Raum für Vergangenheit und Gegenwart

Besprechungen werden bei Heininger-Ingenieure in der Holzbox abgehalten − bei guter Akustik.

Besprechungen werden bei Heininger-Ingenieure in der Holzbox abgehalten − bei guter Akustik. Foto: Tina Weber

Wenn ein Haus mit 800-jähriger Geschichte und ein modernes Büro aufeinandertreffen, dann ergibt sich eine spannende Mischung. Und im Fall von Heininger-Ingenieure eine äußerst gelungene und stilvolle noch dazu. Am Samstag, 27. Juni, von 11 bis 12.30 Uhr, können sich alle Interessierten selbst davon überzeugen: Im Rahmen der „Architektouren“ der Bayerischen Architektenkammer kann das Büro im denkmalgeschützten Altstadthaus in der Schrottgasse 8 in Passau besucht werden. Dann wird auch Innenarchitektin Stephanie Ach da sein, um den Besuchern die Räume zu zeigen.

Im Hauptraum mit den Arbeitsplätzen beeindruckt die jahrhundertealte Holzdecke.

Im Hauptraum mit den Arbeitsplätzen beeindruckt die jahrhundertealte massive Holzdecke. Foto: Tina Weber

„Die Räumlichkeiten an sich sind schon besonders“, erklärt die Innenarchitektin die Ausgangslage. Mit Bauherrn Karl-Heinz Heininger war sie sich einig, dass die Geschichte des Altstadthauses auch künftig präsent bleiben soll.

Überall in dem Altstadthaus, das zwischen 2009 und 2011 unter Federführung des Architekturbüros Andreas Schmöller saniert wurde, − Karl-Heinz Heininger war dabei für die Statik zuständig − sind Bezüge zur Historie des Hauses sichtbar. Eindrucksvoll ist die Holzdecke im jetzigen Arbeitsbereich: Sie hat den zweiten großen Stadtbrand in Passau im Jahr 1680 überstanden und ist damit etwas ganz Besonderes − „daher wollte ich zur Decke einen Respektabstand halten“, sagt Karl-Heinz Heininger. So wurden anstelle von Schränken die Schreibtische breit und tief genug geplant, um Stauraum auf der Rückseite zu bieten.

Im Büro von Karl-Heinz Heininger wurde an der Wand ein Fenster aus romanischer Zeit freigelegt.

Im Büro von Karl-Heinz Heininger wurde an der Wand ein Fenster aus romanischer Zeit freigelegt. Foto: Tina Weber

Vom Bauwesen und dem Handwerk vergangener Zeiten erzählen nicht nur das Fenster aus romanischer Zeit, das an einer Wand freigelegt wurde, und die Deckenmalerei im Archivraum. Auch das Gewölbe im Eingangsbereich ist historisch interessant − und war gestalterisch eine Herausforderung. Ein Besprechungsraum sollte hier entstehen, doch Einteilung und Schallentwicklung waren nicht ganz einfach. So entwarf Stephanie Ach eine „Besprechungsbox“, die frei im Raum steht. Im Inneren mit Filz ausgekleidet, sorgt sie für gute Akustik.

Dieser Text ist auch in der Passauer Neuen Presse vom 27. Juni 2015 erschienen.

Nicht verpassen: die Architektouren 2015

Bestens vorbereitet für die Architektouren 2015: Dank Zeitungsartikel und Projektübersicht habe ich schon ausgesucht, was ich besichtigen werde. Foto: Karin Polz

Bestens vorbereitet für die Architektouren 2015: Dank Zeitungsartikel und Projekt-Booklet habe ich schon ausgesucht, was ich besichtigen werde. Foto: Karin Polz

Einer meiner Lieblingstermine im Jahresverlauf steht wieder an: die Architektouren. Nicht nur, dass ich bei der Veranstaltung schon viele schöne Gebäude bewundert habe, ich war sogar 2010 mit meinem Haus selbst dabei und bin immer noch stolz, dass so viele Menschen mein Haus anschauen wollten. Klar, nervös war ich damals schon auch. Aber alle Besucher haben sich mustergültig verhalten, und ich habe nette und interessante Gespräche geführt.

284 Projekte sind heuer, im Jahr 2015, beim 20. Jubiläum der Veranstaltung dabei, und ich verrate euch mal, was ich mir anschauen werde.

Wenn ich mich früh genug aufraffen kann, schaue ich mir am Samstag, 27. Juni 2015, zwischen 11 und 13 Uhr in Hauzenberg im Landkreis Passau ein Bauernhaus an, das „einfach weitergebaut“ wurde. Verantwortlich sind Hiendl Schineis Architekten.

Danach wird es wohl zum denkmalgeschützten Stadthaus in Passau in der Großen Messergasse gehen, das Architekt Klaus Meyer saniert hat. Von 14 bis 16 Uhr ist es am Samstag, 27. Juni 2015, und am Sonntag, 28. Juni 2015, zu besichtigen.

Genau dieselben Besuchszeiten sind auch für „das kleine Haus“ in der Dr.-Fritz-Ebbert-Straße in Passau vom Architekturbüro Schildhammer und das Haus K in der Gartenstraße in Passau von Schmid Architekten vorgesehen. Sehen will ich beide, mal schauen, was ich am Samstag schaffe und was am Sonntag.

