Nachhaltig und authentisch: die St. Martin Chalets im Lungau

Blick auf die Dorfmitte der St. Martin Chalets
Inmitten der zehn St. Martin Chalets liegt der Schwimmteich. Foto: Hendrik Schwartz

Während der Fahrt von Passau nach St. Michael im Lungau war da dieser Gedanke: Was, wenn alles schiefgeht? Wenn dieser XXL-Familienurlaub eine Schnapsidee war, mit sieben Erwachsenen, vier Kindern und einem Hund? In einem einzigen Häuschen, in dem alle eine knappe Woche lang aufeinandersitzen? Und was, wenn es uns zum Schluss gar nicht gefällt?

Drei Autos waren an diesem Tag im Juni 2019 in Richtung Österreich unterwegs: mein Freund und ich, meine zwei Schwestern jeweils mit Ehemann und zwei Kindern und unser Vater. Und, ach ja, Familienhund Elmo. Ob die anderen auch solche Befürchtungen hatten – keine Ahnung. Aber mir war auf den knapp drei Stunden Fahrt in den Lungau schon etwas bang.

Dorfplatz mit Schwimmteich

Doch dann: St. Martin, ein Ortsteil von St. Michael, ist erreicht. Eine große Cortenstahl-Tafel zeigt die Einfahrt zu den St. Martin Chalets. Ein paar Meter weiter, und man steht mitten im Hüttendorf: Zehn hübsche Chalets gruppieren sich um einen kleinen „Dorfplatz“ mit Schwimmteich. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, rundherum Berge. Hier muss es uns einfach gefallen!

Auf einer Tafel an der geschlossenen Rezeption werden wir namentlich begrüßt, und es heißt, wir sollen es uns schon mal gemütlich machen. Mein Freund und ich sind die Ersten, der Rest der Familie ist noch auf der Autobahn. Also suchen wir unser Häuschen. Ein paar breite Granitstufen hoch zur Haustür, die unversperrt ist. Mit großen Erwartungen rein die gute Stube – und große Erleichterung: Das ist traumhaft! Hier kann niemand was zu meckern haben. Ein wunderschönes Chalet, lauter Wohlfühl-Zimmer, alles liebevoll dekoriert. Die Zweifel wie weggeblasen, sofort setzt die Urlaubserholung ein.

Wohnzimmer in einem der St. Martin Chalets
Wie gemütlich! Viel Holz, zahllose Kissen, liebevolle Deko. Foto: Hendrik Schwartz

Gemütlicher Wohnbereich

Auch die anderen sind begeistert: Lauter Aaahhs und Ooohhs bei der Erkundungstour durchs Haus. Im Erdgeschoß wird für knapp eine Woche die große offene Küche unser Lebensmittelpunkt, mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt. Eine große Eckbank bietet Platz für uns alle, aber viel lieber werden wir rausgehen auf die Terrasse mit dem rustikalen Holztisch und Holzbänken und Grill. Der kuschelige Wohnzimmerbereich neben dem Kachelofen, mit rundumlaufender Sitzbank und unzähligen Kissen und Fernseher, wird eher selten genutzt werden. Ansonsten gibt es im Erdgeschoß noch Toiletten und einen Haushaltsraum mit Waschmaschine, im Flur führt eine urige Holztreppe zu den Schlafzimmern mit Balkonen. Drei Schlafzimmer gibt es im ersten Stock, eines mit eigenem Bad, die anderen teilen sich ein Badezimmer und eine Toilette.

Schlafzimmer des St. Martin Chalets
Fünf Schlafzimmer hat unser Chalet – manche mit Balkon, manche mit eigenem Bad. Foto: Hendrik Schwartz

Auch unterm Dach kann man es sich gemütlich machen: Hier ist viel Platz zum Spielen – oder ein sehr ruhiger Rückzugsort zum Lesen und Nachdenken. Nur Schlafen darf man hier nicht.

Vom Wohnraum im Erdgeschoss aus führt ein kleines Treppenhaus zu weiteren Wohn- und Schlafräumen. Eine zweite Küche, noch ein Ess- und Wohnraum, zwei Schlafzimmer, Bad und Miniterrasse können theoretisch auch ganz vom Rest des Hauses abgetrennt werden und separat vermietet werden, denn es gibt einen eigenen Eingang.

Terrasse des St. Martin Chalets
Lieblingsplatz: die Terrasse mit rustikalem Holztisch und Holzbank – Blick auf das Hüttendorf und die Berge inklusive. Foto: Markus Weichenrieder

Abgesehen davon, dass wir unglaublich viel Platz haben, begeistert uns die Einrichtung und Dekoration. Hier ein kleiner Teppich, dort ein frischer Blumenstrauß, viel Holz, viele Naturmaterialien, ein Mix aus rustikalen und modernen Details. Wir fühlen uns gut aufgehoben, das liebevolle Ambiente lässt zwischenmenschliche Anspannungen schnell verfliegen.

