Das kannst du doch nicht machen! – Teil 1: Bauen ohne Keller

Bodenplatte des Haus Polz in Neukirchen am Inn

Bodenplatte statt Keller: Das war eine Grundsatzentscheidung, die aber auch deshalb klug war, weil man nicht ganz so tief ins Erdreich des hinten steil abfallenden Grundstücks musste. Foto: Karin Polz

Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen vom Traumhaus. Wenn er sein Haus plant, setzt er diese Vorstellungen anfangs begeistert um. Dann kommen Verwandte, Bekannte, Freunde und sagen „Das kannst du doch nicht machen!“ Woraufhin die Pläne geändert werden und die individuellen Planungen der Massen-Meinung weichen. Im schlimmsten Fall. Im besten Fall lässt man sich nicht dreinreden und macht (nach umfassender Beratung), wie man es sich wünscht. Darüber, was andere bei meinem Haus anders geplant hätten, kann ich gleich eine ganze Serie machen. Teil 1 handelt davon, dass mein Haus keinen Keller hat.

Warum kein Keller?

Gegenfrage: Warum ein Keller? Das Argument, dass man im Keller viel zusätzlichen Platz hat, fand ich nie besonders überzeugend. Denn auf viel Platz sammelt sich nur viel Krempel.

Pelletheizung Primärofen im Wohnzimmer

Was viele erst einmal für einen Kamin halten, ist die Zentralheizung. Ein solcher Pelletofen steht bei den meisten im Keller, es gibt aber auch Modelle für den Wohnbereich, wie dieses von Windhager. Foto: Hendrik Schwartz

Also was wäre in meinem Keller sinnvoll untergekommen? 1. Die Heizung. Der Brenner der Zentralheizung steht im Wohnzimmer (darüber schreibe ich vielleicht noch mal mehr), der Pufferspeicher und die Technik stehen im Haustechnikraum hinter der Garage. Und das Holzpellet-Lager ist in der Dachschräge über der Garage. Wobei die Garage Teil des Hauses ist – sie ist also nicht als Kellerersatz zusätzlich geplant worden. 2. Waschmaschine und Trockner. Stehen bei mir sichtgeschützt im Gästebad auf zwei Quadratmetern. Für zwei Quadratmeter muss man nicht ein ganzes Kellergeschoss bauen. 3. Weihnachtsdeko, Werkzeug, Hobby-Equipment. Ist im ganzen Haus verteilt. Unser Garderobenschrank ist deckenhoch, ganz oben bringt man eh nur Sachen unter, die man selten braucht (Weihnachtsdeko). Im Gästezimmer steht ein Schrank, in dessen linken Teil wunderbar ein Snowboard passt. Und in der Garage gibt es viele Meter Regal.

Warum ich nichts im Dachboden verstaue? Weil ich einen solchen auch nicht besitze. Ich wohne in einem Haus fast ohne Stauraum – und es klappt wunderbar. Muss nicht bei jedem so sein, klar. Eine ehrliche Bestandsaufnahme, für was man wie viel Stauraum braucht, kann eine Entscheidungshilfe sein.

Ist es billiger, ohne Keller zu bauen?

Fassadenansicht Haus Polz

Über der Garage ist viel Platz – der schräge Hohlraum wird als Pelletlager benutzt. Foto: Karin Polz

Auf jeden Fall. Natürlich braucht man statt einem Kellergeschoss dann eine Bodenplatte, die ebenfalls viel Geld kostet. Aber man braucht eben viele andere Dinge nicht: Fliesen und Bodenbelag für ein ganzes Stockwerk, Wandfarbe für ein ganzes Stockwerk, Elektroleitungen, Steckdosen, Leuchten für ein ganzes Stockwerk. Außen- und Innentüren, Fenster, die Kellertreppe, die Energie, um den Keller später zu heizen – das alles spart man sich.

Zwischen 20.000 und 25.000 Euro habe ich für die Bodenplatte meines Hauses bezahlt. Ein Keller hätte ungefähr das Doppelte gekostet. 18.200 Euro Mehrkosten veranschlagt Achim Linhardt in seinem Buch „Attraktiv bauen mit kleinem Budget“ (DVA, ISBN 978-3-421-03816-6) bei einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern und zwei Wohngeschossen für eine Vollunterkellerung. Verglichen mit dem Gesamtpreis eines Neubaus könnte man natürlich sagen: Für 10 Prozent zusätzliche Kosten bekommt man zusätzliche 100 Quadratmeter. Aber wenn man die Fläche nicht braucht, wieso sollte man dann dafür Geld ausgeben?

Und aus architektonischer Sicht?

Mit Keller hätte sicherlich so einiges anders ausgeschaut. Erstens muss ja so ein Keller ein bisschen aus der Erde schauen, damit man auch Licht hineinbekommt. Mein Haus wäre dann sicherlich nicht so flach auf der Erde gestanden – genau das macht aber einen großen Teil der architektonischen Wirkung aus. Und drinnen ist die Treppe in den ersten Stock sehr markant. Wenn wir da zugleich noch eine Kellertreppe hätten unterbringen müssen, wäre das sicherlich auch anders geworden.

Was ist die Alternative zum Keller?

