Komplett aus Holz, komplett CO2-neutral

Der Woodcube, ein Projekt der IBA in Hamburg.

Der fünfgeschossige Woodcube ist bis auf einen Betonkern komplett aus Holz gefertigt. Foto: Hendrik Schwartz

Ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus aus Holz – ja, das funktioniert! Seit einiger Zeit überbieten sich die Planer und Baufirmen darin, möglichst groß und hoch in Holzbauweise zu bauen. Bei der Internationalen Bauausstellung in Hamburg (IBA) war so ein Haus zu sehen – und steht natürlich im Stadtteil Wilhelmburg-Mitte auch weiterhin, nur dass die IBA mittlerweile beendet ist.

900 Quadratmeter Wohnfläche wurden in nur fünf Wochen Bauzeit errichtet – das darf schon mal als Pluspunkt für das Haus namens Woodcube zählen. Dazu kommen nachhaltige Aspekte: Holz als Baumaterial ohne fremdstoffliche Dämmung oder Plastikfolien, ohne Holzschutzmittel oder Bauchemie, Buchenholzdübel statt Leim, bei der Erstellung und im Betrieb CO2-neutral, komplett biologisch recycelbar – mit diesen Eckdaten erweckt der Woodcube Aufmerksamkeit.

Nahaufnahme Woodcube bei der IBA in Hamburg

Sogar die Bodenplatten der Balkone bestehen aus Holz. Foto: Hendrik Schwartz

Ein Betonkern für Treppe und Aufzug ist der einzige Teil des Hauses, der nicht aus Holz besteht. Ansonsten hat das Haus zum Beispiel massive Decken aus unverleimtem, reinem Vollholz. Die Dämmung – und Statik – übernehmen 32 Zentimeter (oder 40 Zentimeter – da sind sich die Beschreibungen auf der Internetseite der IBA nicht einig) dicke Massivholzwände. Die Fassade altert auf natürliche Weise, weil sie unbehandelt ist. Selbst die Balkonplatten sind aus Holz. Und auch drinnen ist das Holz weitestgehend sichtbar – in Decken, Wänden und Böden. Wandaufbau, Nachhaltigkeitskonzept und vieles mehr hat der Bauherr, die Woodcube Hamburg GmbH, auf seinen Internetseiten zusammengetragen.

Unbehandelte Holzfassade des Woodcube bei der IBA in Hamburg

Die Fassade besteht aus unbehandeltem Holz, und auch sonst kommt der Woodcube ohne Bauchemie aus. Foto: Hendrik Schwartz

Die insgesamt acht Eigentumswohnungen sind zwischen 79 und 185 Quadratmeter groß. Sparen können die Bewohner bei den Energiekosten: Der Energiestandard von Woodcube sei mit einem Passivhaus vergleichbar, vermerkt die IBA in ihren Informationen. Tatsächlich sind die Werte niedrig: Die Verbrauchswerte lagen im Jahr 2013 bei durchschnittlich 10kw/h.

Ganz schön grün: das Algenhaus

Das IBA-Haus BIQ mit Bioreaktorfassade.

BIQ heißt das grüne Passivhaus, das auf zwei Seiten mit einer Algen produzierenden Fassade überrascht. Foto: Hendrik Schwartz

Wie versorge ich mein Haus günstig, nachhaltig und zuverlässig mit Energie? Das ist heute – so hoffe ich doch – eine der wichtigsten Fragen, wenn es ums Bauen geht. Leider sind nur wenige Häuslebauer dabei wirklich kreativ. Doch wenn sich Wissenschaftler und Querdenker nur ausgiebig genug mit dem Thema beschäftigen, kann etwas so UngeWOHNliches dabei herauskommen wie das Algenhaus namens BIQ in Hamburg-Wilhelmsburg.

Wer nicht ganz so genau hinschaut, könnte das fünfstöckige Gebäude einfach nur für ein optisch nicht ganz so gelungenes Mehrfamilienhaus in einer gewöhnungsbedürftigen Farbe halten. Doch weil es eine Sprechblase mit dem Schriftzug „Photosynthese?“ auf der Fassade trägt, riskiert man vielleicht doch einen zweiten Blick – und entdeckt geschosshohe Elemente an den Sonnenseiten. In diesen Kollektoren werden Algen gezüchtet. In Hohlräumen zirkuliert Wasser, das die Algen mit Kohlendioxid und Nährstoffen versorgt. Das Sonnenlicht tut das Übrige, und so lösen sich regelmäßig Algenfetzen, die nach oben steigen – erntereif.