Die St. Martin Chalets gehören verschiedenen Investoren

Dass viel Arbeit und viel Leidenschaft in den Chalets stecken, ist uns von Anfang an klar. Bestätigen kann es uns Gastgeberin Jodi Venner. Zusammen mit ihrem Ex-Partner Herby hat sie 2006 die Ideen für die Chalets entwickelt, Bau und Umsetzung begleitet und betreut seit 2011 die Gäste. Die Chalets gehören nicht ihr, sondern verschiedenen Investoren. Schon vor dem Bau waren alle Häuschen verkauft.  

Eines der St. Martin Chalets mit einem abtrennbaren Appartement im Untergeschoss.
Unser Chalet ist das größte im Dorf. Die unterste Etage ist ein Appartement für vier Personen und hat einen eigenen Eingang. Foto: Hendrik Schwartz

Ein Leben im Einklang mit der Natur, nachhaltig, ökologisch und authentisch stand bei den St. Martin Chalets von Anfang an im Vordergrund. Die zehn Häuser sind aus unbehandeltem heimischem Lärchen- und Fichten-Mondphasenholz gebaut. In Einzelteilen wurden sie von einem regionalen Unternehmen vorgefertigt und rund zehn Kilometer zur Baustelle in St. Martin transportiert. Die Fenster sind dreifach isoliert und aus Lärchenholz. 

Hüttendorf im Lungau aus der Luft
Das Holz für Chalets stammt von heimischen Lärchen und Fichten. Foto: Hendrik Schwartz

Ökologische Baustoffe verwendet

Naturmaterial kam auch an anderen Stellen zum Einsatz: Im Haus sind überall Lehmputze auf Schilfmatten aufgebracht. Die Dämmung besteht aus Schafwolle. Authentisches Wohngefühl verströmen recycelte Bauteile mit Geschichte: So stammen die Zierhölzer der Fassade und die Balkone von alten Bauerhöfen – und es war gar nicht so einfach, diese fachgerecht wieder anbringen zu lassen, erzählt Jodi Venner. Mancher Handwerker hätte lieber die Spuren vergangener Zeiten getilgt und die alten Holzteile mit der „guten“, also der nicht nachgedunkelten Rückseite an die Fassade gebaut. Eine besondere Geschichte haben die Steinböden, die zum Beispiel in den Chalet-Küchen zu finden sind. Die handgebrannten Ziegel stammen aus den Dachboden von Wiener Stadthäusern. Die schwarzen Verfärbungen deuten darauf hin – schließlich mussten sie dort Rauch und Russ aushalten.

„Idealismus, Liebe, Enthusiasmus“, zählt Jodi Venner auf, das waren und sind die Zutaten, um die St. Martin Chalets unverwechselbar zu machen. Authentisch und nachhaltig, das sind die zwei Eigenschaften, die die Häuschen am besten beschreiben. Wer hier urlauben darf, das ist uns nach einer Woche klar, hat Glück: Hier fühlt man sich nicht wie ein Gast, sondern tatsächlich zu Hause.

Eingang zu weiteren Hütten der St. Martin Chalets
Der Ortsteil St. Martin ist eher ländlich geprägt – pure Idylle für die Chalet-Gäste. Foto: Hendrik Schwartz

Sieben Gründe für einen Urlaub in den St. Martin Chalets:

