach oben und unten. Hier wird deutlich, dass die Verbindung zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss zwar offen, aber nicht komplett einsehbar gestaltet wurde.
Nur wenn man auf dem Podest der Treppe steht, hat man Wohnraum und Obergeschoss gleichzeitig im Blick. Von oben nach ganz unten oder andersherum gibt es keine Blickachse. Foto: Michael Heinrich

Es gibt natürlich auch viele verschiedene Arten, offene Bauweisen umzusetzen, und jede hat ihre Kostenpunkte und Einsparungen. Ob man – wie ich – die offene Treppe nur dadurch definiert, dass sie mitten im Wohnraum beginnt und die Etagen nicht durch Türen trennt, oder ob man darunter eine sich im Raum aufschwingende, quasi skulpturale Treppe versteht, wirkt sich unterschiedlich stark auf die Kosten aus.

Und wie sieht es aus architektonischer Sicht aus?

Wer offene Wohnräume zulässt, ermöglicht dem Architekten natürlich eine andere Herangehensweise – man denke nur mal an die vielfältigen Blickachsen, die möglich sind, wenn es in einem Haus nur wenige Wände gibt. Manche Gestaltungsideen sind nur umsetzbar, wenn möglichst offen geplant wird – beispielsweise Galerien und Wohnräume, die über zwei Geschosse reichen. Viel Licht, ein weitläufiges Wohngefühl und eine großzügige Atmosphäre zählen zu den Vorteilen einer offenen Bauweise.

Welche Alternativen gibt es?

Wenn Räume fließend ineinander übergehen sollen, man sich aber nicht für alle Zeiten auf eine offene Raumgestaltung festlegen möchte, sind Schiebetüren, die in der Wand verschwinden, eine großartige Lösung. Ich habe zwischen Wohnraum und Arbeitszimmer eine Schiebetür, die fast nie zu sehen ist. Ich persönlich liebe nämlich den Blick vom Wohnraum in das Arbeitszimmer sehr. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen eine Trennung vorteilhaft ist: Ist Besuch mit Kleinkindern angesagt, verschwinden zerbrechliche Sachen und die Bürotechnik mit ihren verführerischen Knöpfen und Schaltern sicher hinter der Schiebetür im Arbeitszimmer.

Entscheidungshilfen

Apropos Kinder: Ein entscheidende Frage bei der offenen Gestaltung von Wohnräumen und Treppen lautet: Wer wird das Haus bewohnen? Gibt es kleine Kinder, die vielleicht nur dann gut schlafen, wenn die Geräusche vom Fernseher im Wohnzimmer nicht ungehindert bis zur Kinderzimmertür dringen? Wäre es nicht gut, den zweifelhaften Musikgeschmack der Teenagersöhne und -töchter ausblenden zu können, indem man einfach eine Tür zwischen Wohnetage und Schlafetage schließt? Ist der Arbeitsplatz auf der offenen Galerie immer noch so einladend, wenn in den Ferien die Kinder daheim sind und von der Arbeit ablenken? Wie viel Ruhe jeder braucht, ist sehr individuell und kann auch in verschiedenen Lebensabschnitten sehr unterschiedlich sein.

Hier sollte jeder schon in der Planungsphase ehrlich zu sich selbst sein und seine Wünsche definieren. Ich wollte zum Beispiel einen Bereich keinesfalls mit in den offenen Wohnraum integrieren: die Küche. Obwohl man das oft sieht und viele eine offene Küche gemütlich finden, fand ich diese Gedanken unerträglich: Essensgerüche, die sich frei entfalten, und der unvermeidbare Anblick dreckigen Geschirrs und vollgestellter Arbeitsflächen. Dafür konnte ich mir immer gut vorstellen, den Fernseher aus dem Wohnzimmer zu verbannen und somit den offenen Wohnraum frei von TV-Geräuschen zu halten. Aber darüber habe ich ja bereits in Teil 4 geschrieben.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 5: Ein Holzhaus bauen

Teil 6: Ohne Zaun wohnen


Die Zentralheizung im Wohnzimmer

Oder: Was das Besondere an unserem Pelletofen FireWin von Windhager ist

Blick in den Wohnraum des Hauses Polz mit Pelletofen als Primärofen, der für die Aufstellung in Wohnräumen konzipiert ist.
Sieht aus wie ein Kaminofen, der den Wohnraum erwärmt, ist aber ein Pelletofen, der als Zentralheizung für das ganze Haus dient: unser Windhager FireWIN. Foto: Hendrik Schwartz

Zentralheizung – mit diesem Begriff verbinden die meisten einen tristen Kellerraum, in dem ein Heizkessel für Öl oder Holz steht, dazu viele Rohre und Schalter, deren genaue Funktion nur der Heizungsfachmann kennt. Daher blicken wir meist in verdutzte Gesichter,  wenn wir erklären, dass der vermeintliche Kaminofen, der in unserem Wohnzimmer steht, quasi die Zentralheizung ist. Das Interesse an dieser Art der Heizung ist dann jedoch meistens groß – und das sind die am häufigsten gestellten Fragen zu unserem Pelletofen, den wir nicht mehr hergeben möchten.

Okay, und was ist das jetzt genau für eine Heizung?

Unsere Heizung ist ein Pelletofen namens FireWIN FW 090 von der Firma Windhager. Die sitzt in Österreich und hat fast 100 Jahre Erfahrung mit Heiztechnik, vorzugsweise im Bereich erneuerbare Energie. Windhager nennt den FireWIN „die Wärmezentrale im Wohnraum“ oder „Zentralheizung und Kaminofen in einem“. Denn der FireWIN ist eine vollwertige Zentralheizung, die optisch an einen Kaminofen erinnert und so konzipiert ist, dass sie im Wohnraum betrieben werden kann. Solche Heizungen werden oft auch als Primäröfen bezeichnet.

Und wo sind die Pellets?

Viele kennen die kleinen Pellet-Kaminöfen, bei denen man einen Sack Pellets reinkippt, damit es ein paar Stunden kuschelig warm wird. Bei einer Zentralheizung wäre es etwas mühsam, mit einzelnen Säcken für Brennstoff-Nachschub zu sorgen. Deshalb bedient sich der FireWIN automatisch aus unserem großen Pelletlager. Das ist über der Garage in die Schräge eingebaut und fasst mehr als fünf Tonnen Pellets.

Blick in das leere Lager für die Holzpellets.
Wenn das Pelletlager über der Garage leer ist, erkennt man die abgeschrägten Wände. Dadurch rutschen die Pellets mehr oder weniger zuverlässig in Richtung der Abschlauchstelle. Durch die roten Rohre werden die Pellets vom Pelletlager direkt in den Vorratsbehälter des Ofens im Wohnraum gesaugt. Foto: Karin Polz

Ungefähr alle zwei Jahre kommt ein großer Tanklaster, nicht viel anders als ein Heizöl-Laster, und bläst mit Druck Pellets in das Lager. Von dort führen Rohre in der Wand und Decke zum Ofen im Wohnzimmer. Während der Heizperiode saugt der Pelletofen etwa einmal täglich bis zu 37 Kilo Pellets in seinen Vorratsbehälter an der Rückseite. Von dort fallen die Pellets dann nach und nach und je nach Bedarf in den Brennraum. Mit den Pellets hat man also gar nichts zu tun, solange man nicht das zweijährliche Tanken vergisst. Das heißt: Wie bei jeder anderen Zentralheizung auch läuft der Ofen vollautomatisch.

