Neues Leben im alten Bauernhaus

Altes Bauernhaus neu renoviert Außenansicht

Das kleine Bauernhaus mit dem Holzbalkon ist direkt an den ehemaligen Stall angebaut. Zwei Räume über dem Stallgebäude wurden integriert. Foto: Karin Polz

Wenn alles nach Plan gegangen wäre, würde Martina Baumgartner (27) jetzt in einem Neubau wohnen. Stattdessen richtet sie gerade ein rund zweihundert Jahre altes Haus ein. Eines, das unter Denkmalschutz steht und deshalb nicht abgerissen werden durfte.

Davon allerdings wussten Martina Baumgartner und ihre Eltern Heinrich und Theresia nichts, als sie die Bauvoranfrage stellten. Zurück kam ein Schreiben des Denkmalamtes. Erst waren die Baumgartners nicht gerade begeistert. „Als ich mir dann aber zwei, drei umgebaute alte Häuser angeschaut hatte, war ich fasziniert“, sagt Martina. „Mittlerweile bin ich auch stolz darauf, was wir aus dem alten Häuschen gemacht haben“, sagt ihr Vater Heinrich.

Flur nach der Renovierung

Der alte Terrazzoboden durfte bleiben, auch die alten Steine zeugen von der ursprünglichen Bauweise des Hauses. Die Treppe hingegen ist neu. Foto: Martina Baumgartner

Das alte Haus ist schließlich sein Elternhaus. Er selbst hat für seine Familie auf dem Hof  im Landkreis Passau in den 1970er Jahren einen Neubau errichtet. Im alten Haus wohnte bis 2008 noch eine ehemalige Magd. Dann kamen die Abriss- und Neubaupläne, die Nachricht vom Denkmalamt und schließlich die denkmalschützerische Erlaubnis, das Haus nach bestimmten Maßgaben umzubauen, damit Martina dort wohnen kann. 2011 ging es los − mit dem Ausräumen.

Nach viel Eigenleistung und dank problemloser Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt kann Martina nun in ein Haus einziehen, das in der Substanz und in den Details seine Vergangenheit deutlich zeigt, gleichzeitig aber modernen Komfort bietet. Die Wand- und Fußbodenheizung und die Gastherme, die Dreifachverglasung der Fenster und die modernen Elektroleitungen sieht man natürlich nicht. Dagegen sticht dem Besucher schon beim ersten Schritt ins renovierte Bauernhaus der besondere, originalerhaltete Fußboden ins Auge: ein vor Ort gegossener Terrazzoboden. „Wegen ihm haben wir im Flur des Erdgeschosses auf eine Isolierung des Bodens nach unten verzichtet, es wäre schade um ihn gewesen“, sagt Martina.

Das Wohnzimmer nach der Renovierung

25 Kastenfenster mussten extra für das Haus angefertigt werden. Sie passen perfekt zum Charakter des Hauses und wirken dabei überhaupt nicht veraltet. Foto: Martina Baumgartner

Rechts und links des Flurs lässt sich deutlich erkennen, wie das Haus aufgebaut ist: Martina und ihre Familie − neben den Eltern half auch die Schwester mit Mann − haben die großen Granitsteine freigelegt und neu verfugt. „Tagelang haben wir dagesessen, die Steine von mehrfachen Zementschichten befreit und die Fugen ausgekratzt“, erinnert sich Martina. Wo über dem Granit die Ziegelsteine beginnen, ist die Wand weiß verputzt. Der ehemalige Zugang zum Stall wurde zugemauert. Am Treppenaufgang ist zu sehen, dass der obere Teil des Hauses aus Holz gebaut ist − eine Altholzwand erstrahlt dank der Behandlung mit der Wurzelbürste in neuem Glanz.

Vorher: das Bad

Alt und altmodisch: So sah das heutige Badezimmer vorher aus. Foto: Martina Baumgartner

„Mich beeindruckt das, wie die Leute damals gebaut haben“, sagt Martina. „Mir war wichtig, dass Bauteile frei bleiben, egal, ob Holz oder Stein, damit der individuelle Charakter und der spezielle Charme des Hauses zur Geltung kommen.“ Dass sie oft Kompromisse schließen musste, stört Martina nicht: „Es war eine Herausforderung, sich nach den Gegebenheiten des Hauses zu richten und da was draus zu machen.“ Viel Zeit hat sie damit verbracht, im alten Haus zu sitzen und sich zu überlegen, wie es später aussehen soll. „Ich wollte mich an das halten, was schon da war. Also zum Beispiel nur Naturprodukte verwenden. Und ich wollte das Haus offen, hell und freundlich haben, etwas Modernes mit dem Traditionellen verbinden.“

Das Bad nach der Renovierung

Und so sieht das Bad heute aus: modern, aber dank Natursteinoptik stimmig. Foto: Martina Baumgartner

Komplizierter als ein Neubau war dies allemal. So mussten die neuen Fenster vom Schreiner maßgefertigt werden. 25 Kastenfenster hat das kleine Häuschen − und fast jedes Fenster hat eine andere Größe. „Wir sind froh, dass wir den Schreiner hatten, dass es überhaupt noch Handwerker gibt, die diese Sachen machen“, sagt Martina. Denn auch für die Innentüren war ein Spezialist nötig. Die alten Holztüren benötigten zum Teil neue Glaseinsätze. Ein Glaser hat diese mit altem und neuem Glas, traditioneller Technik und Kitt eingebaut. Mit den alten Kastenschlössern, die die Baumgartners zusammengesammelt haben, schauen die Holztüren wieder aus wie anno dazumal − und passen perfekt ins übrige Ambiente.

