Geld sparen – mit Selbstbau oder Systembau

Bezahlbarer Wohnraum mitten in der Stadt – das ist nicht nur in Hamburg ein Problem. Dort allerdings gibt es zwei Beispiele, die zeigen, wie es gehen könnte. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) entstanden 2013 im Stadtteil Wilhelmsburg-Mitte drei Mehrfamilienhäuser mit zwei sehr unterschiedlichen Konzepten.

Beim Hausprojekt Grundbau und Siedler baut jeder seinen Teil des Hauses selbst fertig.

Ein Mehrfamilienhaus zum Selberfertigbauen: Das Projekt „Grundbau und Siedler“ will auf ungewöhnliche Weise preiswerten Wohnraum bieten. Foto: Hendrik Schwartz

So soll beim Projekt „Grundbau und Siedler“ Selbstbauen Kosten sparen. Den „Grundbau“, also das Stahlskelett des Hauses aus Decken und Stützen mit einigen Anschlüssen sowie Treppenhaus und Lift wird im Voraus errichtet. Danach sind die „Siedler“ an der Reihe: Sie können den Grundriss nach eigenen Vorstellungen planen und mit viel Eigenleistung ihre eigene Wohnung günstig bauen. „Die zukünftigen Eigentümer erwerben ein Paket, bestehend aus einer Parzelle im Grundbau aus Beton, dem kompletten Baumaterial für den Ausbau ihrer Parzelle und einem Handbuch, das alle nötigen Arbeitsschritte für diesen Ausbau detailliert beschreibt.“ So lautet die Beschreibung auf den Internetseiten der BeL Sozietät für Architektur aus Köln.

Ob das so geklappt hat, konnte ich nicht so recht nachprüfen – mal heißt es, der Quadratmeterpreis für die Bruttogrundfläche liege bei 710 Euro, mal ist davon die Rede, den Preis bei 2000 Euro pro Quadratmeter zu deckeln, dazu käme aber der Ausbausatz, der 300 Euro pro Quadratmeter kosten soll.

Das Haus Case Study soll ein Beispiel für kostengünstiges Wohneigentum geben

Ein zentraler Erschließungskern und außenherum vorgefertigte Grundmodule reduzieren die Kosten für dieses Haus namens Case Study. Foto: Hendrik Schwartz

Auf System- statt Selbstbau setzen dagegen die international tätigen Architekten von Adjaye Associates und die Hamburger Planpark Architekten. Ihr gemeinsames Projekt „Case Study“ ist ein Beispiel für kostengünstigen mehrgeschossigen Holzbau. Es gibt in dem Gebäude einen zentralen Erschließungskern, außenherum werden vorgefertigte Grundmodule gestapelt. Diese können horizontal oder vertikal verbunden werden. Es gibt also unterschiedlich große Wohnungen und auch Maisonettewohnungen. Der Platz für Loggien oder Terrassen wird aus den Grundmodulen „herausgeschnitten“ – so gibt es bei der Lärchenholzfassade nichts, was herausragt, sondern nur private, schattige Einschnitte. Dazu passt, dass auch die Fenster als schmale Einschnitte in die Fassade ausgeführt sind.

Das Modellhaus Case Study Nr 1 setzt auf Modulbauweise

Ein aus Modulen zusammengesetztes Fertighaus hat der Fertighaushersteller Schwörerhaus mitentwickelt. Foto: Hendrik Schwartz

Ein ähnliches Prinzip verfolgt das Haus „Case Study #1“, das aus 45 Quadratmeter großen, quadratischen Modulen zusammengesetzt ist. Das Haus lässt sich sowohl als freistehendes Mehrfamilienhaus als auch in einer Baulücke umsetzen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass sich Grundrisse flexibel anpassen lassen. So können in die vorgefertigten Module zusätzliche Trennwände eingefügt werden, oder es lassen sich mehrere Module zusammenschließen. Entworfen von Fusi und Ammann Architekten, hat der Fertigbauspezialist Schwörerhaus den Entwurf umgesetzt.