Und der macht jetzt wirklich genauso warm wie eine Zentralheizung? In allen Räumen?

Ja, genau. Denn der Pelletofen gibt nicht nur Strahlungswärme ab – das ist nur ein winziger Anteil. Hauptsächlich schickt er als wasserführender Ofen die Wärme in den Pufferspeicher für das Brauchwasser und in den Heizkreis der Fußbodenheizung. Da ist es vollkommen egal, ob die Wärme aus Holz oder Öl oder Gas kommt und ob die Wärme im Keller oder im Wohnraum erzeugt wird. Für alle, die es lieber in Zahlen lesen: Die Nennwärmeleistung beträgt 9 kW, die Wasserwärmeleistung 4,0 bis 7,8 kW, die Raumwärmeleistung 0,7 bis 1,3 kW.

Im Winter ist das ja ganz schön so mit dem Feuer, aber im Sommer . . .

Im Sommer läuft der Ofen gar nicht, denn dann erwärmt eine Solaranlage das Brauchwasser. In der Übergangszeit wirkt diese auch heizungsunterstützend, so dass wir den Pelletofen meist von Mai bis Oktober gar nicht einschalten. Wäre es aber notwendig und würde das Flammenspiel dabei stören, dann könnten wir die Glasscheibe auch mit einem Hitzeschild verdecken und würden vom Feuer nichts mehr sehen und auch keine Strahlungswärme spüren.

Müsst ihr da nicht ständig Asche ausleeren?

Nur etwa zwei- bis dreimal im Jahr müssen wir den Aschebehälter ausleeren. Dank nahezu rückstandsloser Verbrennung und der Ascheverdichtung bleiben von 2,5 Tonnen Pellets nicht mehr übrig als ungefähr zwei Schuhkartons voll Asche.

Wieso habt ihr euch denn überhaupt für diesen Ofen entschieden?

Unser Haus hat keinen Keller und nur einen kleinen Technikraum hinter der Garage, der mit Pufferspeicher und Stromzähler schon fast vollgestellt ist. Daher blieb nur die Möglichkeit, entweder eine sehr kleine Heizung zu wählen oder die Heizung in einem der Wohnräume unterzubringen. Ein Bekannter (danke, Norbert!) hat uns auf die Idee mit dem Primärofen gebracht, denn wir wollten auf jeden Fall eine Heizung, die erneuerbare Energien nutzt.

Gibt es solche Öfen öfter oder ist das was ganz Besonderes?

Ich selbst habe noch kein anderes Haus mit Pellet-Zentralheizung im Wohnraum gesehen. Es gibt jedoch mehrere Hersteller, die solche Lösungen anbieten, daher ist unser Haus auch sicher kein Einzelfall. Besonders stylisch sind übrigens die Öfen von Wodtke, die dafür auch schon einen Designpreis erhalten haben.

Dieses Video von Windhager zeigt, wie die Pelletsheizung funktioniert.

Das kannst du doch nicht machen – Teil 6: Ohne Zaun wohnen

Garten zwischen Straße und Haus

Wo das Grundstück aufhört, ist auch ohne Zaun klar. Im Frühling und Sommer freue ich mich über eine „blühende Grundstücksgrenze“. Foto: Karin Polz

Da spaziere ich heute so durch meinen Garten und plötzlich fällt mir ein: Mist! Bei meiner Serie „Das kannst du doch nicht machen!“ habe ich tatsächlich ein wichtiges Thema vergessen: den Zaun. Wahrscheinlich, weil ich die Serienteile hauptsächlich im Winter geschrieben habe und man da einfach selten draußen ist. Aber jetzt ist wieder Garten-Zeit, und da ist die Frage „Zaun oder nicht Zaun“ durchaus von Bedeutung. Und die Frage passt wirklich perfekt in die Serie. Denn Zäune sind seltsamerweise Bauteile, von denen die meisten denken, sie sind unbedingt notwendig und man könnte nicht ohne sie leben. Tatsächlich ist ein Zaun aber verzichtbar. Jedenfalls in vielen Fällen.

Warum kein Zaun?

Reh im Garten

Das Reh lebt bei uns in der Siedlung „grenzenlos“ und lässt sich auch von Zäunen nicht aufhalten. Foto: Karin Polz

Es gibt keinen Grund, warum ich mein Grundstück einzäunen müsste. Hätte ich einen Hund oder ein Kind, würde ich es mir vielleicht überlegen. Aber ansonsten sehe ich keine Notwendigkeit. Weder hält ein Zaun Einbrecher ab, noch benötige ich ihn als Designelement. Und Sichtschutz bietet er auch nicht. Dafür müsste man schon eine höhere Steinmauer bauen. Wir wohnen in unserer Sackgasse mit den relativ großen Grundstücken so, dass wir uns weder von Nachbarn noch von der Straße abschotten müssten. Der einzige Zaun, den wir ums Grundstück haben, ist derjenige unserer Nachbarn, die vor uns gebaut haben. Da fehlen mittlerweile allerdings auch schon einige Zaunlatten. Und werden nicht erneuert. Anscheinend halten unsere Nachbarn die Abgrenzung zu uns auch nicht für besonders wichtig. Jedenfalls bringt der Zaun für sie auch keine Verbesserung, was die Situation mit unserem Dauer-Garten-Gast, dem Reh, anbelangt. Sowohl bei uns (ohne Zaun) als auch bei unseren Nachbarn (mit Zaun) frisst sich das Reh gerne durch den Garten.

Ist es billiger, auf den Zaun zu verzichten?

Auf jeden Fall. Ein schöner Zaun ist teuer. Je nach Material und Höhe kann so ein Zaun auch mal 200 Euro pro laufendem Meter kosten, zum Beispiel in edlem Metall. Holzlatten- oder Maschendrahtzäune sind da deutlich günstiger, aber unter 30 Euro pro Meter kommt man meist nicht davon. Der Zaun-Ersatz ist bei uns das, was man sowieso hinter dem Zaun pflanzen würde: Sträucher und Hecken, Stauden und Bäumchen. Ohne Zaun haben wir also wirklich bares Geld gespart.

Und aus architektonischer Sicht?

Ein Zaun ist natürlich auch ein architektonisches Element und kann eng mit der Bebauung auf dem Grundstück verknüpft sein. Uns war aber schon am Anfang der Planungen klar, dass wir keinen Zaun haben wollen. Insofern war das bei uns kein Thema. Wer aber definitiv einen auffälligen oder hohen Zaun um sein Grundstück haben möchte, sollte das von Anfang an miteinplanen. Denn nichts sieht unharmonischer aus als ein modernes Architektenhaus, das dann mit einem grünen Maschendraht eingezäunt wird, weil für eine andere Lösung kein Geld mehr übrig ist.

