Architektur mit Herz: Ferienwohnen in der Alten Liebe

Fassade und Fenster von Haidl-Madl Ferienwohnen
In den modernen Fenstern der „Alten Liebe“ spiegelt sich die Natur des Böhmerwaldes. Foto: Karin Polz

Ingrid Haidl-Madl liebt das alte Bauernhaus, in dem sie aufgewachsen ist. Sie liebt modernes skandinavisches Design. Und sie liebt ihre Heimat, den Bayerischen Wald. Das spürt man sofort, wenn man Haidl-Madl Ferienwohnen betritt. Die drei Appartements in Marchhäuser bei Haidmühle (Landkreis Freyung-Grafenau) strahlen Herzlichkeit aus. Und sie zeigen schon auf den ersten Blick: Hier hat jemand Hand angelegt, der ein Gespür für Design und Architektur hat.

Traditioneller Bayerischer Wald trifft skandinavisches Design

Ein 300 Jahre altes Bauernhaus, ja, das kann man vielleicht erwarten, wenn man in die versteckten Winkel des Bayerischen Waldes fährt. Dass es so gut erhalten ist, so schön dekoriert und so liebevoll in die Gegenwart gerettet wurde, das begeistert. Die Überraschung folgt auf den zweiten Blick: Im Eingangsbereich befindet sich Ingrid Haidl-Madls Laden mit Handgefertigtem aus dem Bayerischen Wald, Design mit skandinavischem Touch und zeitlos Schönes aus aller Welt. Und ein Blick in die Appartements zeigt: Auch hier ist diese Mischung zu finden. Speziell in der neuesten Ferienwohnung ist sie eine harmonische Verbindung mit moderner Architektur eingegangen.

Treppenaufgang zur Terrasse von Haidl-Madl Ferienwohnen
300 Jahre alt ist das Bauernhaus, in dem Ingrid Haidl-Madl ihr Zuhause, drei Ferienwohnungen und ihren Laden hat. Foto: Karin Polz

Das neueste Appartement, das ist die „Alte Liebe“. Früher die Wohnung von Ingrid Haidl-Madls Mutter, heute ein Zuhause auf Zeit für Feriengäste, die Design und Architektur schätzen – und die unglaubliche Ruhe, die charakteristisch für Haidl-Madl Ferienwohnen ist. Nicht einmal 200 Meter entfernt verläuft die tschechische Grenze. Die lange Zeit unberührte Natur und der weite Himmel vermitteln heute ein Gefühl grenzenloser Freiheit. Auf sechs Hektar Grund verteilen sich nicht nur Ruheplätze im Liegestuhl und der Hängematte, sondern es leben hier auch vier Hühner und die Katzen Lotte und Peterl. Im Gemüsegarten wachsen wahre Bio-Lebensmittel – und die Wiese darf wuchern, damit Blumen und Wildkräuter sich auch fürs nächste Jahr aussäen.

Dicke Mauern und moderne Fenster als Hingucker

Doch zurück zur „Alten Liebe“: In ihr verbinden sich das Beste aus Vergangenheit und Gegenwart. Meterdicke Wände schirmen die Ferienwohnung nach draußen ab – und diese Dimension zeigt sich ganz deutlich in den modernen Fenstern, die Ingrid Haidl-Madl einbauen hat lassen. „Ich wusste, ich will eine ganz neue Lösung für die Fenster, aber anfangs konnte mir da niemand weiterhelfen; niemand hat verstanden, was ich mir gewünscht habe“, schildert Ingrid Haidl-Madl den weiten Weg zur heutigen Optik.

Die Fensteröffnungen wollte Ingrid Haidl-Madl nicht verlegen, das wäre bei den alten Steinbruchmauern ein zu großes Wagnis gewesen. Die ursprünglichen Fenster waren in den 1970er Jahren ausgetauscht worden. Moderne Fenster passten nicht in die tiefen Mauern. Die Lösung brachte dann Architekt Bernd Vordermeier, den Blogleser bereits vom Projekt Moosham 23 kennen. Um die Tiefe zu betonen, sitzen die Fensterscheiben als Festverglasung ganz außen, quasi bündig mit der Fassade. Innen kleidet ein Holzrahmen die ganze Mauerdicke rundum aus. Daneben befindet sich ein kleineres Fenster, das ganz innen sitzt und geöffnet werden kann. Die Mauerstärke wird hier von außen genutzt – zum Beispiel, um hübschen Blumenschmuck in die Fensternische zu stellen.