Nicht anschauen werde ich mir übrigens das Büro von Heininger Ingenieure in der Schrottgasse in Passau – das habe ich nämlich schon gesehen und mich mit Innenarchitektin Stephanie Ach darüber unterhalten. Ich kann nur raten, den Besuchstermin am Samstag von 11 bis 12.30 Uhr wahrzunehmen. Wer es verpasst: Ich schreib vielleicht hier was drüber!

Einen netten Sonntagstermin kann ich mir noch um 11 oder 13 Uhr bei der Besichtigung der profanierten Heiliggeist-Kirche in Passau vorstellen. Verantwortlich ist das Architekturbüro Paukner, dessen Architektouren-Projekte ich mir auch schon in den vergangenen Jahren gerne angesehen habe.

Und dann ist ja am Sonntag auch noch Tag der offenen Gartentür, ebenfalls mit einem sehr ausführlichen Programm. Ich bin mir sicher: Das wird ein spannendes Wochenende!

Inspirationen und ein kleines Gruselkabinett

Häuser des Jahres 2014

Das Buch „Häuser des Jahres 2014“ ist im Callwey-Verlag erschienen.

Wenn der Callwey-Verlag zusammen mit dem Deutschen Architektur Museum und mit der Unterstützung des Informationszentrums Beton die „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ auszeichnet, dann ist das dazugehörige Buch (ISBN 978-3-7667-2097-9) immer einen genaueren Blick wert. Denn die Projekte sind oft richtig spannend, manchmal zwar etwas zu ausgefallen für meinen Geschmack, aber immer mit wunderschönen Fotos und detaillierten Texten beschrieben, dazu gibt es Grundrisse, Lagepläne und viele Daten zum Projekt. Ein paar Inspirationen kann man sich da immer holen – und manchmal nur den Kopf schütteln. So geschehen diesmal bei einem 920 Quadratmeter großen Haus, das in Stuttgart steht: Die Villa verfügt über einen sehr dunkel gestalteten Jagdraum, drin stehen ein ausgestopfter Bär, ein ausgestopfter Jaguar, Zebrafell am Boden, Elch- und andere Geweihe an der Wand. Das hat für mich was von einem Gruselkabinett. Bei so vielen toten Tieren hilft auch die schönste Architektur nicht mehr.

Was auffällt bei den 50 ausgewählten Projekten: Einige sind monströs groß (1150 Quadratmeter Wohnfläche für zwei Personen bei einem Haus in St. Gallen in der Schweiz), viele sind Wochenend- und Ferienhäuser (und dadurch automatisch nicht die typischen Einfamilienbauten), und viele Gebäude haben entweder eine scheunenartige Anmutung oder – im Gegenteil – sind aus ganz viel Beton. Nicht allerdings das Haus, das den ersten Preis gewonnen hat: Das von Thomas Kröger entworfene Haus, das in Gerswalde in Brandenburg steht, hat eine Fassade aus Wellblech.

Mein Favorit ist der Preisträger nicht, mir gefällt stattdessen das in dem Buch vorgestellte Passivhaus von Architekt Manfred Lux, das mit 140 Quadratmetern für vier Bewohner eine normale Größe hat, aber eine ungewöhnliche Form: Wie ein Kristall an vielen Ecken abgeflacht, wurde bei diesem Gebäude das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen optimiert, um Energie zu sparen.

Das ausgezeichnete Projekt in der Passauer Innstadt.

Am Kirchplatz beziehungsweise in der Lederergasse ist in der Passauer Innstadt das ausgezeichnete Projekt der Architekten Hiendl Schineis zu finden. 50 Jahre lang war der Altbau nicht mehr saniert worden, jetzt finden sich drinnen raffinierte Wohnungen. Foto: Karin Polz

Ein zweites interessantes Projekt steht im österreichischen Dornbirn: Ein kleines Haus aus dem Jahr 1961 wurde von Architekt Jochen Specht erweitert, indem um den alten, auf den Rohbau zurückgebauten Kern herum eine neue Hülle aus einer Holzkonstruktion gebaut wurde. Mit vielen Fenstern in den neuen Außenwänden sieht das Haus Hohlen jetzt modern aus. Seine Vergangenheit verleugnet es aber nicht: Frühere Fensteröffnungen dienen jetzt zum Beispiel als Durchgang im Hausinnern.

Auch zwei Projekte aus Niederbayern kommen in dem Buch vor: Die Passauer Architekten Albert Köberl und Alfons Döringer nahmen erfolgreich mit ihrem Projekt „Ein Langhaus im Dorf“ am Wettbewerb teil. Das schmale, lange Häuschen in Fürstenzell mit den rostbraunen Stahlplatten als Fassade, Baujahr 2011, hat schön öfter für Aufsehen gesorgt. Ein anderes Projekt kennt jeder Passauer zumindest von außen: Denn das Projekt „Im Denkmal leben“ von Regina Schineis und Stefan Hiendl steht in der Innstadt direkt neben der Kirche St. Getraud.

Gar nicht bieder: Wiener Flair neu interpretiert

Der Lobbybereich des Hotels Falkensteiner Wien Margareten.

Im Lobbybereich zeigt sich das Hotel von seiner Biedermeier-Seite. Jedoch auf moderne Art. Foto: Hendrik Schwartz

Wenn an einem Gebäude gleich zwei ganz Große der Architekturszene arbeiten, dann sind die Erwartungen natürlich hoch. Und tatsächlich kann man schon von weitem erkennen, dass da eine Fassade des Wiener Margaretengürtels, unweit der U-Bahn-Station Margaretengürtel (U4), ganz anders aussieht als der Rest: Bronzefarbenes Aluminium verkleidet die Fassade, die auf diese Weise sehr modern, aber nicht aufdringlich oder fehlplatziert wirkt. Es ist die Fassade des Falkensteiner Hotels Wien Margareten. Im Herbst 2013 hat es eröffnet, soll als City-Flaggschiff der Falkensteiner-Gruppe ein Vorzeigeobjekt sein − und beeindruckt tatsächlich nachhaltig, immerhin ist mit David Chipperfield ein Architekt von Weltrang für das Äußere verantwortlich.