In den Glasscheiben an der Fassade wachsen stetig Algen.

In den Kollektoren, die mit Nährlösung gefüllt sind, steigt immer wieder erntereife Algenmasse auf. Foto: Hendrik Schwartz

Im Technikraum des Gebäudes wird die Algenmasse geerntet und extern in Biogas umgewandelt. Selbst erzeugte Energie für das Passivhaus, das Ingenieure, Architekten, Wissenschaftler und Künstler anlässlich der Internationalen Bauaustellung (IBA) in Hamburg gemeinsam entwickelt haben. Weltweit soll das BIQ – die Abkürzung steht für „Bio-Intelligenzquotient“ – das erste Experiment dieser Art sein. „Mit dem innovativen Projekt entsteht in Hamburg-Wilhelmsburg das erste Haus weltweit, das sich über eine Gebäudefassade aus Photobiokollektoren selbst mit Energie versorgt“, heißt es auf der Internetseite www.biq-wilhelmsburg.de.

Rein rechnerisch könnte das Haus mit 15 Mietwohnungen wenigstens eine Mietpartei durch die sogenannte Bioreaktorfassade versorgen – auch das wird auf der Internetseite www.biq-wilhelmsburg.de vorgerechnet: „BIQ verfügt über 200 Quadratmeter Algenfassade. Bei einem Ertrag von 15 Gramm Trockenmasse pro Quadratmeter und Tag kann bei der Umwandlung von Biomasse in Biogas ein Nettoenergiegewinn von zirka 4500 Kilowattstunden pro Jahr erzielt werden. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht im Jahr zirka 4000 Kilowattstunden. Die Algenfassade könnte so den gesamten Haushalt der Familie mit Biostrom versorgen!“

30 Beispiele fürs Bauen mit Holz

Haus der Hiendl Schineis Architektengemeinschaft im Landkreis Deggendorf.

Die dunkle Fassade des Hauses verschmilzt fast mit der Landschaft. Foto: Anna Höber

Immer noch bauen in meinem Bekanntenkreis mehr Menschen mit Ziegel als mit Holz. Schade, denn Holz ist meiner Meinung nach das schönere Baumaterial. Das zeigt aktuell auch das Buch „Die besten Einfamilienhäuser aus Holz“ (ISBN 978-3-7667-1995-9) aus dem Callwey-Verlag. Insgesamt 30 Bauprojekte werden vorgestellt – vom fünfeckigen Ferienhaus, das mit schwarz gebeizten Tannenschindeln verkleidet ist, bis zum Siedlungshaus, das von außen verputzt ist, aber zeigt, dass man in Holzständerbauweise auch vier Geschosse hoch bauen kann. Einige Bilder der vorgestellten Einfamilenhäuser gibt es bei Callwey.

Holzhaus im Landkreis Deggendorf, geplant von Hiendl Schineis Architektengemeinschaft.

Die Glasflächen sind wegen des Hangs zwangsläufig nach Norden gerichtet. Foto: Anna Höber

Besonders habe ich mich aber gefreut, dass in dem Buch ein niederbayerisches Projekt zu finden ist, das unsere Mitarbeiterin Anna Höber auch schon in der Passauer Neuen Presse vorgestellt hat. Es handelt sich um einen Entwurf der Hiendl Schineis Architektenpartnerschaft aus Passau. Architekt Stefan Hiendl hat mit dem Bauherren zusammen ein besonders schwierig zu bebauendes Hanggrundstück ausgewählt, das aber einen wunderbaren Blick über einen See bietet.

Die großen Glasflächen richten sich aufgrund der Grundstückslage zwar nach Norden, aber die beiden hintereinander im Hang gestaffelten Geschosse bekommen dennoch genug Licht. Schwarzes Holz bildet die Fassade ‒ und verschwindet fast vollkommen in der Landschaft. Wie das Haus eine Einheit mit dem Hang bildet, gefällt mir sehr gut.

Mir persönlich wäre es ein bisschen zu viel, dass auch innen das Haus komplett mit unbehandeltem Lärchenholz verkleidet ist ‒ Böden, Decke und die Innenflächen der Außenwände. Die Raumaufteilung dagegen finde ich sehr spannend: Schon an der Skizze im Buch sieht man, dass die konventionellen Vorstellungen hier keine Rolle gespielt haben. Überflüssiges fehlt, dafür wird da gewohnt, wo die schönsten Blicke locken.