Es gibt in Wohnhäusern massenhaft ungenutzen Raum – unpraktische Winkel im Raum; Zimmer, die einen Tick zu groß für die vorgesehene Nutzung sind; halbhohe Räume unter Treppen oder unter Dachschrägen. Wir hätten zum Beispiel im Schlafzimmer ein Eck hinter dem Kamin gehabt, das niemand genutzt hätte. Jetzt ist der nicht einmal zweieinhalb Quadratmeter große Raum mit einer Schiebetür abgetrennt und von unten bis oben mit Regalen versehen – was man da alles unterbringt! Sinnvoll ist es, schon bei der Planung solche Flächen im Blick zu behalten und gegebenfalls Trennwände oder Einbaumöbel dafür vorzusehen.

Entscheidungshilfen

Garderobenschrank mit weißen Türen und Eichenholz

Stauraum für Weihnachtsdeko, Bügelbrett und Sportzeugs ist im von Schreinerin Ronja Weranek maßgefertigten Garderobenschrank. Foto: Karin Polz

Ich wollte von Anfang an keinen Keller, weil ich damit nur muffige, feuchte, dunkle Räume assoziiert habe. Insofern war die Entscheidung leicht. Ansonsten gilt: Alles notieren, was in den Keller soll, und sinnvolle Alternativen suchen. Mit einem ebenerdigen Hauswirtschaftsraum ist das Problem vielleicht gelöst. Wer andere Meinungen hören will, kann zum Beispiel den Artikel „Am Keller sparen kann teuer werden“ von Marcus Stölb aus der FAZ nachlesen oder „Keller – ja oder nein“ auf bauen.de. Als Inspiration für alle ohne Keller gibt es hier „6 geniale Ideen, um die Waschmaschine im Bad zu verstecken“ und „Kreative Stauraum-Ideen für mehr Platz“.

Ohne Keller zu bauen war aber nicht die einzige Entscheidung, die für Stirnrunzeln bei anderen gesorgt hat. Schon vorher war bei einigen Skepsis angesagt, nämlich beim Baugrundstück. Kein Südhang, sondern ein Nordhang stand zur Wahl. Darum geht es dann im nächster Teil der Serie: „Das kannst du doch nicht machen! – Teil 2: Bauen am Nordhang“.

Aber sagt mir jetzt erst mal, was ihr von Kellern haltet: Braucht man einen? Oder kann man darauf verzichten? Welche kreativen Lösungen gibt es denn für die Unterbringung von Waschmaschine, Heizkessel und Wasserkästen?

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie „Das kannst du doch nicht machen!“:

Teil 2: Bauen am Nordhang

Teil 3: Bauen ohne Rollläden

Teil 4: Bauen ohne Wohnzimmer

Teil 5: Bauen mit Holz

Teil 6: Bauen ohne Zaun

Teil 7: offener Wohnraum, offene Treppe

Von New York ins Nirgendwo: Kunstprojekt versetzt berühmte Architektur

Elf Gebäude hat Anton Repponen von New York ins Nirgendwo versetzt. Alle Fotomontagen gibt es unter displaced.design.

Elf Gebäude hat Anton Repponen von New York in Wüsten, Steppen und Sanddünen versetzt. Alle Fotomontagen gibt es unter misplaced.design.

Mein Haus würde sicherlich anders aussehen, wenn es auf einem anderen Grundstück stehen würde. Der Baugrund, sein Zuschnitt, Topographie und Umgebung, war entscheidender Ausgangspunkt für die Architektur. Und ich glaube, genauso muss es sein. Was also passiert, wenn man großartige architektonische Werke nimmt und in eine komplett andere Umgebung versetzt? Anton Repponen hat es ausprobiert – per Photoshop für sein Kunstprojekt „Misplaced“.

Das Chrysler-Building sieht aus, als würde es aus einer Spalte des kargen Bodens vor menschenleeren Hügeln wachsen. Ein bisschen verloren steht es da, aber endlich kann man mal den Blick ohne Ablenkung über die runden Formen des Turmaufbaus schweifen lassen. Von der Straße aus, der Lexington Avenue in New York, wo es eigentlich steht, funktioniert das ja nicht so gut.

Das Whitney Museum von Renzo Piano macht einen etwas tristen Eindruck in der dürren Steppenlandschaft, in die es Anton Repponen versetzt hat. Die vielen Ecken, Vorsprünge und schiefen Ebenen passen nicht so recht in die leicht hügelige Landschaft. Vielleicht passt diese Architektur wirklich besser in die Straßen Manhattans? Die Fotos auf der Homepage des Museums lassen es jedenfalls vemuten: Im Großstadtgetümmel verschafft sich das Gebäude nur durch die kantigen, unregelmäßigen Formen überhaupt Geltung.

Mein Lieblingsbild: das IAC Building von Architekt Frank Gehry in den Sanddünen. Dank seiner geschwungenen Formen sieht das Gebäude selbst aus, als hätten Wind und Wellen es geformt. Solch harmonisch geschwungene Formen muss man erst mal hinbekommen! Mir jedenfalls gefällt diese Architektur in der Natur sogar besser als am wirklichen Standort.

Elf Architektur-Highlights aus News York hat Anton Repponen insgesamt per Photoshop in die freie Natur versetzt. Der Hintergedanke: Auf diese Weise erscheinen die Gebäude dem Betrachter, als würde er sie zum ersten Mal überhaupt sehen. „Out of context, architectural forms become more pronounced and easily understood“, erklärt er auf seiner Projektseite misplaced.design. Der Designer und Fotograf mit Architektur-Hintergrund hat mit seinem Projekt jedenfalls für viel Resonanz im Web gesorgt – eine witzige Idee ist es allemal. Unbedingt selbst mal anschauen unter http://misplaced.design/!

