Nachts im Hotel

Es fühlt sich gut an, in eindrucksvoller Architektur zu wohnen – auch im Urlaub. Für unseren Hamburg-Städtetrip haben wir daher ein architektonisch interessantes Hotel ausgewählt: das Gastwerk im Hamburger Westen. Das riesige Industriedenkmal aus Backstein und Stahl wurde nach 1892 als Gaswerk gebaut. Heute trägt es im Namen ein „t“ mehr, bezeichnet sich selbst als Hamburgs erstes Design-Hotel und fasziniert mit Loftcharakter. Wer die Lobby betritt, steht mitten in einer hohen, lichtdurchfluteten Industriehalle – und fühlt sich doch ein bisschen wie in einem Innenhof, denn die Zimmer befinden sich rechts und links der Lobby sozusagen in einem „Gebäude im Gebäude“. Brücken, Stahlträger, alte rohe Backsteinmauern und mehrere Rückzugsorte auf verschiedenen Ebenen haben uns so fasziniert, dass wir uns auf eine nächtliche Foto-Entdeckungstour durch das Hotel gemacht haben. Alle Fotos stammen von Hendrik Schwartz.

Liebe auf den zweiten Blick

Das Haus von Jessica und Bernhard liegt an einem Hang.

Zum Garten hin zeigt das Haus seine volle Größe, da es an einem Hang liegt. Foto: Jessica Atzesberger

Schön, wenn man auch beruflich die Chance bekommt, in fremde Häuser zu schauen. Für die Beilage „Planen/Bauen/Wohnen“ der Passauer Neuen Presse vom 28. September 2013 habe ich Jessica und Bernhard in ihrem Haus besucht. Und ich war begeistert: Das schöne Haus mit seiner stilvollen wie außergewöhnlichen Einrichtung passt perfekt zu den beiden − das ist ja das Wichtigste − und ihre riesige Veranda ist ein Traum! Warum ihr Haus aber eigentlich gar nicht ihr Traumhaus ist, haben sie mir erzählt.

Eine große Veranda ist das Markenzeichen des Hauses von Jessica und Bernhard.

Die Veranda dehnt sich auf zwei Seiten des Hauses aus. Jessica und Bernhard haben sie selbst gebaut. Foto: Jessica Atzesberger

Ihr Traumhaus hatten Jessica und Bernhard in ihren Köpfen schon fertig gebaut: Ein Toskanahaus sollte es sein. Doch dann stellte sich heraus: Auf dem Grundstück in Untergriesbach (Landkreis Passau), das Bernhard gehörte, war ein Toskanahaus nicht umzusetzen − der Bebauungsplan sprach dagegen.

Also begannen die Planungen von Neuem. Jessica und Bernhard machten sich auf die Suche nach einer Lösung ohne Zeltdach und wurden schnell fündig − in einem Musterhauspark: „Der Grundriss im ersten Musterhaus, das wir angeschaut haben, hat eigentlich genau gepasst“, erzählt Jessica. Ein paar Kleinigkeiten hat das Ehepaar noch angepasst, eine Speisekammer eingeplant, eine Ausnahmegenehmigung für eine Tonnendachgaube beantragt − und jetzt ist das weiße Haus mit Satteldach ihr neues Traumhaus. „Es war sozusagen Liebe auf den zweiten Blick“, sagt Jessica.

Die Veranda des Hauses ist äußerst großzügig bemessen.

Vor allem im Sommer ist die Veranda wie ein zweites Wohnzimmer. Foto: Jesscia Atzesberger

„Es ist immer wieder schön, wenn man auf das Haus zufährt, weil es von der Straße so klein und gemütlich aussieht“, bestätigt Bernhard. „Von der anderen Seite ist es aber eher eine Burg.“ „Ein Turm“, sagt Jessica. Am Ende einer Siedlung an einem Hang gebaut, sind die Wohnräume, die auf Straßenniveau liegen, vom Garten aus gesehen im ersten Stock. Eine Tatsache, die die beiden clever genutzt haben, indem sie eine großzügige Veranda ums Haus herum angelegt haben. „Die Veranda ist im Sommer unser zweites Wohnzimmer“, sagt Jessica. Und ein optischer Gewinn ist sie ebenfalls: Die turmhohe Hausmauer auf der der Straße abgewandten Seite wird unterbrochen − und die Aussicht, hinab in Wiesen und Wälder, ist grün und weit.

Noch dazu ist die Veranda handgemacht: Mit Holz aus dem Wald von Bernhards Eltern und sehr viel Zeitaufwand. Das gilt für vieles andere in dem Haus ebenfalls: Technikfertig hat das Paar es beim Fertighaushersteller Haas aus Falkenberg (Landkreis Rottal-Inn) geordert. Im April 2011 legten Bauherren und Bauunternehmen dann los. Als die Fassaden in Holzbauweise, Sanitär, Heizung und Elektrik dann fertig waren, werkelten Bernhard und Jessica  alleine weiter: Den ganzen August 2011 haben sie für den Innenausbau investiert und konnten schließlich im November 2011 einziehen.

Bibliothek im Haus von Jessica und Bernhard.

Im Inneren haben Jessica und Bernhard das Haus mit weißen Wänden und schwarzen Möbeln kontrastreich gestaltet. Foto: Karin Polz

145 Quadratmeter − ohne den großzügigen Keller − stehen dem Ehepaar zur Verfügung. Dunkle Fliesen und weiße Wände dominieren die Wohnräume. Auch bei den Möbeln haben die beiden zu dunklen Tönen gegriffen: Eine anthrazitfarbene Couch ist ihr Lieblingsplatz im Haus, und die Küche ist in Violett gestaltet. Dunkel wirkt es dennoch nicht: Große, doppelflügelige Terrassentüren lassen viel Licht hinein und erlauben großzügige Blicke in die Landschaft, der offene Wohnraum vermittelt Weite und der Eichenboden gemütliche Wärme.

„Im Obergeschoss, im Schlafzimmer, wirken die Rundungen der Tonnendachgaube von innen wie ein Himmel“, erzählt Jessica. Man merkt schon: Sie und ihr Mann Bernhard lieben ihr Haus. Auch wenn es dafür eines zweiten Blickes bedurfte.