Preise für niederbayerische Fertighäuser

Das Haas Fertighaus Top Line 440

Gewinner des „Leser-Cube“: das Haus Top Line 440 von Haus Fertigbau. Foto: Oliver Heinl/Haas Fertighaus

Jeder hat in Sachen Architektur einen anderen Geschmack – und das ist auch gut so, denn sonst würden ja alle Häuser gleich ausschauen. Sicher ist, dass der Geschmack der breiten Masse in Richtung Toskanahaus geht. Das hat sich auch bei der Verleihung des „Leser-Cube“ gezeigt. Mehr als 300.000 Menschen haben abgestimmt, 34 Häuser standen zur Wahl – und gewonnen hat den Preis, ausgelobt vom Fachschriftenverlag Fellbach in Kooperation mit dem Onlineportal Immobilienscout24.de, ein niederbayerisches Unternehmen: Haas Fertigbau.

„Top Line 440″ heißt das Gewinnerhaus, entworfen hat es Ingrid Gottschalk, Architektin von Haas Fertigbau. Außen ist das Haus mediterran gestaltet, könnte so auch auf Mallorca stehen. 202 Quadratmeter Wohnfläche hat es zu bieten, innen sind eine offene Raumgestaltung, geradlinige Einrichtung und moderne Technik angesagt.

Für mich persönlich wäre es nichts – aber ich habe auch schon ein Haus. Viel wichtiger ist, dass es den Geschmack vieler trifft, das ist ja der Sinn eines Fertighauses. Was auch Xaver A. Haas, Geschäftsführer der Haas Fertigbau GmbH, in einer Pressemitteilung bestätigt: „Schließlich zeigen Ergebnisse wie dieses, dass unsere Fertighäuser bei den Bauherren gut ankommen – und das ist unser Ziel.“

Das Referenzhaus Functionality von Sonnleitner

Hat den „Architektur-Cube“ gewonnen: das Functionality-Haus von Sonnleitner. Foto: Sonnleitner Holzbauwerke GmbH & Co. KG

Den Großen Deutschen Fertighauspreis, auch „Golden-Cube-Award“ genannt, gibt es in mehreren Kategorien. Und während Haas den Leser-Entscheid gewonnen hat, hat ein zweites niederbayerisches Unternehmen in der Kategorie „Architektur“ abgeräumt: die Sonnleitner Holzbauwerke GmbH & Co. KG mit dem „Functionality-Haus“. Über dieses Haus möchte ich an dieser Stelle noch gar nicht so viel erzählen, denn ich habe es mir vor einiger Zeit genauer angeschaut und werde es bald ausführlicher vorstellen.

Für heute möchte ich einfach nur beiden Unternehmen gratulieren. Es freut mich, dass die Niederbayern in Sachen Holzbau so erfolgreich sind!

Alle Gewinner der einzelnen Kategorien der „Golden-Cube-Awards“ gibt es übrigens hier zu sehen.

Nachts im Hotel

Es fühlt sich gut an, in eindrucksvoller Architektur zu wohnen – auch im Urlaub. Für unseren Hamburg-Städtetrip haben wir daher ein architektonisch interessantes Hotel ausgewählt: das Gastwerk im Hamburger Westen. Das riesige Industriedenkmal aus Backstein und Stahl wurde nach 1892 als Gaswerk gebaut. Heute trägt es im Namen ein „t“ mehr, bezeichnet sich selbst als Hamburgs erstes Design-Hotel und fasziniert mit Loftcharakter. Wer die Lobby betritt, steht mitten in einer hohen, lichtdurchfluteten Industriehalle – und fühlt sich doch ein bisschen wie in einem Innenhof, denn die Zimmer befinden sich rechts und links der Lobby sozusagen in einem „Gebäude im Gebäude“. Brücken, Stahlträger, alte rohe Backsteinmauern und mehrere Rückzugsorte auf verschiedenen Ebenen haben uns so fasziniert, dass wir uns auf eine nächtliche Foto-Entdeckungstour durch das Hotel gemacht haben. Alle Fotos stammen von Hendrik Schwartz.

Liebe auf den zweiten Blick

Das Haus von Jessica und Bernhard liegt an einem Hang.