Wohnen auf dem Wasser

Das hat nur, wer direkt am Wasser wohnt: eine Terrasse, die nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche beginnt. Foto: Hendrik Schwartz.

Das hat nur, wer direkt am Wasser wohnt: eine Terrasse, die nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche beginnt. Foto: Hendrik Schwartz

Ein Haus am Meer. Ein Haus am See. Wenn man nach der idealen Lage eines Traumhauses fragt, ist oft Nähe zum Wasser gefragt. Doch leider kann natürlich nicht jeder an einem See oder am Strand bauen. Von den Kosten ganz zu schweigen. Wird es billiger, wenn man die Wasserfläche künstlich schafft? Eher nicht, wie ein Beispiel aus Hamburg zeigt.

In Hamburg hat man im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2013 nicht nur am, sondern schon fast im Wasser gebaut: Die sogenannte Waterhouses im Bezirk Wilhelmsburg-Mitte stehen auf Pfählen in einem 4000 Quadratmeter großen Regenrückhaltebecken, das an das Wilhelmsburger Wettern- und Kanalsystem angeschlossen ist. Das hört sich recht unspektakulär an, von ihrer Wirkung her aber ist die Wohnsituation sehr maritim, sehr extravagant.

Betonflächen statt Strand: Hier sind man, dass die Waterhaouses nicht an einem natürlichen See oder Meer liegen, sondern an einem künstlichen Regenrückhaltebecken. Foto: Hendrik Schwartz

Pflastersteine statt Strand: Hier sind man, dass die Waterhouses nicht an einem natürlichen See oder Meer liegen, sondern an einem künstlichen Regenrückhaltebecken. Foto: Hendrik Schwartz

Insgesamt wurden vier Triplexhäuser gebaut, die jeweils aus drei separat zugänglichen, dreigeschossigen Wohnungen bestehen. Die Wohnungen sind zwischen 123 und 130 Quadratmeter groß. Dazu kommt der Watertower mit 22 Wohnungen auf neun Etagen, hier beträgt die Wohnfläche zwischen 60 und 129 Quadratmetern. Alle Wohnungen wurden schon vor der Grundsteinlegung verkauft – und das bei Preisen von 2500 bis 3400 Euro pro Quadratmeter. Offensichtlich kommt Wohnen auf dem Wasser mitten in der Stadt gut an.

Ausstattung und Wohngefühl müssen jedenfalls super sein – das legen jedenfalls Bilder aus dem Inneren der Häuser nahe. Das Erdgeschoss, das hier sinnigerweise Wassergeschoss heißt, ist jeweils mit viel Glas und direktem Blick aufs Wasser gestaltet. Dazu hat jede Wohnung eine Terrasse oder einen Balkon am Wasser, die Eigentümer der Waterhouses haben sogar eigene Bootsstege und können sich rund um ihre Terrasse einen Unterwassergarten anlegen.

Die Architekten von Schenk + Waiblinger Architekten aus Hamburg, die das Projekt zusammen mit Hochtief Solutions AG formart Hamburg umgesetzt haben, haben zudem besonders umweltfreundlich und energiesparend geplant. Die Waterhouses sind mit der DGNB-Zertifizierung in Gold der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet worden.

Ein Spaziergang durch Hamburg Hafencity

Seit ein paar Tagen bin ich wieder zurück vom Sommerurlaub im hohen Norden. Die Architektur ist dort schon sehr verschieden von dem, was wir in Bayern kennen. Das hat mich sofort wieder an meine Reise nach Hamburg zur Internationalen Bauausstellung erinnert. Damals haben wir nicht nur neuartige Baukonzepte wie Selbstbau- und Systembauhäuser oder die innovative Energieversorgung mit Algen angeschaut, sondern sind auch sehr lange durch die Hafencity mit ihren imposanten Gebäuden gestreift. Diese Fotos habe ich jetzt wieder rausgesucht – hier sind sie! Typisch norddeutsch sind die Bauten als moderne Hochhäuser vielleicht nicht, architektonisch spannend aber allemal.

Hier muss man hinter die (Beton-)Fassade schauen

Betonfassade des Mehrfamilienhauses Kapuzinerstraße 37

Warum diese Fassade keine Fenster hat? Weil dahinter das Treppenhaus des Mehrfamilienhauses liegt, das eine Barriere zwischen Verkehrslärm und Wohnräumen bildet. Foto: Hendrik Schwartz

Viel ist über das Haus in der Kapuzinerstraße 37 in Passau schon geschrieben worden. Denn es hat Aufsehen erregt mit seiner fensterlosen Betonfassade auf der Straßenseite. Doch wer sich alleine durch dieses ungewöhnliche, vielleicht abweisende Aussehen schon eine Meinung bildet, hat im wahrsten Sinne des Wortes noch nicht alle Seiten betrachtet. Bei den Architektouren 2016 hat Architekt Bernd Vordermeier seine Planungen vorgestellt und erklärt – und wieder einmal meinen Verdacht bestätigt, dass manche Projekte umso kreativer ausfallen, je mehr Vorgaben und Beschränkungen es gibt.