Die Fassade des Falkensteiner Hotels Wien Margareten

Die Fassade des Hotels wurde von David Chipperfield gestaltet. Foto: Hendrik Schwartz

Aber, wie gesagt, damit nicht genug: Im Inneren hatte Matteo Thun das Sagen − ebenso bekannt und geschätzt, allerdings für einen ganz anderen Stil. Trotzdem passen Außen und Innen perfekt zusammen. Traditionelles und Zeitgemäßes, Modernes und Biedermeier treffen sich in diesem Hotel in vielerlei Hinsicht. Altwiener Flair und moderne (Innen-)Architektur lassen sich einfach gut kombinieren − jedenfalls, wenn der Experte für die Mischung verantwortlich ist.

Kronleuchter und Lampen gibt es im Überfluss im Falkensteiner Hotel Wien Margareten

Kronleuchter gibt es im Überfluss im Falkensteiner Hotel Wien Margareten. Foto: Hendrik Schwartz

„Contemporary Biedermeier“ nennt sich der Stil, der gemütlich und einladend wirkt. Nicht zuletzt, weil die Materialien dies ausstrahlen: Eichen-Fischgrätparkett (ungewöhnlich im Hotel, typisch für Wien), warm strahlendes Messing und Gold für die Lampen (viele, viele Lampen), gestreifte Textilien vom Vorhang bis zum Sofakissen und Schachtische im Barbereich erinnern ein bisschen an ein entspanntes Wohnzimmer. Alles ist in Pastelltönen gehalten − und die haben es in sich. Alleine die Palette der Grüntöne ist faszinierend: Moosgrün, Minzgrün, Schattierungen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, aber alles andere als gewöhnlich.

Flur im Zimmertrakt des Falkensteiner Hotels Wien Margareten

Die anthrazitfarbene Wände in Wischtechnik wirken elegant und nicht zu dunkel. Als Kontrast sind die Türen cremeweiß gehalten. Foto: Hendrik Schwartz

Als Kontrast dazu bringen die Schwarz-Weiß-Muster und Spiegel die nötige Eleganz in die Einrichtung. Bemerkenswert sind dabei auch die Gänge zu den Hotelzimmern: Die Wände sind anthrazitfarben, wirken aber dank Wischtechnik nicht dunkel und abweisend. Dazu wurden cremefarbene Türrahmen und Türen ausgewählt.

Dass das Hotel die ehemalige Osteuropa-Zentrale von Nestlé war, kann man sich kaum mehr vorstellen. Statt Büroarchitektur strahlt das Falkensteiner Wien Margareten Wiener Wohnzimmerflair aus, im neu interpretierten Biedermeierstil, der gar nicht bieder wirkt. Kein Wunder, waren ja auch zwei Experten am Werk.

Mehr über Wiens Architektur und wieso das Hotel da perfekt reinpasst, gibt es im Reiseportal der Passauer Neuen Presse in meinem Reiseartikel „Wiens umstrittene Besuchermagneten“ vom Jahresanfang 2015 nachzulesen.

Mit Fachwissen vom Architekten und Liebe zum Detail

Haus Nicole Essbereich

Wintergarten-Atmosphäre im Essbereich: Die großen Fenster lassen den Raum hell und offen wirken. Foto: Karin Polz

„Wir würden unbedingt wieder mit Architekt bauen. Das gibt Sicherheit“, sagt Michael. Obwohl er und seine Frau Nicole schon sehr genaue Vorstellungen von ihrem Einfamilienhaus hatten, haben sie auf einen Profi gesetzt − und es keine Minute bereut. Denn mit Expertenhilfe ist das Haus der beiden in Mühldorf am Inn nicht nur ein „normales“ Haus geworden − es ist ihr Traumhaus, maßgeschneidert und bis ins Detail durchdacht.

Seit Anfang 2013 wohnen Nicole und Michael in dem Neubaugebiet. Eineinhalb Jahre zuvor hatten sie sich das etwa 600 Quadratmeter große Grundstück gekauft und viel Zeit in die Planungen investiert. „Wir sind selbst nicht aus der Branche, daher wollten wir einen Fachmann“, sagt Michael. „Und er sollte auf unserer Wellenlänge sein“, ergänzt Nicole. Denn die Grundidee − schnörkelloses Haus mit Satteldach − hatte das Paar schon, der Architekt sollte helfen, diese umzusetzen, zu optimieren und vor allem den Bau fachlich begleiten.

Haus Nicole Außenansicht

Ein schnörkelloser Baukörper mit Satteldach: Das war die Grundidee hinter dem Haus von Nicole und Michael. Die Detaillösungen sind allerdings oft gar nicht schlicht, sondern sehr raffiniert. Foto: Karin Polz

Und das hat geklappt: Der Architekt fand eine Lösung dafür, wie Oldtimer-Sammler Michael eine Garage mit Platz für vier Autos bekommen konnte, das Haus gleichzeitig aber so weit wie möglich im Nordosten stehen konnte − und das alles  trotz strenger Bauvorschriften. Die Lösung mit auf den verschiedenen Ebenen ineinanderverschachtelten Garagen- und Wohnräumen konnte wohl nur dem Architekten einfallen.