Alternativen zum Gartenzaun

Granitstein und Sträucher neben der Straße

Der Granitstein hat nicht nur einen optischen Grund: Weil es keinen Zaun gab, hielten es einige Autofahrer für okay, durch die Blumenbeete zu fahren oder halb im Garten zu parken. Mit Zaun wäre das natürlich nicht passiert. Foto: Karin Polz

Ein Blick in den Bebauungsplan ist übrigens enorm wichtig, wenn man sich mit dem Thema Zaun beschäftigt. Denn ganz frei kann man hier nicht entscheiden. In vielen Baugebieten ist genau vorgegeben, wie die Einfriedung des Grundstücks aussehen soll. Manchmal ist ein Zaun sogar vorgeschrieben. Bei uns dagegen wäre ein Zaun „zulässig“, aber nur ein Drahtzaun in Grün oder Anthrazit oder ein Holzlattenzaun in Holzfarbe. Wer nicht so stark eingeschränkt ist, kann aus einer Vielzahl von Materialien wählen.

Als Alternativen zum klassischen Zaun eignen sich beispielweise Gabionen. Betonpflanzringe dagegen sind meistens nicht so hübsch. Niedrige Steinmauern, ein bis zwei Meter tief, die mit Blumen bepflanzt werden, ergeben eine Abgrenzung, die mehr Garten als Zaun ist. Lebendige Weidenzäune sieht man weniger als Einfriedung zur Straße hin, eher in rückwärtigen Gartenteilen. Thujenhecken sind eher out

, gemischte Sträucher- oder Spalierobstreihen sehen da schon netter aus. Mir persönlich gefällt es gut, wenn die Sträucher weit in den Garten rein versetzt sind und an der Straße oder am Gehweg erst einmal eine Reihe Blumen oder Stauden oder eine Art Steingarten kommt. Leider bin ich da erst zu spät draufgekommen. Unsere Sträucher stehen alle etwas zu nah an der Straße und deshalb sind wir ständig am Ästeabschneiden und Aufpassen, dass sie nicht zu weit in die Straße hängen. Wir haben übrigens zwischen den Sträuchern und Blumen noch einige größer Granitbrocken liegen. Aus gutem Grund: Am Anfang ist es immer wieder vorgekommen, dass Autos in unseren Garten gefahren sind, weil die Straße recht zugeparkt war oder die Fahrer auf Höhe unseres Gartens einem entgegenkommenden Auto ausgewichen sind. Seit da Granitbrocken liegen, traut sich aber keiner mehr, unseren Garten als Verbreiterung der Fahrspur zu nutzen.

Entscheidungshilfen

Mit einer Entscheidung für oder gegen einen Zaun legt man sich meist nicht für den Rest seines Lebens fest. Trotzdem sollte man sich mit dem Thema befassen. Erstens: In den Bebauungsplan schauen, was festgelegt ist. Zweitens: Überlegen, ob man einen Zaun a) braucht, b) schön findet und c) sich leisten möchte. Die besten Anregungen für schöne Lösungen rund um die Grundstücksgrenze findet man zum einen bei Spaziergängen durch Wohngebiete, zum anderen in Gartenbüchern und Gartenzeitschriften. Und nur nicht von anderen einreden lassen, dass man dieses oder jenes unbedingt so machen muss – aber das gilt ja für alle Teile der Serie!

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 5: Ein Holzhaus bauen

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Das kannst du doch nicht machen! – Teil 5: Ein Holzhaus bauen

Vorgefertigte Wandelemente werden an der Baustelle zusammengefügt.

Ein Haus in Holzständerbauweise ist schnell aufgestellt. Die Innen- und Außenwände werden vorgefertigt. Foto: Karin Polz

Dies ist der fünfte Teil meiner Serie „Das kannst du doch nicht machen!“, und dieser Teil betrifft eine Grundsatzentscheidung, die ich lange vor der Hausplanung getroffen hatte. Wenn bauen, dann mit Holz. Überzeugt haben mich verschiedene Argumente, am meisten aber die Tatsache, dass Holz ein angenehmer, warmer, schöner und nachwachsender Werkstoff ist. Ich mag Holz – das hat es mir leicht gemacht, mein Vorhaben, ein Holzhaus zu bauen, gegen viele Bedenken und Gegenargumente zu verteidigen.

Warum ein Holzhaus?

Den wichtigsten Grund habe ich schon genannt. Aber es gibt auch einige Fakten, die für Holz sprechen:

  • Bauen mit Holz ist nachhaltig. Holz ist ein natürlicher Baustoff. In bayerischen Wäldern wächst mehr Holz nach als geerntet wird. Man kann den Baustoff aus der Region beziehen und damit die Transportwege kurz halten. Mein Haus ist aus heimischem Fichtenholz gebaut, die Fußschwellen sind aus Lärchenholz.
  • Ein Haus aus Holz ist ein Kohlendioxid-Speicher. Während Holz wächst, nimmt es Kohlendioxid auf und bindet es. Ein Kubikmeter Holz bindet 900 Kilogramm Kohlendioxid, sagt die Holzforschung München. Und rechnet vor, dass somit in einem modernen Einfamilien-Holzhaus ungefähr so viel Kohlendioxid gebunden ist, wie emittiert wird, wenn man 40 Jahre lang Auto fährt.
  • Holz sorgt für gutes Klima. Es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Und es wird in der Bauphase weniger Wasser ins Haus eingebracht als bei einem Ziegelhaus. Gerade in den ersten Jahren der Nutzung ist es dadurch weniger anfällig für Feuchte- und Lüftungsschäden, bestätigt das Bayerische Institut für nachhaltige Entwicklung.
  • Die Brandgefahr ist nicht höher als bei einem Ziegelhaus, denn Brände gehen meist von der Wohnungseinrichtung aus. Holz brennt äußerst berechenbar, und es entwickelt deutlich weniger giftige Brandgase als andere Baustoffe.
  • Ein Holzhaus wird in der Regel vorgefertigt, die einzelnen Bauteile werden an der Baustelle zusammengefügt. Bei meinem Haus stand nach einem Tag das Erdgeschoss, Obergeschoss und Dach benötigten zwei weitere Tage. Dann ging es schon an den Innenausbau. Ein Holzhaus ist sehr schnell beziehbar – für alle, die zur Miete wohnen, während sie ihr Eigenheim bauen, ist das ein unschlagbarer finanzieller Vorteil.
  • Mit einem Holzhaus haben wir nach damaligem Stand eine weitaus bessere Wärmedämmung erreicht, als es mit einem Ziegelhaus möglich gewesen wäre. Die Dämmung liegt beim Holzhaus in der Wand, hier sind verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel Zellulose, möglich. Das heißt, dass bei gleicher Grundfläche das Holzhaus mehr Wohnfläche bietet, weil die Außenwände dünner geplant werden können. Fünf bis zehn Prozent Wohnflächengewinn errechnet das Bayerische Institut für nachhaltige Entwicklung.

Ist ein Holzhaus billiger?

Das halb fertige Haus am zweiten Tag der Bauphase

Das ist mein Haus am zweiten Tag. Da war bereits das Obergeschoss an der Reihe. Foto: Karin Polz

Es gibt verschiedene Bauweisen, die unter den Begriff „Holzhaus“ fallen. Ein Blockhaus ist anders gebaut als ein Massivholzhaus oder ein Haus in Holzständerbauweise, wie ich es habe. Ich habe damals Angebote für das Haus in Ziegelbauweise und in Holzständerbauweise eingeholt. Da gab es große Preisunterschiede, einige Angebote für Ziegelhäuser waren günstiger als für ein Holzhaus. Rechnet man aber alles mit ein, auch zum Beispiel den höheren Dämmstandard und die kürzere Bauzeit (und damit kürzere Doppelbelastung durch Miete und Baudarlehen), ist der Unterschied verschwindend gering. Das Thema Wiederverkaufswert wird häufig als Gegenargument gegen Holzbau verwendet. Ich bin mir aber sicher, dass es beim Wiederkauf egal ist, ob das Haus aus Ziegel oder Holz ist, solange es in gutem Zustand und ohne Mängel ist und einen niedrigen Energiebedarf aufweist. Für den Wert des Hauses ist sicherlich die Lage wichtiger als die Bauweise.