  • Die Lage: Mitten in den Bergen im Salzburger Land, nicht einmal drei Stunden von Passau (und vielen anderen bayerischen Orten) entfernt, leicht zu erreichen. Selbst mit kleinen Kindern oder mit Hund ist die Anreise angenehm. Und die Lage im Ortsteil St. Martin verbindet alle Vorteile der naturnahen Lage (ruhig, ländlich) mit den Vorteilen des fünf Minuten entfernten Ortes St. Michael (Supermärkte, Freibad, Ärzte).
  • Die Kulinarik: Ganz wichtig beim XXL-Familienurlaub! Niemand darf hungrig sein, sonst sinkt die Stimmung sofort. Gutes Essen ist in Österreich eigentlich überall garantiert. Zu empfehlen ist der Regionalladen „Kemmts eina“ in Tamsweg, wo verschiedene (Bio-)Bauern ihre Produkte verkaufen.
  • Das Freizeitangebot: Der Lungau ist eine eher ursprüngliche Region, touristisch nicht überlaufen. Trotzdem ist das Angebot groß – vor allem an Outdooraktivitäten aller Art.
  • Das Hüttendorf: Klein mit nur zehn Hütten – deshalb ist es meist schön ruhig (wir haben den meisten Lärm gemacht). Die nicht abgegrenzten Gartenbereiche fördern die Kommunikation mit den Hüttennachbarn.
  • Die Häuschen: Schön, hochwertig, ökologisch – die Wohnqualität ist immens. Die Ausstattung ist großzügig und lässt keine Wünsche offen.
  • Der Service: Frühstückssemmeln vor die Tür, den Kühlschrank schon vor der Ankunft nach Wunsch gefüllt, Schmankerlkiste vom Bauern, Abendessen vom Sternekoch  – wer keine Lust hat, muss sich in den Chalets um nicht viel selbst kümmern.
  • Der Preis: Rund 1500 Euro für sechs Übernachtungen für elf Personen und einen Hund ist ein mehr als fairer Preis. Endreinigung, Strom, Bettwäsche, Handtücher und Ortstaxe sind in dieser Summe schon enthalten. Mehr Infos dazu gibt es hier: https://stmartinchalets.at/.

Die HYT: 15 Quadratmeter Glück

Die HYT an ihrem Winterstellplatz von außen.
Kleine Hütte von großartigem Design: die HYT am Wild-Berghof Buchet. Foto: Hendrik Schwartz

Mein Haus hat 154 Quadratmeter Wohnfläche, und dafür schäme ich mich manchmal ein bisschen. Denn natürlich brauchen zwei erwachsene Menschen nicht so viel Platz. Aber wie viel Quadratmeter reichen zum Wohnen? Und wie viele zum Glücklichsein? Sind zweieinhalb auf sechs Meter genug?

Tiny House zum Ausprobieren

Ein Kurzurlaub in der HYT soll es zeigen. Das mobile Scheunenhäuschen misst 15 Quadratmeter und steht am Wild-Berghof Buchet in Bernried im Landkreis Deggendorf. Was man von der ungeWOHNlichen Urlaubsunterkunft erwartet, bleibt jedem Gast selbst überlassen: Die HYT kann ein Tiny House zum Ausprobieren sein. Ein Rückzugsort, an dem nichts vom Nichtstun ablenkt. Ein Raum für perfekte Zweisamkeit ohne Ausflüchte. Oder einfach eine winzige Hütte, die mitten in der Landschaft steht und darauf wartet, mit Leben gefüllt zu werden.

Eine grundlegende Eigenschaft der HYT zeigt sich gleich nach der Ankunft auf dem großen Hof außerhalb von Bernried: Die HYT ist unkompliziert – und der Check-in ebenfalls. „Das ist der Schlüssel, die Fensterläden müsst ihr einhaken, wenn ihr sie zumacht, im Bettkasten liegt noch ein Rost, im Kühlschrank…“, setzt Gastgeber Thomas Gstettenbauer zu Erklärungen an und unterbricht sich dann selbst: „Schaut einfach mal, probiert aus und tüftelt ein bisschen rum, dann kommt ihr schon zurecht!“

Entdeckungstour in der HYT

Recht hat er: Die HYT muss man nicht erklärt bekommen. Viel spannender ist es, sie selbst zu entdecken. Die HYT ist nicht einfach eine Art hölzerner Bauwagen, in die man ein Bett und eine Kochgelegenheit eingepasst hat. Die HYT ist vielmehr ein Sammelsurium raffinierter Architektur- und Designideen. Der begrenzte Raum wird optimal genutzt, zum Beispiel durch multifunktionelle Elemente und fantasievolle Verstaumöglichkeiten. Eine Holztür kann tagsüber beispielsweise die Schrankfächer verbergen, damit alles schön aufgeräumt aussieht. Nachts aber, wenn man im Bett liegt und von dort aus sowieso nicht in die Schrankfächer schauen kann, schwenkt man die Holztür um 90 Grad und teilt somit den Schlafraum ab und schützt ihn vor neugierigen Blick, die durch die verglaste Eingangstür fallen könnten.

