Architektouren 2019: Hier trefft ihr mich am 29. Juni 2019

Die schwarzen Markierungen auf diesem Screenshot zeigen, wo in Passau Architektur-Projekte bei den Architektouren 2019 zu sehen sind. Ein weiteres Projekt in Passau ist übrigens am Sonntag zu besichtigen: Die Motorradwerkstatt in der Traminer Straße 2 in Kohlbruck.

Mein Lieblingswochenende naht: Am 29. und 30. Juni 2019 finden wieder die Architektouren statt. Wer meinen Blog schon länger liest, kennt die Architektouren (und meine Begeisterung für die Veranstaltung) bereits. Für alle anderen eine kurze Erklärung: Die Bayerische Architektenkammer gibt Interessierten jedes Jahr die Möglichkeit, besonders sehenswerte architektonische Projekte zu besuchen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mit Bauherren und Architekten ins Gespräch zu kommen – sozusagen ein „Tag der offenen Tür“ in gleich mehreren Häusern und Gebäuden für Architekturfans. 244 neue Vorzeigeprojekte an 148 Orten in Bayern öffnen ihre Türen am 29. und 30. Juni 2019 – und davon auch einige in Niederbayern.

Vier Projekte in Passau am Samstag

In Passau sind die meisten Architektouren-Termine am Samstag. Weil alle in der Innenstadt liegen, lassen sich die Termine perfekt verbinden. Mit guter Organisation wird das ein netter und sicher auch spannender Tag in Passau. Meine Zeitplanung für den 29. Juni 2019 ist voraussichtlich folgendermaßen:

11 Uhr: Studentenappartements in der Innstadt

Im Innstadtkellerweg 11 zeigt das Architekturbüro Norbert Paukner einen Neubau: Eingebettet in den historischen Gebäude- und Baumbestand sind hier Studentenappartements entstanden. Das Architekturbüro Paukner war schon öfter bei den Architektouren dabei. 2013 zum Beispiel mit der Veste Niederhaus. Einen zweiten Termin für die Studentenappartements gibt es übrigens um 14 Uhr.

13 Uhr: Mehrfamilienhaus Schiller8

Auf dieses Projekt bin ich sehr gespannt – denn in der Schillerstraße habe ich viel Zeit verbracht, als ich noch Studentin war. Meine beste Freundin hat dort lange gewohnt, und drei gute Freunde hatten eine Wohngemeinschaft in der Schillerstraße 6 – wenn ich mich nicht irre. Womöglich war es sogar die Hausnummer 8. Aber das werde ich ja am Samstag feststellen. Koller Singhof Architekten zeigen jedenfalls, wie sie den Bestand aus dem 19. Jahrhundert umgebaut haben. Angekündigt mit den Worten: „Schönes erhalten, Neues hinzugefügt, Charakter bewahrt.“ Ein zweiter Termin für Schiller8 ist bereits um 11 Uhr angesetzt, aber da bin ich noch bei den Studentenappartements.

14 Uhr: Büro im Schanzlturm

Zum Glück ist es nicht weit von der Schillerstraße zum Schanzlturm. Denn eine Stunde später steht schon das nächste Projekt auf dem Terminplan. Das Büro Thomas Goller hat ein Büro im markanten Hochhaus „Schanzlturm“ ausgebaut. Der Blick auf das Oberhaus ist bestimmt sehr schön, den Rest werde ich am Samstag zu sehen bekommen. Hier ist um 14 Uhr Treffpunkt vor dem Gebäude,

15.30 Uhr: Denkmalgeschütztes Stadthaus im Steinweg

Letzte Adresse am Samstag in Passau ist dann Steinweg 2. Hier haben Wörlen + Partner und Eizenhammer Architektur ein denkmalgeschütztes Stadthaus mit fünf Wohneinheiten und einem Laden saniert. Schön öfter waren Sanierungsprojekte in der Altstadt bei den Architektouren dabei, und immer waren die Wohnräume mit ihren hohen Decken, Stuck und Holzböden sowie die beeindruckenden Treppenhäuser einen Besuch wert.

Nicht genug Zeit für alles Sehenswerte

Im Landkreis Passau gibt es noch weitere Projekte, die mich sehr interessieren würden – allen voran der Umbau und die Sanierung einer Schmiede aus dem 17. Jahrhundert in Bad Bad Griesbach vom Architekturbüro Andreas Schmöller. Ebenfalls ein Architekt, der bei den Architektouren schon öfter dabei war und dessen Projekte ich sehr zu schätzen weiß. Auch in Salzweg, Rotthalmünster und Bad Füssing gibt es noch Projekte, die ich leider verpassen werde. Ein bisschen schade finde ich es, dass ich diesmal kein einziges Einfamilienhaus sehen werden – die sind immer sehr spannend, weil die Architektouren hier natürlich die einzige Möglichkeit sind, einen Blick reinzuwerfen.

Was Architektouren-Besucher wissen sollten

In den vergangenen Jahren habe ich hier im Blog schon mal drüber geschrieben, auf was man bei den Architektouren achten sollte und grundlegende Infos für Projekt-Besucher gegeben. Wer 2019 das erste Mal zu den Architektouren gehen möchte, findet in diesem Blogpost weitere Informationen.