Zum Garten hin zeigt das Haus seine volle Größe, da es an einem Hang liegt. Foto: Jessica Atzesberger

Schön, wenn man auch beruflich die Chance bekommt, in fremde Häuser zu schauen. Für die Beilage „Planen/Bauen/Wohnen“ der Passauer Neuen Presse vom 28. September 2013 habe ich Jessica und Bernhard in ihrem Haus besucht. Und ich war begeistert: Das schöne Haus mit seiner stilvollen wie außergewöhnlichen Einrichtung passt perfekt zu den beiden − das ist ja das Wichtigste − und ihre riesige Veranda ist ein Traum! Warum ihr Haus aber eigentlich gar nicht ihr Traumhaus ist, haben sie mir erzählt.

Eine große Veranda ist das Markenzeichen des Hauses von Jessica und Bernhard.

Die Veranda dehnt sich auf zwei Seiten des Hauses aus. Jessica und Bernhard haben sie selbst gebaut. Foto: Jessica Atzesberger

Ihr Traumhaus hatten Jessica und Bernhard in ihren Köpfen schon fertig gebaut: Ein Toskanahaus sollte es sein. Doch dann stellte sich heraus: Auf dem Grundstück in Untergriesbach (Landkreis Passau), das Bernhard gehörte, war ein Toskanahaus nicht umzusetzen − der Bebauungsplan sprach dagegen.

Also begannen die Planungen von Neuem. Jessica und Bernhard machten sich auf die Suche nach einer Lösung ohne Zeltdach und wurden schnell fündig − in einem Musterhauspark: „Der Grundriss im ersten Musterhaus, das wir angeschaut haben, hat eigentlich genau gepasst“, erzählt Jessica. Ein paar Kleinigkeiten hat das Ehepaar noch angepasst, eine Speisekammer eingeplant, eine Ausnahmegenehmigung für eine Tonnendachgaube beantragt − und jetzt ist das weiße Haus mit Satteldach ihr neues Traumhaus. „Es war sozusagen Liebe auf den zweiten Blick“, sagt Jessica.

Die Veranda des Hauses ist äußerst großzügig bemessen.

Vor allem im Sommer ist die Veranda wie ein zweites Wohnzimmer. Foto: Jesscia Atzesberger

„Es ist immer wieder schön, wenn man auf das Haus zufährt, weil es von der Straße so klein und gemütlich aussieht“, bestätigt Bernhard. „Von der anderen Seite ist es aber eher eine Burg.“ „Ein Turm“, sagt Jessica. Am Ende einer Siedlung an einem Hang gebaut, sind die Wohnräume, die auf Straßenniveau liegen, vom Garten aus gesehen im ersten Stock. Eine Tatsache, die die beiden clever genutzt haben, indem sie eine großzügige Veranda ums Haus herum angelegt haben. „Die Veranda ist im Sommer unser zweites Wohnzimmer“, sagt Jessica. Und ein optischer Gewinn ist sie ebenfalls: Die turmhohe Hausmauer auf der der Straße abgewandten Seite wird unterbrochen − und die Aussicht, hinab in Wiesen und Wälder, ist grün und weit.

Noch dazu ist die Veranda handgemacht: Mit Holz aus dem Wald von Bernhards Eltern und sehr viel Zeitaufwand. Das gilt für vieles andere in dem Haus ebenfalls: Technikfertig hat das Paar es beim Fertighaushersteller Haas aus Falkenberg (Landkreis Rottal-Inn) geordert. Im April 2011 legten Bauherren und Bauunternehmen dann los. Als die Fassaden in Holzbauweise, Sanitär, Heizung und Elektrik dann fertig waren, werkelten Bernhard und Jessica  alleine weiter: Den ganzen August 2011 haben sie für den Innenausbau investiert und konnten schließlich im November 2011 einziehen.

Bibliothek im Haus von Jessica und Bernhard.

Im Inneren haben Jessica und Bernhard das Haus mit weißen Wänden und schwarzen Möbeln kontrastreich gestaltet. Foto: Karin Polz

145 Quadratmeter − ohne den großzügigen Keller − stehen dem Ehepaar zur Verfügung. Dunkle Fliesen und weiße Wände dominieren die Wohnräume. Auch bei den Möbeln haben die beiden zu dunklen Tönen gegriffen: Eine anthrazitfarbene Couch ist ihr Lieblingsplatz im Haus, und die Küche ist in Violett gestaltet. Dunkel wirkt es dennoch nicht: Große, doppelflügelige Terrassentüren lassen viel Licht hinein und erlauben großzügige Blicke in die Landschaft, der offene Wohnraum vermittelt Weite und der Eichenboden gemütliche Wärme.