Auch bei der Fensteranordnung waren die Vorschläge des Fachmanns viel wert: So wünschte sich das Paar im Esszimmer Helligkeit, Luftigkeit und Aussicht wie in einem Wintergarten − „und das ist genauso geworden, wie wir es uns vorgestellt haben“, freut sich Michael. Dafür haben andere Räume hoch eingesetzte querformatige Fenster − das Bad beispielsweise, das dadurch genug Licht bekommt, aber wenig Einblicke von außen bietet.

„Bei allen Details, die man später nicht mehr so leicht ändern kann, haben wir uns zu unseren Wunschlösungen durchgerungen, auch wenn es etwas mehr gekostet hat“, erzählt Nicole. Dazu zählt sie nicht nur die außen anthrazitfarbenen Holz-Alu-Fenster, sondern zum Beispiel auch die Dachziegel: Kupferrot sind diese, und es hat ein bisschen gedauert, bis das Paar auf diese Farbe gestoßen ist. Die Bodenbeläge in Naturstein im Erdgeschoss und Eichenholz im Obergeschoss haben sie sich ebenfalls geleistet. Ideal war in dieser Hinsicht, dass Nicole und Michael mit dem Architekten vorher ein Budget für jedes einzelne Gewerk festgelegt hatten. Der Architekt führte dann Ausschreibungen durch, um mehrere Angebote zu bekommen und die passenden Baustoffe und Handwerker auswählen zu können.

Die Küche

Hoch eingesetzte, querformatige Fenster lassen viel Licht herein, während sie gleichzeitig den Blick von draußen in die Innenräume verhindern. Foto: Karin Polz

„Uns war dabei wichtig, dass wir regionale Handwerksbetriebe beauftragen“, sagt Michael. Und Nicole ist immer noch stolz darauf, dass zum Beispiel auch die Wärmedämmziegel ein regionales Produkt sind − sie werden nur wenige Kilometer von ihrem jetzigen Wohnort hergestellt.

Einige Arbeiten haben die Bauherren auch in Eigenleistung erledigt − die Keller- und Dachbodendämmung, Schlitze hauen, Fliesen verlegen in der Garage und im Keller, Malerarbeiten. „Man spart sich ein bisschen was, allerdings in der Summe wahrscheinlich gar nicht so viel“, sagt Michael. „Aber der Architekt hat gemeint, wir sollen auch selbst  mithelfen, dadurch bekomme man eine andere Beziehung zum Haus.“

Aber auch ohne diese Arbeiten hätten Nicole und Michael dem Haus wohl eine sehr persönliche Prägung gegeben, denn die beiden achten auf die Details: Ihre Holz-Haustüre haben sie eigens anfertigen lassen − sie hatten eine ähnliche auf einer Messe entdeckt. Auch das Zauntor ist eine spezielle Anfertigung: Weil sie nichts Ansprechendes gefunden hatten, haben sie es selbst gebaut. Derzeit ist der Briefkasten noch in Arbeit − der liegt zwar schon bereit, die dazu passende Zeitungsrolle muss allerdings erst aus Italien importiert werden. „Wir wollten auch bei der Einrichtung nicht einfach alles schnell besorgen, sondern lieber erst einziehen und nach und nach das kaufen, was uns wirklich gefällt“, sagt Michael.

Bisher sind die beiden zufrieden − mit ihrer Vorgehensweise und mit dem Ergebnis, ihrem Haus. In der kalten Jahreszeit soll nun auch der Kamin im Wohnzimmer endlich zum Einsatz kommen − bisher hat die Luftwärmepumpe für angenehme Temperaturen gesorgt. Auch hier haben sich die beiden nicht einfach eine Wärmepumpe in den Garten gestellt, sondern ein Gerät für die Innenaufstellung im Keller ausgewählt. Damit auch im Garten jedes Detail stimmt.

Dieser Text ist erstmals in der Beilage “Planen, Bauen, Wohnen” der Passauer Neuen Presse vom 20. September 2014 erschienen.

Warum Norman Foster seltsam geformte Gebäude entwirft

Büroturm 30 St Mary Axe in London, bekannt als "The Gherkin"

Wie eine Gurke sieht das Bürohochhaus der Swiss Re in London aus. Daher stammt auch sein Spitzname „The Gherkin“. Foto: Hendrik Schwartz

Wenn von Norman Foster die Rede ist, wird seinem Namen gerne ein „Stararchitekt“ vorausgestellt. Dass der 79-Jährige tatsächlich ein Star ist, was seine Kreativität angeht, das beweisen alleine schon seine Projekte. Im Medienzentrum der Passauer Neuen Presse in Passau-Sperrwies sind noch bis 28. November 2014 großformatige Fotografien der von ihm entworfenen Gebäude ausgestellt. Ideenskizzen und Texttafeln geben Einblicke in die Entstehung der oft aufsehenerregenden Architektur. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung ist von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Wer sich die Bilder ansieht, erkennt: Normale Formen sind nichts für Norman Forster. Quader und rechte Winkel finden sich kaum.

Architektur wird umso spannender, wenn sie Beschränkungen unterliegt, sagte Norman Foster sinngemäß, als er im Oktober 2014 zu Gast im Medienzentrum war. Dass ihm solche Herausforderungen liegen, merkt man schnell: Ob er sich – wie bei der Reichstagskuppel in Berlin – am historischen Bestand orientieren musste oder – wie beim Viadukt von Millau in Südfrankreich – außergewöhnliche örtliche Bedingungen vorfand, immer ist ein architektonisches Meisterwerk entstanden. Und meist in sehr ungewöhnlicher Form.