Wohnzimmer der Ferienwohnung Alte Liebe
Jedes Möbel, jedes Detail der Ferienwohnung ist mit Liebe ausgewählt. Foto: Karin Polz
Blick auf den Kachelofen im Wohzimmer der Ferienwohnung Alte Liebe
Der alte handgemauerte Kachelofen, die geseiften Tannenholzdielen und das skandinavische Design ergeben in der „Alten Liebe“ ein ebenso reizvolles wie gemütliches Ambiente. Foto: Karin Polz

Möbeldesign von Ingrid Haidl-Madl

Die Fenster sind das bestimmende architektonische Element, doch eigentlich sind noch viele weitere Details einen genaueren Blick wert: der pure Holzboden aus geseifter Tanne, der ehemalige Räucherschrank im Wohnraum, der immer noch ein bisschen nach Geräuchertem riecht, der Kachelofen, die handgemachten Siebringe für Bäcker als Wanddeko in der Küche. Der Mix aus Altem und Neuem zieht sich durch die ganze Wohnung – und durchs ganze Haus. „Die Einrichtung ist von uns“, sagt Ingrid Haidl-Madl, „Bett und Kleiderschrank habe ich sogar selber entworfen.“

Die Gestaltung, aber auch viele Umbauarbeiten sind Eigenleistung. Kein Wunder also, dass auch viel Individualität in der Ferienwohnung steckt. Im Schlafzimmer, wo das einzige originale, 100 Jahre alte Fenster des Appartements erhalten blieb, erinnert auch ein Wandstück an die Geschichte des Raumes: Hier wurde nicht neu drübergeputzt und gekalkt, sondern hier zeigt sich, wie der Raum früher gestrichen war. So viel Liebe zum Detail wurde 2014 belohnt: Haidl-Madl Ferienwohnen wurde für die Architektouren der Bayerischen Architektenkammer ausgewählt. Auch im Buch „Urlaubsarchitektur – Selection 2016“ des Portals Urlaubsarchitektur wurden die Appartements vorgestellt.

Erinnerungen an den Schriftsteller Hermann Lenz

Außer in der „Alten Liebe“ können Feriengäste bei Ingrid Haidl-Madl auch im „Nest“ oder im Appartement „Hermann Lenz“ wohnen. Letzteres verweist auf den bekannten Schriftsteller, der ein regelmäßiger Feriengast in der Gegend war. Von 1963 bis 1986 verbrachte er seine Urlaube beim Großvater von Ingrid Haidl-Madls Ehemann. Die Ferienwohnung ist nicht nur nach dem Schriftsteller benannt, sondern birgt auch viele Erinnerungen. Das Schlafzimmer ist das Original-Schlafzimmer von Hermann Lenz und stammt aus einer Stuttgarter Manufaktur. Dazu gesellen sich in der Wohnung ein alter Eichentisch aus dem Bauerhaus und dänisches Design aus den 1950er Jahren.

Blick in den Wohnraum der Ferienwohnung Hermann Lenz
Ein Blick in den Wohnraum der Ferienwohnung „Hermann Lenz“. Foto: Karin Polz

Ebenso im „Nest“: Designliebhaber finden in der Wohnung e15-Sofa von Designer Ferdinand Kramer und eine mundgeblasene Pendelleuchte aus einer Bayerwald-Manufaktur; aber vor allem finden sie einen einzigartigen Schlafraum, der 2006 gebaut wurde. Über vier schmale Stufen gelangt man vom Wohnbereich in einen Raum über dem ehemaligen Stall, mit zwei hohen Fenstern und einen weiten Blick in den Böhmerwald. Komplett aus Holz und ganz ohne Metall ist das Bett, der Schrank durch eine Wandnische ersetzt. Auch hier zeigt sich Ingrid Haidl-Madls Stil: „Wir waren noch nie Ikea-Leute, ich mag alte Möbel, und ich mag Wertigkeit statt einem Trend hinterherzulaufen.“

Typisches Bio-Frühstück im „blauen Zimmer“

Außergewöhnlich ist auch der Frühstücksraum, der allen Gästen zur Verfügung steht: Das „blaue Zimmer“ ist ein offener Bereich hinter dem Laden und – leicht zu erraten – ganz in Blau gestrichen. Hier sitzt man um den berühmten Tisch „Bigfoot“ von e15 auf verschiedenen Stühlen von Hansen aus Dänemark und genießt Ingrid Haidl-Madls berühmtes Bio-Frühstück.