So findest du alle Projekte in deiner Nähe

Lust bekommen, am 29. und 30. Juni auf „Architektour“ zu gehen? Alle Adresse und Termine für Projekte in deiner Nähe findest du unter www.byak.de/Architektouren/. Einfach als Jahr 2019 eingeben und den Regierungsbezirk bzw. Ort und Umkreis auswählen.

Wie Migranten und Studenten zusammen wohnen

Das Projekt „Home not Shelter“

Wenn es um Architektur geht, kommt einem wahrscheinlich nicht gerade als Erstes ein 30 Quadratmeter kleines Zimmer in den Sinn, das sich drei junge Menschen teilen. Aber auch solche Projekte gehören zur Achitektur – und wahrscheinlich sogar zu den wichtigeren Bereichen der Architektur. Den Eindruck hinterließ jedenfalls der Vortrag von Professor Dr. Ralf Pasel von der TU Berlin. Im Rahmen der Vorlesungsreihe „Urbane Lebensräume zwischen Teilhabe und Wertschöpfung“, einer Kooperation der Uni Passau und des Architekturforums Passau, berichtete er unter anderem vom Projekt „Home not Shelter“. Die ersten Teile der Vorlesungsreihe habe ich leider nicht in meinem Terminkalender unterbekommen, aber umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich es zu Professor Dr. Ralf Pasel geschafft habe.

Wo und vor allem wie wohnen Menschen, die wenig Geld haben, aber vielleicht auch geringe Ansprüche? Wie schafft man viel Wohnraum für viele Menschen auf kurze Zeit? Und wie schafft man es vor allem, dass sich die Menschen dort auch wohlfühlen? Das ist eine Frage, die sich momentan vor allem in Hinblick auf die Unterbringung der Flüchtlinge stellt. Aber die Frage stellt sich auch von Jahr zu Jahr neu, wenn Studenten Wohnraum in einer Universitätsstadt suchen. Günstig zu wohnen muss ja nicht zwingend heißen, schlecht zu wohnen – darüber haben sich in dem Projekt Studierende und Mitarbeiter der Jade Hochschule Oldenburg, der TU Wien, der TU München, der TU Berlin und der Universität Hannover Gedanken gemacht.

Migranten und Studenten leben zusammen

Die Idee: Wenn Migranten und Studenten vor den gleichen Problemen bei der Wohnungssuche stehen, dann könnte es hier doch auch eine gemeinsame Lösung geben: Projekte, bei denen man gemeinsam lebt; oder anders gesagt: integrative Wohnlösungen für Migranten und Studierende. Herausgekommen sind zahlreiche spannende Entwürfe. Umgesetzt wurde aber nur einer – und zwar im 10. Bezirk in Wien.

In der ehemaligen Osteuropazentrale von Siemens, einem Bürohaus aus den 1980er Jahren, wurden zwei Etagen nach den Ideen aus dem Projekt „Home not Shelter“ umgebaut und werden jetzt für eine Dauer von fünf Jahren von der Caritas betrieben. 140 Personen, die Hälfte Studenten, die andere Hälfte jugendliche Flüchtlinge, können hier auf Zeit wohnen. Die Büroräume sind effizient und kostengünstig umgebaut worden. Indem zum Teil der aufgeständerte Boden und die abgehängte Decke entfernt wurden, haben die Räume an Höhe gewonnen. Holzkonstruktionen verlegen das Bett auf eine höhere Ebene, darunter ist Platz zum Sitzen, Lernen, Sachen verstauen. Zwei bis drei Personen leben auf 20 bis 40 Quadratemetern. Dass man sich in Österreich als Studienanfänger sein Zimmer teilt, sei durchaus normal, erklärte eine Zuhörerin beim Vortrag – in Deutschland eher undenkbar.

Was die Studenten aus den ehemaligen Bürogebäuden gemacht haben, ist wirklich sehenswert – auch die Ideen zum Thema Gemeinschaftsräume und die Einrichtung einiger Räume mit vorgefertigten Raummodulen. Einen guten Artikel zum Projekt mit vielen Daten gibt es auf den Internetseiten der Deutschen Bauzeitung.

Interessant ist übrigens auch die Charta von „Home not Shelter“, die grundlegende Anforderungen an die Projekte stellt. „Die Entwurfsqualität und der Gestaltungsanspruch an die Architektur machen hochwertiges Design für jeden zugänglich“, heißt es dort abschließend. Ein schöner Gedanke, der sich durchsetzen sollte, damit beim Thema Architektur nicht jeder als Erstes an eine Villa in Bauhausformat denkt.

Jetzt bin ich gespannt auf den letzten Teil der Vorlesungsreihe: Da geht es um „Wendepunkte im WohnBauen“ mit Professor Dr. Thomas Jocher von der Universität Stuttgart. Wenn es so spannend wird wie „Home not Shelter“, lest ihr auch darüber demnächst im Blog!