Und aus architektonischer Sicht?

Musterhaus von Holzbau Sonnleitner mit Holzfassade

Eine Holzfassade kann den Charakter eines Hauses stark prägen und ist damit auf jeden Fall ein wichtiges architektonisches Element, wie hier bei einem Musterhaus von Sonnleitner. Foto: Karin Polz

Unser Plan hätte sich in Ziegel- und Holzbauweise gleichermaßen umsetzen lassen. Die markante Holzdecke in unserem Erdgeschoss ist aber vor allem unserer Entscheidung für die Holzbauweise zu verdanken. Ein Ziegelhaus hätte vielleicht eine Betondecke bekommen – dann wären wir nie auf die Idee mit den weiß lasierten Balken gekommen.

Wer Holz in der Fassadengestaltung schön findet, hat mit einem Holzhaus natürlich vielfältigste Möglichkeiten. Mir gefallen Holzhäuser mit Holzfassade sehr gut – allerdings hat es zu unserer Hausform überhaupt nicht gepasst. Eine Putzfassade lässt sich auch auf Holzwände auftragen: Ein Holzhaus muss nicht auf den ersten Blick als solches erkennbar sein.

Entscheidungshilfen

Ich bin ein absoluter Befürworter von Holzhäusern. Deshalb kann ich hier nicht unparteiisch sein. Ich würde nie mit Ziegel bauen wollen, nachdem ich jahrelang in feuchten Ziegelhäusern gewohnt habe, mit kalten Wänden und mit dauernden Schimmelproblemen. Zu feuchte Luft kenne ich in meinem Haus nicht – manchmal ist es eher zu trocken. Fehlender Schallschutz, der Holzhäusern häufig nachgesagt wird, ist bei meinem Haus kein Problem. Hier entscheidet mehr die Konstruktionsweise als das Baumaterial darüber, wie hellhörig ein Haus ist. Ich jedenfalls finde das Raumklima in meinem Haus sehr behaglich und machen zum großen Teil das Holz dafür verantwortlich. Bauen mit Holz ist meiner Meinung nach eine sehr nachhaltige Möglichkeit, die für Bauherren zudem eine große Sicherheit bietet: Durch die computergesteuerte Vorfertigung der Bauteile sind Präzision und hohe Qualität der Bauteile gewährleistet. Wer sich selbst eine Meinung bilden will, kann natürlich als Alternative zum Internetauftritt des Deutschen Holzfertigbau-Verbands oder des Deutschen Massivholz- und Blockhausverbands zum Beispiel auch beim Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie oder beim InformationsZentrum Beton vorbeischauen.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Das kannst du doch nicht machen! – Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Wohnzimmer Haus Polz Blick nach Norden

Esstisch, Sessel und Hocker, aber keine Couch: Im offenen Wohnraum gibt es keinen „richtigen“ Wohnzimmer-Bereich. Foto: Hendrik Schwartz

Wenn Leute mich das erste Mal besuchen, passiert manchmal Folgendes: Sie kommen in den offenen Wohnraum, bemerken zuerst die großen Fenster und die Ausblicke. Und schauen sich dann suchend um: „Hast du gar keinen Fernseher?“ oder „Hast du keine Couch?“, fragen sie, manchmal auch „Habt ihr gar kein richtiges Wohnzimmer?“

Die Antwort auf die letzte Frage wäre eigentlich eine Gegenfrage: Was ist denn ein richtiges Wohnzimmer? Wann ist ein Zimmer so geplant, ausgestattet, eingerichtet, dass es als Wohnzimmer betrachtet werden kann? Womöglich hat man die seit Jahrzehnten gängigen Merkmale vor Augen: größter Raum im Haus, Couch, Couchtisch, Fernseher, Schrank- oder Regalwand. Weil man hier aber auch kreativer vorgehen könnte, ist das Wohnzimmer in meiner „Das-kannst-du-doch-nicht-machen“-Serie gelandet, obwohl es kein klassisches Bauthema ist. Auch beim Wohnen und Einrichten orientieren sich viele Bauherren an den aktuellen Trends, ohne sie zu hinterfragen. Besser wäre es jedoch, nicht das umzusetzen, was alle für richtig oder angesagt halten, sondern das, was die eigenen Bedürfnisse am besten befriedigt.

Warum kein Wohnzimmer?

Blick ins Fernsehzimmer im Haus Polz

Der Fernseher hat ein eigenes Zimmer. Fernsehen wird so eine Tätigkeit, für die man sich bewusst entscheiden muss. Foto: Karin Polz

Mein Wunsch war ein großer Wohnraum, hell und luftig. Also möglichst wenig Wände im Erdgeschoss, kein abgeschlossenes Wohnzimmer.Obwohl der Raum groß genug wäre, um einen großen Essplatz und eine Couchlandschaft sowie Schränke unterzubringen, ist die Gestaltung doch sehr „minimalistisch“ geblieben.

Das hat sich nach und nach ergeben, da im Haus genug Platz war, um die Raumfunktionen anders aufzuteilen: Das Fernsehen wurde beispielsweise ausgelagert ins Obergeschoss. Hauptgrund war ursprünglich, dass ich den alten Fernseher so hässlich und störend im Wohnraum fand. Mittlerweile könnte ich es mir aber aus diversen Gründen nicht mehr anders vorstellen. Und was die Wohnzimmermöbel angeht, so ist nach einigen Experimenten nur ein Sessel geblieben. Ein Sofa hat immer deplatziert gewirkt vor den großen Fensterflächen. Wenn Gäste kommen, sitzen diese am Esstisch, auf dem Sessel, auf dem Hocker oder ganz oft auch auf den Fensterbrettern. Demnächst werden noch ein paar Sitzgelegenheiten dazukommen – ein weiterer Sessel und ein flaches Regal in der Wandnische, dessen Oberfläche mit Polstern zur Bank gestaltet wird.

Ist es billiger, ohne Wohnzimmer zu bauen?

Kann man so eigentlich nicht fragen. Man lässt ja nicht einfach einen Raum weg und baut dafür ein kleineres Haus. Vielmehr wirkt sich die Entscheidung auf zwei andere Punkte aus: die Raumaufteilung und die flexible Nutzung der Räume. Beides ist bei der Grundrissplanung zu beachten und hat in diesem Zusammenhang dann Auswirkungen auf die Baukosten. Grundsätzlich gilt: Wer sparen will, verzichtet auf zu viele kleine Räume und zu viele Verkehrsflächen und spart mit jedem Quadratmeter weniger Wohnfläche um die 1200 Euro, rechnet Achim Linhardt in seinem Buch „Attraktiv bauen mit kleinem Budget“ (DVA, ISBN 978-3-421-03816-6) vor.

Und aus architektonischer Sicht?