Ihre Gäste schätzen das persönliche Ambiente und die Wohlfühlatmosphäre. Aus Hamburg, Berlin, aus der Schweiz, von überallher kommen sie. Auch aus der Region, aus Passau zum Beispiel, wird die Auszeit an der tschechischen Grenze angefragt. Untypisch für die heutigen Urlaubsgewohnheiten bleiben manche Gäste sogar zwei Wochen. Langweilig wird ihnen sicher nicht, denn Ingrid Haidl-Madl hat im Haus mehr als 3000 Bücher untergebracht. Im Hauskino gibt es Dokumentationen über den Bayerwald und zu regionalen Themen. Und wenn Sauna oder Whirlpool fehlen, dann verweist Ingrid Haidl-Madl auf „Wildnis statt Wellness“: die ursprüngliche Erholungskraft von Ruhe und Natur. Wo sonst kann man sie leichter finden als an diesem Fleckchen.

Leseecke von Haidl-Madl Ferienwohnen
Gemütliche Leseecke: Mehr als 3000 Bücher hat Ingrid Haidl-Madl in ihrem Haus. Foto: Karin Polz

Übrigens: In einigen der Ferienwohnungen sind kurzfristig noch Termine für den Sommer 2019 frei – wer absolute Ruhe, herzliche Gastlichkeit, ein persönliches Ambiente und eine der schönsten Naturlandschaften Europas genießen möchte, schreibt am besten direkt an Ingrid Haidl-Madl unter info@haidl-madl-ferienwohnen.de.

Im Flur steht eine Holzkiste mit dem Schriftzug von Haidl-Madl Ferienwohnen
Mit Liebe zum Detail: Selbst die schlichte Holzkiste wird zum Deko-Objekt. Foto: Karin Polz
Zettel mit der Aufschrift Alte Liebe
Individuell und persönlich – das charakterisiert Haidl-Madl Ferienwohnen. Foto: Karin Polz

Neues Leben im alten Bauernhaus

Altes Bauernhaus neu renoviert Außenansicht

Das kleine Bauernhaus mit dem Holzbalkon ist direkt an den ehemaligen Stall angebaut. Zwei Räume über dem Stallgebäude wurden integriert. Foto: Karin Polz

Wenn alles nach Plan gegangen wäre, würde Martina Baumgartner (27) jetzt in einem Neubau wohnen. Stattdessen richtet sie gerade ein rund zweihundert Jahre altes Haus ein. Eines, das unter Denkmalschutz steht und deshalb nicht abgerissen werden durfte.

Davon allerdings wussten Martina Baumgartner und ihre Eltern Heinrich und Theresia nichts, als sie die Bauvoranfrage stellten. Zurück kam ein Schreiben des Denkmalamtes. Erst waren die Baumgartners nicht gerade begeistert. „Als ich mir dann aber zwei, drei umgebaute alte Häuser angeschaut hatte, war ich fasziniert“, sagt Martina. „Mittlerweile bin ich auch stolz darauf, was wir aus dem alten Häuschen gemacht haben“, sagt ihr Vater Heinrich.

Flur nach der Renovierung

Der alte Terrazzoboden durfte bleiben, auch die alten Steine zeugen von der ursprünglichen Bauweise des Hauses. Die Treppe hingegen ist neu. Foto: Martina Baumgartner

Das alte Haus ist schließlich sein Elternhaus. Er selbst hat für seine Familie auf dem Hof  im Landkreis Passau in den 1970er Jahren einen Neubau errichtet. Im alten Haus wohnte bis 2008 noch eine ehemalige Magd. Dann kamen die Abriss- und Neubaupläne, die Nachricht vom Denkmalamt und schließlich die denkmalschützerische Erlaubnis, das Haus nach bestimmten Maßgaben umzubauen, damit Martina dort wohnen kann. 2011 ging es los − mit dem Ausräumen.

Nach viel Eigenleistung und dank problemloser Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt kann Martina nun in ein Haus einziehen, das in der Substanz und in den Details seine Vergangenheit deutlich zeigt, gleichzeitig aber modernen Komfort bietet. Die Wand- und Fußbodenheizung und die Gastherme, die Dreifachverglasung der Fenster und die modernen Elektroleitungen sieht man natürlich nicht. Dagegen sticht dem Besucher schon beim ersten Schritt ins renovierte Bauernhaus der besondere, originalerhaltete Fußboden ins Auge: ein vor Ort gegossener Terrazzoboden. „Wegen ihm haben wir im Flur des Erdgeschosses auf eine Isolierung des Bodens nach unten verzichtet, es wäre schade um ihn gewesen“, sagt Martina.

