Nachhaltig und authentisch: die St. Martin Chalets im Lungau

Blick auf die Dorfmitte der St. Martin Chalets
Inmitten der zehn St. Martin Chalets liegt der Schwimmteich. Foto: Hendrik Schwartz

Während der Fahrt von Passau nach St. Michael im Lungau war da dieser Gedanke: Was, wenn alles schiefgeht? Wenn dieser XXL-Familienurlaub eine Schnapsidee war, mit sieben Erwachsenen, vier Kindern und einem Hund? In einem einzigen Häuschen, in dem alle eine knappe Woche lang aufeinandersitzen? Und was, wenn es uns zum Schluss gar nicht gefällt?

Drei Autos waren an diesem Tag im Juni 2019 in Richtung Österreich unterwegs: mein Freund und ich, meine zwei Schwestern jeweils mit Ehemann und zwei Kindern und unser Vater. Und, ach ja, Familienhund Elmo. Ob die anderen auch solche Befürchtungen hatten – keine Ahnung. Aber mir war auf den knapp drei Stunden Fahrt in den Lungau schon etwas bang.

Dorfplatz mit Schwimmteich

Doch dann: St. Martin, ein Ortsteil von St. Michael, ist erreicht. Eine große Cortenstahl-Tafel zeigt die Einfahrt zu den St. Martin Chalets. Ein paar Meter weiter, und man steht mitten im Hüttendorf: Zehn hübsche Chalets gruppieren sich um einen kleinen „Dorfplatz“ mit Schwimmteich. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, rundherum Berge. Hier muss es uns einfach gefallen!

Auf einer Tafel an der geschlossenen Rezeption werden wir namentlich begrüßt, und es heißt, wir sollen es uns schon mal gemütlich machen. Mein Freund und ich sind die Ersten, der Rest der Familie ist noch auf der Autobahn. Also suchen wir unser Häuschen. Ein paar breite Granitstufen hoch zur Haustür, die unversperrt ist. Mit großen Erwartungen rein die gute Stube – und große Erleichterung: Das ist traumhaft! Hier kann niemand was zu meckern haben. Ein wunderschönes Chalet, lauter Wohlfühl-Zimmer, alles liebevoll dekoriert. Die Zweifel wie weggeblasen, sofort setzt die Urlaubserholung ein.

Wohnzimmer in einem der St. Martin Chalets
Wie gemütlich! Viel Holz, zahllose Kissen, liebevolle Deko. Foto: Hendrik Schwartz

Gemütlicher Wohnbereich

Auch die anderen sind begeistert: Lauter Aaahhs und Ooohhs bei der Erkundungstour durchs Haus. Im Erdgeschoß wird für knapp eine Woche die große offene Küche unser Lebensmittelpunkt, mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt. Eine große Eckbank bietet Platz für uns alle, aber viel lieber werden wir rausgehen auf die Terrasse mit dem rustikalen Holztisch und Holzbänken und Grill. Der kuschelige Wohnzimmerbereich neben dem Kachelofen, mit rundumlaufender Sitzbank und unzähligen Kissen und Fernseher, wird eher selten genutzt werden. Ansonsten gibt es im Erdgeschoß noch Toiletten und einen Haushaltsraum mit Waschmaschine, im Flur führt eine urige Holztreppe zu den Schlafzimmern mit Balkonen. Drei Schlafzimmer gibt es im ersten Stock, eines mit eigenem Bad, die anderen teilen sich ein Badezimmer und eine Toilette.

Schlafzimmer des St. Martin Chalets
Fünf Schlafzimmer hat unser Chalet – manche mit Balkon, manche mit eigenem Bad. Foto: Hendrik Schwartz

Auch unterm Dach kann man es sich gemütlich machen: Hier ist viel Platz zum Spielen – oder ein sehr ruhiger Rückzugsort zum Lesen und Nachdenken. Nur Schlafen darf man hier nicht.

Vom Wohnraum im Erdgeschoss aus führt ein kleines Treppenhaus zu weiteren Wohn- und Schlafräumen. Eine zweite Küche, noch ein Ess- und Wohnraum, zwei Schlafzimmer, Bad und Miniterrasse können theoretisch auch ganz vom Rest des Hauses abgetrennt werden und separat vermietet werden, denn es gibt einen eigenen Eingang.

