Ein modernes Zuhause für die Geschichte der Kelten und Römer

Die Außenansicht des Kelten Römer Museum Manching

Die Beschriftung zeigt unübersehbar, um was es im Museum geht. Foto: Hendrik Schwartz

Außen modern, innen mehr als 2000 Jahre Geschichte: Im Kelten Römer Museum Manching bei Ingolstadt stoßen Gegenwart und Vergangenheit aufeinander. Und das nicht nur in historischer, sondern auch in architektonischer Hinsicht.

Während man in der umfangreichen und informativen Ausstellung unter anderem erfährt, wie die Kelten ihre Häuser bauten (mit viel Holz), entdeckt man im und am Museumsgebäude selbst, was moderne Architektur kann. Fischer Architekten aus München haben einen schlicht geformten Bau entworfen, der mit Beton und Glas einen klaren Kontrast zum Ausstellungsthema setzt. Dabei thront das Obergeschoss mit der Hauptausstellungsfläche wie eine überdimensionale Glas-Vitrine auf einem zum Teil offenen Betonsockel. Zu erreichen ist der Eingang im Obergeschoss nur über einen rund 80 Meter langen Steg – wer das Museum besucht, überwindet auf dem Weg zum Eingang symbolisch nicht nur viel Raum, sondern auch viel Zeit. Doch der Steg hat auch eine praktische Funktion: Denn das Museum liegt zwischen Paar und Augraben, der Steg führt über die Flutmulde.

In der Dauerausstellung des Kelten Römer Museum Manching

Schlichte Formen, zurückhaltende Materialien: Im Museum spielen die Exponate die Hauptrolle. Foto: Hendrik Schwartz

Im Museum lenkt nichts von den Exponaten ab – auch wenn architekturinteressierten Besuchen natürlich auffällt, wie durchdacht und modern die die Räume gestaltet sind. Raumhohe Verglasung auf der einen Seite, dazu Zementestrich: Schlichte und zeitlose Gestaltung schafft eine perfekte Kulisse für die Exponate aus der Vergangenheit. Geschirr und Waffen, Münzen und Schmuck, Knochen und Werkzeuge werden in Hängevitrinen präsentiert; auch in den Boden sind Vitrinen eingelassen, und in einem schneckenförmigen Raum-im-Raum präsentiert sich geheimnisvoll der Goldschatz.

Besondern eindrucksvoll ist die Römerausstellung im Sockelgeschoss: In einem weiten und hellen Raum befinden sich Schiffswracks, die ganz in der Nähe gefunden wurden. 1986 entdeckte man die hervorragend erhaltenen römischen Militärschiffe aus der Zeit um 100/110 nach Christus in einem trockenen Flussbett. Sie stammen aus der Zeit, als sich in Manching ein römisches Kastell für mehrere hundert Soldaten befand.

Römerausstellung mit Schiffswracks des Kelten Römer Museum Manching

Die beiden Schiffswracks wurden 1986 in einem trockenen Flussbett entdeckt. Foto: Hendrik Schwartz

Die Blütezeiten der Keltenstadt waren da schon längst vorbei. Mehr als 2000 Jahre ist es her, dass Manching ein Oppidum mit 5000 bis 10.000 Bewohnern darstellte, mit fortschrittlichem Handwerk, florierendem Handel und sogar einem Hafen. Was wohl noch alles in dem Boden rund um das Museum liegen mag? Nur etwa sieben Prozent der Keltenstadt sind bisher ausgegraben. Entdeckt wurden das spannende Erbe der Kelten und Römer vor allem deshalb, weil in Manching ein Militärflughafen in den 1930er gebaut und seitdem immer wieder erweitert wurde. Während in den 1930er Jahren große Teile der ursprünglichen Keltenstadt zerstört wurden, bestand man später darauf, dass vor Baumaßnahmen erst die Archäologen die historischen Spuren sichern dürfen.

Das 2006 eröffnete Museum erzählt die Geschichten aus keltischer und römischer Zeit spannend und in einem ansprechenden Rahmen. Auch wer sich nicht für Architektur interessiert, ist in dem architektonisch beeindruckendem Museum gut aufgehoben. Das Museum liegt übrigens verkehrsgünstig nahe der Autobahn A9 zwischen München und Nürnberg. Auch für einen Zwischenstopp auf einer längeren Autofahrt ist es somit perfekt geeignet – von der Ausfahrt Manching ist es in nur fünf Minuten zu erreichen, Parkplätze sind ausreichend vorhanden.

Weitere Informationen zum Kelten Römer Museum Manching gibt es unter www.museum-manching.de.

Last-Minute-Tipp Architektouren: Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt

Neubau Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt Innenraum

Beton ist der Baustoff, der den Charakter des Pfarrheims Herz Jesu bestimmt. Dazu wird Eichenholz kombiniert. Foto: Florian Holzherr

Während ich mir bei den Architektouren an diesem Wochenende ausschließlich Wohnhäuser anschauen werden – andere Projekte schaffe ich zeitlich nicht –, kann ich euch nur empfehlen, auch öffentliche Bauten und kommunale Projekte zu besichtigen, wenn ihr Zeit habt. Da gibt es wirklich innovative Architektur zu sehen. Für alle, die in und um Ingolstadt wohnen, habe ich noch einen Last-Minute-Tipp: Am Samstag, 25. Juni 2016, kann um 11 Uhr das Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt anlässlich der Architektouren besichtigt werden.

Der Neubau ersetzt den in der Nachkriegszeit als Notkirche gebauten und später als Pfarrheim genutzten Vorgängerbau. Der klare, minimalistische Baukörper sorgt für Kontraste: zur denkmalgeschützten Betonkirche mit überdachtem Umgang von 1963 genauso wie zu den Einfamilienhäusern in der Nachbarschaft. Holz, Glas und Beton prägen den Bau.

Außenansicht Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt

Die städtebauliche Setzung des Neubaus entlang der Straße signalisiert ein offenes, einladendes Haus. Foto: Florian Holzherr

Die Planung stammt von den Münchner Architekten bodensteiner ∙ fest, Annette Fest und Christian Bodensteiner. Ein offenes, einladendes Haus wollten sie bauen. Das zeigt sich sowohl daran, dass der Neubau an der Straße liegt, als auch an der Öffnung des Saals zum öffentlichen Raum. Mobile Trennwände machen die Fläche gut nutzbar.

Gestaltungsprinzip sind die an den Außenecken – zum Teil übereck – angeordneten Öffnungen, die die Fassade gliedern. Im kleinen Saal im Obergeschoss wiederholt sich die Übereckverglasung vertikal in Form einer Überkopfverglasung.

Garderobenhaken im Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt

Anstelle einer Garderobe wurden eigens für das Projekt konzipierte Garderobenklapphaken aus Schwarzstahl flächenbündig in die Betonwand des Foyers eingelassen. Foto: bodensteiner · fest architekten stadtplaner bda

Wie bei der denkmalgeschützten Kirche ist Beton der Baustoff, der den Charakter des Gebäudes bestimmt. Minimalistisch werden Sichtbetonwände und -decken mit Eichenparkett und dem silbernem Eichenholz der Türen, Verkleidungen und Einbauten kombiniert. Verbunden mit einem zurückhaltenden, fein abgestimmten Farbkonzept verleiht dies den Räumen eine ruhige und warme Ausstrahlung.

Wer das Pfarrheim Herz Jesu besichtigen will: Die Adresse lautet Zeppelinstraße 88 in 85051 Ingolstadt. Termin ist Samstag, 25. Juni 2016, um 11Uhr. Weitere Informationen gibt es auf der Projektseite der Architektouren.