Bei dem Neubau in der Kapuzinerstraße stellte vor allem der Hochwasserschutz eine Herausforderung dar. An Stelle des jetzigen Baus stand ein hochwassergeschädigtes Haus, das eigentlich saniert werden sollte. Allerdings stand bald fest, dass ein Ersatzbau die bessere Lösung ist. Der sollte drei Wohneinheiten umfassen, günstig sein und schnell errichtet sein – schließlich muss sich ein Mietshaus auch rechnen.

Erste Herausforderung: Hochwassergefahr

Garagenstellplätze Mehrfamilienhaus Kapuzinerstraße 37

An der Gebäudeseite befindet sich eine offene Zufahrt zu den Autostellplätzen im Erdgeschoss. Foto: Hendrik Schwartz

Ein komplett neues Haus ermöglichte komplett neue Lösungen für die bestehenden Probleme in dieser Lage. Der Hochwassergefahr begegnete Bernd Vordermeier, indem er das Erdgeschoss als Garage plante: Autos parken in einem offenen Raum unterhalb der Wohnebenen. Der Boden besteht aus Granitbruch – der wird schlimmstenfalls weggeschwemmt bei Hochwasser, mehr kann nicht passieren.

Zweite Herausforderung: Verkehrslärm

Die fensterlose Fassade hin zur Straße löst ein Problem, das für die Bewohner der Innstadt alltäglich ist: Verkehrslärm auf der stark befahrenen Straße. Es ist tatsächlich nicht ganz falsch, wenn man die fensterlose Fassade als „abweisend“ wahrnimmt –  sie hält einen großen Teil des Verkehrslärms ab. Ein Fenster raus auf die Straße, welcher Bewohner würde das schön finden? Wer würde das Fenster überhaupt öffnen wollen? Niemand vermutlich. Und so liegt längs der Straße hinter der fensterlosen Fassade das Treppenhaus und bildet in Betonbauweise und zum Teil nach oben hin offen (für den vorgeschriebenen Rauchabzug im Brandfall) eine Barriere zwischen Straße und Wohnungen.

Massivholzwände des Mehrfamilienhauses

Die Außenwände und tragenden Wände der Wohnräume sind aus Massivholz. Dies sorgt für eine angenehme Atmosphäre und ein gutes Raumklima. Foto: Hendrik Schwartz

Die wiederum bieten beste Aussichten in alle anderen Richtungen: Vom obersten Stockwerk aus schaut man aus einer großen Festverglasung direkt auf die Veste Oberhaus. Überhaupt: Es gibt im ganzen Haus nur zwei Fensterformate: „normale“ Flügelfenster und große Festverglasungen. Diese machen die Wohnungen hell und freundlich, ebenso trägt zu dieser Atmosphäre das viele Holz bei: Alle tragenden Wände sind aus Massivholz und als solche auch in den Räumen sichtbar.

Nicht beheizte Räume in Betonbauweise, der Rest in Massivholz mit einer Aluminiumfassade, und alles im KfW-70-Standard: Alle Herausforderungen wurden gemeistert, inklusive Budget und Bauzeit. Mit vielen durchdachten Planungen, ganz ohne Schnickschnack und mit oft verblüffend einfachen Lösungen für komplizierte Probleme ist das kompromisslose Low-Budget-Haus in der Kapuzinerstraße ein wahres Kunstwerk. Man muss nur genauer hinschauen – auch mal hinter die Betonfassade.

 

Last-Minute-Tipp Architektouren: Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt

Neubau Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt Innenraum

Beton ist der Baustoff, der den Charakter des Pfarrheims Herz Jesu bestimmt. Dazu wird Eichenholz kombiniert. Foto: Florian Holzherr

Während ich mir bei den Architektouren an diesem Wochenende ausschließlich Wohnhäuser anschauen werden – andere Projekte schaffe ich zeitlich nicht –, kann ich euch nur empfehlen, auch öffentliche Bauten und kommunale Projekte zu besichtigen, wenn ihr Zeit habt. Da gibt es wirklich innovative Architektur zu sehen. Für alle, die in und um Ingolstadt wohnen, habe ich noch einen Last-Minute-Tipp: Am Samstag, 25. Juni 2016, kann um 11 Uhr das Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt anlässlich der Architektouren besichtigt werden.

Der Neubau ersetzt den in der Nachkriegszeit als Notkirche gebauten und später als Pfarrheim genutzten Vorgängerbau. Der klare, minimalistische Baukörper sorgt für Kontraste: zur denkmalgeschützten Betonkirche mit überdachtem Umgang von 1963 genauso wie zu den Einfamilienhäusern in der Nachbarschaft. Holz, Glas und Beton prägen den Bau.

Außenansicht Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt

Die städtebauliche Setzung des Neubaus entlang der Straße signalisiert ein offenes, einladendes Haus. Foto: Florian Holzherr

Die Planung stammt von den Münchner Architekten bodensteiner ∙ fest, Annette Fest und Christian Bodensteiner. Ein offenes, einladendes Haus wollten sie bauen. Das zeigt sich sowohl daran, dass der Neubau an der Straße liegt, als auch an der Öffnung des Saals zum öffentlichen Raum. Mobile Trennwände machen die Fläche gut nutzbar.

Gestaltungsprinzip sind die an den Außenecken – zum Teil übereck – angeordneten Öffnungen, die die Fassade gliedern. Im kleinen Saal im Obergeschoss wiederholt sich die Übereckverglasung vertikal in Form einer Überkopfverglasung.