Terrasse des St. Martin Chalets
Lieblingsplatz: die Terrasse mit rustikalem Holztisch und Holzbank – Blick auf das Hüttendorf und die Berge inklusive. Foto: Markus Weichenrieder

Abgesehen davon, dass wir unglaublich viel Platz haben, begeistert uns die Einrichtung und Dekoration. Hier ein kleiner Teppich, dort ein frischer Blumenstrauß, viel Holz, viele Naturmaterialien, ein Mix aus rustikalen und modernen Details. Wir fühlen uns gut aufgehoben, das liebevolle Ambiente lässt zwischenmenschliche Anspannungen schnell verfliegen.

Die St. Martin Chalets gehören verschiedenen Investoren

Dass viel Arbeit und viel Leidenschaft in den Chalets stecken, ist uns von Anfang an klar. Bestätigen kann es uns Gastgeberin Jodi Venner. Zusammen mit ihrem Ex-Partner Herby hat sie 2006 die Ideen für die Chalets entwickelt, Bau und Umsetzung begleitet und betreut seit 2011 die Gäste. Die Chalets gehören nicht ihr, sondern verschiedenen Investoren. Schon vor dem Bau waren alle Häuschen verkauft.  

Eines der St. Martin Chalets mit einem abtrennbaren Appartement im Untergeschoss.
Unser Chalet ist das größte im Dorf. Die unterste Etage ist ein Appartement für vier Personen und hat einen eigenen Eingang. Foto: Hendrik Schwartz

Ein Leben im Einklang mit der Natur, nachhaltig, ökologisch und authentisch stand bei den St. Martin Chalets von Anfang an im Vordergrund. Die zehn Häuser sind aus unbehandeltem heimischem Lärchen- und Fichten-Mondphasenholz gebaut. In Einzelteilen wurden sie von einem regionalen Unternehmen vorgefertigt und rund zehn Kilometer zur Baustelle in St. Martin transportiert. Die Fenster sind dreifach isoliert und aus Lärchenholz. 

Hüttendorf im Lungau aus der Luft
Das Holz für Chalets stammt von heimischen Lärchen und Fichten. Foto: Hendrik Schwartz

Ökologische Baustoffe verwendet

Naturmaterial kam auch an anderen Stellen zum Einsatz: Im Haus sind überall Lehmputze auf Schilfmatten aufgebracht. Die Dämmung besteht aus Schafwolle. Authentisches Wohngefühl verströmen recycelte Bauteile mit Geschichte: So stammen die Zierhölzer der Fassade und die Balkone von alten Bauerhöfen – und es war gar nicht so einfach, diese fachgerecht wieder anbringen zu lassen, erzählt Jodi Venner. Mancher Handwerker hätte lieber die Spuren vergangener Zeiten getilgt und die alten Holzteile mit der „guten“, also der nicht nachgedunkelten Rückseite an die Fassade gebaut. Eine besondere Geschichte haben die Steinböden, die zum Beispiel in den Chalet-Küchen zu finden sind. Die handgebrannten Ziegel stammen aus den Dachboden von Wiener Stadthäusern. Die schwarzen Verfärbungen deuten darauf hin – schließlich mussten sie dort Rauch und Russ aushalten.

„Idealismus, Liebe, Enthusiasmus“, zählt Jodi Venner auf, das waren und sind die Zutaten, um die St. Martin Chalets unverwechselbar zu machen. Authentisch und nachhaltig, das sind die zwei Eigenschaften, die die Häuschen am besten beschreiben. Wer hier urlauben darf, das ist uns nach einer Woche klar, hat Glück: Hier fühlt man sich nicht wie ein Gast, sondern tatsächlich zu Hause.

Eingang zu weiteren Hütten der St. Martin Chalets
Der Ortsteil St. Martin ist eher ländlich geprägt – pure Idylle für die Chalet-Gäste. Foto: Hendrik Schwartz

Sieben Gründe für einen Urlaub in den St. Martin Chalets:

  • Die Lage: Mitten in den Bergen im Salzburger Land, nicht einmal drei Stunden von Passau (und vielen anderen bayerischen Orten) entfernt, leicht zu erreichen. Selbst mit kleinen Kindern oder mit Hund ist die Anreise angenehm. Und die Lage im Ortsteil St. Martin verbindet alle Vorteile der naturnahen Lage (ruhig, ländlich) mit den Vorteilen des fünf Minuten entfernten Ortes St. Michael (Supermärkte, Freibad, Ärzte).
  • Die Kulinarik: Ganz wichtig beim XXL-Familienurlaub! Niemand darf hungrig sein, sonst sinkt die Stimmung sofort. Gutes Essen ist in Österreich eigentlich überall garantiert. Zu empfehlen ist der Regionalladen „Kemmts eina“ in Tamsweg, wo verschiedene (Bio-)Bauern ihre Produkte verkaufen.
  • Das Freizeitangebot: Der Lungau ist eine eher ursprüngliche Region, touristisch nicht überlaufen. Trotzdem ist das Angebot groß – vor allem an Outdooraktivitäten aller Art.
  • Das Hüttendorf: Klein mit nur zehn Hütten – deshalb ist es meist schön ruhig (wir haben den meisten Lärm gemacht). Die nicht abgegrenzten Gartenbereiche fördern die Kommunikation mit den Hüttennachbarn.
  • Die Häuschen: Schön, hochwertig, ökologisch – die Wohnqualität ist immens. Die Ausstattung ist großzügig und lässt keine Wünsche offen.
  • Der Service: Frühstückssemmeln vor die Tür, den Kühlschrank schon vor der Ankunft nach Wunsch gefüllt, Schmankerlkiste vom Bauern, Abendessen vom Sternekoch  – wer keine Lust hat, muss sich in den Chalets um nicht viel selbst kümmern.
  • Der Preis: Rund 1500 Euro für sechs Übernachtungen für elf Personen und einen Hund ist ein mehr als fairer Preis. Endreinigung, Strom, Bettwäsche, Handtücher und Ortstaxe sind in dieser Summe schon enthalten. Mehr Infos dazu gibt es hier: https://stmartinchalets.at/.

Stadt, Land, Meer: Für jeden Urlaubswunsch das richtige Ziel

Ob Citytrip oder Strandurlaub: Jede Reise wird gleich viel schöner, wenn die Unterkunft nicht nur gut ausgestattet und sauber, sondern auch schön und einzigartig ist. Architektonisch anspruchsvolle Urlaubsdomizile stellt das Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ vor, über das ich bereits im vergangenen Blogbeitrag berichtet habe. Nun habe ich – begünstigt durch schmuddelige Regentage und anhaltende Urlaubssehnsucht – weitere drei Urlaubsarchitektur-Reiseziele herausgesucht, die ich euch ans Herz legen möchte. Für jeden Reisetyp ist ein Ziel dabei, denn außergewöhnliche Architektur gibt es in der Großstadt, auf dem Land und natürlich auch am Meer.

Stadt: Design und Kunst in Lissabon

Ein Zimmer der Ferienwohnungen von myhomeinlisbon

Zwischen Sichtbetondecken und Natursteinböden ist jedes Zimmer von myhomeinlisbon individuell, farbenfroh und mit Gespür für Schönes eingerichtet. Foto: Juan Baraja

Mitten in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon liegt das Bed & Breakfast myhomeinlisbon. Die traditionelle Fassade beweist, dass es sich um ein altes Stadthaus handelt, das von der Eigentümerin mit Hilfe des Architekturbüros Ábaton Arquitectura modern umgebaut wurde. Die neun Gästezimmer beeindrucken nun durch großzügige Zuschnitte, einzigartige Ausblicke und eine individuelle Einrichtung. Schlichte Natursteinfußböden und Sichtbeton steht dabei in Kontrast zu Vintagemöbeln, farbenfrohen Textilien, Designerstücken und Kunstwerken. Ein perfekter Ausgangspunkt, um die charmante Stadt Lissabon zu erkunden!