Norman Foster Ausstellung im Atrium des Verlagsgebäudes der Passauer Neuen Presse

Architektur trifft auf Architektur: Die Fotos der Projekte von Norman Foster werden im Atrium des Verlagsgebäudes der Passauer Neuen Presse gezeigt, das selbst mit moderner Architektur beeindruckt. Foto: Karin Polz

Besonders spannend ist Norman Foster ökologische Ausrichtung. Oft erklären sich die ungewöhnlichen Formen und Umrisse der Bauten dadurch, dass sie besonders energieeffiziente Effekte haben. Bei der City Hall in London beispielsweise hat Foster die Sonneneinstrahlung auf die Oberfläche minimiert und die Beschattung maximiert. Der Büroturm der Commerzbank in Frankfurt nutzt das zentrale Atrium als natürlicher Lüftungsschacht, eine doppelte Außenfassade macht die Frischluftzufuhr beim Lüften möglich, einige weitere Maßnahmen machen den Büroturm zum ökologischen Vorzeigeprojekt. Er wird immer wieder als „das erste ökologische Hochhaus“ bezeichnet. Die Ökostadt Masdar City bei Abu Dhabi plante Norman Foster gleich ganz kohlendioxid-neutral und abfallfrei, sie soll rein mit regenerativen Energien versorgt werden und autofrei bleiben.

City Hall London Außenansicht

Die ungewöhnliche Form der City Hall London erklärt sich dadurch, dass das Gebäude möglichst energieeffizient sein sollte: Die der Sonne ausgesetzten Flächen wurden minimiert, die Beschattung maximiert. Foto: Hendrik Schwartz

Auch das als „The Gherkin“ bekannt gewordene Hochhaus der Swiss Re in London – offizieller Name „30 St Mary Axe“ – verbraucht nur etwa die Hälfte der Energie eines normalen Bürogebäudes. Interessant ist bei diesem Bau auch,wie Norman Foster den Raum ausnutzt: Die tragende Außenhaut macht einen stützenfreien Innenraum möglich, Licht und Außenwelt kommen durch die transparente Hülle ungehindert ins Gebäude, eine Begrenzung nach außen gibt es sozusagen nicht. Die Bedürfnisse der Menschen liegen ihm am Herzen, sagt Norman Foster. Dass er trotz des massenweisen Einsatzes von Glas und Stahl trotzdem ansprechende, gar wohnliche Umgebungen schafft, zeigt seine Größe. Ästhetik und Alltagstauglichkeit schließen sich bei ihm nicht aus.

Heizung überflüssig: Komfortabel wohnen im Passivhaus

Passivhaus Engler in Burghausen Außenansicht

Große Fensterflächen im Süden lassen viel Sonne ins Passivhaus − das und die gute Dämmung machen eine konventionelle Heizung überflüssig. Foto: Karin Polz

Nie Heizöl oder Pellets kaufen. Niemals schlechte Luft in den Wohnräumen. Keine Angst vor Schimmel haben müssen. Wer ein Passivhaus baut, kann diese Vorteile genießen, energiesparend und komfortabel wohnen. Nach den Zertifizierungskriterien des Passivhaus-Instituts Darmstadt darf ein Passivhaus einen Heizwärmebedarf von 15 Kilowattstunden − den Energiegehalt von etwa 1,5 Liter Heizöl − pro Quadratmeter pro Jahr nicht übersteigen. Das sind 90 Prozent weniger als bei einem herkömmlichen Gebäude im Bestand.

Es waren nicht nur die Energiekosten, die Nina und Johannes Engler aus Burghausen überzeugt haben, ein Passivhaus zu bauen. „Wir hatten das Grundstück reserviert und waren uns sicher, dass wir unsere Doppelhaushälfte in Holzbauweise bauen wollen. Von Manfred Gruber ließen wir uns dann von den Vorteilen des Passivhauses überzeugen“, erzählt Nina Engler.

Esszimmer und Küche im Passivhaus Enger

Offene Wohnräume, viel Licht und immer angenehm temperiert: Die Englers schwärmen von dem Raumklima. Foto: Nina Engler

Der Inhaber von Holzbau Gruber aus Kirchweidach wohnt selbst in einem Passivhaus, ist Mitglied im Passivhaus-Kreis Rosenheim-Traunstein und baut nach eigenen Angaben zu 90 bis 95 Prozent Passivhäuser. Das Haus der Englers ist auch für ihn ein besonderes: Es wurde vom Passivhaus-Institut zertifiziert und darf ein offizielles Siegel tragen. Das können nicht viele Häuser von sich behaupten − im Landkreis Altötting ist es ein einziges, im Landkreis Mühldorf und Bad Reichenhall gibt es gar kein zertifiziertes Passivhaus, im Landkreis Traunstein fünf Häuser und im Landkreis Rosenheim ebenfalls fünf. Dies war der Stand im Januar 2014 nach Angaben des Passivhaus-Instituts. Von insgesamt 25.000 Wohneinheiten im Passivhaus-Standard sind in Deutschland nur etwa zehn Prozent zertifiziert nach den Kriterien des Passivhaus-Instituts.