Garderobenhaken im Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt

Anstelle einer Garderobe wurden eigens für das Projekt konzipierte Garderobenklapphaken aus Schwarzstahl flächenbündig in die Betonwand des Foyers eingelassen. Foto: bodensteiner · fest architekten stadtplaner bda

Wie bei der denkmalgeschützten Kirche ist Beton der Baustoff, der den Charakter des Gebäudes bestimmt. Minimalistisch werden Sichtbetonwände und -decken mit Eichenparkett und dem silbernem Eichenholz der Türen, Verkleidungen und Einbauten kombiniert. Verbunden mit einem zurückhaltenden, fein abgestimmten Farbkonzept verleiht dies den Räumen eine ruhige und warme Ausstrahlung.

Wer das Pfarrheim Herz Jesu besichtigen will: Die Adresse lautet Zeppelinstraße 88 in 85051 Ingolstadt. Termin ist Samstag, 25. Juni 2016, um 11Uhr. Weitere Informationen gibt es auf der Projektseite der Architektouren.

Lasst euch das nicht entgehen! Tipps für die Architektouren 2016

Architektouren 2016 Booklet und Datenbank

Mein Architektouren-Zeitplan für 25. und 26. Juni 2016 steht fest: Auf den Internetseiten der Architektenkammer und im Architektouren-Booklet habe ich alle Projekte ausgewählt, die mich interessieren. Foto: Karin Polz

Das Wochenende der Architektouren – meist so Ende Juni – ist einer meiner liebsten Termine im Jahr. Schon Wochen vorher schaue ich, welche Projekte in und um Passau angeboten werden, und mache mir einen Plan, welche Termine ich nicht verpassen will. Und ich kann nur jedem raten: Schaut mal nach, ob euch was von dem reichhaltigen Angebot 2016 interessiert – hier sind ein paar Tipps für alle, die die Architektouren noch nicht kennen.

Was sind die Architektouren überhaupt?

Jedes Jahr veranstaltet die Bayerische Architektenkammer die Architektouren. Besonders interessante Architektur-Projekte werden ausgewählt und öffnen dann an einem Juni-Wochenende ihre Türen für Besucher. Dieses Jahr am 25. und 26. Juni 2016. Die Projekte reichen vom sanierten Einfamilienhaus über die Dreifachturnhalle bis zu Grünanlagen und Parks. Zum festgelegten Termin darf man sich das Projekt anschauen und kann Bauherren und Architekten treffen.

Woher weiß ich, was es zu sehen gibt?

Eine Übersicht über die Projekte – in Bayern sind es dieses Jahr 289 – gibt es hier auf den Internetseiten der Architektenkammer. Bei der Projektsuche eingeben, was interessiert: Projekte in einem bestimmten Regierungsbezirk oder einem bestimmten Ort oder eine besondere Kategorie (zum Beispiel nur Sanierung und Denkmalschutz). Schon spuckt die Datenbank die passenden Termine aus.

Muss ich mich anmelden?

In der Regel nicht. Aber einige wenige Hausbesitzer, die ihre Türen für Architekturfans öffnen, möchten vorher lieber wissen, wer und wie viele Leute kommen. Oder nur auf Anfrage überhaupt ihre Adresse preisgeben. Bei der Projektbeschreibung steht dabei, ob man sich anmelden muss. Falls es nicht explizit verlangt wird: einfach hingehen.

Wie läuft so eine Besichtigung dann ab?

Auch das ist individuell. Der Normalfall ist: Man geht zum angegebenen Zeitpunkt oder im angegebenen Zeitraum zu der Projektadresse und schaut einfach, was angeboten wird. Manchmal ist das Projekt nur eine Stunde lang zu sehen, manche Veranstalter empfangen Besucher den ganzen Nachmittag über. Manchmal gibt es einen Sammelpunkt (am Eingang zum Beispiel), dort holt der Architekt die Interessenten ab (manchmal in Kleingruppen) und führt sie durch das Bauprojekt. Oft kann man sich in dem Haus oder der Wohnung auch ganz frei bewegen und Architekt und Bauherr stehen einfach für Fragen zur Verfügung. Manchmal sind alle Räume zugänglich, manchmal wollen die Bauherren nur einen Teil ihrer Wohnung zeigen. Manchmal gibt es Sekt zur Begrüßung und ein richtiges Nachbarschaftsfest anlässlich der Architektouren, manchmal machen sich die Bewohner der Räume auch ganz aus dem Staub und überlassen dem Architekten, das Projekt vorzustellen. Manche Architekten bereiten eine kleine Ausstellung über ihr Projekt vor, manche zeigen sogar Filme. Andere sehen die Architektouren weniger als Präsentation, denn als lockeren Gedankenaustausch mit den Besuchern. Keine Angst, wenn ihr zum ersten Mal zu den Architektouren geht: Jeder Termin ist anders, und die Verantwortlichen sagen euch meist ganz genau, wie es ablaufen soll.

Ist das nicht blöd, wenn fremde Menschen durchs Haus laufen?

Nein, ist es nicht! Aus eigener Erfahrung als Teilnehmerin der Architektouren 2010 kann ich sagen: Viel schlimmer wäre es für mich gewesen, wenn ich mich und mein Haus auf die Architektouren vorbereitet hätte (übrigens bis zwei Uhr morgens vor dem Termin) und dann niemand gekommen wäre. Man wünscht sich ja schon, dass sich viele Leute für das eigene Projekt interessieren. Man hat schließlich viel Zeit und Geld investiert und ist irgendwie auch stolz darauf, dass man ein tolles Haus gebaut hat. Intime Einblicke muss man ja nicht gewähren. Man räumt ja eh alles weg, was Fremde nicht sehen sollen.