Der Keller nach der Renovierung

Selbst der kleine Keller sieht nach der Renovierung hübsch aus: Weil nun auch der Treppenabgang zum Keller offen ist und beleuchtet wird, wirkt er nicht mehr düster und unheimlich. Foto: Martina Baumgartner

Ins Obergeschoss führt eine neue Treppe, das Geländer ist nach altem Muster gefertigt. Der Holzboden oben ist original − bis auf die Holznägel. „Ungefähr 150 Holznägel haben wir selbst geschnitzt, um dort, wo die Holzbretter alte Eisennägel hatten, die Löcher zu füllen“, erzählt Martina.

Während es unten ein Wohnzimmer und eine Küche gibt, wird das Obergeschoss Bad, Gästezimmer und ein kleines Büro beherbergen. Auch Martinas Schlafzimmer ist im Obergeschoss geplant, genau dort, wo früher die Oma geschlafen hat. Sogar die alten Möbel wird Martina hier verwenden. Andere Relikte haben dagegen neue Funktionen bekommen: Aus Altholz haben die Baumgartners Wäschekörbe gefertigt, ein alter Sicherungskasten hängt neu gestrichen dekorativ an der Wand.

„Ein Neubau wäre mit Sicherheit einfacher gewesen“, sagt Martina. Aber woanders neu zu bauen und das denkmalgeschützte Haus sich selbst zu überlassen? „Ich will doch keine Ruine vor der Haustür“, sagt Heinrich Baumgartner. Wäre auch schwer vorstellbar bei dem schmucken „Schusterbauer“-Hof, der schon 1674 urkundlich erwähnt wurde. Jetzt hat er ein neues Prachtstück − mit Vergangenheit, aber gerüstet für die Zukunft.

Dieser Text ist erstmals in der Beilage „Planen, Bauen, Wohnen“ der Passauer Neuen Presse vom 20. September 2014 erschienen.

Rundum-Energieversorgung durch die Sonne

Kollektoren auf dem Dach, an der Fassade und an der Rückwand des Carports (links) sammeln die Energie der Sonne. Foto: Karin Polz

Im Sommerhalbjahr Warmwasser und Heizung nur durch die Sonne? Das kriege ich mit meinen 14 Quadratmetern Solarkollektoren schon hin. Mehr Strom erzeugen, als ich selber brauche? Auch das ist mit meiner Photovoltaikanlage im Sommer ein Kinderspiel. Aber das ganze Jahr über nur auf die Sonne als alleinige Energiequelle vertrauen? Das scheint riskant. Ist doch das Hauptproblem bei der Sonnenenergie, dass Häuser dann die meiste Energie benötigen, wenn die Sonne am wenigsten scheint.

Ein Modellprojekt im Deggendorfer Stadtteil Natternberg soll aber nun genau das beweisen: Dass ein Haus mit entsprechender Ausstattung an Solarthermie und Photovoltaik mehr Energie erzeugen kann, als es selbst verbraucht. „Da geht es natürlich jetzt um die Bilanz“, sagt Markus Zacher. Der Student der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg verbringt sein Praxissemester damit, die Daten des Hauses zu sammeln und auszuwerten. Doch zu seinen Aufgaben gehört es auch, mal die Waschmaschine und den Trockner zu beladen, die Lichter ein- und auszuschalten – Markus Zacher muss einigermaßen simulieren, wie sich die Energieströme in einem Haus verhalten, das bewohnt wird. Das nämlich wird das Haus in Natternberg nicht. Stattdessen steht es als offizielle Außenstelle der Donaugartenschau bis Oktober 2014 Besuchern offen, die sich über Bauweise, Haustechnik und neueste Entwicklungen bei der Energieversorgung informieren wollen.

Stahlbeton und eine dicke Dämmschicht bilden die Außenwände, innen sind die Wände teils als Sichtbetonwände ausgeführt. Foto: Karin Polz

Sonnenenergie ist in Energiekonzepten für Einfamilienhäuser ein beliebter Baustein. Denn Sonnenenergie steht einen Großteil des Jahres reichlich zur Verfügung und kostet nichts. „Und Solarthermie ist bereits recht ausgereift“, sagt Markus Zacher. Die Warmwassergewinnung mittels Sonne ist schon lange Praxis bei Wohnhäusern. Photovoltaik entwickelt sich gerade enorm weiter: Auch private Bauherren können sich nun Speicher leisten, die dafür sorgen, dass der mit der Kraft der Sonne erzeugte Strom nicht sofort, sondern auch noch später genutzt werden kann.