Land: Vom alten Stall zum Ferienhaus

Außenansicht der Finca Extremadura im Westen Spaniens

Raue Natursteine und große Fensterfronten prägen die Finca Extremadura, die als Neubau an der Stelle eines alten Stalles steht. Foto: Belen Imaz

Die Finca Extremadura steht im Westen Spaniens, im am dünnsten besiedelten Teil des Landes. Was Urlauber dort erwarten können: Ruhe, weite Hügellandschaften, wenig Ablenkung von der Natur. An der Stelle eines alten baufälligen Stalls wurde das Ferienhaus gebaut, die Form richtet sich nach dem Vorgängerbau, teils wurden sogar alte Steine verwendet. Neu dagegen sind die großen Fensterfronten mit Holzschiebetüren als Verdunkelung und Wärmeschutz. Im Erdgeschoss ermöglichten Stahlträger einen großen offenen Raum. Ein langer Esstisch steht im Mittelpunkt der Wohnräume. Die Schlafräume befinden sich im Obergeschoss, dort, wo früher der Heuboden war. Vier Doppelzimmer und ein Schlafsaal machen das Ferienhaus für bis zu 16 Personen nutzbar. Die Architekten der Finca Extremadura sind übrigens Camino und Carlos Alonso, Architekten des Architekturbüros Ábaton Arquitectura, das – richtig! – auch die Stadtwohnung in Lissabon umgebaut hat.

Meer: Alt und neu als stilvolle Einheit

Blick auf die neu eingebaute Stahltreppe in der Casa Antica

Den Unterschied zwischen alter Bausubstanz und neuer Ausstattung wird stark betont in Casa Antica. Foto: Nikos Danilidis

Schlafzimmer in der Casa Antica

Lädt zum Träumen ein: das Schlafzimmer mit der historischen Rundbogendecke. Foto: Nikos Danili

Und noch ein altes Gemäuer, das jetzt architektonisch ansprechend in neuem Glanz erstrahlt: Casa Antica im Süden Griechenlands. Wohnen können Urlauber in einem Steinhaus aus dem 19. Jahrhundert, das typisch für die Gegend auf der griechischen Halbinsel Peloponnes ist. Alte Bausubstanz und neue Ein- und Umbauten sind deutlich zu entscheiden, was den Charakter der Casa Antica ausmacht. So ist die neue Treppe beispielsweise aus Stahl und in leichter, offener Bauweise ein starker Kontrast zu den massiven Steinwänden. Einen Panoramablick aufs Meer hat man von den Wohnräumen in der obersten Etage. Für mich ist der schönste Raum aber ein Schlafzimmer im Erdgeschoss: Es hat eine historische Rundbogendecke und ist ansonsten sehr schlicht gehalten. Allerdings: Viel Zeit wird man im Schlafzimmer nicht verbringen, wenn draußen das Meer, der Pool, Terrassen und malerische Innenhöfe warten.

Noch mehr Urlaubsdomizile finden sich übrigens nicht nur im Buch „Urlaubsarchitekturen Selection 2018“, sondern auch im Internet unter www.urlaubsarchitektur.de.

Mit „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ auf Reisen

Edler Leineneinband, geprägte Schrift, bemerkenswerte Architektur in faszinierender Landschaft: Dem Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ sieht man schon von außen an, dass es hier um die schönen Dinge des Lebens geht.

38 inspirierende Unterkünfte für Architekturfans

Ich habe nur 30 Urlaubstage im Jahr – aber gedanklich bin ich bestimmt doppelt so viele Tage im Jahr auf Reisen. Dann google ich Flugverbindungen und Klimatabellen und klicke mich durch Hotels und Ferienwohnungen. Gerade allerdings bevorzuge ich analoge Inspirationen: das eben erschienene Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“. Die Seite www.urlaubsarchitektur.de gehört schon länger zu meinen liebsten Ideengebern, wenn es um architektonisch ansprechende Urlaubsunterkünfte geht. Dass 38 der mehr als 400 auf der Internetseite vorgestellten Häuser jetzt auch auf Papier vorgestellt werden, kommt mir sehr entgegen: Das Buch mit seinem angenehm in der Hand liegenden Leineneinband und den wunderbar griffigen Seiten nehme ich besonders gerne mit auf die Couch, zusammen mit einer kuscheligen Decke und einer Tasse Tee. Und dann lasse ich mich einfach von „Urlaubsarchitektur“ mit auf die Reise nehmen . . .

Ich starte in der hügeligen Landschaft der Uckermark mit einem Besuch im Sternhagener Haus. Das historische Bauernhaus mit Stall und Scheune sieht außen ganz traditionell aus, innen allerdings verbergen sich luftige, helle Räume, denen das alte Holzgebälk einen ganz eigenen Rhythmus verleiht. Weiß gestrichene Balken und puristische Holzmöbel schaffen ein skandinavisches Flair.