Gibt es einen Knigge für Architektouren-Besucher?

Aus meiner Erfahrung muss ich sagen, dass sich sowohl bei meiner eigenen Architektouren-Veranstaltung auch bei den Terminen, auf denen ich als Besucher war, immer alle Leute sehr anständig verhalten haben. Ein paar grundlegende Verhaltensweisen verstehen sich von selbst: Nicht mit dreckigen Schuhen durchs Haus laufen. Wenn Türen geschlossen sind, soll man da wohl nicht reingehen. Wer sich unsicher ist, wo er überall hingehen darf, lieber fragen! Nicht einfach alles anfassen – weder das Bücherregal durchkramen noch die Küchenschränkchen öffnen oder sich womöglich einfach aufs Bett setzen. Und was ich persönlich raten würde: Wenn man in dem Haus Fotos machen will, weil man zum Beispiel die Regallösung gut findet oder die Dekoideen oder seinem Architekten zeigen will, wie man sich die Treppe oder den Balkon vorstellt, dann bitte auch vorher fragen! Meistens darf man ja eh Fotos machen. Aber den Hausbesitzern ist es dann doch lieber, wenn sie wissen, wofür das Foto verwendet wird. Ich selbst war total platt von den vielen Leuten, die gleichzeitig im Haus waren. Man beantwortet mal hier eine Frage, mal dort, aber eigentlich verliert man voll den Überblick. Wenn man also ausführlich mit Bauherrn oder Architekt reden will, lieber warten, bis der Besucheransturm weg ist, oder nachfragen, ob man sich mal außerhalb der Architektouren mit seinen Fragen melden darf.

Also, jetzt seid ihr vorbereitet für die Architektouren. Sucht euch spannende Projekte aus! Ich werde unter anderem das Low-Budget-Stadthaus in Passau anschauen, das Haus am Hang in Passau und ein Projekt in Fürstenzell. Sehr spannend finde ich ein saniertes Elternhaus in Pocking, das jetzt ein Drei-Generationen-Haus ist. Ob ich das aber zeitlich schaffe, muss ich am Samstag sehen. Und auch das Wohnhaus im ländlichen Raum in Bergham wird je nach Zeitbedarf bei den anderen Projekten höchstens spontan besichtigt werden.

Wo WLAN und Kunststofffenster tabu sind: Leben im Ökodorf

Einfahrt zum Ökodorf Erlenweide

Hier beginnt das Ökodorf: Die Garagen wurden für alle Anwohner außerhalb der Siedlung gebaut. Foto: Karin Polz

Es ist schon ein ganzes Jahr her, dass ich das Ökodorf Erlenweide für einen Artikel im PNP-Magazin „Dahoam“ besucht habe. Als ich letztens wieder daran vorbeigefahren bin, habe ich mich erinnert, dass ich die Idee unbedingt im Blog vorstellen muss – schließlich ist sie einerseits ungewöhnlich, andererseits absolut nachahmenswert. Denn es geht um die grundlegende Frage: Wie will ich wohnen? Gerade wer neu baut, hat ja gewisse Vorstellungen davon, wie und wo er wohnen will. Ob sich diese Träume in den neu ausgewiesenen Baugebieten dann umsetzen lassen, das ist meist ungewiss.

Die Wunschvorstellung sieht oft so aus: Neubau in einem Siedlungsgebiet, das nah an der Natur liegt, aber nicht zu weit weg von der Stadt, mit netten Nachbarn, die man alle kennt und mit denen man eine Gemeinschaft bildet, außerdem gerne noch ohne gesundheitsschädliche Einflüsse, und am liebsten sollen auch keine Autos durch die Siedlung fahren oder die Wege zuparken.

19 Bauparzellen in Straßkirchen-Nord

Im Ökodorf Erlenweide in Straßkirchen im Landkreis Passau kann man genau so wohnen. Initiatoren des Projekts waren der Baubiologe Heinz Hofbauer und der Umweltingenieur und Schadstoffexperte Volkmar Hintze. Für die 19 Bauparzellen des geplanten zweiten Abschnitts des Baugebiets Straßkirchen-Nord trugen sie ihre Idee an die Gemeinde heran. Und stießen auf offene Ohren. Allerdings: Die Erschließung sollten sie vorfinanzieren. Das war nicht einfach, gelang aber schließlich mit Vorschüssen der ersten Interessenten und privaten Darlehensgebern. Spatenstich für die Erschließung war im April 2012.

unbebaute und bebaute Grundstücke im Ökodorf Erlenweide

Noch sind die Arbeiten im Gang: Im Herbst 2016 sollen aber alle Häuser fertig gestellt und bezogen sein. Foto: Karin Polz

Heute ist Leben im Ökodorf – an manchen Stellen wird gerade gebaut, andere Bewohner haben es sich schon lange gemütlich gemacht und leben im fertigen Haus mit hübsch angelegten Garten. Es gibt junge Familien, ältere Ehepaare und Häuser, in denen gleich vier Generationen einer Familie wohnen. Alle haben sich einverstanden erklärt, sich an bestimmte Vorgaben zu halten. Diese betreffen zum Beispiel das Parken: Alle Autos werden außerhalb des Dorfes geparkt. Die Garagen und Stellplätze finden sich gesammelt an den verschiedenen Enden der Siedlung, auch für Besucher. Auf den Grundstücken selbst können keine Parkmöglichkeiten errichtet werden. Zum Ein- und Ausladen darf natürlich jeder Ökodorf-Bewohner bis an die Haustür fahren.