Couch im Dachstudio von Haus Polz

Es gibt nicht nur eine Couch (im Fernsehzimmer) im Haus Polz, sondern sogar zwei: Auch das Dachstudio ist damit ausgerüstet. Foto: Karin Polz

Der Architekt ist der Fachmann für den Grundriss, er kann dafür sorgen, dass die Raumaufteilung zu den Gewohnheiten und Bedürfnissen der Bauherren passt und individuelle Lösungen vorschlagen. Wer gerne DVD-Abende gemeinsam mit dem Partner auf der Couch verbringt, wird anders planen als jemand, der regelmäßig eine bunte Gästeschar mit Drei-Gänge-Menüs bewirten möchte. Dazu kommen Fragen wie: Wie verlaufen die Wege im Haus? Wie ist die Lichtführung? Wo gibt es schöne Ausblicke? Das Wohnzimmer muss sich sinnvoll in die Gesamtplanung integrieren. Zudem sieht ein guter Grundriss in einem Haus mit schmaler, langer Grundfläche natürlich anders aus als in einem quadratischen Baukörper. Bestimmte Regeln gelten aber fast immer: Wer zum Beispiel lange Flure vermeidet und damit Verkehrsfläche sparen möchte, wird sein Wohnzimmer eher offen gestalten. Da geht man dann vielleicht durch das Esszimmer ins Wohnzimmer oder durch das Wohnzimmer ins Arbeitszimmer.

Unbedingt besprechen sollte man mit dem Architekten, inwieweit man die Räume flexibel nutzen und so die Raumaufteilung ändern kann. Ein Haus bewohnt man in der Regel in sehr verschiedenen Lebensphasen – und je starrer die Raumaufteilung geplant ist, desto schwieriger wird eine sinnvolle Nutzung in den einzelnen Phasen. Ein Beispiel, das ich zurzeit vor allem in den Elternhäusern meiner Freunde und meiner Familie sehe: In der Regel waren Küche, Esszimmer und Wohnzimmer dort einzelne Räume. Am kleinsten die Küche, etwas größer das Esszimmer und am größten das Wohnzimmer. Wenn aber jetzt die Kinder alle schon eigene Familien haben, kommen zum bestimmten Anlässen manchmal sechs oder gar zehn Erwachsene zusammen plus die Enkelkinder-Schar. Das Esszimmer, das für solche Gelegenheiten genutzt wird, ist dann zu klein. Das Wohnzimmer ist dagegen für die Dauernutzung durch nur zwei Personen viel zu groß. Gut ist es, wenn solche Funktionen getauscht werden können. Das klappt am besten, wenn Räume offen und dadurch flexibel sind oder bei einer Neuaufteilung Aufgaben der Wohnräume ausgelagert werden können. Ein Lese- oder Fernsehzimmer in einem früheren Arbeitszimmer oder eine gemütliche Couch in der offenene Galerie im ersten Stock sind beispielsweise Lösungen, die man immer wieder sieht.

Entscheidungshilfen

Das Wohnzimmer hat sich in jüngster Zeit wieder gewandelt. War das Wohnzimmer lange Zeit ein repräsentativer Raum, wird es jetzt wieder privater und intimer. Häufig ist es wieder abgetrennt, oft sogar etwas versteckt hinter den „offiziellen“ Wohnräumen platziert. Manchmal ist es kleiner als die Essräume, dafür mit einer Couchlandschaft vollgestellt – eher ein Ruheraum als ein Wohnraum. Wer das Gegenteil anstrebt, schaut sich als Inspiration bei der Einrichtungplattform Houzz die wunderschönen Fotos zum Thema „Acht Ideen für ein gemütliches Wohnzimmer ohne Sofa“ an. Das Für und Wider des offenen Wohnens diskutiert der Artikel „Loft-Wohnungen sind nur auf den ersten Blick schick“ in der Onlineausgabe der „Welt“.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 5: Bauen mit Holz

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Das kannst du doch nicht machen! – Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Innen helle Stoffrollos und Vorhänge, draußen ein paar Sträucher und Bäume: Das sind meine bevorzugten Alternativen zu Rollläden im Hochsommer. Foto: Karin Polz

Innen helle Stoffrollos und Vorhänge, draußen ein paar Sträucher und Bäume: Das sind meine bevorzugten Alternativen zu Rollläden im Hochsommer. Foto: Karin Polz

Ein Haus besteht aus vielen einzelnen Teilen. Was passiert, wenn man diejenigen Teile einfach weglässt, die man selbst nicht nutzen wird, die andere aber als Standard betrachten? Häufigste Reaktion: „Das kannst du doch nicht machen!“ Kann man doch! Davon handelt ja diese Serie. Mir fallen auf Anhieb gleich einige Dinge ein, die man je nach persönlicher Neigung weglassen könnte. Wer nicht gerne badet, könnte die Badewanne weglassen. Wer kein Auto hat, muss keine Garage bauen. Und wer bisher in den Mietwohnungen keine Rollläden benutzt hat, wird auch im eigenen Haus keine brauchen.

Warum keine Rollläden?

Schlafzimmer im Haus Polz mit Kleiderschrank Pax

Vorhänge sind nicht nur Sichtschutz: Sie sind gleichzeitig ein Element der Wohnraumgestaltung. Foto: Hendrik Schwartz

Ich mag es, aus dem Fenster zu schauen. Ich will nachts und morgens gerne wissen, wie dunkel oder hell es draußen ist, schon bevor ich aufstehe. Wenn draußen ein Gewitter tobt, will ich dabei zusehen. Und im Hochsommer ertrage ich lieber die Hitze, als dass ich tagsüber im Dunkeln sitze. Es gibt keine Situation, in der ich die Rollläden benutzen würde – weder nachts noch bei Unwettern und schon gar nicht tagsüber bei Sonnenschein.

Natürlich tickt da jeder Mensch anders. Aber darum baut man sich ja ein eigenes Haus, damit man seine individuellen Wünsche umsetzen kann. Oder? Jedenfalls wollte ich von Anfang an keine Rollläden haben. Auch als zusätzliche Dämmschicht vor dem Fenster oder als Einbruchsschutz spielen die Rollläden bei mir keine Rolle – moderne Fenster können beides auch ohne Rollläden bieten.

Ist es billiger, ohne Rollläden zu bauen?

Rollläden veranschlagt Autor Achim Linhardt in seinem Buch „Attraktiv bauen mit kleinem Budget“ (DVA, ISBN 978-3-421-03816-6) mit 150 Euro pro Fenster. Und zwar, wenn das Fenster 1,5 Quadratmeter groß ist. Unsere Fenster sind aber fast 4,5 Quadratmeter groß. Das hätte bedeutet, dass wir nicht nur teure, weil große Rollläden in Sondermaßen benötigt hätten, sondern für alle Fenster auch einen elektrischen Antrieb. Wie viel das gekostet hätte? Keine Ahnung, haben wir uns nie anbieten lassen. Positiv zu werten ist es sicherlich auch, dass Fenster ohne Rollläden unkompliziert einzubauen sind und mit dem fehlenden Rollladenkasten eine mögliche konstruktive Schwachstelle wegfällt.

Und aus architektonischer Sicht?