Blick ins Innere des Ferienhauses Sternhagener Haus

Das alte Holzgebälk teilt den Innenraum des Sternhagener Hauses in verschiedene Zonen auf. Foto: Francisca Gomez/www.dassternhagenerhaus.de

Weiter geht die Reise nach Fehmarn, wo Haus Berta und Haus Charly zeigen, wie moderne Holzbauten sich harmonisch in gewachsene Bebauung einfügen können. Haus Berta bietet durch die verglasten Giebelseiten freie Sicht bis zur Ostsee, Haus Charly dagegen überzeugt vor allem durch seine moderne kubische Form. Zum Strand müssen Urlauber von beiden Häusern aus nur 900 Meter überwinden.

Die Inselhäuser Berta und Charly in einer Außenansicht

Einmal Langhaus, einmal Kubus: Haus Berta und Haus Charly unterscheiden sich in ihrer Form, nicht aber in der Holzfassade. Foto: Rene Supper

Die Appartements im Hunsrück und die nachhaltigen Lodges in Garmisch-Partenkirchen überspringe ich genau so wie die Unterkünfte in Frankreich und Griechenland, denn ich habe bereits ein Ziel erspäht, das mich besonders reizt: Hen House und das Studio Fiskavaig stehen in der rauen Landschaft der Isle of Skye. Mit geradlinigen Formen trotzen sie den Winden der „Insel des Nebels“. Drinnen ist es hell und gemütlich mit dem Kamin – das verspricht Wohlbehagen inmitten der wilden Landschaft.

Das Hen House steht mitten in der wilden Landschaft der Isle of Skye

Klein, schlicht und mit einfachen Materialien gebaut: Das Hen House überzeugt mit Understatement. Foto: Andrew Lee

Nach einem Zwischenstopp im Piemont und einem Ausflug in die Toskana lande ich schließlich bei einem Ziel, das tatsächlich ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste steht: Sizilien. Die Villa Vendicari schmiegt sich rund und geschwungen in die Landschaft, sie verschwindet fast in der mediterranen Umgebung. Ebenso ergeht es den Urlaubern in den höhlenartigen Räumen.

Innenraum der Villa Vendicari aus dem Buch Urlaubsarchitektur

Die höhlenartigen Räume der Villa Vendicari vermitteln Geborgenheit. Foto: Domenico Piccione

Für heute ist meine Reise mit „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ beendet, denn jetzt interessiert es mich doch, wie die Flugverbindungen nach Sizilien aussehen. Beim nächsten Anflug von Fernweh werde ich das Buch jedoch wieder konsultieren – schließlich geht es auf vielen weiteren Seiten unter anderem noch nach Portugal und Spanien.

Eine Buch-Empfehlung für Urlaubsästheten

„Architektur ist wichtiger als Landschaft“, meint Architekt Jan Hamer, der 2007 „Urlaubsarchitektur“ gegründet hat, damit gut gebaute Architektur auch die richtigen Gäste finden kann. In jedem Fall machen Reiseträume und Urlaubsplanung mehr Spaß, wenn die Unterkünfte auch alleine schon die Sehnsucht nach dem Reiseziel wecken. Ich werde jedenfalls noch sehr oft mit dem Buch auf Reisen gehen – wenigstens gedanklich. Wer mitkommen möchte: Das Buch „Urlaubsarchitektur Selection 2018“ ist in der hauseigenen Edition Urlaubsarchitektur erschienen und unter ISBN 978-3-9817367-4-8 im Shop von Urlaubsarchitektur sowie im Buchhandel erhältlich. Für 36,95 Euro kann der Leser auf 276 Seiten in Deutsch und Englisch von 38 Zielen in Europa träumen. Gute Reise! Fortsetzung folgt in Kürze . . .

Lesen und staunen: Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter

Das Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ ist im DVA-Verlag erschienen.

Kleine Häuser faszinieren mich. Vielleicht deshalb, weil ein kleines Haus immer perfekt auf seine Bewohner abgestimmt sein muss – dafür plädiere ich ja sowieso. Und unkonventionelle Lösungen für diverse Wohnfragen begeistern mich auch. Solche sind einfach typisch für kleine Häuser. Kreativität ist gefragt, wenn wenige Quadratmeter für zwei oder mehr Personen reichen sollen.