Nachhaltige Baustoffe sind verpflichtend

Damit das Ökodorf seinen Namen wirklich verdient, mussten alle Grundstückskäufer sich vertraglich verpflichten, mit nachhaltigen Materialien zu bauen. Holz und Ziegel sind möglich, allerdings keine Wärmedämmverbundsysteme und auch keine Kunststofffenster. Ein gemeinsames Wärmenetz ließ sich nicht umsetzen, nun nutzen viele Häuser Solarenergie. Elektrosmog soll möglichst vermieden werden, darum haben die Anwohner kein WLAN oder schnurlose Telefone. Baubiologen helfen den Bauwilligen, diese Dinge ohne Komfortverlust entsprechend zu planen. Man merkt den Unterschied, in der Luft, beim Schlafen, bestätigen die Anwohner.

Dorfplatz des Ökodorfs Erlenweide mit Dorfbank.

Die Bank am Dorfplatz ist zugleich ein Symbol dafür, dass nicht nur ökologische Gedanken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl in dem Vorzeigeprojekt gepflegt werden. Foto: Karin Polz

Neben der ökologischen Ausrichtung sollte auch die Bereitschaft da sein, sich in die Gemeinschaft einzubringen. Dafür gibt es zum Beispiel ein Dorf-Bankerl, auch ein Gemeinschaftsgarten und ein Gemeinschaftshaus standen von Anfang an auf der Wunschliste der Initiatoren. „Das Ökodorf arbeitet den ursprünglichen Charakter des Wohnens wieder heraus, diesen dörflichen Charakter, den sozialen Zusammenhalt“, lobt Salzwegs Bürgermeister Josef Putz. Offenbar hatten aber gerade am Anfang des Projekts vor allem Auswärtige Gefallen an der Idee gefunden: Aus München, aus Franken und noch weiter weg kamen Anfragen. Die Einheimischen haben erst später nachgezogen, jetzt siedeln sich auch Waldkirchener und Passauer in Straßkirchens Vorzeigesiedlung Nummer eins an, die mittlerweile komplett ist. Nur eine Eigentumswohnung ist derzeit noch frei.

Hier ist die Kreativität zu Hause

Fassade des Mühltalhofs mit Glasanbau und Kortenstahl.

Cortenstahl und Glas prägen die Fassade des Mühltalhofs. Foto: Karin Polz

Gutes Essen und gute Architektur haben viel gemeinsam: Beides erfordert Kreativität. Beides ist auch Geschmacksache. Beides trägt zum Wohlfühlen bei. Und noch viel mehr. Um es kurz zu machen: Beides vereint der Mühltalhof in Neufelden im österreichischen Mühlviertel. Deshalb fahre ich da so gerne hin – gerade war ich das dritte Mal dort, und wieder konnte mich das Hotel begeistern.

Der Mühltalhof – ein Familienprojekt

Man muss sich aber einlassen wollen auf den Mühltalhof – denn vieles ist anders, ungewohnt, überraschend. Das trifft auf die Zimmer und die Einrichtung zu, und genauso auf die Küche. Die Hoteliers-Familie ist extrem kreativ. Und mutig genug, die kreativen Ideen umzusetzen. Das trifft auf Helmut Rachinger zu, der mit seinem Sohn Philip die Küche des Mühltalhofs prägt. Und das trifft auch auf den Mann von Helmuts Schwester Johanna Eckl-Rachinger zu: Als Künstler hat sich Joachim Eckl einen Namen gemacht und im und ums Hotel herum Spuren hinterlassen.

Eine alte Leiter als Handtuchhalter, der Wegweiser zur Sauna ein mit Kreuzstich-Schriftzug besticktes Handtuch: Auch die Inneneinrichtung des Hotels zeugt von Kreativität. Keines der 22 Zimmer ist wie das andere, und die typische Hotelzimmer-Einrichtung großer Häuser sucht man vergebens.

Stahl und Natur – das muss kein Widerspruch sein

Blick auf die Große Mühl.

Der Mühltalhof liegt direkt an der Großen Mühl, die sich dort staut. Foto: Karin Polz

Dass also auch die Architektur vom Üblichen abweicht, verwundert nicht. Das ursprüngliche Haus mit seinen dicken, weiß verputzten Mauern und dem zur Straße gewandten Giebel trifft auf eine neue Fassade aus Cortenstahl und viel Glas. Wer vor dem Mühltalhof steht und auf das Gebäude blickt, stellt überraschend fest: Zu der ursprünglichen Natur rund um das Hotel, zu den dichten, grünen Baumbeständen und der ruhigen Wasserfläche der Großen Mühl direkt am Gebäude kann kaum ein anderes Material besser passen. Das Rostrot des Cortenstahls harmoniert mit den Grün-, den Wasser- und den Erdtönen der Umgebung bestens.