Vieles, was sich die Englers für ihr 139 Quadratmeter großes Zuhause gewünscht hatten, konnte mit der Passivhaus-Bauweise umgesetzt werden. Sie hatten sich ein Grundstück mit Ausrichtung nach Süden ausgesucht, so kann die Wärme der Sonne ausgenutzt werden − eine wichtige Voraussetzung. Große Fenster wünschte sich Nina Engler sowieso − dass es nun spezielle Passivhausfenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung und überdämmten Rahmen sind, die Sonnenstrahlen reinlassen, aber die Wärme nicht mehr rauslassen, kann ihr nur recht sein. Die Bodenplatte auf einer 40 Zentimeter dicken Schicht aus Glasschaumschotter und die  42 Zentimeter dicken Wände halten schön warm. Bau- und Dämmstoffe sind zudem fast ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen.

Zertifizierungsschild für Passivhaus Engler

Dass das Haus Engler ein zertifiziertes Passivhaus ist, beweist dieses Schild neben der Haustür. Foto: Karin Polz

Südausrichtung, Dämmung, keine Wärmebrücken − viel physikalisches Wissen, Berechnen und genaues Arbeiten sind für ein Passivhaus notwendig. Dazu kommt eine ausgeklügelte Technik: Die kontrollierte Wohnraumlüftung sorgt für frische Luft. Beim Austausch wird der verbrauchten Luft die Wärme entzogen und die frische Luft damit angewärmt. Weitere Heizleistung für Wohnräume und Warmwasser stellt ein Wärmepumpen-Kompaktgerät bereit. Es hat die Größe eines Gefrierschranks und die Leistung eines Haarföns. Der Betrieb kostet die Englers umgerechnet einen Euro Strom pro Tag. Da ansonsten keine Heizung benötigt wird, hat das Haus der Englers keinen Kamin −  das spart Kosten. Dafür haben sich die Englers eine Photovoltaikanlage geleistet. „Rein rechnerisch ist es sogar ein Plusenergiehaus“, freut sich Manfred Gruber.

„Ich empfehle allen Freunden, ein Passivhaus zu bauen“, sagt Nina Engler. „Es ist einfach das beste Raumklima; ich habe in den vergangenen 30 Jahren nie in einem besseren gewohnt.“ Vorurteile, wie dasjenige, dass man in einem Passivhaus nie die Fenster öffnen darf, entkräftet sie mit einem Lächeln: „Ich darf die Fenster öffnen, ich muss aber nicht.“

Tage des Passivhauses 2014

Wie lebt es sich in einem Passivhaus? Wer sich so ein Gebäude näher anschauen und mit Planern und Bewohnern sprechen möchte, kann die „Tage des Passivhauses“ nutzen. Von 7. bis 9. November 2014 öffnen viele Passivhäuser ihre Türen. Einen Überblick gibt es unter www.passivhausprojekte.de.

Dieser Text ist erstmals im Lokalteil Altötting der Passauer Neuen Presse vom 1. November 2014 erschienen.

Neues Leben im alten Bauernhaus

Altes Bauernhaus neu renoviert Außenansicht

Das kleine Bauernhaus mit dem Holzbalkon ist direkt an den ehemaligen Stall angebaut. Zwei Räume über dem Stallgebäude wurden integriert. Foto: Karin Polz

Wenn alles nach Plan gegangen wäre, würde Martina Baumgartner (27) jetzt in einem Neubau wohnen. Stattdessen richtet sie gerade ein rund zweihundert Jahre altes Haus ein. Eines, das unter Denkmalschutz steht und deshalb nicht abgerissen werden durfte.

Davon allerdings wussten Martina Baumgartner und ihre Eltern Heinrich und Theresia nichts, als sie die Bauvoranfrage stellten. Zurück kam ein Schreiben des Denkmalamtes. Erst waren die Baumgartners nicht gerade begeistert. „Als ich mir dann aber zwei, drei umgebaute alte Häuser angeschaut hatte, war ich fasziniert“, sagt Martina. „Mittlerweile bin ich auch stolz darauf, was wir aus dem alten Häuschen gemacht haben“, sagt ihr Vater Heinrich.

Flur nach der Renovierung

Der alte Terrazzoboden durfte bleiben, auch die alten Steine zeugen von der ursprünglichen Bauweise des Hauses. Die Treppe hingegen ist neu. Foto: Martina Baumgartner

Das alte Haus ist schließlich sein Elternhaus. Er selbst hat für seine Familie auf dem Hof  im Landkreis Passau in den 1970er Jahren einen Neubau errichtet. Im alten Haus wohnte bis 2008 noch eine ehemalige Magd. Dann kamen die Abriss- und Neubaupläne, die Nachricht vom Denkmalamt und schließlich die denkmalschützerische Erlaubnis, das Haus nach bestimmten Maßgaben umzubauen, damit Martina dort wohnen kann. 2011 ging es los − mit dem Ausräumen.

Nach viel Eigenleistung und dank problemloser Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt kann Martina nun in ein Haus einziehen, das in der Substanz und in den Details seine Vergangenheit deutlich zeigt, gleichzeitig aber modernen Komfort bietet. Die Wand- und Fußbodenheizung und die Gastherme, die Dreifachverglasung der Fenster und die modernen Elektroleitungen sieht man natürlich nicht. Dagegen sticht dem Besucher schon beim ersten Schritt ins renovierte Bauernhaus der besondere, originalerhaltete Fußboden ins Auge: ein vor Ort gegossener Terrazzoboden. „Wegen ihm haben wir im Flur des Erdgeschosses auf eine Isolierung des Bodens nach unten verzichtet, es wäre schade um ihn gewesen“, sagt Martina.