Einschlafen mit Blick auf den Sternenhimmel

Der Schrank ist übrigens noch von der anderen Seite zugänglich – dort lässt sich genau das Fach öffnen, in das der Kühlschrank eingebaut ist. Denn obwohl die HYT winzig ist: Wer es sich einmal drinnen gemütlich gemacht hat, muss nicht mehr raus, wenn er nicht will. Es gibt einen Kühlschrank, einen Herd, ein Waschbecken, einen Holzofen und eine Toilette – alles untergebracht im vorderen Teil der HYT. Hinten gibt es rechts und links je ein Bett, das sich kojenartig an die Wand schmiegt. Zwischen das rechte und linke Bett lässt sich ein Rost einhängen, so dass eine durchgängige Liegefläche entsteht. Dann reicht es, eine der Matratzen in die Mitte zu schieben – schon hat man sich selbst ein Doppelbett gebastelt. Unwillkürlich wird in der HYT jeder zum Seitenschläfer, denn wer auf der Seite liegt, schaut direkt raus in die Natur. Wer nicht einschlafen kann (so wie ich), blickt stattdessen in den Sternenhimmel. Und wer schläft wie ein Murmeltier (meine Begleitung), der macht morgens die Augen auf und hat sofort was zu entdecken. Je nach Standort der HYT kann der morgendliche Blick in die Natur ganz unterschiedlich ausfallen.

Blick auf das kojenartige Bett in der HYT mit kleinem Fenster neben dem Kopfteil.
Wer im Bett liegt, muss nur den Kopf drehen, um die Natur im Blick zu haben. Foto: Hendrik Schwartz

Während wir bei unserem Aufenthalt in der HYT direkt auf das Muffelwild-Gehege schauen, lassen sich andere Gäste vielleicht lieber vom Waldrand verzaubern. Vorteil der HYT ist, dass sie mobil ist. Diesen Aspekt will Gastgeber Thomas Gstettenbauer in Zukunft noch mehr betonen. Sein Plan: Zur HYT gesellen sich noch zwei weitere, und wer eine davon bucht, sucht sich gleich den Wunsch-Stellplatz aus. Neun Optionen soll es dann geben, schon perfekt ausgerüstet mit Feuerstelle und allerlei Annehmlichkeiten.

Gewinner des German Design Award

Doch bis zur Umsetzung dieses Plans ist die HYT noch ein Prototyp, ein Unikat. Ein ausgezeichnetes übrigens: 2018 hat die HYT den German Design Award gewonnen. Mit dem Preis werden innovative Projekte ausgezeichnet, die als „wegweisend“ eingestuft werden. Eine weitere Bestätigung für Thomas Gsettenbauer und den Architekten Christian Zellner. „Unser prominentestes Projekt bisher“ schreibt Letzterer auf den Internetseiten der Hausfreunde Architekten GbR. Eine ganze Liste an Nominierungen für Architekturpreise und Veröffentlichungen kann die HYT mittlerweile schon aufweisen. „Kaum hatten wir die HYT, kam der Tiny-House-Trend aus den USA“, versucht Thomas Gstettenbauer eine Erklärung. Ein Zufall, der zur Beliebtheit der hübschen Hütte beiträgt. Aber nicht der einzige Grund, die HYT liebzugewinnen.

Einmal Tiny-House-Feeling. Oder Zweisamkeit. Oder Ruhe. Was immer sich die Urlauber von der HYT erhoffen, sie bekommen auf jeden Fall mehr: nämlich einen Eindruck davon, was gute Architektur und durchdachtes Design können. Weiß lasiertes heimisches Holz, eine klare Gliederung und viele Fenster machen die HYT zur hellen, ruhigen Wohlfühlumgebung, die mit Details überrascht. Wer sich zum Beispiel einen größeren Essplatz bauen will, kann unter dem Waschbecken ineinandergeschobene Tisch- und Hockerelemente finden. Zieht man sie raus, entdeckt man nicht nur, dass hier wirklich maßgenau geschreinert wurde. Sondern staunt auch, wie fein und durchdacht die Griffmulden im massiven, weiß lasierten Holz gearbeitet sind. Hier waren Handwerkskunst, Kreativität und Leidenschaft am Werk. Das macht für mich die HYT zur großartigen Urlaubsunterkunft – mag die Quadratmeterzahl auch noch so klein sein.

Der Schlüssel zur HYT mit einer kleinen stilisierten Hütte aus Holz als Anhänger.
Der Schlüssel zum kleinen Glück – und die Garantie für einen erholsamen Kurzurlaub. Foto: Hendrik Schwartz

Die HYT ganz unkompliziert buchen

Buchen kann man die HYT übrigens direkt beim Wild-Berghof Buchet unter Telefon 09905 248 oder direkt über die Internetseite https://wildberghof-buchet.de/hyt-huett. Für zwei Personen kostet eine Übernachtung 98 Euro, dazu gibt es eine kleine Brotzeit mit leckerem Bauernbrot und Salami vom Hof. Wer sich nicht damit begnügen mag, die faszinierenden Details der HYT zu entdecken, kann rund um die Wildgehege zu einem langen Spaziergang aufbrechen. Oder im Hofladen stöbern. der ganzjährig täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist.

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