Von innen und außen gleichermaßen ansprechend wirken auch die großen Glasflächen des Speiseraums, in denen sich der Mühlfluss spiegelt. Wie sich moderne und althergebrachte Elemente wunderbar ergänzen, hat Romana Ring in einem Text auf der Internetseite nextroom, einer Datenbank zum zeitgenössischen Bauen, perfekt zusammengefasst.

Auszeichnung beim Architekturwettbewerb

Fassade des Mühltalhofs aus Kortenstahl.

Rostrot und Grün: Cortenstahl und Bäume harmonieren perfekt. Foto: Karin Polz

Verantwortlich für die Architektur ist der Linzer Architekt Klaus Leitner. Er hat mit seiner Gestaltung des Mühltalshof 2009 auch beim Architekturwettbewerb „vis à vis“, überzeugt, initiiert vom architekturforum oberösterreich (afo) und den OÖNachrichten. „Respekt für die vorgefundene Substanz und ihre privilegierte Lage im Naturraum“ bescheinigte die Jury dem Architekten und den Bauherrn.

Allerdings darf man über die ganze Architektur das Wichtigste bei einem Urlaub im Mühltalhof nicht vergessen: Entspannen und die Gourmetküche genießen! Spätestens beim Dessert mit Sauerklee-Eis (!) und weißer Schokolade vergisst man vor lauter Begeisterung eh alles um sich herum. Sogar die Architektur.

So kann man auf kleinem Grundriss großartig wohnen

Callwey Die besten Einfamilienhäuser unter 150 Quadratmeter

Sie bieten auch auf wenig Wohnfläche viel Platz: 30 Einfamilienhäuser zeigen in diesem Callwey-Buch, dass großzügiges Wohnen nicht von der Quadratmeterzahl abhängt. Foto: Karin Polz

Wenn ich Architektur- und Wohnbücher durchblättere, muss ich oft bei den Daten zu den vorgestellten Projekten die Luft anhalten. Da hat dann so ein Einfamilienhaus gut und gerne mal zwischen 250 und 350 Quadratmetern Wohnfläche. Wer kann sich das leisten? Und wer putzt das denn alles? Und außerdem: Wo ist denn da die Herausforderung, wenn man eh unendlich viel Platz zur Verfügung hat? Viel spannender finde ich kleine bis normalgroße Häuser, darum habe ich gerade mal wieder das Buch „Die besten Einfamilienhäuser bis 150 m²“ aus dem Callwey-Verlag (ISBN 978-3-7667-2136-5) durchgeblättert. 30 Projekte werden darin vorgestellt. Weit spannender als die Texte sind die Bilder, denn da sieht man auf einen Blick, dass der Wohnraum eines 80-Quadratmeter-Hauses durchaus großzügig wirken kann.

Drei Ideen zum Platzsparen

Treppauf, treppab: Da geht es mal ein paar Stufen von der Küche nach oben in den nächsten Raum, mal ist das Haus komplett als Split-Level-Konstruktion angelegt – die Wirkung von Wohnen auf verschiedenen Ebenen ist immer die gleiche: Der Grundriss wirkt spannender, die Räume größer. Der Trick besteht allerdings darin, gleichzeitig Durchsichten und Blickverbindungen zuzulassen. Das zeigt besonders ein Projekt der Architekten Denzer & Poensgen in Leverkusen. In dem Haus mit 147 Quadratmetern liegen Essplatz und Küche oberhalb des Wohnzimmers hinter einer halbhohen Wand wie auf einer Galerie. Das wirkt richtig imposant, obwohl die Grundfläche Normalmaße besitzt. Wechselnde Raumhöhen haben übrigens oft den gleichen Effekt. Fotos und Beschreibungen zu dem Haus gibt es auf der Internetseite der Architekten.

Mit den Fenstern spielen: Egal, wie wenig Platz ist, nur nicht an den Fenstern sparen! Manchmal werden bei kleinen Häusern ganze Fassaden verglast. Die Idee dahinter ist simpel: Wer in die weite Natur und in die Ferne schaut, fühlt sich automatisch weniger eingeengt. Drinnen und draußen verschmelzen in der Raumwirkung, Loggien und Höfe erweitern die Fläche, auch wenn diese außerhalb des Wohnraumes liegen. Aber auch eine andere Art, Fenster einzusetzen, kann bei kleinen Grundrissen sinnvoll sein: So haben Innauer-Matt Architekten bei einem 135-Quadratmeter-Haus in Vorarlberg in Österreich das Kinderzimmer mit addierten Dachflächenfenstern belichtet. Der Ausblick mag in einem Kinderzimmer auch nicht entscheidend sein; dass es hell und freundlich wirkt, dafür umso mehr. Fotos davon sind unter der Überschrift „Haus Feurstein“ auf der Homepage der Architekten zu sehen.

Fugenlose, glatte Böden: Wer wenig Wohnfläche zur Verfügung hat, sollte diese nicht auch noch optisch unterteilen. Das ist der Grund, warum häufig glatte Bodenbeschichtungen in solchen Häusern zu finden sind. Sind die zudem verhältnismäßig hell, sorgt das zusätzlich für eine großzügige Raumwirkung. Architekt Thomas Bechtold hat ein 138-Quadratmeter-Haus mit einer hellen, fugenlose Bodenbeschichtung geplant – und zeigt den Beitrag aus dem Callwey-Buch auch auf seiner Homepage. Wer eine wärmere Anmutung wünscht, greift zu Parkett, dass über Raumgrenzen hinweg ohne Schwellen verläuft.