Das Wohnzimmer nach der Renovierung

25 Kastenfenster mussten extra für das Haus angefertigt werden. Sie passen perfekt zum Charakter des Hauses und wirken dabei überhaupt nicht veraltet. Foto: Martina Baumgartner

Rechts und links des Flurs lässt sich deutlich erkennen, wie das Haus aufgebaut ist: Martina und ihre Familie − neben den Eltern half auch die Schwester mit Mann − haben die großen Granitsteine freigelegt und neu verfugt. „Tagelang haben wir dagesessen, die Steine von mehrfachen Zementschichten befreit und die Fugen ausgekratzt“, erinnert sich Martina. Wo über dem Granit die Ziegelsteine beginnen, ist die Wand weiß verputzt. Der ehemalige Zugang zum Stall wurde zugemauert. Am Treppenaufgang ist zu sehen, dass der obere Teil des Hauses aus Holz gebaut ist − eine Altholzwand erstrahlt dank der Behandlung mit der Wurzelbürste in neuem Glanz.

Vorher: das Bad

Alt und altmodisch: So sah das heutige Badezimmer vorher aus. Foto: Martina Baumgartner

„Mich beeindruckt das, wie die Leute damals gebaut haben“, sagt Martina. „Mir war wichtig, dass Bauteile frei bleiben, egal, ob Holz oder Stein, damit der individuelle Charakter und der spezielle Charme des Hauses zur Geltung kommen.“ Dass sie oft Kompromisse schließen musste, stört Martina nicht: „Es war eine Herausforderung, sich nach den Gegebenheiten des Hauses zu richten und da was draus zu machen.“ Viel Zeit hat sie damit verbracht, im alten Haus zu sitzen und sich zu überlegen, wie es später aussehen soll. „Ich wollte mich an das halten, was schon da war. Also zum Beispiel nur Naturprodukte verwenden. Und ich wollte das Haus offen, hell und freundlich haben, etwas Modernes mit dem Traditionellen verbinden.“

Das Bad nach der Renovierung

Und so sieht das Bad heute aus: modern, aber dank Natursteinoptik stimmig. Foto: Martina Baumgartner

Komplizierter als ein Neubau war dies allemal. So mussten die neuen Fenster vom Schreiner maßgefertigt werden. 25 Kastenfenster hat das kleine Häuschen − und fast jedes Fenster hat eine andere Größe. „Wir sind froh, dass wir den Schreiner hatten, dass es überhaupt noch Handwerker gibt, die diese Sachen machen“, sagt Martina. Denn auch für die Innentüren war ein Spezialist nötig. Die alten Holztüren benötigten zum Teil neue Glaseinsätze. Ein Glaser hat diese mit altem und neuem Glas, traditioneller Technik und Kitt eingebaut. Mit den alten Kastenschlössern, die die Baumgartners zusammengesammelt haben, schauen die Holztüren wieder aus wie anno dazumal − und passen perfekt ins übrige Ambiente.

Der Keller nach der Renovierung

Selbst der kleine Keller sieht nach der Renovierung hübsch aus: Weil nun auch der Treppenabgang zum Keller offen ist und beleuchtet wird, wirkt er nicht mehr düster und unheimlich. Foto: Martina Baumgartner

Ins Obergeschoss führt eine neue Treppe, das Geländer ist nach altem Muster gefertigt. Der Holzboden oben ist original − bis auf die Holznägel. „Ungefähr 150 Holznägel haben wir selbst geschnitzt, um dort, wo die Holzbretter alte Eisennägel hatten, die Löcher zu füllen“, erzählt Martina.

Während es unten ein Wohnzimmer und eine Küche gibt, wird das Obergeschoss Bad, Gästezimmer und ein kleines Büro beherbergen. Auch Martinas Schlafzimmer ist im Obergeschoss geplant, genau dort, wo früher die Oma geschlafen hat. Sogar die alten Möbel wird Martina hier verwenden. Andere Relikte haben dagegen neue Funktionen bekommen: Aus Altholz haben die Baumgartners Wäschekörbe gefertigt, ein alter Sicherungskasten hängt neu gestrichen dekorativ an der Wand.

„Ein Neubau wäre mit Sicherheit einfacher gewesen“, sagt Martina. Aber woanders neu zu bauen und das denkmalgeschützte Haus sich selbst zu überlassen? „Ich will doch keine Ruine vor der Haustür“, sagt Heinrich Baumgartner. Wäre auch schwer vorstellbar bei dem schmucken „Schusterbauer“-Hof, der schon 1674 urkundlich erwähnt wurde. Jetzt hat er ein neues Prachtstück − mit Vergangenheit, aber gerüstet für die Zukunft.

Dieser Text ist erstmals in der Beilage „Planen, Bauen, Wohnen“ der Passauer Neuen Presse vom 20. September 2014 erschienen.

Der Strom kommt vom Hausdach

Das Holz Polz mit der Photovoltaikanlage im September 2014

Fleckerlteppich auf dem Dach: Die Kollektoren fürs Warmwasser und die Photovoltaikanlage teilen sich das Dach auf der Ostseite. Foto: Hendrik Schwartz

Architektonisch gesehen ist so eine Photovoltaikanlage nicht gerade ein Gewinn fürs Haus. In Hinblick auf eine möglichst umweltfreundliche Energieerzeugung, Kohlendioxideinsparung und Stromkosten aber durchaus ein Lichtblick.