Der Pufferspeicher steht in einem Anbau. Er ist 3,8 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 1,8 Metern. 20 Zentimeter Mineralwolle dämmen den Speicher. Foto: Karin Polz

Das „Effizienzhaus Plus“ basiert auf einfachen Prinzipien: Das Haus soll möglichst wenig Energie benötigen. Daher ist es gut gedämmt: Die 16 Zentimeter dicken Stahlbetonwände tragen eine 30 Zentimeter dicke Neopor-Dämmschicht. Die Fenster sind dreifach verglast und nach Süden ausgerichtet: So heizt die einfallende Sonne im Winter die Räume mit, im Sommer wird sie dank intelligenter Jalousien-Steuerung ausgesperrt. Auch alle Stromverbraucher, von der Umwälzpumpe bis zur LED-Beleuchtung, wurden nach Energieverbrauch ausgewählt.

Für ein Haus, das wenig Energiebedarf hat, kann Sonne die Heizung und Stromversorgung übernehmen. Verschieden geneigte Solarthermiefelder sollen möglichst viel Sonnenlicht einfangen: Knapp 50 Quadratmeter sind es insgesamt, verteilt auf die Fassade, wo die Kollektoren senkrecht angebracht sind, auf die Fläche hinter dem Carport mit 70 Prozent Neigung und auf dem Dach, das 33 Prozent Neigung hat. Die Wärme wird dann in einem 9200 Liter umfassenden Pufferspeicher − mit 20 Zentimetern Mineralwolle gedämmt − gespeichert und bei Bedarf über eine Fußbodenheizung verteilt. Der Pufferspeicher ist 3,8 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 1,8 Metern, alleine schon wegen seiner Größe steht er daher in einem Extraraum zwischen Haus und Carport.

Aber auch die Wärme, die der Pufferspeicher trotz Dämmung im Sommer abstrahlt, wäre in den Wohnräumen unerwünscht. Im Winter allerdings kann genau diese Wärme genutzt werden: Die zentrale Wohnraumlüftung kann sich Zuluft auch aus dem Raum des Pufferspeichers holen. Ist die Wärme des Pufferspeichers erschöpft, kommen als Notsystem zwei Heizstäbe zum Einsatz. Diese können theoretisch auch mit Sonnenstrom der Photovoltaikanlage mit 7,8 Kilowatt Peak Leistung betrieben werden. Oder mit Strom aus der Batterie, die mit Überschüssen der Photovoltaikanlage gefüllt wird und acht Kilowattstunden Kapazität hat. Die Batterie kann den Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms erhöhen − und bei Überschüssen auch das Elektroauto auftanken, das im Carport steht.

Markantes gestalterisches Detail: Mitten im Erdgeschoss führt die mit dunklen Wänden umgebene Treppe ins Obergeschoss. Foto: Karin Polz

Obwohl noch nicht klar ist, wie der Energiebedarf im Winter sich tatsächlich decken lässt, kann bereits errechnet werden, dass es über das ganze Jahr gesehen einen Energieüberschuss geben wird. Zwei Jahre lang werden alle Daten rund ums Haus erfasst – unter anderem geben mehr als 50 Sensoren im ganzen Haus Markus Zacher Auskunft über die verschiedensten Parameter. Der Student des Faches „Regenerative Energien und Energieeffizienz“ veröffentlicht eine tägliche und monatliche Bilanz unter anderem auf der Internetseite http://effizienzhausplus-deggendorf.de. Die wichtigsten Kenndaten werden an das Fraunhofer Institut für Bauphysik in Stuttgart übermittelt.

Gebaut wurde das Haus mit 170 Quadratmetern Wohnfläche von der Firma Bachl aus Röhrnbach (Landkreis Freyung-Grafenau). Unter www.bachlplushaus.de stellt die Firma Bachl weitere Informationen zum Projekt bereit. Das Haus in Natternberg ist eines von mehreren Modellhäusern des deutschlandweiten Effizienzplushaus-Netzwerks, gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Auch architektonisch ist es interessant: Ein großzügiger Luftraum über dem Wohnbereich, Sichtbetonwände und ein mitten in den Raum gesetzter, kompakter Treppenaufgang verleihen dem Haus eine moderne Anmutung. Ein Grundriss findet sich unter http://effizienzhausplus-deggendorf.de/index.php/architektur.

Das Effizienzhaus Plus ist im Rahmen der Donaugartenschau, die noch bis 5. Oktober 2014 dauert, täglich von 9 bis 18 Uhr kostenlos zu besichtigen. Die Anschrift lautet: Deggendorfer Straße 74, 94469 Deggendorf/Natternberg.

Geld sparen – mit Selbstbau oder Systembau

Bezahlbarer Wohnraum mitten in der Stadt – das ist nicht nur in Hamburg ein Problem. Dort allerdings gibt es zwei Beispiele, die zeigen, wie es gehen könnte. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) entstanden 2013 im Stadtteil Wilhelmsburg-Mitte drei Mehrfamilienhäuser mit zwei sehr unterschiedlichen Konzepten.

