Hier ist die Kreativität zu Hause

Fassade des Mühltalhofs mit Glasanbau und Kortenstahl.

Cortenstahl und Glas prägen die Fassade des Mühltalhofs. Foto: Karin Polz

Gutes Essen und gute Architektur haben viel gemeinsam: Beides erfordert Kreativität. Beides ist auch Geschmacksache. Beides trägt zum Wohlfühlen bei. Und noch viel mehr. Um es kurz zu machen: Beides vereint der Mühltalhof in Neufelden im österreichischen Mühlviertel. Deshalb fahre ich da so gerne hin – gerade war ich das dritte Mal dort, und wieder konnte mich das Hotel begeistern.

Der Mühltalhof – ein Familienprojekt

Man muss sich aber einlassen wollen auf den Mühltalhof – denn vieles ist anders, ungewohnt, überraschend. Das trifft auf die Zimmer und die Einrichtung zu, und genauso auf die Küche. Die Hoteliers-Familie ist extrem kreativ. Und mutig genug, die kreativen Ideen umzusetzen. Das trifft auf Helmut Rachinger zu, der mit seinem Sohn Philip die Küche des Mühltalhofs prägt. Und das trifft auch auf den Mann von Helmuts Schwester Johanna Eckl-Rachinger zu: Als Künstler hat sich Joachim Eckl einen Namen gemacht und im und ums Hotel herum Spuren hinterlassen.

Eine alte Leiter als Handtuchhalter, der Wegweiser zur Sauna ein mit Kreuzstich-Schriftzug besticktes Handtuch: Auch die Inneneinrichtung des Hotels zeugt von Kreativität. Keines der 22 Zimmer ist wie das andere, und die typische Hotelzimmer-Einrichtung großer Häuser sucht man vergebens.

Stahl und Natur – das muss kein Widerspruch sein

Blick auf die Große Mühl.

Der Mühltalhof liegt direkt an der Großen Mühl, die sich dort staut. Foto: Karin Polz

Dass also auch die Architektur vom Üblichen abweicht, verwundert nicht. Das ursprüngliche Haus mit seinen dicken, weiß verputzten Mauern und dem zur Straße gewandten Giebel trifft auf eine neue Fassade aus Cortenstahl und viel Glas. Wer vor dem Mühltalhof steht und auf das Gebäude blickt, stellt überraschend fest: Zu der ursprünglichen Natur rund um das Hotel, zu den dichten, grünen Baumbeständen und der ruhigen Wasserfläche der Großen Mühl direkt am Gebäude kann kaum ein anderes Material besser passen. Das Rostrot des Cortenstahls harmoniert mit den Grün-, den Wasser- und den Erdtönen der Umgebung bestens.

Von innen und außen gleichermaßen ansprechend wirken auch die großen Glasflächen des Speiseraums, in denen sich der Mühlfluss spiegelt. Wie sich moderne und althergebrachte Elemente wunderbar ergänzen, hat Romana Ring in einem Text auf der Internetseite nextroom, einer Datenbank zum zeitgenössischen Bauen, perfekt zusammengefasst.

Auszeichnung beim Architekturwettbewerb

Fassade des Mühltalhofs aus Kortenstahl.

Rostrot und Grün: Cortenstahl und Bäume harmonieren perfekt. Foto: Karin Polz

Verantwortlich für die Architektur ist der Linzer Architekt Klaus Leitner. Er hat mit seiner Gestaltung des Mühltalshof 2009 auch beim Architekturwettbewerb „vis à vis“, überzeugt, initiiert vom architekturforum oberösterreich (afo) und den OÖNachrichten. „Respekt für die vorgefundene Substanz und ihre privilegierte Lage im Naturraum“ bescheinigte die Jury dem Architekten und den Bauherrn.

Allerdings darf man über die ganze Architektur das Wichtigste bei einem Urlaub im Mühltalhof nicht vergessen: Entspannen und die Gourmetküche genießen! Spätestens beim Dessert mit Sauerklee-Eis (!) und weißer Schokolade vergisst man vor lauter Begeisterung eh alles um sich herum. Sogar die Architektur.