Musterhaus Functionality von Sonnleitner

Rollläden sind nicht besonders hübsch anzuschauen. Schiebeläden sind dagegen auch ein Element der Fassadengestaltung wie hier bei diesem Musterhaus von Sonnleitner. Foto: Karin Polz

Das finanzielle Argument fällt aber sofort weg, wenn man sich dazu entscheidet, dass man Läden als Gestaltungselement in der Fassadenplanung nutzen möchte. Dann könnte man sich zum Beispiel für Fensterläden entscheiden oder – was mir persönlich sehr gut gefällt – Schiebeläden. Hat man beispielsweise lauter symmetrisch angeordnete und gleich große Fenster und daneben jeweils ein fenstergroßes Schiebeelement aus Holz, kann das eine schöne Fassadenansicht ergeben oder sogar das entscheidene Element der Fassadengestaltung sein. Großzügige Balkone können beispielsweise durch Schiebeelemente auf der ganzen Länge verdeckt werden. Bei solchen Konstruktionen ändert sich das Aussehen des Hauses komplett, je nachdem, ob die Läden geschlossen oder zur Seite geschoben werden. Schöner als Rollläden sind solche Lösungen allemal. Rein von der Ästhetik her gehen für mich Häuser mit geschlossenen Rollläden gar nicht.

Was sind die Alternativen zu Rollläden?

Fensterläden und Schiebeläden sind eine Möglichkeit. Wer beides nicht möchte, weil es beispielsweise nicht zur Fassadengestaltung passt, hat sowohl drinnen wie auch draußen noch einige Möglichkeiten. Um nachts Räume abzudunkeln oder zu aggressives Sonnenlicht rauszusperren, haben wir raumhohe Vorhänge aus blickdichten Stoffen an allen Fenstern, bei denen das notwendig sein kann. Die sind zudem Gestaltungsmittel für die Räume und daher auch in verschiedenen Farben und Dessins im Haus vorhanden.

Gegen zu viel Sonnenlicht sind Laubbäume der beste Schutz. Stehen sie an der richtigen Stelle und haben sie eine gewisse Größe erreicht, so werfen sie im Sommer mit dichtem Laub genug Schatten. Und wenn es Winter ist und Sonne Mangelware, lassen sie laublos die wertvollen Sonnenstrahlen durch. Sichtschutz bieten sie ebenfalls – das gilt übrigens ebenso für Sträucher. Im Sommer ist unser Garten durch viel Grün abgeschottet. Im Winter hat man von der Straße aus dagegen freien Blick auf unseren Esstisch.

Was die Sonneneinstrahlung angeht, haben wir übrigens gerade im Nordosten mittlerweile im Sommer Innenrollos aus hellem Stoff. Denn an Sommertagen hat die tiefstehende, weil gerade aufgehende Sonne das Haus mit den fast waagrecht reinfallenden Strahlen am stärksten aufgeheizt. Die hochstehende Mittagssonne hat dagegen vom Einstrahlwinkel her die Wohnräume gar nicht wirklich erreicht.

Entscheidungshilfen

Wer zu Rollläden tendiert, sollte sich mal anschauen, was Fachfirmen so alles im Angebot haben – da ist der Sonnenschutz ein Teil des Smart Home und kann ferngesteuert, zeitgesteuert und wettergesteuert werden. Wie man Schiebeläden gestalterisch einsetzen kann, zeigt der Beitrag, den ich über das Musterhaus von Sonnleitner geschrieben habe. Und bei meinem Post über das „Traumhaus mit roten Fensterläden“ spricht ja schon der Titel für sich. Egal, ob man es nachts dunkel mag, schattig im Sommer oder die Sonne niemals aussperren möchte: Bei der Frage nach Rollläden muss man vor allem nach seinen eigenen Bedürfnissen entscheiden. Wer dazu noch die Alternativen studiert, findet bestimmt die individuell richtige Lösung.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 5: Bauen mit Holz

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Das kannst du doch nicht machen! – Teil 2: Bauen am Nordhang

Haus Polz Ansicht aus Norden mit Garten und Nordhang sowie Terrasse

Sogar im Winter kann man erkennen, dass auch an einem Nordhang so einiges wächst. Selbst Weintrauben gedeihen dort.

Einen geeigneten Bauplatz zu finden ist meist der erste Schritt beim Projekt Hausbau. Die meisten wünschen sich vermutlich ein mittelgroßes, ebenes und nicht zu teures Grundstück. Oft muss man aber nehmen, was man bekommt. Und wenn es ein Nordhang ist? Dann sollte man trotzdem zugreifen, wenn sonst alles passt. Die Warnung aus Familie und Freundeskreis „Das kannst du doch nicht machen!“ darf man getrost ignorieren, denn – und darum geht es in dieser Serie – gefallen muss es einem nur selbst.

Warum Nordhang?

Als wir das Grundstücksangebot samstagvormittag in der Zeitung entdeckt hatten, waren wir schon begeistert, weil es sich so gut angehört hat. Und ein Anruf bestätigte: Das Grundstück liegt in unserem Wunschort. In einer Sackgasse fast am Ende einer etwa zehn Jahre alten Siedlung (kein Neubaugebiet, hurra!) und war von der Größe her passend (790 Quadratmeter, 800 Quadratmeter war unsere Wunschgröße). Und dann war es auch noch relativ günstig. Meine größte Angst: Dass es mir dann nicht gefällt, wenn ich dort bin. Hat sich aber nicht bestätigt, ich habe mich sofort wohlgefühlt. Und das halte ich für den wichtigsten Punkt bei der Grundstückswahl: Man muss sich an diesem Fleckchen Erde wohlfühlen. Man hält sich ja schließlich dann für lange Zeit genau dort auf. Dass es ein Hanggrundstück ist und dazu noch Richtung Norden, war zu dem Zeitpunkt unwichtig.

Ist ein Nordhang-Grundstück billiger?

Wenn beim Grundstückskauf das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt, dann auf jeden Fall. Alle wollen ein ebenes Grundstück oder einen Südhang. Nordhang wird definitiv weniger nachgefragt. Möglicherweise gilt das für jede Art von Grundstück, die nicht den Idealen entspricht: sehr schmale, unregelmäßig geschnittene oder ungewöhnlich gelegene Grundstücke. Wer sich nicht abschrecken lässt, kann vielleicht ein Schnäppchen machen.

Was heißt Nordhang für die Architektur?

Verschattungsstudie zu Haus Polz mit dem Beispiel Verschattung im Winter zur Mittagszeit.

Den Schattenwurf des Hauses aufs Grundstück zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten hat der Architekt am Computer berechnet. Hier als Beispiel, welche Teile des Gartens im Winter mittags im Schatten liegen.

Wer das Können des Architekten möglichst umfassend nutzen will, sollte ihm die Möglichkeit lassen, ein perfekt auf das Grundstück zugeschnittenes Haus zu planen. Oder andersherum gesagt: Wer ein schwierigeres Grundstück kauft, sollte noch keine allzu detaillierten Vorstellungen davon haben, wie sein Haus mal aussehen soll. Hanggrundstück kann schließlich auch heißen, dass man die Geschoße in den Hang baut, Ebenen gegeneinander verschiebt oder – wie bei meinem Haus – einen eher ungewöhnlichen Grundriss wählt, um den Platz auf dem Grundstück besser auszunutzen.

