Außen modern, innen mehr als 2000 Jahre Geschichte: Im Kelten Römer Museum Manching bei Ingolstadt stoßen Gegenwart und Vergangenheit aufeinander. Und das nicht nur in historischer, sondern auch in architektonischer Hinsicht.
Während man in der umfangreichen und informativen Ausstellung unter anderem erfährt, wie die Kelten ihre Häuser bauten (mit viel Holz), entdeckt man im und am Museumsgebäude selbst, was moderne Architektur kann. Fischer Architekten aus München haben einen schlicht geformten Bau entworfen, der mit Beton und Glas einen klaren Kontrast zum Ausstellungsthema setzt. Dabei thront das Obergeschoss mit der Hauptausstellungsfläche wie eine überdimensionale Glas-Vitrine auf einem zum Teil offenen Betonsockel. Zu erreichen ist der Eingang im Obergeschoss nur über einen rund 80 Meter langen Steg – wer das Museum besucht, überwindet auf dem Weg zum Eingang symbolisch nicht nur viel Raum, sondern auch viel Zeit. Doch der Steg hat auch eine praktische Funktion: Denn das Museum liegt zwischen Paar und Augraben, der Steg führt über die Flutmulde.
Im Museum lenkt nichts von den Exponaten ab – auch wenn architekturinteressierten Besuchen natürlich auffällt, wie durchdacht und modern die die Räume gestaltet sind. Raumhohe Verglasung auf der einen Seite, dazu Zementestrich: Schlichte und zeitlose Gestaltung schafft eine perfekte Kulisse für die Exponate aus der Vergangenheit. Geschirr und Waffen, Münzen und Schmuck, Knochen und Werkzeuge werden in Hängevitrinen präsentiert; auch in den Boden sind Vitrinen eingelassen, und in einem schneckenförmigen Raum-im-Raum präsentiert sich geheimnisvoll der Goldschatz.
Besondern eindrucksvoll ist die Römerausstellung im Sockelgeschoss: In einem weiten und hellen Raum befinden sich Schiffswracks, die ganz in der Nähe gefunden wurden. 1986 entdeckte man die hervorragend erhaltenen römischen Militärschiffe aus der Zeit um 100/110 nach Christus in einem trockenen Flussbett. Sie stammen aus der Zeit, als sich in Manching ein römisches Kastell für mehrere hundert Soldaten befand.
Die Blütezeiten der Keltenstadt waren da schon längst vorbei. Mehr als 2000 Jahre ist es her, dass Manching ein Oppidum mit 5000 bis 10.000 Bewohnern darstellte, mit fortschrittlichem Handwerk, florierendem Handel und sogar einem Hafen. Was wohl noch alles in dem Boden rund um das Museum liegen mag? Nur etwa sieben Prozent der Keltenstadt sind bisher ausgegraben. Entdeckt wurden das spannende Erbe der Kelten und Römer vor allem deshalb, weil in Manching ein Militärflughafen in den 1930er gebaut und seitdem immer wieder erweitert wurde. Während in den 1930er Jahren große Teile der ursprünglichen Keltenstadt zerstört wurden, bestand man später darauf, dass vor Baumaßnahmen erst die Archäologen die historischen Spuren sichern dürfen.
Das 2006 eröffnete Museum erzählt die Geschichten aus keltischer und römischer Zeit spannend und in einem ansprechenden Rahmen. Auch wer sich nicht für Architektur interessiert, ist in dem architektonisch beeindruckendem Museum gut aufgehoben. Das Museum liegt übrigens verkehrsgünstig nahe der Autobahn A9 zwischen München und Nürnberg. Auch für einen Zwischenstopp auf einer längeren Autofahrt ist es somit perfekt geeignet – von der Ausfahrt Manching ist es in nur fünf Minuten zu erreichen, Parkplätze sind ausreichend vorhanden.
Weitere Informationen zum Kelten Römer Museum Manching gibt es unter www.museum-manching.de.