„Im Obergeschoss, im Schlafzimmer, wirken die Rundungen der Tonnendachgaube von innen wie ein Himmel“, erzählt Jessica. Man merkt schon: Sie und ihr Mann Bernhard lieben ihr Haus. Auch wenn es dafür eines zweiten Blickes bedurfte.

Die Häuser des Jahres 2013

Buchcover Häuser des Jahres Callwey-Verlag

Covermodell ist natürlich der Gewinner des Wettbewerbs „Häuser des Jahres 2013“.

Die Jury des Häuser-des-Jahres-Wettbewerbs und ich sind nicht einer Meinung – so viel steht schon beim Blick auf das Titelbild fest. Den Gewinner des Wettbewerbes finde ich nämlich nicht so schön.

Der Entwurf des Architektenteams von HHF Architekten Basel erinnert mich ein bisschen zu sehr an ein Funktionsgebäude. Das vollverglaste Erdgeschoss hat so was von Museum oder Veranstaltungshalle oder Aquarium. Ich mag große Fensterflächen – aber vier Seiten Glas, das ist selbst mir zu viel.

Der Jury hat das Haus, das eine halbe Stunde von Basel entfernt steht, aber gefallen. Sonst hätte es den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis ja nicht gewonnen. Exquisite handwerkliche Ausführung und stringente Konsequenz bescheinigt die Jury; die Zonierung des Hauses – oben schlafen, in der Mitte wohnen und unten Funktionsbereiche – gefiel ebenso wie die „Distanzierung von der überwältigenden Natur“ durch die Plattform, auf der das Haus steht. Widersprüchlich sei es, einfach und komplex, introvertiert und extrovertiert.

Nicht verschweigen darf man, dass das Haus eine Wohnfläche von 240 Quadratmeter hat und 1,2 Millionen Schweizer Franken gekostet hat, also 990.000 Euro – das ist schon eher überdurchschnittlich.

Karin liest im Callwey-Buch Häuser des Jahres 2013

Mir gefällt das Passivhaus von Schrötter-Lenzi Architekten.

Ich kann mich da mehr für die kleinen Häuschen begeistern – ausgezeichnet ist zum Beispiel auch ein nur 90 Quadratmeter großes und 150.000 Euro teures Häuschen vom Architekten Sven Matt aus Bezau (Vorarlberg). Oder ein schmales Haus mit nur 4,70 Metern Breite, das Finck Architekten aus Stuttgart auf ein als unbebaubar geltendes Grundstück gezaubert haben – mit immerhin 182 Quadratmetern Wohnfläche und für 264.000 Euro.

Mein Favorit wäre allerdings das Passivhaus von Schrötter-Lenzi Architekten, das meiner Meinung nach eine gute und klare Mischung aus großen Fensterflächen und dunkler Holzfassade besitzt. Der eher flache Bau wirkt gemütlich, von drinnen muss man eine tolle Aussicht haben, und die integrierte Terrasse finde ich großartig. 124 Quadratmeter Wohnfläche hat es, 350.000 Euro betrugen die Baukosten.

Wer mehr sehen will, klickt auf http://haeuser-des-jahres.com. Oder greift zum Buch: „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ (Callwey-Verlag, ISBN 978-3-7667-2037-5) dokumentiert die 50 besten Einfamilienhäuser, ausgewählt aus 220 Einsendungen. Zum dritten Mal lobte der Callwey-Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architektur Museum den Wettbewerb aus. Das Buch zeigt die besten Häuser mit zahlreichen Fotos, Lage- und und Architektenplänen und Projektbeschreibungen.

Willkommen im „Haus Polz“ (2)

Die Hausführung geht weiter: Wie versprochen, dürft ihr auch einen Blick in die oberen Stockwerke werfen. Hier entlang!

Willkommen im „Haus Polz“ (1)

Heute lade ich euch zu einer Hausführung ein – erst einmal gibt es das Erdgeschoss zu sehen. Schaut euch einfach um!

Was sich oberhalb der Treppe befindet, zeige ich euch demnächst in Teil zwei meiner Hausführung.

Architektur in Norwegens Natur

Zwei Häuschen des Hotel Juvet in Norwegen

Die Häuschen des Hotels Juvet stehen mitten in der Natur.