Das Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ von Thomas Drexel (DVA, ISBN 978-3-421-03965-1) hat mich daher von der ersten bis zur letzten Seite begeistern können. Der Band stellt 25 vorbildhafte, in Baustil, Konstruktionsweise und Innenraumgestaltung ganz unterschiedliche Häuser vor. Es gibt jeweils eine kleine Geschichte zum Haus, einen praktischen Tipp für zukünftige Bauherren und natürlich viele Fotos, die Baudaten und Grundrisszeichnungen.

Bei Studieren der Bauprojekte stellt man schnell fest, dass es einige Tricks gibt, die in kleinen Häusern auf einfache Art ganz großartigen Wohnraum schaffen. Fast in allen kleinen Häusern in dem Buch von Thomas Drexel werden drei ganz bestimmte Regeln beachtet.

Erstens: Platz spart man am einfachsten dort, wo man ihn nicht braucht.

Ein großer Eingangsbereich mag repräsentativ sein, unbedingt notwendig ist er aber nicht. Wer an der Grundfläche sparen muss, lässt den Eingangsbereich einfach weg. Sieht man im Buch wunderbar am Beispiel des sechs mal sechs mal sechs Meter großen Wohnwürfels von Architekt Theis Janssen. Das Haus, das in Bremen gebaut wurde, ist auf der Westseite im Erdgeschoss und im ersten Geschoss fast vollständig verglast. Und die Haustür ist einfach dort, wo man eine Terrassentür erwarten würde, und führt direkt in den Wohnbereich. Sieht man sehr schön auf der Homepage des Architekten.

Platzsparend lassen sich meist auch Schlafzimmer planen: Ein Bett muss reinpassen, sonst eigentlich nichts. In einem Wochenendhaus im Schwarzwald bei Freiburg, geplant von Architekturbüro Matthias Lange, Freiburg, befindet sich das Bett direkt unter dem Spitzdach. Der Platz zu Stehen wird hier schon knapp, für andere Zwecke hätte man den Raum also vermutlich gar nicht nutzen können.

Zweitens: Drinnen und Draußen vereinen mit großen Fenstern

Helle Räume wirken größer als Dunkle. Und großzügige Blicke nach draußen verhindern ein Gefühl von Beengtheit. Daher arbeiten fast alle Architekten in dem DVA-Band mit großen Fenstern, meist bodentief. Tiefe holzbelegte Sitzbänke in den Fensterausschnitten gehören zu den typischen Elementen in den kleinen Häusern von Simon Storey/Anonymous Architects, die er auf kleinen Grundstücken in Los Angeles gebaut hat. Sie sind einerseits perfekte Ruhe- und Aussichtspunkte in dem kleinen Haus. Andererseits erfüllen sie aber auch durchaus praktische Aufgaben: So ersetzt zum Beispiel eine Fensterbank als Sitzbank direkt am Esstisch weitere Stühle. Doppelt praktisch: Zum einen steht kein zusätzliches Mobiliar herum und nimmt Platz weg. Zum anderen kann der Esstisch so nahe an Fenster und Wand gerückt werden, wie es mit einer Bestuhlung wohl nicht möglich wäre.

Drittens: Stauraum clever einplanen und dadurch die Raumgliederung unterstützen

Offene Grundrisse sind ein Muss im winzigen Haus. Aber ein wenig Gliederung kann die Wohnfläche dennoch vertragen. Mein Lieblingsbeispiel im Buch „Kleine Häuser unter 100 Quadratmeter“ ist ein 85 Quadratmeter großes Wohnhaus in Lodin in Tschechien, das ASGK Design in Prag geplant hat. Der große, zusammenhängende Wohnraum mit Essplatz und Küche ist hier in verschiedene Ebenen unterteilt. Niedrige Podeste gliedern den Erdgeschossraum und bieten gleichzeitig Stauraum. So sind unter das Podest, das die Küche abtrennt, Holzscheite geschichtet. Weitere Podeste sind gerade so hoch, dass sich Bücher darunter einräumen lassen. Erkennt man auch gut in der Bebilderung zur Projektbeschreibung auf der Homepage der Architekten.