Beim Hausprojekt Grundbau und Siedler baut jeder seinen Teil des Hauses selbst fertig.

Ein Mehrfamilienhaus zum Selberfertigbauen: Das Projekt „Grundbau und Siedler“ will auf ungewöhnliche Weise preiswerten Wohnraum bieten. Foto: Hendrik Schwartz

So soll beim Projekt „Grundbau und Siedler“ Selbstbauen Kosten sparen. Den „Grundbau“, also das Stahlskelett des Hauses aus Decken und Stützen mit einigen Anschlüssen sowie Treppenhaus und Lift wird im Voraus errichtet. Danach sind die „Siedler“ an der Reihe: Sie können den Grundriss nach eigenen Vorstellungen planen und mit viel Eigenleistung ihre eigene Wohnung günstig bauen. „Die zukünftigen Eigentümer erwerben ein Paket, bestehend aus einer Parzelle im Grundbau aus Beton, dem kompletten Baumaterial für den Ausbau ihrer Parzelle und einem Handbuch, das alle nötigen Arbeitsschritte für diesen Ausbau detailliert beschreibt.“ So lautet die Beschreibung auf den Internetseiten der BeL Sozietät für Architektur aus Köln.

Ob das so geklappt hat, konnte ich nicht so recht nachprüfen – mal heißt es, der Quadratmeterpreis für die Bruttogrundfläche liege bei 710 Euro, mal ist davon die Rede, den Preis bei 2000 Euro pro Quadratmeter zu deckeln, dazu käme aber der Ausbausatz, der 300 Euro pro Quadratmeter kosten soll.

Das Haus Case Study soll ein Beispiel für kostengünstiges Wohneigentum geben

Ein zentraler Erschließungskern und außenherum vorgefertigte Grundmodule reduzieren die Kosten für dieses Haus namens Case Study. Foto: Hendrik Schwartz

Auf System- statt Selbstbau setzen dagegen die international tätigen Architekten von Adjaye Associates und die Hamburger Planpark Architekten. Ihr gemeinsames Projekt „Case Study“ ist ein Beispiel für kostengünstigen mehrgeschossigen Holzbau. Es gibt in dem Gebäude einen zentralen Erschließungskern, außenherum werden vorgefertigte Grundmodule gestapelt. Diese können horizontal oder vertikal verbunden werden. Es gibt also unterschiedlich große Wohnungen und auch Maisonettewohnungen. Der Platz für Loggien oder Terrassen wird aus den Grundmodulen „herausgeschnitten“ – so gibt es bei der Lärchenholzfassade nichts, was herausragt, sondern nur private, schattige Einschnitte. Dazu passt, dass auch die Fenster als schmale Einschnitte in die Fassade ausgeführt sind.

Das Modellhaus Case Study Nr 1 setzt auf Modulbauweise

Ein aus Modulen zusammengesetztes Fertighaus hat der Fertighaushersteller Schwörerhaus mitentwickelt. Foto: Hendrik Schwartz

Ein ähnliches Prinzip verfolgt das Haus „Case Study #1“, das aus 45 Quadratmeter großen, quadratischen Modulen zusammengesetzt ist. Das Haus lässt sich sowohl als freistehendes Mehrfamilienhaus als auch in einer Baulücke umsetzen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass sich Grundrisse flexibel anpassen lassen. So können in die vorgefertigten Module zusätzliche Trennwände eingefügt werden, oder es lassen sich mehrere Module zusammenschließen. Entworfen von Fusi und Ammann Architekten, hat der Fertigbauspezialist Schwörerhaus den Entwurf umgesetzt.

Kleine Häuschen ganz groß

Stripe House im niederländischen Leiden Außenansicht

Der Gewinner des Häuser-Awards 2014 steht auf einem nur 95 Quadratmeter großen Grundstück. Foto: Häuser/Luc Roymans

Mehr Quadratmeter bedeutet nicht gleich mehr Platz, mehr Freiraum oder schöneres Wohnen. Viele architektonisch interessante Häuser sind sogar eher klein. Das hat Vorteile: Kleine Häuser passen auf schwierige Restparzellen oder in Baulücken. Sie sind oft günstiger in Herstellung, Unterhalt und Energieverbrauch.

Wer klein baut, muss sich genau überlegen, wie er wohnen möchte und auf was er verzichten kann. „Wenn der Raum knapp ist, kommt es ganz besonders auf kluge Planung und kreative Konzepte an“, meint Bettina Hintze, Autorin des Buches „Kleine Häuser, große Wohnarchitektur“ (ISBN 978-3-421-03933-0).