Das Wohnzimmer nach der Renovierung

25 Kastenfenster mussten extra für das Haus angefertigt werden. Sie passen perfekt zum Charakter des Hauses und wirken dabei überhaupt nicht veraltet. Foto: Martina Baumgartner

Rechts und links des Flurs lässt sich deutlich erkennen, wie das Haus aufgebaut ist: Martina und ihre Familie − neben den Eltern half auch die Schwester mit Mann − haben die großen Granitsteine freigelegt und neu verfugt. „Tagelang haben wir dagesessen, die Steine von mehrfachen Zementschichten befreit und die Fugen ausgekratzt“, erinnert sich Martina. Wo über dem Granit die Ziegelsteine beginnen, ist die Wand weiß verputzt. Der ehemalige Zugang zum Stall wurde zugemauert. Am Treppenaufgang ist zu sehen, dass der obere Teil des Hauses aus Holz gebaut ist − eine Altholzwand erstrahlt dank der Behandlung mit der Wurzelbürste in neuem Glanz.

Vorher: das Bad

Alt und altmodisch: So sah das heutige Badezimmer vorher aus. Foto: Martina Baumgartner

„Mich beeindruckt das, wie die Leute damals gebaut haben“, sagt Martina. „Mir war wichtig, dass Bauteile frei bleiben, egal, ob Holz oder Stein, damit der individuelle Charakter und der spezielle Charme des Hauses zur Geltung kommen.“ Dass sie oft Kompromisse schließen musste, stört Martina nicht: „Es war eine Herausforderung, sich nach den Gegebenheiten des Hauses zu richten und da was draus zu machen.“ Viel Zeit hat sie damit verbracht, im alten Haus zu sitzen und sich zu überlegen, wie es später aussehen soll. „Ich wollte mich an das halten, was schon da war. Also zum Beispiel nur Naturprodukte verwenden. Und ich wollte das Haus offen, hell und freundlich haben, etwas Modernes mit dem Traditionellen verbinden.“

Das Bad nach der Renovierung

Und so sieht das Bad heute aus: modern, aber dank Natursteinoptik stimmig. Foto: Martina Baumgartner

Komplizierter als ein Neubau war dies allemal. So mussten die neuen Fenster vom Schreiner maßgefertigt werden. 25 Kastenfenster hat das kleine Häuschen − und fast jedes Fenster hat eine andere Größe. „Wir sind froh, dass wir den Schreiner hatten, dass es überhaupt noch Handwerker gibt, die diese Sachen machen“, sagt Martina. Denn auch für die Innentüren war ein Spezialist nötig. Die alten Holztüren benötigten zum Teil neue Glaseinsätze. Ein Glaser hat diese mit altem und neuem Glas, traditioneller Technik und Kitt eingebaut. Mit den alten Kastenschlössern, die die Baumgartners zusammengesammelt haben, schauen die Holztüren wieder aus wie anno dazumal − und passen perfekt ins übrige Ambiente.

Der Keller nach der Renovierung

Selbst der kleine Keller sieht nach der Renovierung hübsch aus: Weil nun auch der Treppenabgang zum Keller offen ist und beleuchtet wird, wirkt er nicht mehr düster und unheimlich. Foto: Martina Baumgartner

Ins Obergeschoss führt eine neue Treppe, das Geländer ist nach altem Muster gefertigt. Der Holzboden oben ist original − bis auf die Holznägel. „Ungefähr 150 Holznägel haben wir selbst geschnitzt, um dort, wo die Holzbretter alte Eisennägel hatten, die Löcher zu füllen“, erzählt Martina.

Während es unten ein Wohnzimmer und eine Küche gibt, wird das Obergeschoss Bad, Gästezimmer und ein kleines Büro beherbergen. Auch Martinas Schlafzimmer ist im Obergeschoss geplant, genau dort, wo früher die Oma geschlafen hat. Sogar die alten Möbel wird Martina hier verwenden. Andere Relikte haben dagegen neue Funktionen bekommen: Aus Altholz haben die Baumgartners Wäschekörbe gefertigt, ein alter Sicherungskasten hängt neu gestrichen dekorativ an der Wand.

„Ein Neubau wäre mit Sicherheit einfacher gewesen“, sagt Martina. Aber woanders neu zu bauen und das denkmalgeschützte Haus sich selbst zu überlassen? „Ich will doch keine Ruine vor der Haustür“, sagt Heinrich Baumgartner. Wäre auch schwer vorstellbar bei dem schmucken „Schusterbauer“-Hof, der schon 1674 urkundlich erwähnt wurde. Jetzt hat er ein neues Prachtstück − mit Vergangenheit, aber gerüstet für die Zukunft.

Dieser Text ist erstmals in der Beilage „Planen, Bauen, Wohnen“ der Passauer Neuen Presse vom 20. September 2014 erschienen.