Die optimale Lösung bei uns war es, das Haus auf das schmale Fleckchen Grund ganz oben an der Straße zu stellen, wo das Grundstück noch einigermaßen eben ist. Denn damit betreffen die möglichen Nachteile eines Nordhangs das Haus an sich nicht mehr – es steht ja genauso da wie ein Haus auf ebener Fläche. Um den großen Gartenteil, der dann am Nordhang entstehen sollte, möglichst wenig zu verschatten, hat unser Architekt eine Verschattungsstudie gemacht. Am Computer hat er den Schattenwurf mehrerer verschiedener Hausmodelle zu verschiedenen Jahreszeiten und Tageszeiten berechnet. Je nach Lage und Höhe des Hauses hätte es auch Situationen gegeben, zu denen der Hang die meiste Zeit komplett vom eigenen Haus verschattet gewesen wäre. Für mich war das ein wichtiges Entscheidungskriterium und ich bin immer noch sehr dankbar, dass unser Architekt diese Verschattungsstudie gleich am Anfang angeboten hat und uns aussagekräftige Ergebnisse präsentieren konnte. Für die Planung war das eine perfekte Grundlage.

Kommt aus Norden überhaupt genug Licht ins Haus?

Was beim Nordhang aus architektonischer Sicht gut geht: große Fenster, die viel Licht reinlassen, damit auch die Nordseite nicht im Düsteren liegt. Die Meinung, dass man im Norden kaum Fenster bauen sollte und dort nur Funktionsräume anordnen sollte, um Energie zu sparen, ist veraltet. Es gibt Verglasungen, die den Sonnenschein leicht nach drinnen durchlassen, die Wärme aber nicht so leicht wieder nach draußen lassen. Und im Sommer ist eh jeder froh, wenn nicht den ganzen Tag aus Richtung Süden Hitze ins Haus knallt.

Wie wirkt sich ein Nordhang auf die Gartenplanung aus?

Haus Polz aus Nord-Osten mit Blick auf die Holzterrasse im Nordhang

Die in den Nordhang integrierte Terrasse ist im Hochsommer ein beliebter Aufenthaltsort. Denn in der prallen Sonne der Südterrasse vor dem Haus hält man es dann gar nicht aus.

Während sich der Nordhang beim Haus kaum auswirkt, ist es beim Garten schon etwas anderes: Wir haben im Süden einen kleinen ebenen Garten und im Norden einen riesigen Garten am Hang. Der Garten im Norden ist manchmal bis zu drei Wochen später dran als der Süd-Garten. Manche Pflanzen wachsen nur im Süden gut und bleiben im Norden eher kümmerlich. Andererseits scheint es anderen Pfanzen komplett egal zu sein, ob sie im Norden oder Süden wachsen.

Heiß begehrt im Hochsommer ist übrigens unsere Terrasse im Nordhang – denn dort ist es auch an heißen Sommertagen erträglich. Die Terrasse im Süden dagegen ist im Frühling und Herbst erste Wahl, wenn jeder Sonnenstrahl wertvoll ist. Grundsätzlich sollte man sich überlegen, Sitz- und Ruheplätze im Garten in verschiedenen Himmelsrichtungen anzulegen.

Entscheidungshilfen

Wie gesagt: Wenn das Grundstück unabhängig von der Himmelsrichtung gefällt, man bereit ist, die Hausplanung aufs Grundstück abzustimmen, eine Verschattungsstudie ein akzeptables Ergebnis erbringt und man damit leben kann, dass am Nordhang kein Toskana-Garten entstehen wird, dann spricht nichts gegen einen Nordhang. Es gibt für jedes Grundstück das passende Haus. Dafür sollte man aber einem guten Architekten vertrauen und mit ihm aufs Grundstück abgestimmt planen. Wenn ich in Foren lese, dass Paare ihr Haus inklusive Grundriss und Außenansicht schon eigenhändig und ohne jegliche Beratung geplant haben und jetzt überlegen, ob dieses Haus auf ein bestimmtes Grundstück passen könnte, dann weiß ich, dass das schiefgehen wird. Und dann ist es auch egal, ob es nun ein Nordhang ist oder nicht.

Welche Wohnqualitäten ein Haus am Nordhang haben kann, zeigt übrigens auch eine Folge der BR-Serie „Traumhäuser wiederbesucht“ sehr schön. „Ein Hofhaus am Nordhang“ ist in der Mediathek abrufbar. Wunderbar finde ich bei der Folge, dass man auch sehr schön sieht, wie Familie und Bekannte als Bedenkenträger alle mögliche Entscheidungen der Bauherren in Frage stellen. Auch deswegen passt die Dokumentation perfekt in diesen Zusammenhang.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 1: Bauen ohne Keller

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 5: Bauen mit Holz

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Das kannst du doch nicht machen! – Teil 1: Bauen ohne Keller

Bodenplatte des Haus Polz in Neukirchen am Inn

Bodenplatte statt Keller: Das war eine Grundsatzentscheidung, die aber auch deshalb klug war, weil man nicht ganz so tief ins Erdreich des hinten steil abfallenden Grundstücks musste. Foto: Karin Polz

Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen vom Traumhaus. Wenn er sein Haus plant, setzt er diese Vorstellungen anfangs begeistert um. Dann kommen Verwandte, Bekannte, Freunde und sagen „Das kannst du doch nicht machen!“ Woraufhin die Pläne geändert werden und die individuellen Planungen der Massen-Meinung weichen. Im schlimmsten Fall. Im besten Fall lässt man sich nicht dreinreden und macht (nach umfassender Beratung), wie man es sich wünscht. Darüber, was andere bei meinem Haus anders geplant hätten, kann ich gleich eine ganze Serie machen. Teil 1 handelt davon, dass mein Haus keinen Keller hat.

Warum kein Keller?

Gegenfrage: Warum ein Keller? Das Argument, dass man im Keller viel zusätzlichen Platz hat, fand ich nie besonders überzeugend. Denn auf viel Platz sammelt sich nur viel Krempel.

Pelletheizung Primärofen im Wohnzimmer

Was viele erst einmal für einen Kamin halten, ist die Zentralheizung. Ein solcher Pelletofen steht bei den meisten im Keller, es gibt aber auch Modelle für den Wohnbereich, wie dieses von Windhager. Foto: Hendrik Schwartz

Also was wäre in meinem Keller sinnvoll untergekommen? 1. Die Heizung. Der Brenner der Zentralheizung steht im Wohnzimmer (darüber schreibe ich vielleicht noch mal mehr), der Pufferspeicher und die Technik stehen im Haustechnikraum hinter der Garage. Und das Holzpellet-Lager ist in der Dachschräge über der Garage. Wobei die Garage Teil des Hauses ist – sie ist also nicht als Kellerersatz zusätzlich geplant worden. 2. Waschmaschine und Trockner. Stehen bei mir sichtgeschützt im Gästebad auf zwei Quadratmetern. Für zwei Quadratmeter muss man nicht ein ganzes Kellergeschoss bauen. 3. Weihnachtsdeko, Werkzeug, Hobby-Equipment. Ist im ganzen Haus verteilt. Unser Garderobenschrank ist deckenhoch, ganz oben bringt man eh nur Sachen unter, die man selten braucht (Weihnachtsdeko). Im Gästezimmer steht ein Schrank, in dessen linken Teil wunderbar ein Snowboard passt. Und in der Garage gibt es viele Meter Regal.