In dem Bildband von DVA werden 20 Projekte vorgestellt, die beim Wettbewerb „Häuser-Award 2014“ besonders gut abgeschnitten haben. Das Buch gibt mit Hunderten Fotos, Plänen und Grundrissen sowie allen relevanten Baudaten einen ausführlichen Überblick über die Projekte und ist eine ideale Inspirationsquelle für Bauherren und Architekten. Mehr als hundert Projekte wurden für den Wettbewerb eingereicht, der vom Magazin „Häuser“ zusammen mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA), dem Informationszentrum Beton, dem Verband Privater Bauherren e.V. (VPB) und der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) durchgeführt wurde.

Stripe House im niederländischen Leiden

Die Architekten Esther Stevelink und Arie Bergsma haben das „Stripe House“ entworfen. Foto: Häuser/Luc Roymans

Den ersten Preis hat das „Stripe House“ im niederländischen Leiden gewonnen. Es ist zwar nicht mein Favorit, fasziniert mich aber wegen seines luftigen Inneren. Auf einem nur 95 Quadratmeter großen Grundstück haben die Hausherren, zwei Architekten des Büros Gaaga Studio for Architecture ganze 160 Quadratmeter Nutzfläche herausgeholt. Und dabei haben sie sogar noch großzügige Freiräume gewonnen. Ein sichtgeschützter Innenhof nimmt zum Beispiel einen kleinen Teil der 95 Quadratmeter ein. Und im Innenraum des schlichten würfelförmigen Baus wurde die Decke vom ersten ins zweite Obergeschoss nicht durchgezogen – so entstand ein Luftraum, fünfeinhalb Meter kann man von der Küche frei nach oben blicken. Wie haben die Architekten es geschafft, diese Freiräume auf kleinstem Raum unterzubringen? Indem sie die Verkehrsflächen minimiert haben – keine breiten Flure, keine repräsentativen Treppen, keine Abstellräume, dafür klug geplante Einbaumöbel.

Das Haus in London ist ein Entwurf des Büros Alma-nac

Das Grundstück ist nur 2,30 Meter breit – genug Platz für ein hübsches Häuschen. Foto: Häuser/Richard Chivers

Auch den dritten Platz finde ich persönlich spannend: Das Haus in London ist nur 2,30 Meter breit – so breit wie ein Autostellplatz. Dafür ist das Grundstück 32 Meter tief. Der Altbau, den sich die Architekten vom Büro Alma-nac vornahmen, war ein langer, düsterer Schlauch. Jetzt wohnt eine vierköpfige Familie in dem renovierten Stadthaus – Oberlichter und durchgehende Sichtachsen sorgen für ein großzügigeres Raumgefühl, auch wenn der Umbau nichts daran ändern konnte, das rechts und links der 2,30 Meter die Nachbarshäuser andocken.

Am meisten begeistert mich ein Projekt in der Nähe von Hamburg: Architekt Christian Stolz hat auf einem schmalen, langgestreckten Grundstück zwei einfach Satteldachhäuschen hintereinander angeordnet. Das vordere Holzhaus enthält Schlaf- und Kinderzimmer und schirmt die weiteren Bereiche von der Straße ab. Ein Gang, in den auch die Haustür integriert ist, verbindet das „Schlafhaus“ mit dem Wohn-, Koch- und Essbereich im kleineren der beiden Häuschen. Somit ist zum einen der Wohnbereich uneinsehbar, zum anderen bildet der Raum zwischen den beiden Häuschen und dem Verbindungsgang eine auf drei Seiten abgeschirmte Terrasse. Von diesem Haus gibt es leider kein Pressefoto, aber es ist auf den Internetseiten von „Schöner wohnen“ zu sehen. Wer sich auch die anderen Projekte ansehen möchte, findet sie ebenfalls bei „Schöner wohnen“.

Der intelligente Balkon

Das Haus namens Smart ist Grün in Hamburg

Wenn die Sonne auf den Balkon scheint, wird hier nicht nur sonnengebadet, sondern auch Energie erzeugt. Foto: Hendrik Schwartz

Balkone von Mehrfamilienhäusern können oft ganz schön hässlich sein. Eine recht elegante und dabei noch sehr sinnvolle Lösung haben Zillerplus Architekten und Stadtplaner aus München für ihr Haus „Smart ist grün“ gefunden: Die Balkonbrüstungen des fünfstöckigen Mehrfamilienhauses bestehen aus Solarmodulen.

Doch diese Art der grünen Energieerzeugung ist nur eine Besonderheit des Hauses, das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2013 in Hamburg umgesetzt wurde. Neben Photovoltaik und Solarthermie fällt vor allem eine ganz besondere Art der Kurzzeit-Wärmespeicherung auf: PCM-Vorhänge in den Räumen nehmen überschüssige thermische Energie auf und geben sie bei Bedarf wieder ab. „PCM steht dabei für Phase-Change-Materialien, aggregatswechselnde Materialien, die Wärme latent speichern und wieder abgeben können. In den Wintermonaten nehmen die Vorhänge die Wärme der flach stehenden Sonne auf und geben sie während der Nacht an die Räume ab“, heißt es in der Projektbeschreibung von Zillerplus Architekten und Stadtplaner.

Komplett aus Holz, komplett CO2-neutral

Der Woodcube, ein Projekt der IBA in Hamburg.