2405 Kilowatt hat unsere Photovoltaikanlage seit Juni 2014 bereits erzeugt, dadurch 1,7 Tonnen Kohlendioxid vermieden und ein paar hundert Euro Strom erwirtschaftet. Auch wenn wir dafür erst einmal ein bisschen Geld investieren mussten, sind wir der Meinung: Das lohnt sich.

Diagramm zur Stromerzeugung am 6. Juni 2014

Ein guter Tag: Die Anlage war erst einige Tage in Betrieb, als wir schon diesen äußerst ertragreichen Tag verzeichnen konnten. Grafik: Sunny Portal

Unsere Photovoltaikanlage leistet 5,865 Kilowatt Peak, die Module sind auf beiden Dachseiten angebracht und haben damit eine Ost- beziehungsweise Westausrichtung. Bestenfalls haben wir dadurch einen Teil des Jahres sowohl morgens vor der Arbeit als auch abends nach der Arbeit noch etwas eigenen Strom.

Wir versuchen, so gut es geht, den Strom selbst zu nutzen. Die Spülmaschine oder den Wäschetrockner betreiben wir bevorzugt dann, wenn die Sonne scheint, das klappt allerdings nicht immer. Eine Speichermöglichkeit haben wir für den Sonnenstrom nicht. Was wir nicht brauchen, geht ins Stromnetz. Und vielleicht irgendwann später einmal in die Batterie eines Elektroautos.

Für alle, die ein paar Daten zur Photovoltaikanlage wissen möchten, hier ein kleiner Überblick.

Geld sparen – mit Selbstbau oder Systembau

Bezahlbarer Wohnraum mitten in der Stadt – das ist nicht nur in Hamburg ein Problem. Dort allerdings gibt es zwei Beispiele, die zeigen, wie es gehen könnte. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) entstanden 2013 im Stadtteil Wilhelmsburg-Mitte drei Mehrfamilienhäuser mit zwei sehr unterschiedlichen Konzepten.

Beim Hausprojekt Grundbau und Siedler baut jeder seinen Teil des Hauses selbst fertig.

Ein Mehrfamilienhaus zum Selberfertigbauen: Das Projekt „Grundbau und Siedler“ will auf ungewöhnliche Weise preiswerten Wohnraum bieten. Foto: Hendrik Schwartz

So soll beim Projekt „Grundbau und Siedler“ Selbstbauen Kosten sparen. Den „Grundbau“, also das Stahlskelett des Hauses aus Decken und Stützen mit einigen Anschlüssen sowie Treppenhaus und Lift wird im Voraus errichtet. Danach sind die „Siedler“ an der Reihe: Sie können den Grundriss nach eigenen Vorstellungen planen und mit viel Eigenleistung ihre eigene Wohnung günstig bauen. „Die zukünftigen Eigentümer erwerben ein Paket, bestehend aus einer Parzelle im Grundbau aus Beton, dem kompletten Baumaterial für den Ausbau ihrer Parzelle und einem Handbuch, das alle nötigen Arbeitsschritte für diesen Ausbau detailliert beschreibt.“ So lautet die Beschreibung auf den Internetseiten der BeL Sozietät für Architektur aus Köln.

Ob das so geklappt hat, konnte ich nicht so recht nachprüfen – mal heißt es, der Quadratmeterpreis für die Bruttogrundfläche liege bei 710 Euro, mal ist davon die Rede, den Preis bei 2000 Euro pro Quadratmeter zu deckeln, dazu käme aber der Ausbausatz, der 300 Euro pro Quadratmeter kosten soll.

Das Haus Case Study soll ein Beispiel für kostengünstiges Wohneigentum geben

Ein zentraler Erschließungskern und außenherum vorgefertigte Grundmodule reduzieren die Kosten für dieses Haus namens Case Study. Foto: Hendrik Schwartz

Auf System- statt Selbstbau setzen dagegen die international tätigen Architekten von Adjaye Associates und die Hamburger Planpark Architekten. Ihr gemeinsames Projekt „Case Study“ ist ein Beispiel für kostengünstigen mehrgeschossigen Holzbau. Es gibt in dem Gebäude einen zentralen Erschließungskern, außenherum werden vorgefertigte Grundmodule gestapelt. Diese können horizontal oder vertikal verbunden werden. Es gibt also unterschiedlich große Wohnungen und auch Maisonettewohnungen. Der Platz für Loggien oder Terrassen wird aus den Grundmodulen „herausgeschnitten“ – so gibt es bei der Lärchenholzfassade nichts, was herausragt, sondern nur private, schattige Einschnitte. Dazu passt, dass auch die Fenster als schmale Einschnitte in die Fassade ausgeführt sind.

Das Modellhaus Case Study Nr 1 setzt auf Modulbauweise

Ein aus Modulen zusammengesetztes Fertighaus hat der Fertighaushersteller Schwörerhaus mitentwickelt. Foto: Hendrik Schwartz

Ein ähnliches Prinzip verfolgt das Haus „Case Study #1“, das aus 45 Quadratmeter großen, quadratischen Modulen zusammengesetzt ist. Das Haus lässt sich sowohl als freistehendes Mehrfamilienhaus als auch in einer Baulücke umsetzen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass sich Grundrisse flexibel anpassen lassen. So können in die vorgefertigten Module zusätzliche Trennwände eingefügt werden, oder es lassen sich mehrere Module zusammenschließen. Entworfen von Fusi und Ammann Architekten, hat der Fertigbauspezialist Schwörerhaus den Entwurf umgesetzt.