Warum ich nichts im Dachboden verstaue? Weil ich einen solchen auch nicht besitze. Ich wohne in einem Haus fast ohne Stauraum – und es klappt wunderbar. Muss nicht bei jedem so sein, klar. Eine ehrliche Bestandsaufnahme, für was man wie viel Stauraum braucht, kann eine Entscheidungshilfe sein.

Ist es billiger, ohne Keller zu bauen?

Fassadenansicht Haus Polz

Über der Garage ist viel Platz – der schräge Hohlraum wird als Pelletlager benutzt. Foto: Karin Polz

Auf jeden Fall. Natürlich braucht man statt einem Kellergeschoss dann eine Bodenplatte, die ebenfalls viel Geld kostet. Aber man braucht eben viele andere Dinge nicht: Fliesen und Bodenbelag für ein ganzes Stockwerk, Wandfarbe für ein ganzes Stockwerk, Elektroleitungen, Steckdosen, Leuchten für ein ganzes Stockwerk. Außen- und Innentüren, Fenster, die Kellertreppe, die Energie, um den Keller später zu heizen – das alles spart man sich.

Zwischen 20.000 und 25.000 Euro habe ich für die Bodenplatte meines Hauses bezahlt. Ein Keller hätte ungefähr das Doppelte gekostet. 18.200 Euro Mehrkosten veranschlagt Achim Linhardt in seinem Buch „Attraktiv bauen mit kleinem Budget“ (DVA, ISBN 978-3-421-03816-6) bei einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern und zwei Wohngeschossen für eine Vollunterkellerung. Verglichen mit dem Gesamtpreis eines Neubaus könnte man natürlich sagen: Für 10 Prozent zusätzliche Kosten bekommt man zusätzliche 100 Quadratmeter. Aber wenn man die Fläche nicht braucht, wieso sollte man dann dafür Geld ausgeben?

Und aus architektonischer Sicht?

Mit Keller hätte sicherlich so einiges anders ausgeschaut. Erstens muss ja so ein Keller ein bisschen aus der Erde schauen, damit man auch Licht hineinbekommt. Mein Haus wäre dann sicherlich nicht so flach auf der Erde gestanden – genau das macht aber einen großen Teil der architektonischen Wirkung aus. Und drinnen ist die Treppe in den ersten Stock sehr markant. Wenn wir da zugleich noch eine Kellertreppe hätten unterbringen müssen, wäre das sicherlich auch anders geworden.

Was ist die Alternative zum Keller?

Es gibt in Wohnhäusern massenhaft ungenutzen Raum – unpraktische Winkel im Raum; Zimmer, die einen Tick zu groß für die vorgesehene Nutzung sind; halbhohe Räume unter Treppen oder unter Dachschrägen. Wir hätten zum Beispiel im Schlafzimmer ein Eck hinter dem Kamin gehabt, das niemand genutzt hätte. Jetzt ist der nicht einmal zweieinhalb Quadratmeter große Raum mit einer Schiebetür abgetrennt und von unten bis oben mit Regalen versehen – was man da alles unterbringt! Sinnvoll ist es, schon bei der Planung solche Flächen im Blick zu behalten und gegebenfalls Trennwände oder Einbaumöbel dafür vorzusehen.

Entscheidungshilfen

Garderobenschrank mit weißen Türen und Eichenholz

Stauraum für Weihnachtsdeko, Bügelbrett und Sportzeugs ist im von Schreinerin Ronja Weranek maßgefertigten Garderobenschrank. Foto: Karin Polz

Ich wollte von Anfang an keinen Keller, weil ich damit nur muffige, feuchte, dunkle Räume assoziiert habe. Insofern war die Entscheidung leicht. Ansonsten gilt: Alles notieren, was in den Keller soll, und sinnvolle Alternativen suchen. Mit einem ebenerdigen Hauswirtschaftsraum ist das Problem vielleicht gelöst. Wer andere Meinungen hören will, kann zum Beispiel den Artikel „Am Keller sparen kann teuer werden“ von Marcus Stölb aus der FAZ nachlesen oder „Keller – ja oder nein“ auf bauen.de. Als Inspiration für alle ohne Keller gibt es hier „6 geniale Ideen, um die Waschmaschine im Bad zu verstecken“ und „Kreative Stauraum-Ideen für mehr Platz“.

Ohne Keller zu bauen war aber nicht die einzige Entscheidung, die für Stirnrunzeln bei anderen gesorgt hat. Schon vorher war bei einigen Skepsis angesagt, nämlich beim Baugrundstück. Kein Südhang, sondern ein Nordhang stand zur Wahl. Darum geht es dann im nächster Teil der Serie: „Das kannst du doch nicht machen! – Teil 2: Bauen am Nordhang“.

Aber sagt mir jetzt erst mal, was ihr von Kellern haltet: Braucht man einen? Oder kann man darauf verzichten? Welche kreativen Lösungen gibt es denn für die Unterbringung von Waschmaschine, Heizkessel und Wasserkästen?

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 5: Bauen mit Holz

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Der Strom kommt vom Hausdach

Das Holz Polz mit der Photovoltaikanlage im September 2014

Fleckerlteppich auf dem Dach: Die Kollektoren fürs Warmwasser und die Photovoltaikanlage teilen sich das Dach auf der Ostseite. Foto: Hendrik Schwartz

Architektonisch gesehen ist so eine Photovoltaikanlage nicht gerade ein Gewinn fürs Haus. In Hinblick auf eine möglichst umweltfreundliche Energieerzeugung, Kohlendioxideinsparung und Stromkosten aber durchaus ein Lichtblick.

2405 Kilowatt hat unsere Photovoltaikanlage seit Juni 2014 bereits erzeugt, dadurch 1,7 Tonnen Kohlendioxid vermieden und ein paar hundert Euro Strom erwirtschaftet. Auch wenn wir dafür erst einmal ein bisschen Geld investieren mussten, sind wir der Meinung: Das lohnt sich.

Diagramm zur Stromerzeugung am 6. Juni 2014

Ein guter Tag: Die Anlage war erst einige Tage in Betrieb, als wir schon diesen äußerst ertragreichen Tag verzeichnen konnten. Grafik: Sunny Portal

Unsere Photovoltaikanlage leistet 5,865 Kilowatt Peak, die Module sind auf beiden Dachseiten angebracht und haben damit eine Ost- beziehungsweise Westausrichtung. Bestenfalls haben wir dadurch einen Teil des Jahres sowohl morgens vor der Arbeit als auch abends nach der Arbeit noch etwas eigenen Strom.

Wir versuchen, so gut es geht, den Strom selbst zu nutzen. Die Spülmaschine oder den Wäschetrockner betreiben wir bevorzugt dann, wenn die Sonne scheint, das klappt allerdings nicht immer. Eine Speichermöglichkeit haben wir für den Sonnenstrom nicht. Was wir nicht brauchen, geht ins Stromnetz. Und vielleicht irgendwann später einmal in die Batterie eines Elektroautos.

Für alle, die ein paar Daten zur Photovoltaikanlage wissen möchten, hier ein kleiner Überblick.

Willkommen im „Haus Polz“ (2)

Die Hausführung geht weiter: Wie versprochen, dürft ihr auch einen Blick in die oberen Stockwerke werfen. Hier entlang!