Manchmal versteckt sich interessante Architektur dort, wo man sie am wenigsten vermutet. Zum Beispiel zwischen Birken, Espen, Kiefern, Felsen und einem Fluss in Norwegen, zwischen den Touristenmagneten Geirangerfjord und Trollstigen. Ursprünglich stand in einer einsamen Gegend irgendwo an dieser Landstraße ein Bauernhof – und einige Gebäudeteile des Hofes stehen immer noch. Doch dort, wo früher nur Wildnis war, sind heute Hotelzimmer – sehr ungewöhnliche allerdings. Sie gehören zum Hotel Juvet, das sich als „erstes Landschaftshotel Europas“ bezeichnet.

Ausblick vom Spa des Hotels Juvet

Nicht nur die sieben Häuschen, auch der Spa-Bereich, hier links die Terrasse, bietet wunderbare Ausblicke auf die norwegische Landschaft.

Sieben moderne Häuschen aus Holz verteilen sich mitten in der Natur. Das Besondere: Jedes Häuschen ist innen wie außen minimalistisch gestaltet, im Mittelpunkt steht jeweils der Ausblick. Wer in das Häuschen tritt, steht mitten in dem Zimmer, das viel freien Raum und wenig Möbel bietet. Doch darauf achtet sowieso niemand, denn eine Wand pro Haus, teils sogar zwei, sind aus Glas. Und weil Wände, Böden und Einrichtung in ganz dunklen Farben gehalten sind, schweift der Blick natürlich sofort zum Panorama, das es in sich hat – etwas anderes ist mitten in der norwegischen Natur auch kaum zu erwarten.

Ausblick aus einen Häuschen des Hotel Juvet

Weil das Zimmer in dunklen Farben gehalten ist, tritt der Ausblick in den Vordergrund.

Ich durfte eine Nacht in dem Häuschen verbringen, das direkt über dem Fluss Valldøla liegt. Und ich bin lange einfach nur dagesessen und habe aus dem Fenster, auf den Fluss, auf den Wald geschaut. Denn natürlich kommt man als Tourist wegen der Landschaft nach Norwegen. Und genau diese bekommt man hier wie auf einer Kinoleinwand geboten. Auch vom Bett aus, das in einer Zimmernische eingepasst ist, blickt man durch die Glaswand nach draußen. Jedes Haus hat eine andere Ausrichtung, ein anderes Panorama, und jedes Haus steht für sich alleine. Und jedes ist nur für zwei Personen konzipiert – wie ein Hotelzimmer, nicht wie ein Ferienhaus.

Kurt Slinning ist der Hotelier, der die Häuschen vermietet. Und dennoch sind Touristen, die nur eine Schlafstätte suchen, bei ihm an der falschen Stelle: „Wir verkaufen hier mehr als nur ein Zimmer“, sagt Slinning. Ihm geht es um die Philosophie, die hinter den Entwürfen der Architekten von Jensen & Skodvin aus Oslo steckt.

Alter Kuhstall des Hotel Juvet

Im ehemaligen Kuhstall des Hofes befinden sich heute Restaurant und Rezeption des Hotels.

Die Macht der Natur, Einsamkeit, Ruhe, Zurückgezogenheit, dafür steht Juvet. Das sollten die Urlauber auch zu schätzen wissen. Treffen können sich die Hotelgäste aber zum Beispiel im Spa-Häuschen, das ebenfalls mit Fluss-Blick aufwartet. Und gegessen wird zusammen  im Kuhstall des alten Bauernhofes. Knut Slinning kennt den Hof von früher, sein eigenes Sommerhaus liegt gegenüber. Als die Hauptstraße dazwischen zu einer der norwegischen Landschaftsrouten ernannt wurde und der Bauer seinen Hof zum Kauf anbot, entstand die Idee mit den Häuschen. „Wir arbeiten mit denselben Ressourcen wie früher die Bauern“, sagt Knut Slinning.

Das Hotel wurde 2012 mit dem Architekturpreis Houens Fonds Diplom ausgezeichnet. Dieser gilt als der älteste und renommierteste Architekturpreis in Norwegen. Er wird vom Kultusministerium verliehen an Projekte, die der Verband der norwegischen Architekten nominiert hat.

Wer bei seinem nächsten Norwegenurlaub eine Nacht in preisgekrönter norwegischer Architektur verbringen will, kann das für etwa 185 Euro pro Nacht und Person machen: Juvet Landskapshotell, 6210 Valldal, Telefon: 0047/95032010, www.juvet.com.