Der fünfgeschossige Woodcube ist bis auf einen Betonkern komplett aus Holz gefertigt. Foto: Hendrik Schwartz

Ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus aus Holz – ja, das funktioniert! Seit einiger Zeit überbieten sich die Planer und Baufirmen darin, möglichst groß und hoch in Holzbauweise zu bauen. Bei der Internationalen Bauausstellung in Hamburg (IBA) war so ein Haus zu sehen – und steht natürlich im Stadtteil Wilhelmburg-Mitte auch weiterhin, nur dass die IBA mittlerweile beendet ist.

900 Quadratmeter Wohnfläche wurden in nur fünf Wochen Bauzeit errichtet – das darf schon mal als Pluspunkt für das Haus namens Woodcube zählen. Dazu kommen nachhaltige Aspekte: Holz als Baumaterial ohne fremdstoffliche Dämmung oder Plastikfolien, ohne Holzschutzmittel oder Bauchemie, Buchenholzdübel statt Leim, bei der Erstellung und im Betrieb CO2-neutral, komplett biologisch recycelbar – mit diesen Eckdaten erweckt der Woodcube Aufmerksamkeit.

Nahaufnahme Woodcube bei der IBA in Hamburg

Sogar die Bodenplatten der Balkone bestehen aus Holz. Foto: Hendrik Schwartz

Ein Betonkern für Treppe und Aufzug ist der einzige Teil des Hauses, der nicht aus Holz besteht. Ansonsten hat das Haus zum Beispiel massive Decken aus unverleimtem, reinem Vollholz. Die Dämmung – und Statik – übernehmen 32 Zentimeter (oder 40 Zentimeter – da sind sich die Beschreibungen auf der Internetseite der IBA nicht einig) dicke Massivholzwände. Die Fassade altert auf natürliche Weise, weil sie unbehandelt ist. Selbst die Balkonplatten sind aus Holz. Und auch drinnen ist das Holz weitestgehend sichtbar – in Decken, Wänden und Böden. Wandaufbau, Nachhaltigkeitskonzept und vieles mehr hat der Bauherr, die Woodcube Hamburg GmbH, auf seinen Internetseiten zusammengetragen.

Unbehandelte Holzfassade des Woodcube bei der IBA in Hamburg

Die Fassade besteht aus unbehandeltem Holz, und auch sonst kommt der Woodcube ohne Bauchemie aus. Foto: Hendrik Schwartz

Die insgesamt acht Eigentumswohnungen sind zwischen 79 und 185 Quadratmeter groß. Sparen können die Bewohner bei den Energiekosten: Der Energiestandard von Woodcube sei mit einem Passivhaus vergleichbar, vermerkt die IBA in ihren Informationen. Tatsächlich sind die Werte niedrig: Die Verbrauchswerte lagen im Jahr 2013 bei durchschnittlich 10kw/h.

Ganz schön grün: das Algenhaus

Das IBA-Haus BIQ mit Bioreaktorfassade.

BIQ heißt das grüne Passivhaus, das auf zwei Seiten mit einer Algen produzierenden Fassade überrascht. Foto: Hendrik Schwartz

Wie versorge ich mein Haus günstig, nachhaltig und zuverlässig mit Energie? Das ist heute – so hoffe ich doch – eine der wichtigsten Fragen, wenn es ums Bauen geht. Leider sind nur wenige Häuslebauer dabei wirklich kreativ. Doch wenn sich Wissenschaftler und Querdenker nur ausgiebig genug mit dem Thema beschäftigen, kann etwas so UngeWOHNliches dabei herauskommen wie das Algenhaus namens BIQ in Hamburg-Wilhelmsburg.

Wer nicht ganz so genau hinschaut, könnte das fünfstöckige Gebäude einfach nur für ein optisch nicht ganz so gelungenes Mehrfamilienhaus in einer gewöhnungsbedürftigen Farbe halten. Doch weil es eine Sprechblase mit dem Schriftzug „Photosynthese?“ auf der Fassade trägt, riskiert man vielleicht doch einen zweiten Blick – und entdeckt geschosshohe Elemente an den Sonnenseiten. In diesen Kollektoren werden Algen gezüchtet. In Hohlräumen zirkuliert Wasser, das die Algen mit Kohlendioxid und Nährstoffen versorgt. Das Sonnenlicht tut das Übrige, und so lösen sich regelmäßig Algenfetzen, die nach oben steigen – erntereif.

In den Glasscheiben an der Fassade wachsen stetig Algen.

In den Kollektoren, die mit Nährlösung gefüllt sind, steigt immer wieder erntereife Algenmasse auf. Foto: Hendrik Schwartz

Im Technikraum des Gebäudes wird die Algenmasse geerntet und extern in Biogas umgewandelt. Selbst erzeugte Energie für das Passivhaus, das Ingenieure, Architekten, Wissenschaftler und Künstler anlässlich der Internationalen Bauaustellung (IBA) in Hamburg gemeinsam entwickelt haben. Weltweit soll das BIQ – die Abkürzung steht für „Bio-Intelligenzquotient“ – das erste Experiment dieser Art sein. „Mit dem innovativen Projekt entsteht in Hamburg-Wilhelmsburg das erste Haus weltweit, das sich über eine Gebäudefassade aus Photobiokollektoren selbst mit Energie versorgt“, heißt es auf der Internetseite www.biq-wilhelmsburg.de.