Passgenaue Architektur fürs Hofgut Hafnerleiten

Das Langhaus am Wald im Hofgut Hafnerleiten

Ein hölzerner Steg führt zum Haus am Wald, einem von drei neuen Ferienhäusern des Hofguts Hafnerleiten. Foto: Karin Polz

Eine Badewanne im Dachgeschoss mit Blick auf den Sternenhimmel. Eine Hausbank, auf der man einfach nur sitzen und dem Rauschen des Waldes lauschen möchte. Ein Ausblick vom Esstisch über die Hügel des Rottals. Das Hofgut Hafnerleiten bei Bad Birnbach bietet Erholungssuchenden schon lange Zeit schönste Landschaft und vollkommene Ruhe. Zur Wohlfühlumgebung gehört immer stärker auch preisträchtige Architektur.

Im Hofgut Hafnerleiten können Erholungssuchende in kleinen Häuschen urlauben – die Gastgeber Erwin Rückerl und Anja Horn-Rückerl haben diese Urlaubsform allerdings schon angeboten, als sonst noch niemand an Chalets und Luxus-Hüttendörfer gedacht hat: übernachten im eigenen Themenhäuschen, das Frühstück wird vorbeigebracht, ein intimer Rückzugsort mit dem Service eines Hotels. Schon immer waren die Häuschen an die Landschaft angepasst – im kleinen Waldstück ein Baumhaus, ein Bootshaus am See mit Holzdeck, ein Hanghaus, das sich behaglich in die Erde schmiegt.

Sitzplatz vor der Essecke des Rottaler Langhauses

Ein Meer aus Bambus schirmt die Urlauber vom Nachbar-Langhaus ab. Die herausgeschobenen Kästen mit den Panoramafenstern bilden innen gemütliche Nischen. Foto: Karin Polz

Nun sind noch drei Ferienhäuser für längere Aufenthalte dazugekommen. Und auch bei ihnen wird der – meiner Meinung nach – entscheidende Grundsatz guter Architektur verwirklicht: Ein perfektes Haus muss perfekt zum Grundstück, zur Umgebung, zur Landschaft passen. Die drei Langhäuser tun das: Das Haus am See, das Haus am Feld und das Haus am Wald spielen ihre Vorzüge gerade in Verbindung mit ihrer Lage aus.

Charakteristisch für die Langhäuser sind ihre klare, schlichte Form, ihre dunkle Holzfassade und ihre Panoramafenster. Entworfen wurden sie vom Architekturbüro Format Elf aus Töging. „Unsere Vorgabe war: bewegte Häuser, die bewegen“, sagt Bauherr Erwin Rückerl. Was damit gemeint war? Konkretes eher nicht. Wichtig ist für ihn, was herausgekommen ist: Häuser, die fast zu schweben scheinen, weil ein Holzsteg als Zugang sie von der Landschaft abhebt. Bambus, der sich rund um die Häuser leicht im Wind wiegt. Fassadenfelder mit großen Fensterflächen und Nischen, die sich aus dem dunklen Haus rausschieben. Spiegelungen auf den Fenstern. Lamellen, die enthüllen, verbergen und Schatten werfen. Die Planung und Umsetzung hat auch die Bayerische Architektenkammer überzeugt, die die Rottaler Langhäuser für die Architektouren 2014 ausgewählt haben.

Terrasse eines Langhauses des Hofguts Hafnerleiten

Die Terrasse des „Hauses am Wald“ liegt, wie der Name schon verrät, am Waldrand. Wer nicht nur auf Bäume schauen mag, kann den Blick auch übers Rottaler Hügelland schweifen lassen. Foto: Karin Polz

Dass die dunkle Holzfassade bestens in die Natur passt, davon musste Architekt Stefan Hanninger die Bauherren Anja Horn-Rückerl und Erwin Rückerl nicht lange überzeugen. Andere Ausstattungsmerkmale ergaben sich aus der Funktion: eine vollständige Küche, Infrarotkabinen in zwei der drei Häuser, ein zweiter Schlafplatz für Gäste, die lieber alleine schlafen, auch die Anordnung der Räume dem Sonnenlauf entsprechend.

Viel Holz, viel Ausblick, reduzierte Formen, gemütliche Nischen und jede Menge schöner Details: Die Langhäuser haben meiner Meinung nach alles, was gute Urlaubsarchitektur ausmacht. Tatsächlich sollte man in ihnen länger bleiben, um alles nutzen zu können, was sie so gemütlich macht. Und das ist sicherlich nicht nur die Badewanne im Obergeschoss mit Blick in den Himmel.