Rein rechnerisch könnte das Haus mit 15 Mietwohnungen wenigstens eine Mietpartei durch die sogenannte Bioreaktorfassade versorgen – auch das wird auf der Internetseite www.biq-wilhelmsburg.de vorgerechnet: „BIQ verfügt über 200 Quadratmeter Algenfassade. Bei einem Ertrag von 15 Gramm Trockenmasse pro Quadratmeter und Tag kann bei der Umwandlung von Biomasse in Biogas ein Nettoenergiegewinn von zirka 4500 Kilowattstunden pro Jahr erzielt werden. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht im Jahr zirka 4000 Kilowattstunden. Die Algenfassade könnte so den gesamten Haushalt der Familie mit Biostrom versorgen!“

30 Beispiele fürs Bauen mit Holz

Haus der Hiendl Schineis Architektengemeinschaft im Landkreis Deggendorf.

Die dunkle Fassade des Hauses verschmilzt fast mit der Landschaft. Foto: Anna Höber

Immer noch bauen in meinem Bekanntenkreis mehr Menschen mit Ziegel als mit Holz. Schade, denn Holz ist meiner Meinung nach das schönere Baumaterial. Das zeigt aktuell auch das Buch „Die besten Einfamilienhäuser aus Holz“ (ISBN 978-3-7667-1995-9) aus dem Callwey-Verlag. Insgesamt 30 Bauprojekte werden vorgestellt – vom fünfeckigen Ferienhaus, das mit schwarz gebeizten Tannenschindeln verkleidet ist, bis zum Siedlungshaus, das von außen verputzt ist, aber zeigt, dass man in Holzständerbauweise auch vier Geschosse hoch bauen kann. Einige Bilder der vorgestellten Einfamilenhäuser gibt es bei Callwey.

Holzhaus im Landkreis Deggendorf, geplant von Hiendl Schineis Architektengemeinschaft.

Die Glasflächen sind wegen des Hangs zwangsläufig nach Norden gerichtet. Foto: Anna Höber

Besonders habe ich mich aber gefreut, dass in dem Buch ein niederbayerisches Projekt zu finden ist, das unsere Mitarbeiterin Anna Höber auch schon in der Passauer Neuen Presse vorgestellt hat. Es handelt sich um einen Entwurf der Hiendl Schineis Architektenpartnerschaft aus Passau. Architekt Stefan Hiendl hat mit dem Bauherren zusammen ein besonders schwierig zu bebauendes Hanggrundstück ausgewählt, das aber einen wunderbaren Blick über einen See bietet.

Die großen Glasflächen richten sich aufgrund der Grundstückslage zwar nach Norden, aber die beiden hintereinander im Hang gestaffelten Geschosse bekommen dennoch genug Licht. Schwarzes Holz bildet die Fassade ‒ und verschwindet fast vollkommen in der Landschaft. Wie das Haus eine Einheit mit dem Hang bildet, gefällt mir sehr gut.

Mir persönlich wäre es ein bisschen zu viel, dass auch innen das Haus komplett mit unbehandeltem Lärchenholz verkleidet ist ‒ Böden, Decke und die Innenflächen der Außenwände. Die Raumaufteilung dagegen finde ich sehr spannend: Schon an der Skizze im Buch sieht man, dass die konventionellen Vorstellungen hier keine Rolle gespielt haben. Überflüssiges fehlt, dafür wird da gewohnt, wo die schönsten Blicke locken.

Nachts im Hotel

Es fühlt sich gut an, in eindrucksvoller Architektur zu wohnen – auch im Urlaub. Für unseren Hamburg-Städtetrip haben wir daher ein architektonisch interessantes Hotel ausgewählt: das Gastwerk im Hamburger Westen. Das riesige Industriedenkmal aus Backstein und Stahl wurde nach 1892 als Gaswerk gebaut. Heute trägt es im Namen ein „t“ mehr, bezeichnet sich selbst als Hamburgs erstes Design-Hotel und fasziniert mit Loftcharakter. Wer die Lobby betritt, steht mitten in einer hohen, lichtdurchfluteten Industriehalle – und fühlt sich doch ein bisschen wie in einem Innenhof, denn die Zimmer befinden sich rechts und links der Lobby sozusagen in einem „Gebäude im Gebäude“. Brücken, Stahlträger, alte rohe Backsteinmauern und mehrere Rückzugsorte auf verschiedenen Ebenen haben uns so fasziniert, dass wir uns auf eine nächtliche Foto-Entdeckungstour durch das Hotel gemacht haben. Alle Fotos stammen von Hendrik Schwartz.

Liebe auf den zweiten Blick

Das Haus von Jessica und Bernhard liegt an einem Hang.

Zum Garten hin zeigt das Haus seine volle Größe, da es an einem Hang liegt. Foto: Jessica Atzesberger

Schön, wenn man auch beruflich die Chance bekommt, in fremde Häuser zu schauen. Für die Beilage „Planen/Bauen/Wohnen“ der Passauer Neuen Presse vom 28. September 2013 habe ich Jessica und Bernhard in ihrem Haus besucht. Und ich war begeistert: Das schöne Haus mit seiner stilvollen wie außergewöhnlichen Einrichtung passt perfekt zu den beiden − das ist ja das Wichtigste − und ihre riesige Veranda ist ein Traum! Warum ihr Haus aber eigentlich gar nicht ihr Traumhaus ist, haben sie mir erzählt.

Eine große Veranda ist das Markenzeichen des Hauses von Jessica und Bernhard.

Die Veranda dehnt sich auf zwei Seiten des Hauses aus. Jessica und Bernhard haben sie selbst gebaut. Foto: Jessica Atzesberger

Ihr Traumhaus hatten Jessica und Bernhard in ihren Köpfen schon fertig gebaut: Ein Toskanahaus sollte es sein. Doch dann stellte sich heraus: Auf dem Grundstück in Untergriesbach (Landkreis Passau), das Bernhard gehörte, war ein Toskanahaus nicht umzusetzen − der Bebauungsplan sprach dagegen.

Also begannen die Planungen von Neuem. Jessica und Bernhard machten sich auf die Suche nach einer Lösung ohne Zeltdach und wurden schnell fündig − in einem Musterhauspark: „Der Grundriss im ersten Musterhaus, das wir angeschaut haben, hat eigentlich genau gepasst“, erzählt Jessica. Ein paar Kleinigkeiten hat das Ehepaar noch angepasst, eine Speisekammer eingeplant, eine Ausnahmegenehmigung für eine Tonnendachgaube beantragt − und jetzt ist das weiße Haus mit Satteldach ihr neues Traumhaus. „Es war sozusagen Liebe auf den zweiten Blick“, sagt Jessica.

Die Veranda des Hauses ist äußerst großzügig bemessen.

Vor allem im Sommer ist die Veranda wie ein zweites Wohnzimmer. Foto: Jesscia Atzesberger

„Es ist immer wieder schön, wenn man auf das Haus zufährt, weil es von der Straße so klein und gemütlich aussieht“, bestätigt Bernhard. „Von der anderen Seite ist es aber eher eine Burg.“ „Ein Turm“, sagt Jessica. Am Ende einer Siedlung an einem Hang gebaut, sind die Wohnräume, die auf Straßenniveau liegen, vom Garten aus gesehen im ersten Stock. Eine Tatsache, die die beiden clever genutzt haben, indem sie eine großzügige Veranda ums Haus herum angelegt haben. „Die Veranda ist im Sommer unser zweites Wohnzimmer“, sagt Jessica. Und ein optischer Gewinn ist sie ebenfalls: Die turmhohe Hausmauer auf der der Straße abgewandten Seite wird unterbrochen − und die Aussicht, hinab in Wiesen und Wälder, ist grün und weit.

Noch dazu ist die Veranda handgemacht: Mit Holz aus dem Wald von Bernhards Eltern und sehr viel Zeitaufwand. Das gilt für vieles andere in dem Haus ebenfalls: Technikfertig hat das Paar es beim Fertighaushersteller Haas aus Falkenberg (Landkreis Rottal-Inn) geordert. Im April 2011 legten Bauherren und Bauunternehmen dann los. Als die Fassaden in Holzbauweise, Sanitär, Heizung und Elektrik dann fertig waren, werkelten Bernhard und Jessica  alleine weiter: Den ganzen August 2011 haben sie für den Innenausbau investiert und konnten schließlich im November 2011 einziehen.

Bibliothek im Haus von Jessica und Bernhard.

Im Inneren haben Jessica und Bernhard das Haus mit weißen Wänden und schwarzen Möbeln kontrastreich gestaltet. Foto: Karin Polz

145 Quadratmeter − ohne den großzügigen Keller − stehen dem Ehepaar zur Verfügung. Dunkle Fliesen und weiße Wände dominieren die Wohnräume. Auch bei den Möbeln haben die beiden zu dunklen Tönen gegriffen: Eine anthrazitfarbene Couch ist ihr Lieblingsplatz im Haus, und die Küche ist in Violett gestaltet. Dunkel wirkt es dennoch nicht: Große, doppelflügelige Terrassentüren lassen viel Licht hinein und erlauben großzügige Blicke in die Landschaft, der offene Wohnraum vermittelt Weite und der Eichenboden gemütliche Wärme.

„Im Obergeschoss, im Schlafzimmer, wirken die Rundungen der Tonnendachgaube von innen wie ein Himmel“, erzählt Jessica. Man merkt schon: Sie und ihr Mann Bernhard lieben ihr Haus. Auch wenn es dafür eines zweiten Blickes bedurfte.